Cine4Home Know How Special:
Von Farbrädern, Drehgeschwindigkeiten und Frequenzen...

Erläuterungen zum Regenbogeneffekt und dem neuen Cine4Home Testkriterium

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Kaum ein anderer Aspekt wird bei DLP-Projektoren so häufig diskutiert, wie der Regenbogeneffekt. Er wird als einer der Hauptnachteile der Single-Chip Projektion gehandelt. Dabei gehen die persönlichen Empfindungen hierbei so weit auseinander, wie kaum bei einem anderen Bildaspekt: Während manche Betrachter den Regenbogeneffekt gar nicht wahrnehmen können, klagen andere über Ermüdungserscheinungen bis hin zu Kopfschmerzen.

Bei den aktuellen Projektoren gibt es teilweise sehr große Unterschiede in Bezug auf den Regenbogeneffekt. Die einzige technische Angabe, die Aufschluss über die „Stärke“ dieses Effektes gibt, wurde leider von den Herstellern sehr abstrakt und wenig verständlich gewählt: Mit Farbradgeschwindigkeiten und Segmenten auf dem Farbrad wird hier geworben, ohne einen direkten Zusammenhang zu erklären. Um hier ein wenig „Licht ins Dunkle“ zu bringen, haben wir uns entschlossen, den Regenbogeneffekt in diesem Know-How Special technisch zu erläutern und unser Testkriterium bei unseren Projektoren-Tests zu erweitern.

 

Inhaltsübersicht:

1. Die sequentielle Farbdarstellung
2. Das Farbrad und seine Geschwindigkeiten
3. Farbräder mit erhöhter Segmentzahl
4. Technische Angaben zur sequentiellen Farbdarstellung
5. Ab sofort: Direkte Frequenz (Hz) – Angabe bei Cine4Home Tests
6. Spezielle Farbradvarianten
7. Fazit





1. Die sequentielle Farbdarstellung

Single-Chip-Projektoren erzeugen die Grundfarben nicht gleichzeitig auf der Leinwand, sondern zeitlich hintereinander, „sequentiell“. Das weiße Licht der Projektionslampe wird durch drei Filter eines Farbrades in seine Grundfarben aufgeteilt und nacheinander auf die Leinwand projiziert.


Lichtweg in der DLP-Projektion

Die eigentliche Farbmischung entsteht bei dieser Methode erst, durch die Trägheit des Auges, im Gehirn des Betrachters. Die Farbdarstellung ist sozusagen zu schnell, um von uns als getrennte R-, G- und B- Einzelbilder wahrgenommen zu werden. Leider zeigt die Praxis aber, dass selbst modernste DLP-Projektoren immer noch nicht schnell genug arbeiten, um vom Auge in jeder Szene unbemerkt zu bleiben.


Eine für DLP-Projektoren schwierige Testsequenz: Ein weißer Balken bewegt sich schnell vor einem dunklen Hintergrund: Empfindliche Augen nehmen hier Farbblitzer an den Rändern des Objektes wahr:

Wie lassen sich die unterschiedlichen Ergebnisse in technischen Daten erfassen? Um dies zu erreichen, wird ein einfacher Satz zu Grunde gelegt: Je schneller die sequentielle Farberzeugung, desto unsichtbarer der Regenbogeneffekt. Mit anderen Worten, je schneller sich das Farbrad drehen kann, desto weniger Farbblitzen nimmt der Betrachter wahr. Und genau hier arbeiten die Entwickler stetig an weiteren Verbesserungen, mit Erfolg, wie das nächste Kapitel zeigt:

 



2. Das Farbrad und seine Geschwindigkeiten

Wie bereits erläutert entstehen alle Farben des Videobildes durch die Mischung der einzelnen additiven Grundfarben Rot, Grün und Blau. Für jedes einzelne Videobild muss daher die RGB-Sequenz einmal durchlaufen werden.


Einfaches RGB-Rad

Einfache DLP-Projektoren verfügen über ein einfaches RGB-Rad, wie in der Abbildung oben. Pro Videobild dreht es sich einmal um seine Achse (360°) und sorgt zeitlich hintereinander für ein rotes, grünes und blaues Videobild auf der Leinwand. Während jeder Grundfarbe projiziert der DMD Chip dabei genau die Helligkeitsanteile, die für die gewünschte „Endfarbe“ in unserem Gehirn notwendig sind.

Dazu ein Beispiel: Soll eine strahlend gelbe Fläche auf der Leinwand erzeugt werden, so wird der DMD-Chip während der Rot- und Grünphase des Farbrades jeweils die maximale Helligkeit erzeugen. Während das Blausegment hingegen aktiv ist, wird er sich „ausschalten“ um keine Blauanteile auf die Leinwand zu leiten. Die zeitlich hintereinander projizierten Rot- und Grünbilder vermischen sich in unserem Auge dann zu einem Gelb (Rot + Grün = Gelb), als wären sie gleichzeitig auf der Leinwand. Nach dieser Methode lässt sich nahezu jeder Farbton, den unser Auge wahrnehmen kann, erzeugen.


Wie sieht es mit der Geschwindigkeit aus? Unsere PAL-Videonorm erzeugt 50 verschiedene Bilder pro Sekunde auf der Leinwand (50Hz). Wird pro Videobild die RGB-Sequenz einmal durchlaufen, dreht sich das Farbrad demnach 50-mal pro Sekunde, die Farbfrequenz beträgt ebenfalls 50Hz pro Grundfarbe, 150Hz insgesamt (3x50Hz=150Hz). Es ist leicht einzusehen, dass eine derart niedrige Frequenz vom Auge nicht unbemerkt bleibt, bei schnellen Bewegungen können die einzelnen Grundfarben noch voneinander getrennt wahrgenommen werden, was sich in einem Regenbogen-ähnlichen Farbblitzen äußert.


Zur Verminderung des Effektes gibt es eine einfache Lösung: Verdoppelt man die Drehgeschwindigkeit des Farbrades, so wird für jedes Videobild die RGB-Sequenz zweimal durchlaufen und die Frequenz somit ebenfalls verdoppelt auf 100Hz pro Grundfarbe, 300Hz insgesamt. Diese Steigerung bietet bereits „Linderung“, doch ist sie immer noch zu gering, um vom Auge unbemerkt zu bleiben.


Um den Regenbogeneffekt weiter zu vermindern, muss man also die Geschwindigkeit weiter erhöhen. Nun erscheint das für den Laien als eine einfach zu realisierende Lösung, doch sind hier der Technik Grenzen gesetzt: Je schneller sich das Farbrad dreht, desto größer ist die Belastung für Motor, Achse und Glasrad. Auch möchte der Nutzer einen leisen Projektor, und ein Farbrad, das sich mit 200 Umdrehungen pro Sekunde bewegt, ist schwer bis unmöglich „leise zu bekommen“. Als Lösung haben sich die Ingenieure einen genialen Trick einfallen lassen:

 

 


3. Farbräder mit erhöhter Segmentzahl

Anstatt die Drehgeschwindigkeit des Farbrades zu erhöhen, werden einfach die Rot, Grün und Blaufilter des Rades verdoppelt. Das Farbrad hat nun nicht mehr „nur“ drei Segmente, sondern sechs:


Farbrad mit sechs Segmenten


Oben abgebildetes Farbrad ist die derzeit am häufigsten verwendete Variante und nennt sich „RGBRGB“-Farbrad. Ohne weitere Motor-Geschwindigkeitserhöhung verdoppelt es die Grundfarbenfrequenz. Bei oben beschriebener zweifacher Motorgeschwindigkeit erreicht man so eine vierfache RGB-Folge pro Videobild (100 Umdrehungen x 2 Segmente / Farbe = 200Hz = 4 x 50Hz). Die Frequenz für jede Grundfarbe beträgt 200Hz, die Gesamtfrequenz 600Hz. Diese Geschwindigkeit ist bereits so hoch, dass viele Betrachter den Regenbogeneffekt nicht mehr als störend wahrnehmen. Allerdings ist er bei Kontrast-starken Szenen (helle Elemente auf dunklem Hintergrund) immer noch zu erkennen. Und Heimkino-Freunde mit besonders empfindlichen Augen klagen immer noch über Bildflimmern.


Um die Leistungsfähigkeit noch einmal zu steigern, haben die Entwickler die Drehzahl des Motors um 50% gesteigert, auf 150 Umdrehungen pro Sekunde. In Verbindung mit dem RGBRGB-Farbrad wird die Grundfarbenfrequenz somit ebenfalls um 50% auf sage und schreibe 300Hz gesteigert, die Gesamtfrequenz auf 900Hz! Eine derart hohe RGB-Frequenz ist derzeit aktueller Stand der Technik teurerer DLP-Projektoren. Günstigere Varianten, wie z.B. die PAL-optimierten Projektoren mit 576p-Chip, lassen eine so hohe Frequenz nicht zu, da hier der DMD-Chip nicht mehr schnell genug in seiner Ansteuerung ist.

Eine Sechsfach-Geschwindigkeit, wie sie gerade erläutert wurde, sorgt für durchweg gute Ergebnisse mit sehr wenigen Regenbogenartefakten. Und dennoch: Trotz der hohen Frequenz ist unser Auge in bestimmten Szenen immer noch in der Lage, Regenbogeneffekte bei schnellen Bewegungen und starken Kontrasten vereinzelt auszumachen. Man muss aber dazu sagen, dass wirklich nur noch ein sehr geringer Anteil der Menschen die seltenen Regenbogenartefakte als störend wahrnimmt.

 

 


4. Technische Angaben zur sequentiellen Farbdarstellung


4.1 Die RGB-Frequenz als Maßeinheit

Aus unseren bisherigen Ausführungen ist deutlich geworden, dass der Regenbogeneffekt, ähnlich dem Flimmereffekt herkömmlicher Röhrenfernseher, direkt von der Farbfrequenz des RGB-Rades abhängig ist. Je höher diese Frequenz, desto geringer das störende Farbblitzen.


Folgende Faustformel ist leicht zu verstehen und einprägsam:

RGB-Frequenz Bildeindruck
50Hz bis 150Hz

Sichtbarer und störender Regenbogeneffekt für nahezu jeden Betrachter.

200Hz bis 250Hz
Deutlich reduzierter Regenbogeneffekt, im Filmbetrieb wenig störend, aber in starken Kontrasten noch vereinzelt wahrnehmbar.
300Hz+ Im Film kaum noch wahrnehmbares Farbblitzen, selbst in Kontrast-starken Szenen.

 

Achtung: Obige „Regel“ bezieht sich auf durchschnittliche Erfahrungen mit Heimkinonutzern. Doch manche Augen reagieren empfindlicher oder auch unempfindlicher auf den Regenbogeneffekt! Der Regenbogeneffekt unterliegt stark dem persönlichen Empfinden. Deshalb gilt: Die eigene Empfindlichkeit gegenüber dem Rainbow-Effekt bei der Vorführung selber testen! Unsere Shopping-Mall-Partner beraten Sie gerne…

 


4.2 Die Angaben der Hersteller

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, fallen die technischen Herstellerangaben bezüglich des Farbrades sehr unverständlich bis sogar falsch aus. Wenn überhaupt, sind sie nur bei den technischen Daten unter „Color Wheel“ zu finden. Hier wird die Farbradgeschwindigkeit meist als Faktor angegeben, z.B. „vierfach“ oder „fünffach“. Abgesehen davon, dass überhaupt kein Bezugswert angegeben wird (fünffach von was?), sind diese Angaben meist aus den amerikanischen bzw. japanischen Daten übernommen, die sich nicht auf unser PAL-System beziehen, sondern auf das amerikanische NTSC System. Doch NTSC hat eine andere Bildwiederholfrequenz (60Hz) als PAL (50Hz). Auch die Segmentanzahl ist verwirrend, wirkt sie sich auf den Regenbogeneffekt aus? Wie „übersetzt“ man nun diese Angaben in sinnvolle Werte?


Zunächst sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Segmentanzahl des Farbrades für den Regenbogeneffekt unerheblich ist. Wie bereits in Kapitel drei beschrieben, ist sie nur ein technischer Kniff, um die RGB-Frequenz bei gleicher Umdrehungszahl zu verdoppeln. Die Angabe der Segmentzahl ist daher für den Anwender als Qualitätsmerkmal nicht zu beachten.


Die einzig entscheidende Angabe ist die Geschwindigkeit. Je höher sie ist, desto besser. Doch leider steht sie, wie bereits erwähnt, stets in Bezug auf den NTSC-Standard. Weiß man dies, kann man die verständlichere Frequenzangabe allerdings leicht berechnen. Ein Farbrad mit „4-facher“ Geschwindigkeit bedeutet also, dass die RGB-Sequenz pro NTSC Videobild viermal durchlaufen wird. NTSC arbeitet mit 60Hz, ergo erhalten wir eine RGB-Frequenz von 4x60Hz = 240Hz, ein sehr guter Wert. Doch leider bezieht er sich nur auf Wiedergabe von NTSC-Material. Mit ein wenig Kopfrechnen erkennt man aber, dass 240Hz kein ganzes Vielfaches von 50Hz(PAL) darstellt. Gibt man also PAL-Videomaterial mit einem Projektor mit 4-facher Farbradgeschwindigkeit wieder, so muss dieser das Farbrad bremsen, so dass sich eine RGB-Frequenz von 4 x 50Hz = 200Hz ergibt. Aber auch dies ist noch nach obiger Faustformel ein guter Wert, der die meisten Heimkino-Enthusiasten zufrieden stellt.

4-fache Farbradgeschwindigkeit bedeutet: RGB-Frequenz von 240Hz bei NTSC-Material, 200Hz bei PAL-Material.


Noch komplizierter wird es bei einer 5-fachen Farbradgeschwindigkeit. Auch ihre Angabe bezieht sich auf den NTSC-Standard, es ergibt sich eine RGB-Frequenz von 5 x 60Hz = 300Hz, einer der derzeit besten erreichbaren Werte. Ein angenehmer Nebeneffekt der 300Hz ist, dass sie auch ein ganzes Vielfaches von 50Hz(PAL) darstellen. Ein Projektor mit 5-facher NTSC Geschwindigkeit ist daher in der Lage, diese hohe Frequenz auch bei PAL zu halten. Dies entspräche einer auf PAL bezogenen Farbradgeschwindigkeit von „6-fach“ (6 x 50Hz = 300Hz). Und in der Praxis nutzen diesen Vorteil auch viele Projektoren, wie z.B. ein Sharp XV-Z2000. Doch leider ist nicht jeder Projektor so durchdacht, und so schalten manche Projektoren bei PAL-Material unnötigerweise „einen Gang runter“ auf 250Hz (5 x 50Hz). Egal wie sich der Projektor hier verhält, in den technischen Daten der Hersteller bleibt die PAL-Frequenz verschwiegen.

5-fache Farbradgeschwindigkeit bedeutet: RGB-Frequenz von 300Hz bei NTSC-Material, 300Hz oder 250Hz bei PAL-Material.

Der Anwender hat hier keine Möglichkeit, die tatsächlich ausgegebene Frequenz bei PAL-Material selbst zu ermitteln. Aus diesem Grund verbessern wir unsere Testkriterien an dieser Stelle:

 




5. Ab sofort: Direkte Frequenz (Hz) – Angabe bei Cine4Home Tests

Cine4Home-Leser haben es ab sofort einfacher. Ungeachtet der Herstellerangaben untersuchen wir ab sofort die RGB-Frequenz eines jeden Projektors mit Hilfe eines speziellen Messsensors für PAL- und NTSC-Material getrennt. Im Ergebnis erhalten wir somit stets genaue Angaben darüber, welche RGB-Frequenzen ein bestimmtes Modell tatsächlich ausgibt.

In Verbindung mit der Faustformel aus Kapitel 4 bekommt der Leser so einen verständlichen Überblick über die zu erwartende Regenbogen-Charakteristik des getesteten Gerätes:

300Hz und darüber Sehr Gut
200 bis 250Hz Gut
50 bis 150Hz Ausreichend bis befriedigend

 

An dieser Stelle möchten wir auch allen Herstellern die Anregung geben, in ihren technischen Daten detaillierte RGB-Hz-Angaben in Bezug auf PAL und NTSC zu veröffentlichen.

 

Soweit so gut, bis hierhin hält sich die Verwirrung unserer Leser hoffentlich in Grenzen. Tatsächlich wird das Thema durch weitere Entwicklungen mancher Hersteller noch etwas komplizierter, dafür aber auch noch interessanter:

 



6. Spezielle Farbradvarianten

Obig vorgestelltes RGBRGB-Farbrad ist das derzeit am weitesten verbreitete Hilfsmittel, um bei moderater Drehzahl eine hohe RGB-Frequenz zu erreichen. Doch manchen Herstellern ist dies nicht genug, und sie haben das Farbrad weiter entwickelt, um andere Bildvorteile zu erreichen. Hier stellen wir die drei interessantesten Varianten vor.



6.1 Doppelte Rot-Anteile in einem 6-Segment Farbrad

Regelmäßigen Lesern unserer Know-How- und Tuning-Texte ist längst bekannt, dass die derzeitige UHP-Lampentechnologie einer akkuraten Farbdarstellung digitaler Projektoren nicht entgegenkommt. Die Lampen weisen in ihrem Lampenspektrum einen zu geringen Rot-Anteil auf, so dass ihr „natives“ Licht zu kühl für den 6500K-Videostandard ist. Dieses Manko kann nur durch eine analoge Farbfilterung oder einen digitalen Farbausgleich behoben werden.

Besonders geschickte DLP-Konstrukteure machen sich hier die Farbfilterung des Farbrades zu Nutze: Um den Rotmangel der Lichtquelle auszugleichen, verdoppeln sie einfach die Fläche der roten Filtersegmente.


Farbrad mit großen Rotsegmenten

Durch diesen Trick wird die Grundfarbe Rot im Verhältnis zu Grün und Blau zeitlich länger auf die Leinwand projiziert, was in unserem Gehirn als eine Verstärkung des Rotanteils interpretiert wird. Mit dieser Methode ist es tatsächlich möglich, das maximale Kontrastverhältnis des Projektors bei korrekten Farben zu erreichen. Leider folgen dieser vorbildlichen Lösung nicht alle Projektoren-Hersteller, da sie mit einem Verlust der Maximal-Helligkeit verbunden ist und die Lumen-Angaben in den technischen Daten nicht mehr so plakativ hoch ausfallen. In den Herstellerangaben sind zudem leider ebenfalls keine weiteren Angaben zur Beschaffenheit des Farbrades zu finden.


Anhand eines neuen DLP-Projektors, dem Metavision NHT576, haben wir durch Frequenzmessungen bereits erste interessante Ergebnisse erhalten. Vielen Interessenten fällt in der Vorführung auf, dass der NHT576 ein besonders gutes Regenbogenverhalten aufweist. In den ungenauen technischen Angaben ist aber nur ein „6 Segment RGBRGB-Farbrad mit fünffacher Geschwindigkeit“ angegeben. Wir haben das Farbrad daher weitergehend untersucht und haben obige Konstruktion mit doppelten Rot-Segmenten „entdeckt“. Bei den anschließenden Frequenz-Messungen überraschte uns ein besonderes Ergebnis: Während die Wiederholfrequenzen für die Grün- und Blauanteile erwatungsgemäß 300Hz betragen, so wurde die Rotfrequenz auf 600Hz verdoppelt. Dies bedeutet, dass die großen Rotsegmente aus technischen Gründen jeweils wie zwei getrennte Farbsegmente behandelt werden:


„Virtuelle“ Trennlinien in den Rot-Segmenten

Für den DLP-Projektor stellt sich dieses Farbrad demnach wie ein 8-Segment-Farbrad dar. Mit 600Hz Rot- und 300Hz Blau- und Grünfrequenzen ergibt sich eine Gesamtfrequenz von 1200Hz. Hier ist es den Konstrukteuren gelungen, durch richtige Filterwahl und optimierter DMD-Steuerung sowohl die Farbdarstellung als auch den Regenbogeneffekt zu verbessern.

 

 

6.2 Acht-Segment Farbrad mit zusätzlichen Dunkelgrün-Anteilen

Ein anderes bekanntes DLP-Artefakt ist das sichtbare Bildrauschen in dunklen Bildpartien. Alle Helligkeitsstufen werden bei der DMD-Technik durch unterschiedliche Kippintervalle der einzelnen Spiegel erzeugt. Je höher die Helligkeit, desto schneller die Frequenz. Der Problembereich dieser Technik sind die unteren (dunklen) Helligkeitsstufen. Hier sind die Pixel länger aus- als angeschaltet und die Spiegelfrequenzen reichen nicht aus, um vom Auge unbemerkt zu bleiben. Als Konsequenz erscheinen dunkle Partien im Bild leicht verrauscht, ähnlich dem typischen Filmrauschen.

Auch hier haben sich die Konstrukteure Gedanken gemacht und einen Weg gefunden, das Farbrauschen mit Hilfe des Farbrades zu vermindern. Beim Mitsubishi HC2000 und dem Optoma H78 wurden zu diesem Zweck zwei dunkelgrüne Filtersegmente in das Farbrad eingesetzt:


Farbrad des HC2000 und des H77/78

Das Prinzip ist einfach wie genial: Grün ist die Grundfarbe, die für unser Auge die meiste Helligkeit transportiert. Soll eine dunkle Fläche projiziert werden, so kommen die dunklen Zusatzsegmente zum Einsatz. Während sie aktiv sind, kann der DMD-Chip schnelle und rauschfreie Frequenzen schalten, da das Licht durch das Farbrad gefiltert ist. So werden auch dunkle Partien im Bild deutlich rauschärmer. Es können so auch mehr Helligkeitsabstufungen digital erzeugt und „Dithering“ vermieden werden.

Doch wie bei vielen technischen Lösungen wird ein Vorteil oft mit einem anderen Nachteil „erkauft“. Der Haken des Farbrades mit doppeltem Dunkelgrün-Segment liegt in dem Umstand, dass für die RGB-Farbfilter weniger Platz verbleibt. Die R-, G- und B- Segmente müssen kleiner werden und so verbleibt dem DMD-Chip weniger Zeit für die Farbmischung. Hinzu kommt, dass während eines Segment-Wechsels (z.B. von Rot nach Grün), sprich während zwei Farbsegmente gleichzeitig im Lichtweg sind, der DMD-Chip inaktiv ist. Diese verkürzte Darstellungszeit macht sich in einer leichten Farbreduktion bemerkbar, wie wir sie z.B. in unserem HC2000 Test aufgedeckt haben. Es handelt sich bei den Farbreduktionen keinesfalls um einen technischen Fehler, sondern um eine technisch bedingte Folge des doppelten Dunkelgrün-Segments! Abhilfe schafft hier wiederum eine Verlangsamung der Farbfrequenz von 300Hz auf 200Hz (beim Mitsubishi HC2000 umschaltbar), dann hat der DMD-Chip wieder mehr Zeit für die einzelnen Grundfarben. Allerdings wird dann der Regenbogeneffekt wieder deutlicher.


Man sieht leicht, die Technik des Farbrades unterliegt gewissen Limitationen. Daher sollte jeder Interessent sich ein eigenes Bild davon machen, welche Aspekte für ihn besonders wichtig erscheinen: Regenbogeneffekt, Bildrauschen oder Farbgenauigkeit.


In weitaus teureren Preisklassen gehen die Ingenieure sogar noch weiter und versuchen, alle bereits geschilderten technischen Möglichkeiten des Farbrades für eine möglichst perfekte Single-Chip-Projektion auszuschöpfen:

 

 

6.3 Sieben-Segment Farbrad mit D65-Optimierung

Wie könnte das perfekte Farbrad aussehen? Wie wir bereits erläutert haben, sollte ein Farbrad eine möglichst schnelle RGB-Frequenz aufweisen, um den störenden Regenbogeneffekt zu minimieren. Zudem hat es im Idealfall vergrößerte Rot-Segmente, um den Rotmangel der UHP-Lampen auszugleichen und so einen perfekten Weißabgleich bei voller Kontrastausnutzung zu gewährleisten. „Last but not least“ würde sich ein dunkelgrünes Zusatzsegment positiv auf das Rauschen in dunklen Bildinhalten auswirken.

Die nahezu perfekte Lösung wäre sozusagen eine Kombination aus allen oben aufgeführten Varianten. So sahen es die Ingenieure der Firma Marantz anscheinend auch, als sie den High-End Projektor VP-12S3 entwarfen.


Das Farbrad der Marantz-Projektoren

Wie man im Bild oben erkennen kann, handelt es sich um ein RGBRGB-Farbrad mit zusätzlichem Dunkelgrün-Segment. Die roten Elemente sind deutlich verlängert, um den Rotmangel der Lampen auszugleichen. Der Dunkelgrünfilter sorgt für eine rauscharme Darstellung dunkler Bereiche. Zudem dreht sich dieses Farbrad im Projektor mit einer 5- bzw. 6-fachen Geschwindigkeit (300Hz!), was den störenden Regenbogeneffekt bis ins Unmerkliche vermindert. Leider gibt es bislang nur wenige (und im Preis hoch angesiedelte) Projektoren, die die Farbradoptimierung derart konsequent einsetzen. Bei der Marantz-Version handelt es sich um ein Musterbeispiel, das hoffentlich in Zukunft auch in anderen Modellen zum Einsatz kommt.

 

 

7. Fazit

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Know-How Special einen interessanten und verständlichen Einblick in die Aspekte der Single-Chip-DLP Projektion per Farbrad gegeben zu haben. Es ist schon überraschend, wie viel Know How alleine schon in einem so „kleinen“ Baustein eines Heimkino-Projektors steckt, und wie viel Potenzial es zur Optimierung bietet. Inwieweit sich die Hersteller in Zukunft mit ebensolcher Optimierung Mühe geben, werden wir durch unsere erweiterten Messmethoden der RGB-Frequenzen in kommenden Tests noch genauer untersuchen.

 

 

3. Juni, 2005, Ekkehart Schmitt

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