Kontrastangaben bei Projektoren und Plasmadisplays
Nützliche Informationen oder Irreführung?
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Keine Produktbeschreibung ohne Kontrastangaben. Gerade in letzter Zeit werden die Verkaufsargumente von aktuellen Digitalprojektoren immer mehr auf die "hohen" Kontrastfähigkeiten gestützt. Angaben von 1000:1 bis hin zu 3000:1 sind keine Seltenheit mehr. Doch wie aussagekräftig und akkurat sind diese Angaben?
Tatsächlich stellen solche "vereinfachte" Daten eine Irreführung des Kunden dar. Zwar ist der Kontrast ein wesentliches Qualitätsmerkmal eines Bildausgabegerätes (vgl. Artikel Kontrast bei Digitalprojektoren - Wie wichtig ist er wirklich?), doch bei weitem nicht das einzige. Hinzu kommt, dass die Hersteller bei der Messung des Kontrastes die notwendige filmoptimierte Kalibrierung außer Acht lassen: Ein kalibrierter Digitalprojektor erreicht nur in den seltensten Fällen annähernd die Hersteller-Kontrast-Angaben. Wie kommt es zu diesem "Verlust"? Um dieses zu erläutern, erst einmal kurzes Grundwissen zur Projektorkalibrierung.

1. Grundwissen der Projektionsdarstellung

1.1 Bilderzeugung durch Grundfarben
Aktuelle Digitalprojektoren arbeiten, indem sie aus dem Glühbirnenlicht für jede Grundfarbe (Rot, Grün, Blau) je ein separates Bild mit den entsprechenden Farbanteilen erzeugen. Diese monochromen Bilder werden anschließend zu einem gemeinsamen Farbbild zusammenkombiniert (3 Chip LCD) oder schnell nacheinander projiziert (1 Chip DLP). Eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Projektions-Techniken finden Sie im Artikel: "Großbildprojektion - Eine Einführung" im Know How Bereich von Cine4Home.


LCD Projektoren brechen das Licht in seine Grundfarben


DLP Projektoren verwenden ein Farbrad zum Erzeugen der Grundfarben

1.2 Farbabstimmung
Doch wie genau werden die notwendigen, jeweiligen Farbanteile bestimmt, um eine absolut akkurate Farbwiedergabe, wie im Kino, zu gewährleisten?
Die drei Grundfarben ergeben, wenn sie zu gleichen Teilen überlagert werden, die Farbe Weiß. Doch es gibt Unterschiede. Tatsächlich ist unser menschliches Auge in der Lage, unzählig viele Nuancen von Weiß zu unterscheiden. Zur korrekten Weißanalyse (Farbtemperatur) gibt es die Einheit "Kelvin", benannt nach dem Britischen Physiker W.T. Kelvin. Sie nimmt als Referenz einen theoretischen Körper der bei 0° Kelvin (= -273° Celsius) absolut schwarz ist und setzt seine bestimmten Glühfarben in Bezug auf die Temperatur, auf die er erhitzt wird.
3000 Kelvin bezeichnen also das Weiß, dass dieser theoretische Körper bei 3000° K erzeugt.
Normales Tageslicht hat eine Farbtemperatur von ca. 5000 Kelvin (kurz D50), Mittagssonne ca. 6500 K (D65).


Rot, Grün und Blau ergeben überlagert Weiß


Welches Weiß erzeugen nun Fernsehgeräte und Projektoren? Um eine einheitliche Farbwiedergabe zu gewährleisten, wurde für die Videodarstellung die Farbtemperatur 6500K (wie Mittagslicht) ausgewählt. Idealerweise erzeugt ein Projektor also ein Weiß, bei dem die Rot-, Grün- und Blauanteile so abgestimmt sind, dass ein Weiß mit 6500K entsteht.


Verschiedene Weißtöne


Natürlich kann man diesen Weißabgleich auch verändern (je nach persönlichem Geschmack) aber dies verfälscht die Farben insgesamt. Denn: DVD und Videotransfers werden auf 6500°K abgestimmt. Und was beim Encoden zu Grunde gelegt wird, muss folglich auch beim Decoden / Darstellen beachtet werden.
Die Farbtemperaturanpassung erfolgt übrigens nicht nur für das maximale Weiß. Auch sämtliche Grautöne, die nichts anders sind als Weiß mit reduzierter Helligkeit (Helligkeitsabstufungen), sind idealer weise auf 6500°K abgestimmt. Das Ergebnis ist eine perfekt homogene Grauskala. Ist sie erreicht, stimmt die Farbwiedergabe in allen Helligkeitsbereichen.


Homogene Grauskala

Die Grauabstufungen werden in sogenannte "IRE" Level eingeteilt. Schwarz entspricht IRE 0, Weiß IRE 100. Grauskalen bestehen oft aus 10 verschiedenen Graubalken mit Helligkeitssprüngen von 10 IRE (IRE 0,10,20....100).
Das Verhältnis von maximalem Weiß (ganz rechts) gegenüber Schwarz (ganz links) beschreibt den Kontrast. Hat ein Gerät einen Kontrast von z.B. 800:1, so ist die Helligkeit des maximalen Weiß 800 mal so groß wie die des Schwarz. Je größer der Kontrastumfang, desto mehr Grauabstufungen sind theoretisch möglich. Die Dynamik wird erhöht.
Um also Farbdarstellung und Kontrast eines Projektors zu optimieren, sollten folgende Punkte erreicht werden:

a) Das maximale Weiß sollte dem Maximum entsprechen, das der Projektor farblich korrekt darstellen kann.

b) Schwarz sollte möglichst dunkel sein. Je dunkler desto besser die Durchzeichnung in kontrastarmen Szenen.

c) Der Projektor muss in allen Helligkeitsbereichen die Rot-, Grün- und Blaufarbanteile so mischen, dass die Farbtemperatur 6500°K entspricht (perfekte Grauskala).


1.3 Maximales Weiß

Das Maximale Weiß entspricht dem Weiß, das der Projektor bei maximaler Helligkeit noch so darstellen kann, dass die Farbtemperatur 6500°K entspricht, die Rot-, Grün- und Blauanteile also noch richtig abgestimmt sind.
Dieser maximale Weißwert wird durch die "Limitierende Farbe" festgelegt. Was bedeutet "limitierende Farbe"?
Wie oben erläutert, teilt der Projektor mit Hilfe von Prismen oder Farbrad das weiße Licht der Glühlampe in seine Grundfarben auf. Bedingt durch die jeweilige Konstruktion sind die sich ergebenden Farbanteile aber nicht gleich stark. Im Idealfall entsprächen die Farbanteile denen von 6500°K, aber schon die Glühlampe weicht meistens mit ihrem ursprünglichen "weißen" Licht ab. UHP Birnen, die in den meisten Projektoren Verwendung finden, produzieren z.B. nicht 6500°K. Xenon Birnen (z.B. in D-ILA Projektoren) kommen diesem Wert am nächsten.
Durch diese "Ungenauigkeiten" im Licht ergeben sich also Farbüberschüsse, die vom Projektor bei der Bilddarstellung "herauskorrigiert" werden müssen. Umgekehrt gibt es zwangsläufig eine Farbe, die die Schwächste darstellt. Sie hat ihre maximale Leuchtkraft schon bereits erreicht, während andere Farben noch Potenzial haben (das aber wegen der Farbtemperatur ungenutzt bleibt).


Die limitierende Farbe (hier Rot) bestimmt die maximale Helligkeit


Produziert ein Projektor z.B. weniger Rot als Grün und Blau, so bestimmt Rot die maximal mögliche Helligkeit bei einem Weiß von 6500°K. Grün und Blau könnten zwar noch "höhergedreht" werden, würden aber die Farbtemperatur verändern. Ein Fehler der oft nicht bemerkt wird: Zu hoch eingestellter Kontrast zwingt den Projektor, die Grundfarben über die limitierende Farbe hinaus zu maximieren.

Hier setzt die Problematik der Werks-Kontrastangaben ein:


2. Kontrastangaben der Hersteller

Um einen möglichst hohen Kontrastwert in den technischen Daten zu erhalten, beachten die Hersteller in den meisten Fällen nicht die richtige Farbkalibrierung, der Kontrast wird bewusst übertrieben ungeachtet der richtigen Farbtemperatur und sonstiger Bildverfäschungen.
Betrachten wir ein Beispiel zur Veranschaulichung. Wie bereits erläutert, ist das Farbspektrum des Projektionslichtes nicht optimal: Eine oder zwei Farben sind dominant. Unser Beispielprojektor hat einen starken Rotmangel, d.h. es gibt wesentlich mehr Blau- und Grünanteile im Licht als Rotanteile.


Wenig Rot im Projektionslicht


Das resultierende Weiß ist zwar hell, aber zeigt eine falsche Farbtemperatur. Es ist viel zu "kalt" für eine akkurate Videodarstellung. Durch die Kalibrierung werden die Grün und Blauanteile angepasst (heruntergeregelt):


Kalibrierte Farbverteilung

Es geht grüne und blaue Lichtleistung verloren. Das resultierende Weiß hat jetzt die notwendige Farbtemperatur von 6500 K, ist aber nicht mehr so hell. Doch zumindest bei angeblich filmoptimierten Projektormodellen muss genau dieser Weißlevel zur Kontrastmessung herangezogen werden.

Wie das Beispiel oben zeigt, führt die korrigierte Farbtemperatur zu massiven Unterschieden in dem Kontrastergebnis, kein Wunder, dass dieses "Detail" gerne unter den Tisch fällt.

Fazit

Sind die Kontrastangaben der Hersteller nun vollkommen wertlos? Nicht unbedingt! Man muss nur wissen, wie man sie zu interpretieren hat. Kontrastangaben entsprechen in der Regel dem absoluten maximal möglichem Messwert, der ungeachtet einer Farbkalibrierung in optimalen Raumbedingungen gemessen werden kann. Im PC-Betrieb, wo oft eine kältere Farbtemperatur von Vorteil ist, können diese Projektoren / Plasmas diese Kontrastwerte auch im Alltagsbetrieb sinnvoll nutzen.
Für die Filmwiedergabe sind die Kontrastwerte ein gewisser Anhaltspunkt: Ein Projektor, der z.B. eine Kontrastangabe von 2000:1 und mehr in den technischen Daten zeigt, wird auch nach der Kalibrierung einen "guten" Kontrast von immerhin 1000:1 beibehalten (Eine Halbierung des Kontrastes bei der Farbkalibrierung ist durchaus möglich!).

Bei dem Kauf sollte der Kunde daher darauf achten, dass er kompetent beraten wird. Im Zweifelsfall sollte man sich nach den Kontrasteigenschaften bei einer Farbtemperatur von 6500K erkundigen. Nach unserer Meinung sollten die Hersteller sich grundsätzlich für Videoprojektoren und Plasmafernseher auf eine Kontrastangabe einigen, die die notwendige Farbtemperatur von 6500K berücksichtigt.

In jedem Fall sollte man sich nicht von technischen Angaben täuschen lassen. Der Kontrastwert ist nur eines von vielen Qualitätsmerkmalen, zudem noch eines, dass sich mit am schwersten überprüfen lässt.
Beim Autokauf achtet man schließlich auch nicht nur auf die Höchstgeschwindigkeit, ohne die sonstigen Fahreigenschaften zu berücksichtigen.

Cine4Home misst den Kontrast grundsätzlich nach der kompletten Kalibrierung und gibt die Werte "ungeschönt" in den Tests an.

E.Schmitt

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