Wie in unserem Special "Externe
Bildverbesserung durch Anamorph-Optik - Digitalprojektion auf höherem
Niveau" erläutert, ist es möglich, das Bildformat von
Videoprojektoren zu verändern und eine volle Auflösungsnutzung
im gewünschten Kino-Format zu erzeugen. Dieser Formatwechsel ist
nur durch eine rein optische Lösung, sprich Vorsatzoptik, zu erzielen.
Derzeit gibt es drei Hersteller solcher Vorsatzoptiken: Prismasonic,
Panamorph und Isco Optic. Erstere Firmen bieten sogenannte Prismenlösungen
an, während Isco als einzige Firma auf eine direkte Linsenlösung
setzt. In der Vergangenheit haben wir bereits das Prismasonic-Produkt
V-200 getestet und wollen nun überprüfen, wo die Vor- bzw.
Nachteile der Isco Variante liegen und sich der Mehrpreis lohnt.
1. Ausstattung, Features und Verarbeitung
Die Isco II Anamorphoptik gibt es nur in einer Ausführung, nämlich
als horizontale Streckungs-Linse.
Dies bedeutet, dass das 4:3 Bild des Projektors so in die Breite gezogen
wird, dass ein anamorphes 16:9 Bild entsteht. Wie in obiger Skizze ersichtlich,
vergrößert sich die Bilddiagonale des 16:9 Bereichs (grün)
deutlich. Dadurch können auch in kleineren Räumen mit weniger
Projektionsabstand größere Bilddiagonalen erzielt werden, als
ohne Optik. Des einen Freude ist des anderen Leid: Reicht der Zoombereich
des Projektors nicht aus, so muss bei nachträglicher Montage der
Projektor neu positioniert werden.
Auch eine Wandlung von 16:9 auf 21:9 ist mit der Optik möglich.
Auf den ersten Blick macht die Linse bereits einen sehr stabilen und
hochwertigen Eindruck. Sieht man sie zum ersten Mal, ist man durch ihre
enorm großen Abmessungen beeindruckt.
Sowohl das Optikgehäuse als auch die Halterung bzw. Bodenplatte
sind aus hochwertigem schwarz lackiertem Metall. Hinzu kommen vier vergütete
Glas-Linsen. All dies macht die Optik zu einem Schwergewicht von rund
1,5 kg.
Man merkt in jedem Detail, dass es sich bei der Verarbeitung um ein Made-in-Germany
Spitzenprodukt handelt, bei dem die Qualität kompromisslos klar im
Vordergrund steht. Sogar die Staubschutzkappe ist aus schwarz lackiertem
Metall.
Das Halterungssystem erscheint ebenfalls sehr ausgeklügelt. Die
Linse ist stufenlos in der Höhe, im Winkel und in ihrer horizontalen
Position verstellbar. Für die Arretierung sorgen hochwertige Feststellschrauben,
so dass eine sehr genaue Einstellung möglich wird. Etwas störend
ist lediglich die Tatsache, dass Höhen- und Neigungsverstellung sich
eine Feststellschraube teilen.
Die Einstell-Schrauben
In Sachen Verarbeitung und Ausstattung lässt die Optik keine Wünsche
offen, Egal ob kleiner oder großer Projektor, es ist eine optimale
Ausrichtung zum Gerät möglich.
Die Halterung ist auch für
hoch gelegene Optiken (hier JVC G11) geeignet
Bewertung
Austattung & Co: 1,4 (Sehr Gut -)
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Gehäuse
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1,2 (Gut +)
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Verarbeitung
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1,2 (Gut )
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Halterung
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1,2 (Sehr Gut)
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Einstellmöglichkeit |
1,5 (Gut +) |
Kompatibilität
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1,7 (Gut +)
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2. Montage
Die Montage profitiert deutlich von der hohen Ausstattungsqualität
der Halterung. Beiliegend ist allerdings eine nur sehr knappe einseitige
Anleitung, so dass man durch eigenes Probieren Erfahrungswerte sammeln
und so die optimale Einstellung herausfinden muss. Sie variiert nämlich
in direkter Abhängigkeit zu Projektortyp, Zoomfaktor, Ausstrahlwinkel
und Bildgröße. Dies alles klingt schwerer als es ist:
- Als erstes gilt es, die Optik in ihrem Drehwinkel so auszurichten, dass
sie das Bild genau horizontal verzerrt. Am einfachsten geht das, indem
man durch die Linse hindurchschaut und so dreht, dass ein vertikales Oval
entsteht. Dazu muss ein Arretierungsknopf an der Oberseite gedrückt
werden.
Stehendes Oval am Optikende
Einmal eingestellt, rastet die Arretierung ein, so dass sich die Optik
nicht mehr versehentlich verstellen kann.
- Im nächsten Schritt muss der Aufstellungsabstand zu dem Projektor
ermittelt werden. In der Regel ist dies ein möglichst minimaler Abstand
direkt vor der Projektionsoptik.
Die bullige Optik vor dem "zierlichen"
Nec Projektor
Horizontal lässt sich die Optik in der von uns getesteten Variante
dank des Schlittens vor dem Projektor verschieben. So kann die Linse optimal
in der Mitte vor der Projektionsoptik ausgerichtet werden.
- Der dritte Schritt besteht darin, die Neigung der Linse genau auf den
Projektions-Winkel des Projektors abzustimmen. Auch dies lässt sich
dank der präzisen Gelenke gut bewerkstelligen.
- Im letzten Schritt muss die Schärfe des Projektionsbildes optimiert
werden. Zu diesem Zweck befindet sich an der Optik eine Skala, die auf
den Abstand der Optik zur Leinwand eingestellt werden muss. Der Spielraum
reicht von 1,5m über 20m bis unendlich. Ist der richtige Abstand
eingestellt, muss nur die Schärfe des Projektors, wie gewohnt, neu
angepasst werden.
Insgesamt erfordert die obige Aufstellungs-Prozedur ein wenig Geduld
und Sorgfalt, ist aber dank der sehr guten Verarbeitung gut durchführbar.
Bewertung
Montage: 1,8 ( Gut +)
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3. Bild
3.1 Helligkeitsgewinn
Projiziert man mit einem 4:3 Projektor ein 16:9 Bild, so bleibt ein Teil
des Projektionsbildes, und damit Lichtausbeute, ungenutzt.
Nur der rot umrandete Bereich wird
genutzt
Oben und unten werden schwarze / dunkelgraue Balken projiziert, die das
subjektive Kontrastempfinden bei unmaskierten Leinwänden deutlich
reduzieren. In Verbindung mit der Isco II hingegen wird die gesamte Projektionsfläche
des Projektors ausgenutzt und in 16:9 "umgeformt".
Dadurch entfallen die grauen Balken, das subjektive Kontrastempfinden
wird erhöht. Da die Linsen sehr gut Reflektions-reduziert sind, geht
auch keine Bildhelligkeit durch Reflektion verloren. Damit erhöht
sich die Bildhelligkeit (im Falle beibehaltener Größe) sichtbar.
Anders ausgedrückt kann man auch eine größere Bilddiagonale
ohne Helligkeitsverlust projizieren.
Für Kontrast-optimierte Projektoren, die in der Regel keine allzu
hohe Helligkeit mehr aufweisen, ist die Isco II daher ein gutes Instrument,
Außenaufnahmen natürlicher aufzuhellen. Zum Vergleich: Bei
einer Prismasonic wird der theoretische Lichtgewinn durch Reflektionen
absorbiert.
3.2 Reflektionen
Durch die hochwertig vergüteten Linsen entstehen praktisch keine
Oberflächen-Reflektionen. "Geisterbilder" an der Decke
oder auf dem Fußboden, wie sie bei der ersten Generation von Prismasonic
Anamorphoten zu sehen sind, werden somit vermieden.
3.3 Farbverschiebung
Ein ungewollter Nebeneffekt von Anamorph-Optiken ist eine leichter Farbversatz
an den Bildrändern. Bei der Isco II ist ein solcher Farbversatz zu
erkennen, er ist allerdings vom verwendeten Projektorentyp abhängig.
In Verbindung z.B. mit einem Nec HT-1000 ist der Farbversatz in Testbildern
erkennbar.
Leichte Farbsäume an den vertikalen
Linien
Bei anderen Projektor-Modellen (z.B. JVC G11) wiederum fällt der
Versatz deutlich geringer aus. In jedem Fall ist allerdings die Farbverschiebung
in einem tolerablen Bereich, der bei normaler Bildbetrachtung nicht auffällt.
Er ist auch geringer als bei der von uns getesteten Prismasonic V-200
3.4 Bildgeometrie
Die Bildgeometrie wird ebenfalls durch eine Anamorphoptik beeinflusst:
3.4.1 Trapez / Keystone
Trapez umschreibt die Parallelität von vertikalen bzw. horizontalen
Linien im Bild. Ein perfekt eingestelltes Bild erzeugt ein absolut rechtwinkliges
Bild, bei dem sämtliche Linien parallel erscheinen. Ein schlecht
eingestelltes Bild hingegen erzeugt eine Art Trapez, das Bild ist oben
z.B. schmaler als unten. Die Isco II Anamorph-Linse hat bei richtiger
Ausrichtung keinen Einfluss auf die Trapezeigenschaften. Vertikale Linien
bleiben senkrecht parallel.
3.4.2 Kissenverzug / Pincushion
Ein unvermeidbarer Nebeneffekt von Anamorphoptiken ist eine gewisse Verzerrung
waagerechter Bildelemente. Besonders ist dies an geraden Linien im Bild
zu erkennen. Sie wirken besonders am oberen und unteren Bildrand zur Bildmitte
hin gebogen. Dieser Effekt ist technisch bedingt und auch in der Anleitung
erwähnt. Das Ausmaß der Verzerrung ist aber, wie der Farbversatz,
von Projektortyp, Zoomfaktor und Ausstrahlwinkel abhängig. So zeigt
sich in Verbindung mit dem JVC G-11 bei minimalem Zoom so gut wie keine
Verzerrung, bei dem Nec-HT1000 dagegen ein sichtbarer Verzug, der durch
Testbilder besonders deutlich wird:
Leicht gewölbte
horizontale Bildränder oben und unten
Im normalen Filmbetrieb ist die Verzerrung nicht wahrnehmbar, die Bildränder
sollten aber, wenn möglich, in einer schwarzen Maskierung der Leinwand
kaschiert werden, um den subjektiven Bildeindruck zu verbessern.
3.5 Schärfe
Bei richtig durchgeführter Schärfekorrektur (vgl. oben Montage)
ergibt sich kein sichtbarer Schärfeverlust im Bild. Das Bild bleibt
über die gesamte Projektionsfläche gleichbleibend scharf.
4. 16:9 auf 21:9 Konvertierung
Auch in Verbindung mit einem 16:9 Projektor kann eine Isco II sinnvoll
eingesetzt werden. Sie streckt das 16:9 Format auf das Cinemascope 21:9
Format bei gleichbleibender Bildhöhe. Damit ist eine Breitwandprojektion
bei geringeren Projektionsabständen und erhöhter Auflösung
möglich.
Verbreiterung auf 21:9
Zu beachten ist allerdings, dass hierfür ein externer Scaler eingesetzt
werden muss, der das DVD-Bildsignal anamorph auf das 21:9 Format umrechnen
kann. Dies lässt sich z.B. mit einem HTPC realisieren.
5. Bewertung Bild
Alles in allem birgt die Isco II Anamorphoptik kaum Schwächen in
Sachen Bildqualität. Der durch sie erzielten höheren Auflösung,
höheren Bildhelligkeit und verkürztem Projektionsabstand stehen
nur geringfügige Einschränkungen in Farbversatz und Kissenverzug
gegenüber. Bei der Bewertung bleibt zu beachten, dass unterschiedliche
Projektor-Eigenschaften und Einstellungen zu Abweichungen im Ergebnis
führen können.
Aus diesem Grund sollte man den Fachhändler des Vertrauens nach einer
persönlichen Vorführung oder zumindest auf die spezifischen
Kombinations-Eigenschaften mit dem eigenen Projektors ansprechen.
Bewertung
Bild: 1,5 ( Gut +)
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Helligkeit
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1,1 (Sehr Gut)
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Farbverschiebung
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2 (Gut )
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Bildgeometrie
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2,3 (Gut -)
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Schärfe |
1,2 (Sehr Gut -) |
Auflösungsgewinn
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1 (Sehr gut)
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6. Fazit
Die Isco II Anamorphoptik bietet eine kompromisslos gute Qualität
in allen Bereichen. Eine beeindruckend hohe Verarbeitungs- und Materialqualität,
gute Justagemöglichkeiten durch eine durchdachte Halterung und sehr
gute Bildeigenschaften hinterlassen einen durchweg sehr guten Eindruck.
Die Bildqualität des Projektors wird durch eine erhöhte Auflösung,
volle Formatausnutzung und Wegfallen der Letterboxstreifen nicht nur subjektiv
sondern auch objektiv deutlich verbessert. In Kauf genommen werden müssen
nur geringfügige Einschränkungen in der Farbkonvergenz und Geometrie
an den Bildrändern, die allerdings von Projektortyp zu Projektortyp
unterschiedlich ausfallen.
Insgesamt zeigt die Isco II im Vergleich zu den Prismen-Konkurrenzprodukten
eine im Detail noch überzeugendere Leistung und vor allem mehr Aufstellungskomfort.
Allerdings muss dies teuer erkauft werden, sie ist fast doppelt so "teuer".
Dennoch kann sich der Kauf nicht nur im Bild sondern auch finanziell lohnen,
bleibt durch die Verwandlung in das 16:9 Format in vielen Fällen
ein Projektorneukauf erspart.
Bewertung
Insgesamt: 1,6 (Gut +)
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Austattung & Co.
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1,4 (Gut +)
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Montage
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1,8 (Gut +)
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Bild
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1,5 (Gut +)
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Preis Leistung |
1,8 (Gut +) |
Pro &Contra
+ Hervorragende Verarbeitung
+ Erhöhte Auflösung
+ Neutrales Verhalten in Bezug auf Bildcharakteristik
+ Helligkeitsgewinn (bei gleicher Bildgröße)
- Genaue Justage und Festmontage erforderlich
- Leichte Einflüsse auf Bildgeometrie
- Hoher Preis
7. Spezifikationen (Herstellerangaben!)
- Anamorphotischer Faktor: 1.33 x
- Linsenzahl: 4
- Gruppen: 4
- Gesamtlänge: 103mm
- Maximaler Durchmesser: 128mm
- Anschlussgewinde: M 88 x 1
- Gewicht: 1,51kg
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