Bisher waren Anamorph-Vorsatz-Optiken für Projektoren ein teurer
Spaß, sie alle liegen preislich im vierstelligen Bereich. Die finnische
Firma Prismasonic macht jetzt die externen Bildverbesserer erschwinglich:
Mit ca. € 700.- sind sie nur halb so teuer wie vergleichbare Produkte
von ISCO und Panamorph.
Prismasonic-Optiken gibt es in zwei Ausführungen: Das Modell H-200
zieht das Bild horizontal in die Breite, das Model V-200 ist eine vertikale
Stauch-Optik. Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten sowie detaillierte
Hintergrundinformationen zu anamorphen Vorsatzoptiken finden Sie in unserem
Know How Special "Externe
Bildverbesserung durch Anamorph-Optik - Digitalprojektion auf höherem
Niveau".
Getestet haben wir das Modell V-200, da es universeller einsetzbar ist.
Ausstattung, Features und Verarbeitung
Bei der Optik V-200 handelt es sich nicht um eine Linse, sondern um eine
Prismenkombination.
Im Lieferumfang enthalten ist die Anamorph-Optik mitsamt der kompletten
Halterung. Das Gehäuse, in dem die Prismen integriert sind, besteht
aus Holz und ist schwarz lackiert. Es vermittelt einen hochwertigen Eindruck.
Die Prismen selber bestehen vollständig aus Glas. Dies ist ein entscheidender
Vorteil gegenüber flüssigkeitsgefüllten Prismen wie z.B.
die amerikanische Panamorphoptiken, die sowohl Alterungs- als auch Hitzeempfindlich
sind.
Die Glasprismen sind staubdicht durch Silikon in einen Metallrahmen gefasst.
Das Dichtungssilikon wirkt stellenweise ein wenig unsauber aufgetragen.
Die Montage-Halterung ist aus hochwertigem, ebenfalls schwarz lackiertem
Metall. Sie ist durchdacht und erlaubt neben einer variablen Höheneinstellung
auch eine Ausrichtung des Neigungswinkels. Durch sie wird die Montage
der Optik stark erleichtert. Die einzelnen Komponenten sind durch hochwertige
Schrauben verbunden, zu denen auch der passende Schraubenschlüssel
beiliegt.
Als einzigartiges Feature bietet die V-200 Optik zwei Drehknöpfe,
mit denen die vertikale Bildlage, der obere bzw. untere Bildrand und die
Stauchung eingestellt werden können.
Sowohl Bildlage (unten) als auch Stauchung (oben) können stufenlos
verstellt werden
Durch diese stufenlose Einstellmöglichkeit des Stauchungsfaktor
ist die Linse nicht nur für 4:3 auf 16:9 Stauchung geeignet, sondern
auch für 16:9 auf 21:9. Besitzer von 16:9 Projektoren sind somit
in der Lage, auch bei Cinemascope-Filmen das volle Auflösungspotenzial
des Projektors zu nutzen.
Die Einstellknöpfe sind aus hochwertigem Metall und sehr genau justierbar.
Das verwendete Glas der Prismen ist hochwertig, aber nicht anti-Reflex-beschichtet,
so dass ein Teil des Projektorlichtes nicht an die Leinwand gelangt. Dazu
mehr im Bildtest.
Die V-200 Optik ist praktisch zu jedem Projektor kompatibel. Nur spezielle
Modelle mit besonders großer Linse, wie z.B. DILA Projektoren, sind
bei großem Zoomfaktor nicht zu benutzen.
Bewertung
Austattung & Co: 1,7 ( Gut +)
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Gehäuse
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1,8 (Gut +)
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Verarbeitung
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2,2 (Gut )
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Halterung
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1,3 (Sehr Gut)
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Einstellmöglichkeit |
1,6 (Gut +) |
Kompatibilität
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1,7 (Gut +)
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Montage
Dank des guten Halterungssystems ist die Optik relativ einfach zu montieren.
Die Optikhöhe lässt sich auf nahezu jeden Projektor perfekt
anpassen.
Der genaue Abstand richtet sich nach dem Projektortypen ,Zoomfaktor und
Bildgröße. Er muss vom Anwender selbst herausgefunden werden.
Doch dies klingt komplizierter als es ist. Da sich bei einer vertikalen
Stauchoptik die Bildgröße nicht ändert, bleibt die "übliche"
Projektorposition erhalten. Es muss lediglich die Optik testweise vor
dem Projektor hin- und hergeschoben werden, bis das Bild passt.
An der ermittelten Stelle sollte die Optik fest montiert werden. Die
Montage erfolgt durch vier Schrauben an der Boden-Fuß-Platte.
Mit Hilfe von Gewindestangen kann die Höhe auch auf große Projektoren
angepasst werden.
Die vertikale Bildlage kann durch die Einstellregler justiert werden.
Ein Regler beeinflusst den unteren Bildrand, der andere den oberen. Damit
können leichte Vertikal-Anpassungen vorgenommen werden. Übertreiben
sollte man es aber nicht, denn Einstellungen neben dem "optimalen
Punkt" führen zu Farbverschiebungen (siehe unten). Die optimale
Einstellung mit Stauchung von 4:3 auf 16:9 ist durch Striche markiert.
Je näher die Regler an diesen Markierungen stehen, desto optimaler
das Ergebnis. Bei optimaler Einstellung ist das 16:9 Bild vertikal in
der Mitte des früheren 4:3 Bildbereichs des Projektors. Große
Anpassungen sollten daher eh nicht notwendig sein.
Alles in allem erfordert die genaue Justage ein gewisses Maß an
Sorgfalt und Geduld.
Bewertung
Montage: 2,4 ( Gut -)
|
Ist die Optik einmal montiert und eingestellt, bietet sich ein 16:9 (bzw.
21:9) Bild, das die volle Auflösung des Projektors nutzt. Neben dem
Auflösungsgewinn hat die Vorschalt-Optik aber auch andere Einflüsse
auf die Bildgüte. Sie werden in unserem Bildtest aufgezeigt:
Bild
Helligkeitsgewinn
Durch die vertikale Stauchung und den Auflösungsgewinn um 33% erhöht
sich auch die Helligkeit des Bildes theoretisch um 33%. In der Praxis
erhöht sich die Bildhelligkeit, je nach Optik, um 10% bis 20%.
Die V-200 Optik bietet diesen Vorteil nicht. Der theoretische Helligkeitsgewinn
wird durch Reflektionen an den Prismenoberflächen wieder "verloren".
Wir haben die Helligkeit mit und ohne Optik gemessen: Es ergab sich ein
Lichtgewinn von 2%, zu wenig, um im Bild erkennbar zu sein. Unter dem
Strich bleibt die Helligkeit des Projektionsbildes unverändert. Für
Projektoren mit ausreichender Helligkeit ist dies eher von Vorteil. Die
Bildhelligkeit von lichtschwachen Projektoren hingegen lässt sich
durch die V-200 Optik nicht erhöhen. Zu diesem Zweck müsste
auf teurere Optiken wie ISCO II zurückgegriffen werden.
Reflektionen
Wie oben erläutert, wird der Lichtgewinn durch Reflektionen absorbiert.
Der Hauptteil der Reflektionen wird nach oben bzw. unten abgelenkt. Dies
führt zu einer Art "Geisterbild" an der Decke (bei Bodenmontage)
oder auf dem Fußboden (bei Deckenmontage). Die Reflektionen liegen
aber nicht im Blickfeld und störten bei unserem Test nicht.
Farbverschiebung
Anamorphoptiken führen zu leichten Farbverschiebungen in den Pixeln.
Die Farbkonvergenz, besonders an den Bildrändern, erscheint nicht
mehr perfekt.
Auch die V-200 Optik ist nicht frei von diesem Problem. Am oberen bzw.
unteren Bildrand ist eine leichte Farbverschiebung festzustellen. Die
Farbverschiebung hängt direkt von der vertikalen Einstellung der
Drehregler ab. Bei perfekter Einstellung der Drehregler (bei den Markierungen)
beträgt die Farbverschiebung nur einen halben Pixel nach oben bzw.
unten. Diese Verschiebung von wenigen Millimetern ist nur bei geringem
Betrachtungsabstand überhaupt auszumachen. Im Alltagsbetrieb fällt
sie nicht auf und ist daher zu vernachlässigen.
Bei schlecht eingestellten Reglern erhöht sich die Farbverschiebung
stark bis hin zu Doppelkonturen. Hier zeigt sich, dass die Regler eine
asymmetrische vertikale Bildlageeinstellung in einem nur sehr geringen
Maße erlauben.
Bildgeometrie
Auch die Bildgeometrie wird beeinflusst:
Keystone
Keystone umschreibt die Parallelität von vertikalen bzw. horizontalen
Linien im Bild. Ein perfekt eingestellter Keystone erzeugt ein absolut
rechtwinkliges Bild, bei dem sämtliche Linien parallel erscheinen.
Eine schlecht eingestellter Keystone hingegen erzeugt eine Art Trapez,
das Bild ist oben z.B. schmaler als unten.
Die V-200 Optik hat das Trapezverhalten des Bild in unserem Test so gut
wie nicht beeinflusst. Eine anschließende Trapezkorrektur war nicht
notwendig. Dies gilt aber nur für eine perfekte Kalibrierung. Abweichungen
vom optimalen Winkel zwischen Optik & Projektor können zu ungewollten
Trapezeffekten führen.
Pincushion
Ein weiterer ungewollter Effekt sind leichte Wölbungen in geraden
Linien. Sind sie vorhanden, wirkt das projizierte Bild leicht verzerrt.
In unserem Test hat die Optik diesen Pincushioneffekt leicht verstärkt:
Horizontale Linien an den Bildrändern wirken leicht zur Bildmitte
hin gebogen. Dieser Effekt ist aber kontruktionsbedingt und fällt
nicht allzu stark ins Gewicht. Er beträgt ca. 1 cm bei einer Bildbreite
von 2,7m.
Schärfe
Mit vorgestellter Optik muss die Schärfe des Projektors neu eingestellt
werden.
In der Schärfe zeigen sich praktisch keine Einschränkungen.
Das Bild erhält bei richtiger Installation dieselbe Schärfe.
Bewertung
Alles in allem zeigt die V-200 Optik kaum Schwächen. Sämtliche
Einschränkungen betreffen nahezu alle Anamorph-Produkte und sind
technisch bedingt. Der nicht vorhandene Helligkeitsgewinn sowie die ungewollten
Bildreflektionen am Fußboden führen zu Punktabzug. Bei der
Bewertung bleibt zu beachten, dass unterschiedliche Projektor-Eigenschaften
und Einstellungen zu Abweichungen im Ergebnis führen können.
Bewertung
Bild: 2,0 ( Gut )
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Helligkeit
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3 (Befriedigend)
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Farbverschiebung
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2,3 (Gut )
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Bildgeometrie
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2,2 (Gut)
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Schärfe |
1,3 (Sehr Gut -) |
Auflösungsgewinn
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1,2 (Sehr gut)
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Fazit
Die V-200 Optik ist ein universell einsetzbarer Anamorphot, der die Auflösung
des Bildes deutlich verbessert. Bildeigenschaften wie Helligkeit, Farbe,
Kontrast etc. bleiben hingegen weitgehendst unbeeinflusst. Nur leichte
Veränderungen in der Farbkonvergenz und Bildgeometrie müssen
in Kauf genommen werden. Drehregler ermöglichen eine stufenlose Einstellung
des Stauchungsfaktors und der vertikalen Bildlage. Eine lobenswerte Funktion,
die sich aber in der Praxis nur für leichte Korrekturen nutzen lässt.
Die Montage wird durch die gute Halterungskonstruktion erleichtert, erfordert
aber dennoch ein höheres Maß an Genauigkeit und Geduld. Perfekt
eingestellt ergibt sich ein sehr gutes Ergebnis, das sich vor weitaus
teureren Alternativen nicht verstecken muss.
Die V-200 bzw. H-200 Anamorphoptiken sind all denjenigen zu empfehlen,
die mit den jetzigen Bildeigenschaften ihres 16:9 oder 4:3 Projektors
zufrieden sind und die Auflösung von Widescreen - Bildmaterial deutlich
erhöhen wollen. Der attraktive Preis der Optik macht sie zu einer
günstigen Alternative zum Projektor-Neukauf.
Bewertung
Insgesamt: 1,9 (Gut +)
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Austattung & Co.
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1,7 (Gut +)
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Montage
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2,4 (Gut -)
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Bild
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2,0 (Gut)
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Preis Leistung |
1,7 (Gut +) |
Pro &Contra
+ Günstiger Preis
+ Gute Verarbeitung
+ Erhöhte Auflösung
+ Neutrales Verhalten in Bezug auf Bildcharakteristik
- Genaue Justage und Festmontage erforderlich
- leichte Einflüsse auf Bildgeometrie
- kein Helligkeitsgewinn
Mehr Informationen, Hersteller, Bezugsadressen: www.prismasonic.com
Ausfühliche Informationen zu Anamorph-Optiken: Externe
Bildverbesserung durch Anamorph-Optik - Digitalprojektion auf höherem
Niveau
Specifications
Lens model: V-200
Figure:
- Technology: Optically handled solid glass prisms
- Image processing: Vertical squeeze
- Squeeze/Stretch ratios: Variable from 1.2 to 1.5 (supports 4:3 to 16:9
and 16:9 to 21:9 conversions
- Picture sharpness: Excellent
- Geometrical distortion: Very small
- Mounting: Table or ceiling
- Dimensions axbxcxh [cm] : 12x11x16x10
- Weight: ~1,9kg
E.Schmitt
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