Wann immer man denkt, dass eine Technologie weitgehend ausgreizt ist, überraschen die Ingenieure mit grundlegenden Innovationen. So war es nicht nur für Anwender, sondern auch für konkurrierende Hersteller eine große Überraschung, als Sanyo im letzten Jahr eine neue Technologie namens "4LCD" mitsamt eines ersten Modells am Markt einführte.

Nach rechtlichen Streitereien wich der Name "4LCD" dem "QuaDrive", doch geblieben ist die Technik und der PLC-XP200L, der welterste Beamer mit vier verbauten LCDs im Lichtweg.

Was soll das vierte LCD an technischen Neuerungen bringen? Beim PLC-XP200L handelt es sich nicht um einen Heimkinobeamer, sondern um ein besonders lichtstarkes Modell, vornehmlich für den professionellen Einsatz. Sage und schreibe 7000Lumen soll der neue Sanyo Beamer aus einer moderaten UHP-Lampenleistung von 330W erzeugen. Wer sich mit Projektoren dieser Kategorie ein wenig beschäftigt, weiß, dass solche Lichtleistungen meistens nur unter großen Kompromissen in der Farbdarstellung erzeugt werden. Hier soll nun die neue Technologie Abhilfe schaffen. Wie bereits in einem kleinen technischen Special zur Markteinführung von uns erläutert, soll 4LCD es möglich machen, die hohe Lichtleistung mit intensiven Farben und besonders großem Farbraum zu kombinieren.
Tiefe Farben, viel Licht, kompakte Abmessungen, halbwegs moderater Preis, ist das wirklich möglich? In diesem ausführlichen Special wollen wir den neuen PLC-XP200L in seinem technischen Aufbau vorstellen und die Ergebnisse in den Farben dokumentieren. Zeichnet sich hier eine neue Wegrichtung ab? Dieses Special ist daher nicht als konservativer Test zu verstehen, sondern als Technik-Special mit einem Ausblick für den Nutzen in den heimischen vier Wänden - ein wie wir finden sehr spannendes Thema.
Wir verweisen im Voraus auf unsere Testkriterien, die ausführlich in unserem Know How Special: "Projektoren / PlasmaTVs - Qualitätsmerkmale - Die Testkriterien von Cine4Home" beschrieben werden.
1. Ausstattung & Technik
Wie bereits erläutert handelt es sich beim PLC-XP200L nicht um einen Heimkinobeamer, sondern um ein Gerät für den professionellen Einsatz. Dementsprechend ist er in seinem Design und seiner Größe auch (leider) nicht für Wohnzimmer optimiert.

Mit 37 x 19 x 44cm ist der große dunkle Klotz wahrlich keine Schönheit und mit 12kg ein ziemliches Schwergewicht. Die Verarbeitung erscheint uns für ein Gerät dieser Preisklasse (ca. 6000.- Euro) optimal stabil, profimäßig ist auch das wechselbare Objektiv, das man durch ein einfaches Verriegelungssystem ein- und ausbauen kann.

Das Objektiv kann leicht eingesetzt werden

Die Anschlüsse sind ebenfalls von professionellen Einsätzen geprägt, so findet man als digitalen Eingang nicht die schlecht konstruierte HDMI-Steckervariante mit notorischem Wackelkontakt, sondern den höherwertigen Vorgänger DVI-D, der sich angemessen verschrauben lässt und größere Kabelquerschnitte erlaubt.

Profianschlüsse mit DVI und Bajonett RGB
Zu der HDCP-Verschlüsselung ist der Projektor kompatibel, so dass auch herkömmliche HDMI-Signale mittels Adapterkabel zugespielt werden können, allerdings kein 1080p!
1.1 Aufbau Lichtweg
Bisher ist nichts spektakulär, doch nun widmen wir uns dem Inneren Aufbau des PLC-XP200L, um seiner geheimnisvollen QuaDrive-Technologie auf die Schliche zu kommen. Nach Abnehmen des Deckels kommt die sehr große Steuerplatine mit Signalelektronik zum Vorschein:
Entfernt man auch die Platine, so erhält man nach einiger Demontage einen Ausblick auf den Lichtweg. Im Vergleich zu herkömmlichen Heimkinobeamern fällt die Größe der LCDs und des Prismas auf. Aufgrund der hohen Lichtleistung können in solchen Profi-Projektoren nicht die kleinen 0,7 Zoll LCDs verbaut werden, sondern viermal so große (!) 1,3 Zoll LCDs. Hier liegt auch einer der Hauptgründe für den stolzen Preis von ca. 6000.- Euro: Je größer und aufwändiger der Lichtweg, desto teurer ein Projektor, da die optischen Elemente das Teuerste an der Produktion sind. Leider drückt sich die große Panelgröße nicht in der gebotenen Auflösung aus, mit 1024x768-XGA-Auflösung im 4:3-Format ist der Projektor zumindest unter Filmprojektoren veraltet.
Besondere Aufmerksamkeit verlangt der mittlere Lichtweg, der normalerweise den grünen Farbkanal darstellt. Hier finden wir das besagte "4te LCD", das in Reihe zum eigentlichen Bild-LCD angeordnet ist. Alle LCDs im Sanyo PLC-XP200L sind übrigens vom Zulieferer Sony, der im LCD-Heimkinobereich mittlerweile keine große Rolle mehr spielt.

Wenn man das vierte LCD ausbaut, stellt man überrascht fest, dass es nur aus einer großen Fläche besteht, sozusagen ein "1 Pixel" LCD. Es ist gleichsam ein Farbdimmer, der während der Projektion variabel eingesetzt wird.

Das vierte Rad am Wagen
Mit Hilfe eines speziellen Polfilters, der zusammen mit diesem LCD arbeitet, ist es nun möglich, die gelben und grünen Spektralanteile, die beide im gelben Licht enthalten sind, gemeinsam passieren zu lassen, oder die gelben gezielt rauszufiltern und nur die grünen passieren zu lassen. Anschaulich wird dies, wenn man den Farbkanal im Betrieb beobachtet:
Das vierte LCD hält die gelben Spektralanteile
entweder auf (Bild oben)...
...oder lässt sie passieren (Bild unten)
Es handelt sich bei diesem System gleichsam um eine adaptive Grün / Blau - Blende. In Grundzügen kann man es mit einer adaptiven Lichtblende vergleichen, wie sie in Heimkinobeamern oft verwendet wird, nur dass sie hier die Farben adaptiv kontrolliert, nicht den Lichtstrom insgesamt. Wie bereichert diese adaptive Lichtblende nun in der Theorie die Bilddarstellung? Dazu ein kleiner Technikexkurs:
1.2 Exkurs: Theoretischer Nutzen der variablen Gelbsteuerung:
Bisherige LCD-Projektoren teilen über halbdurchlässige Spiegel das weiße Licht der Projektionslampe in ihre drei Grundfarben auf. Je optisch genauer der Projektor konstruiert ist, desto besser treffen die Grundfarben die von der Videonorm vorgegebenen Sollwerte.

Nur ein pefekter Farbraum gewährleistet eine
überall akkurate Farbdarstellung
Soweit, so gut, Probleme ergeben sich, wenn man einen besonders lichtstarken Projektor konstruieren will: Durch die Filterung auf die drei Grundfarben gehen gewisse Spektralanteile verloren. Besonders der Verlust der gelben Spektralanteile macht sich in der Bildhelligkeit bemerkbar, da durch Gelb für unser Auge die meiste Helligkeit transportiert wird. Aus diesem Grund gehen die Hersteller bei lichtstarken Projektoren meist einen Kompromiss ein: Sie filtern die grüne Primärfarbe nicht absolut "rein" gemäß der Videonorm, sondern lassen einen Teil gelber Spektralanteile ebenfalls passieren. Dadurch gewinnt der grüne Farbkanal deutlich an Helligkeit, das Bild wird insgesamt leuchtender, die Lumenzahl steigt.
Der unangenehme Nebeneffekt dieses "Tricks": Die grüne Primärfarbe trifft nicht mehr den Sollwert der Videonorm, grün wird leicht gelblich (eine Art Apfelgrün). Das Messdiagram zeigt den Versatz der grünen Grundfarbe deutlich:

Typischer Farbraum von hellen Präsentationsbeamern:
Grün wird gelblich, die Farbdarstellung leidet
Im Bild macht sich dies durch zu gelbliches Grün und nicht selten durch eine insgesamt zu gelbe Bilddarstellung bemerkbar. Dies bezieht sich übrigens nicht nur auf LCD-Projektoren, gerade bei DLP-Varianten ist dieser Kompromiss bei lichtstarken Modellen ebenfalls sehr häufig zu beobachten.
Hier kommt nun Sanyos neue Entwicklung ins Spiel: Statt die grüne Primärfarbe zu "gelbfiltern", trennt man im Lichtweg die gelben Spektralanteile je nach Bildinhalt eigens ab und regelt diesen gesonderten gelben Lichtsrtom durch eine eigene LCD-Einheit. So gelingt es, die grüne Grundfarbe und alle sich mit ihr ergebenden Mischfarben farbecht zu erhalten, während man die hellen gelben Spektralanteile für alle in Frage kommenden Mischtöne gesondert einsetzen kann.

Bei der neuen 4LCD Technik werden die gelben Spektranalteile
gesondert von Grün moduliert
Im Ergebnis wird das projizierte Bild heller und dabei dennoch glaubwürdig in der Farbdarstellung. Dies soll sich beim neuen Sanyo-Beamer auch in der Praxis zeigen. Im Ergebnis soll sich dann ein besonders großer Farbraum mit besonders intensivem Grün mit einer hohen Helligkeit kombinieren lassen.
1.3 Erste technische Beobachtungen
Soweit unser Exkurs und die Theorie. Dies klingt alles sehr gut, doch schon bei unserem ersten Blick in die Technik zeigt sich eine Limitation. Die separate Modulation des gelben Lichtes erfolgt nämlich nicht zeitgleich, etwa in einem hohen Frequenztakt, der schneller ist als das Auge, sondern mit einer gewissen Trägheit. So dauert das Umschalten zwischen Gelb und Grün ca. 1 bis 2 Sekunden, es erfolgt nicht in Echtzeit oder Videofrequenz.
Dadurch, dass der gelbe Kanal nicht parallel getaktet ist, kann auch nicht das intensive grün gleichzeitig in einem Bild mit dem hohen Gelbanteil kombiniert werden. Auch hier zeigen sich wieder Parallelen zu einer adaptiven Lichtblende: Innerhalb eines Bildes geht nur entweder hell mit viel Gelb, oder kräftig mit intensivem Grün.

Testbild: Viel Grün im Bild:
Die adaptive Steuerung liefert kräftiges Grün.

Testbild: Viel Weiß im Bild
Die adaptive Steuerung mischt gelbe Spektralanteile ins Bild,
ein tiefes Grün ist zeitgleich nicht möglich
Dies wiederum macht eine Bildanalyse in Echtzeit notwendig, die für jedes Einzelbild entscheidet, welcher Grünton für das jeweilige Bild gerade gebraucht wird. Hat ein Bild sehr viele kräftige Grünanteile und wenig gelb (z.B. eine grüne Wiese unter blauem Himmel), so wird die Elektronik einen möglichst grünen Farbkanal einschalten, da hier die Farben wichtiger sind, als die Maximalhelligkeit.

Beispiel: Landschaftsaufnahme mit
intensiven Grüntönen
Bei einer Szene aber, die wenig Grün beinhaltet und bei der vor allem Gelbtöne und Licht im Vordergrund stehen, schaltet der Lichtweg auf Gelb und ermöglicht so eine höhere Lichtleistung:

Bei blassen Szenen können die Lichtreserven
besser genutzt werden
Neben der Zeitverzögerung und mangelnden Echtzeit kommt noch das Problem der Farbmischung / Farbtemperatur ins
Spiel. Es ist leicht einzusehen, dass ein "Rot / Grün / Blau"- erzeugtes Bild eine andere Farbmischung erfordert, als ein "Rot / Gelb / Blau"- erzeugtes Bild. Hier muss die Signalelektronik ebenfalls parallel eingreifen, ähnlich der adaptiven Gammaanpassung bei Streulichtblenden.
Regelmäßige Leser von Cine4Home wissen: Adaptive Steuerungssysteme sind immer nur so gut, wir ihre Programmierung. Es wird also spannend im Bildteil, wie der Sanyo PLC-XP200L, dieses theoretische Farbpotenzial in der Praxis auch sinnvoll ausnutzen kann, ohne störende Nebeneffekte oder Artefakte. Doch bevor wir uns diesem Thema im Bildteil widmen, zeigen wir noch den Rest der technischen Besonderheiten:
1.4 Kühlsystem
Ein 7000 Lumen Projektor will angemessen gekühlt werden, genauer gesagt der Lichtweg und das Zentrum der Wärme, die Projektionslampe.
Die 330W Hochleistungs-NSH Lampe steht am Anfang des Lichtweges und ist seitlich durch einen speziellen Schacht zu erreichen:
Im Bild oben sieht man den Beginn des Lichtweges (Lampenschacht) mit erster Kondensor-Linse. Links davon befindet sich der Staubfilter, von dem die Langzeitstabilität des Projektors signifikant abhängt. Hier haben sich die Ingenieure etwas besonders Lobenswertes ausgedacht: Da gerade Profi-Projektoren je nach Installationsart nicht regelmäßig gewartet werden (können), hat der Filter kein permanentes Flies, sondern ein aufgerolltes, das sich selbständig in Abhängigkeit zur Betriebszeit weiter transportiert:
Dieses Filterband gewährleistet so stets einen optimal sauberen Filter auch ohne regelmäßige Reinigung. Ist das Ende nach vielen wartungsfreien Stunden erreicht, wird das Band einfach durch ein neues ersetzt. Diese Lösung ist gerade für einen LCD-Projektor absolut hervorragend und auch eine Anregung für einen Heimkino-Beamer. Wir hoffen, dass die Sanyo Ingenieure und auch andere Hersteller dieses System für Consumer-Projektoren entdecken werden...
Nicht so erfreulich ist leider die Belüftungslautstärke: Um den Projektor auf adäquater Betriebstemperatur zu halten, sind mehrere Lüfter, teils handgroß verbaut. Dementsprechend stark ist die Geräuschentwicklung.
Schon im Eco-Modus ist der Projektor als laut zu bezeichnen (35dB), was sich im Heimkinobetrieb störend auf den Filmgenuss auswirken würde. Im hohen Lampenmodus legt der Projektor noch einmal zu und wird noch lauter (39dB). Doch in Anbetracht der enormen Lichtausbeute und dem eigentlichen Einsatzzweck im professionellen Bereich können wir dies nicht weiter negativ werten oder gar kritisieren. Der PLC-XP200L ist einfach nicht als leiser Heimkinprojektor gedacht...
2. Bedienung
Soweit die technischen Grundzüge, vor dem Bildtest wollen wir noch die Bedienung, bestehend aus Fernbedienung und OSD-Menüs, vorstellen:

Die Fernbedienung ist für ein Profi-Gerät überraschend übersichtlich und ergonomisch, sie würde sich auch bei einem Heimkinoprojektor gut machen. Neben den Steuertasten befinden sich direkte Eingangswahltasten und die Reichweite des Infrarotgebers ist auch für größere Distanzen geeignet.

Die Menüführung hingegen zeigt die typische "Easy"-Struktur von Sanyo Präsentationsbeamern. Die gebotenen Parameter sind auf das Notwendigste beschränkt und trotz des spartanischen Aufbaus ist die Steuerung nicht wirklich praktisch. Die sich vertikal öffnenden Untermenüs trüben die Übersichtlichkeit. Neben den typischen Bildparametern ist die Funktion "Advanced Color " interessant, die es wohl ermöglicht, die adaptive Farbsteuerung an- und abzuschalten.

Detaillierter Infoscreen
3. Bild & Farben
Nun kommen wir zur Untersuchung der Bildeigenschaften. Hier zeigt es sich, ob das QuaDrive System von Sanyo in der Praxis das hält, was die Theorie verspricht. Kombiniert der PLC-XP200L leuchtende Farben mit hoher Lichtleistung besser, als andere Profi-Projektoren?
3.1 Farbraum
Im ersten Schritt untersuchen wir den Farbraum mit aktivierter QuaDrive-Technik. Erfahren Projektorennutzer wissen, dass der Farbraum sequentiell mit bildfüllenden Farbtestbildern mittels Messinstrument ermittelt wird: Rot -> Grün -> Blau -> Zyan -> Magenta -> Gelb -> Weiß. Bereits mit reduzierter QuaDrive-Technik zeigt der PLC-XP200L einen erfreulich großen Farbraum nahe an der Videonorm:

Dieses Farbdreieck kann der Projektor aber nicht mit den versprochenen 7000 Lumen kombinieren. Der Grund: Weiß und blasse Farbtöne werden nicht mit dem zusätzlichen Gelb erzeugt, sondern lediglich mit Grün. Das kostet einen sehr großen Teil der Lichtreserven. Übrig bleibt aber immernoch ein strahlend helles Bild mit, je nach Anwendung, genauen Farben.
Im nächsten Schritt aktivieren wir nun die QuaDrive Technik und nutzen das volle Farbraumpotenzial. Interessant ist die Beobachtung des adaptiven Farbkanals je nach Testbild:
Bei den reinen Primärfarben Rot & Blau und der dazugehörigen Sekundärfarbe Magenta gibt es keine Unterschiede, weil in diesen Farben weder Grün noch Gelb einfließt. Anders sieht es bei den anderen Farben aus: Bei dem grünen Testbild filtert das vierte LCD die gelben Spektralanteile aus dem Lichtweg und ermöglicht ein reines Grün. Bei Gelb hingegen schaltet das LCD um auf Gelb und erlaubt so ein leuchtend helles Gelb auf der Leinwand. Bei Zyan wird ein Mittelgrün verwendet, denn der Übergang von Gelb nach Grün ist stufenlos regelbar für die Signalelektronik. Diese Methode führt zu einem sehr großen Farbraum:

Farbraum mit ausgereizter
QuaDrive-Technologie
Die Verbesserungen im Farbraum sind deutlich zu erkennen. Besonders im Grünbereich ist der PLC-XP200L nun zu einer wesentlich reineren Farbdarstellung in der Lage. Dies ist beachtlich, vor allem, wenn dieser vergrößerte Farbraum auch noch mit mehr maximaler Lichtausbeute ermöglicht wird: Denn Weiß wird ebenfalls mit gelbem Farbkanal erzeugt und so die Lichtausgabe effektiv gesteigert. Die Farbdarstellung ist in diesem Modus nicht nur bunter, sondern je nach Bildinhalt auch heller!
Im Heimkinobetrieb ist ein so großer Farbraum mangels Software nach wie vor nicht notwendig, aber wieder darf man nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen Projektor für diverse professionelle Anwendungen handelt. Und dazu gehören Simulationen und Video- bzw. Fotgrafiepräsentationen, wo vergrößerte Farbräume mittlerweile immer verbreiteter und effektiver genutzt werden. Wenn der Rest der Kette darauf abgestimmt ist, ermöglicht erst ein großer Farbraum eine realistische Reproduktion von Naturfarben. DVDs und Blu-rays folgen derzeit leider noch einem veralteten Videostandard, der dem aktuellen Stand der Technik hinterher hinkt.
3.2 Spektraleigenschaften
Nicht nur der Farbraum der neuen QuaDrive Technologie ist interessant, auch die spektralen Farbeigenschaften. Durch den regelbaren Grün- / Gelbkanal müsste der PLC-XP200L ein wesentlich breiteres Spektrum abdecken, als konventionelle UHP-Projektoren, zumindest im Gelbbereich um 580nm Wellenlänge.
Zunächst schalten wir die 4LCD-Technik ab und messen das Spektralverhalten. Wie erwartet zeigt der Projektor hier ein für 3LCD typisches Spektrum mit drei Peaks in Rot, Grün und Blau.
Spektrum bei 3LCD
Auffällig ist aber auch schon hier der hohe Anteil in reingrünen Wellenbereichen. Er ermöglicht erst die wirklich reine Darstellung von Grün. Auch im Spektrum zeigen sich die guten Farbeigenschaften des PLC-XP200L. Wirklich interessant wird es aber, wenn man die QuaDrive Technik aktiviert. Nun werden auch die Gelbanteile des Lichtspektrums mit ins Weß hinein gemischt:
Spektrum bei 4LCD
Wie erwartet, verschwindet das Tal zwischen Grün und Rot und um 580nm bleibt der volle Spektralanteil erhalten. Dies erhöht nicht nur die Lichtausbeute signifikant, sondern verbessert auch das Farbpotenzial. Ein so ausgewogenes Spektrum haben wir, abgesehen von Xenon-betriebenen Projektoren, noch nicht beobachten können.
Auch der Rotanteil ist für eine UHP-Lampe sehr hoch, wenn auch die erforderliche Farbtemperatur von 6500K / D65 nicht nativ ohne Farbkorrektur erreicht wird. Damit sind wir beim nächsten Thema:
3.3 Farbtemperatur
Nativ weicht die Farbtemperatur trotz der neuen Farberzeugunstechnik von der Videonorm ab. Grund sind nach wie vor die verwendeten Quecksilberdampflampen, die ein gewisses Defizit in ihrem Spektrum aufweisen. So messen wir ohne Farbkalibrierung unter Ausnutzung der vollen Lichtreserven eine durchschnittliche Farbtemperatur von 6000 Kelvin.
Farbtemperatur bei maximaler Lichtleistung
Die spartanischen RGB-Parameter des Bildmenüs erlauben eine schnelle Korrektur auf die D65-Videonorm, lassen aber keine absolute Perfektion zu. Dies ist schade bei einem Beamer, dessen große Stärke die Farbdarstellung sein soll.
Kalibrierte Farbtemperatur PLC-XP200L
Das Ergebnis ist aber gut genug, um von eine wirkungsvollen Kalibrierung reden zu können. Unbedingt beachten sollte man aber den Umstand, dass der 3 bzw. 4LCD Modus die Farbtemperatur beeinflusst. Man sollte daher den Modus kalibrieren, den man überwiegend nutzen möchte, bzw. alle beide Modi.
3.4 Gamma
In Sachen Gamma zeigt der PLC-XP200L ab Werk solide Ergebnisse, die sich mit den Bildparametern leicht weiter verbessern lassen.

Gammaverlauf PLC-XP200L
Die hohen Lichtleistungen des Projektors erlauben einen relativ steilen Anstieg um 2.3, ohne dass dafür Einbußen in der Durchzeichnung in Kauf genommen werden müssen. Ganz im Gegenteil, der PLC-XP200L bietet eine überdurchschnittlich gute Darstellung von Details nahe an Schwarz. Letzteres muss man bei einer solchen "Lichtkanone" allerdings relativ sehen:
3.5
Licht & Kontrast
Grundsätzlich ist es schwer, sehr hohe Lichtleistungen mit einem hohen nativen Kontrast zu verbinden, erstrecht für einen LCD-Beamer. Daher ist es auch keine Überraschung, dass Projektoren jenseits der 3000 Lumen in den technischen Daten selten mehr als 3000:1 Kontrast aufweisen. Im Falle des PLC-XP200L beträgt die Werksangabe 2200:1, dies wäre ein hervorragender Wert, sollte er sich in der Praxis bewahrheiten. Selbstverständlich haben wir dies messtechnisch in unserem Teststudio verifiziert:
Wir beginnen mit der maximal möglichen Lichtleistung, die vom Hersteller mit 7000Lumen angegeben wird. Dazu aktivieren wir im Bildmenü alle Reserven: Native Farbtemperatur, höchsten Lampenmodus, Kontrast bis zur Clipping-Grenze. Mit knapp 6000 Lumen verfehlt unser Testgerät diese Marke, bietet aber dennoch verblüffend viel Licht. Die native Farbtemperatur ist dabei auch nicht unzumutbar weit weg von der D65-Norm.
Interessant ist die Tatsache, dass durch die QuaDrive Technologie nicht mehr Rot die limitierende Farbe darstellt, sondern Blau - auch hier helfen die Gelbanteile im Spektrum. In Sachen Kontrast zeigt der PLC-XP200L ebenfalls sehr solide und gute Werte, verfehlt aber die Werksangaben: Rund 1750:1 erreicht der Beamer bei dieser hohen Lichtleistung.
Im nächsten Schritt messen wir den Netto-Kontrast und die Helligkeit nach einer D65-Kalibrierung. Da hierfür Grün und Rot auf das Blauniveau abgesenkt werden müssen, verliert der Projektor über 25% Licht, es verbleiben ca. 4200Lumen, was aber farbkalibriert immernoch einen beeindruckend hohen Wert darstellt. Der Kontrast ändert sich um einen ähnlichen Prozentsatz, rund 1400:1 verbleiben, wenn die Farben des PLC-XP200L kalibriert sind.
Wie groß ist nun der Lichtgewinn durch die 4LCD QuaDrive Technologie, sprich wie viel Licht kann der selbe Projektor mit herkömmlichem RGB, ohne Gelb erreichen? Dies lässt sich mit dem PLC-XP200L sehr leicht überprüfen, denn wir können die Funktion ja im Menü deaktivieren. Und das Ergebnis überrascht ungemein: Mit ca. 2500 Lumen bei D65 verliert der Projektor nahezu 40% Licht, da sieht man, wie wichtig die Gelbanteile für das Helligkeitsempfinden unserer Augen sind. Wir fassen in einer Tabelle alle von uns ermittelten Messwerte zusammen:
Messwerte PLC-XP200L
Farbtemperatur |
Lampe |
QuadDrive |
Kontrast |
Lichtmenge / Lumen |
Nativ |
Hi / A1 |
An |
1800:1 |
6000 |
D65 |
Hi / A1 |
An |
1400:1 |
4200 |
D65 |
Eco |
An |
1100:1 |
3200 |
D65 |
Hi / A1 |
Aus |
1000:1 |
2500 |
D65 |
Eco |
Aus |
750:1 |
1750 |
Noch ein paar Worte zum Schwarzwert: Wie man schnell ausrechnet und sieht, ist der Schwarzwert einer solchen Lichtkanone von Projektor nicht mit dem eines optimierten Heimkinos zu vergleichen. Rund 3 Lumen verbleiben bei Schwarz. Aber wie schon mehrfach erwähnt: Derartige Lichtleistungen braucht man nicht für ein optimiertes Heimkino, sondern für sehr große Leinwandgrößen oder Projektionen unter Restlichtbedingungen. Bei diesen Anwendungen relativiert sich das Thema Schwarzwert schnell. Insgesamt liefert der Projektor mit diesen Ergebnissen ein sehr plastisches Bild.
3.6 Sonstige Bildeigenschaften
Die sonstigen Bildeigenschaften des PLC-XP200L liegen in keinem direkten Zusammenhang zur QuaDrive Technologie und stehen daher auch nicht im Miitelpunkt dieses Technikspecials. In Sachen Signalverarbeitung und Schärfe bietet der Projektor solide Ergebnisse für einen Präsentationsprojektor. Durch seine limitierte XGA-Auflösung im herkömmlichen 4:3 Format bietet er selbstverständlich nicht eine so hohe Detailauflösung wie ein FullHD-Heimkinobeamer. Und auch die Signalverarbeitung ist eher konventionell als auf Spielfilme oder Heimkino optimiert. Wirklich gute Ergebnisse liefert der PLC-XP200L in den sonstigen optischen Eigenschaften: So ist die Ausleuchtung trotz der hohen Lichtleistung sehr gleichmäßig, kein starkes Shading stört den Bildeindruck und die Konvergenz der Grundfarben ist sehr deckend.
3.7 Praxistest Farbdarstellung
Wie bei adaptiven Lichtblenden verraten auch bei der 4LCD-Technologie reine Messwerte nur die halbe Wahrheit. Da das System nicht komplett in Echtzeit arbeitet, ist es wichtig, die Auswirkungen der "Umfärbung" mit eigenen Augen bei Filmmaterial zu begutachten. Dazu haben wir diverses Videomaterial, vornehmlich farbige Naturaufnahmen mit kräftigen Farben, projiziert. Das Ergebnis war sehr beeindruckend: In direktem Vergleich zu einem konventionellen 3LCD-Projektor gleicher Lichtstärke zeigt der PLC-XP200L in bunten Filmszenen eine deutlich kräftigere Farbdarstellung. Wie zu erwarten war, wirkt gerade Grün bei ihm gesättigter und in Naturgrün-Tönen glaubwürdiger. Doch auch bei Rottönen hilft das Mischen mit der Grundfarbe Gelb. So ist der PLC-XP200L in zwei der drei Grundfarben und den entsprechenden Sekundärfarben herkömmlichen Systemen überlegen, lediglich in Blau bieten sich keine wirklichen Vorteile.
Das Schöne ist zudem, dass der Projektor durch diese kräftigen Farben keine Einbußen in der Lichtleistung eingeht. Im Gegenteil, der Projektor gehört gerade mit der zugeschalteten QuaDrive Technologie zu den hellsten Beamern, die man derzeit in so kompakten Maßen bekommen kann.
Als Hauptkritikpunkt verbleibt die Tatsache, dass mit der derzeitigen technischen Umsetzung ein kräftiges Grün nicht mit den Gelbanteilen und der hohen Lichtleistung innerhalb eines Bildes kombiniert werden kann. Die Farbmischung kann nur sequentiell auf ein Bild angepasst werden: Entweder kräftiges grün, oder hell mit kräftigen Gelbanteilen.
Der adaptive Signalsteuerung gelingt es dabei aber, die Farbübergänge von Grün nach Gelb und zurück sehr unauffällig zu steuern, es ist kein Farbpumpen im laufenden Bild zu erkennen. Lediglich wenn man sich ganz genau konzentriert kann man erkennen, dass so manche Rasenfläche leicht "nachgrünt" oder Wüstenszene "nachgelbt". Dies verbleibt aber alles auf einem sehr subtilen Niveau, so dass man von einer objektiven Bildverbesserung sprechen kann.
4.
Fazit
Mit der QuaDrive Technologie verspricht Sanyo, die hohe Lichtleistung eines Präsentationsbeamers mit einer wesentlich besseren und kräftigeren Farbdarstellung zu kombinieren. Die Idee, die für das Auge lichtfördernden Gelbanteile separat zu steuern und je nach Bedarf dem Bild "beizumischen", ist dabei so genial wie einfach umgesetzt. Der technische Aufwand ist so überschaubar, dass man in Zukunft mit wesentlich mehr Modellen mit QuaDrive rechnen kann.
Das Versprechen wird gehalten: Der PLC-XP200L ist der bunteste und zugeleich hellste Projektor, den wir bis heute in unserem Teststudio hatten. In seiner Hauptdomäne, den Farben, bietet er beeindruckende Ergebnisse, die vor allem die DLP-Technologie gleicher Preisklasse weit hinter sich lässt. Insofern ist der Projektor für viele professionelle Einsätze, wo Farben eine wichtige Rolle spielen, geradezu prädestiniert.
Insgesamt ist die QuaDrive Technologie mit vier LCDs eine Entwicklung mit viel Potenzial, auch für Einsätze im Heimkino. Sie ist ein Schlüssel für mehr Lichtleistung, ohne die Wattzahlen der Lampe und die Kühlung erhöhen zu müssen. Lichtleistungen bis 2000 Lumen müssten damit auch in einem Heimkinochassis möglich sein.
Es gibt dennoch weiterhin Verbesserungspotenzial: Noch wünschenswerter wäre ein System, das abwechselnd in hoher Frequenz (100Hz oder 200Hz) Grün und Gelb steuert. So wäre es auch möglich, innerhalb eines Bildes das kräftige Grün mit dem Gelb und dem vielen Licht zu kombinieren. Mit der neuen D7-Paneltechnologie mit 120Hz müsste dies sogar in FullHD-Auflösung möglich sein.
Aber auch in der jetzigen Form kann sich die Tehcnik schon im Heimkino bezahlt machen: In einem zweiten Special werden wir auf überraschende Weise demonstrieren, wie man mit einem lichtstarken Projektor wie dem PLC-XP200L Tageslichtprojektionen im heimischen Wohnzimmer realisieren kann, Sie können gespannt sein...
In jedem Fall ist QuaDrive eine innovative und sinnvolle Neuentwicklung, die die LCD Technologie noch weiter nach vorne bringen wird. Es tut sich stetig etwas... wir warten gespannt auf das nächste Modell mit 4 LCDs...
20. März, 2009, E. Schmitt
5. Spezifikationen (Herstellerangaben!)
- Panel: 3 x 1,3" TFT p-Si (4 : 3), Microlens, 1 x Color Control Device
- Lampe: 330 W NSH (LMP-124)
- Helligkeit in ANSI Lumen: 7.000
- Lampenlebenszeit: 3.000 h (Eco-Mode)/2.000 h (Normal-Mode)
- Lüftergeräusch: 35 dB (Eco-Mode)/39 dB (Normal-Mode)
- Projektionsverhältnis: je nach Objektiv
- Entfernung: je nach Objektiv
- Kontrastverhätnis: 2.200 : 1
- Auflösung in Pixel: 1.024 x 768 (XGA)
- Bilddiagonale min–max: 31"–400"
- Ausleuchtung: 90 %
- Bandbreite/Frequenz: 180 MHz, horizontal 15–100 kHz, vertikal 48–100 Hz
- Farbsysteme: PAL, SECAM, NTSC, NTSC4.43, PAL-M/N
- Anschlüsse: Eingang 1: D-Sub15 (RGB/SCART-RGB) oder Monitorausgang; Eingang 2: DVI-D (digital/HDCP); Eingang 3: 5 x BNC (RGBHV/Komposit/Y-Pb/Cb-Pr/Cr); Eingang 4: 3 x Cinch (Video/Y-Pb/Cb-Pr/Cr); Eingang 5: Mini DIN 4-pin (S-Video); Audio: 3,5 mm Stereo-Klinke; Audioausgang: 3,5 mm Stereo-Klinke; Monitorausgang: D-Sub15; Steuereingang 1: D-Sub9 pin; Steuereingang 2: 3,5 mm Stereo-Klinke (Kabelfernbedienung)
- Keystone-Korrektur: vertikal +/– 40°, horizontal +/–20°
- Lens Shift: 1 : 1 vertikal (gilt für LNS-W32); 2 : 3 bis 3 : 2 horizontal (gilt für LNS-S31/W31A/T31A/T32); 1 : 1 horizontal (gilt für LNS- W32)
- Hochzeilen:TV-Signal 480i/480p/575i/575p/720p/1.035i/1.080i
- Computer-Kompatibilität: U-XGA/S-XGA+/S-XGA/W-XGA/XGA/S-VGA/VGA
- Zoom/Fokus: je nach Objektiv
- Stromverbrauch/Spannung: 377 W (Eco-Mode)/499 W (Normal-Mode)/24,5 W (Stand-by-Mode)/100–240 V
- Garantie: 3 Jahre, 24-h-Austauschservice (gilt nur für D), 90 Tage Lampengarantie (max. 300 h)
- Maße (B x H x T): 370 x 187 x 440 mm
- Gewicht: 11,4 kg (ohne Objektiv)
- Objektive:
Optionales Standardobjektiv: LNS-S31 (Projektionsverhältnis: 1,8 – 2,4 : 1)
Optionales Standardobjektiv: LNS-S30 (Projektionsverhältnis: 1,8 – 2,4 : 1)
Optionales Weitwinkelobjektiv: LNS-W31A (Projektionsverhältnis: 1,23 – 1,78 : 1)
Optionales Weitwinkelobjektiv: LNS-W32 (Projektionsverhältnis: 0,81 : 1)
Optionales Teleobjektiv: LNS-T31A (Projektionsverhältnis: 2,31 – 4,19 : 1)
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