Der finale Referenz-Test:
JVC DLA-X70 / X90

Mehr Auflösung, heller und mehr Kontrast, doch:
Wieviel besser sind sie wirklich?

Zur Hauptseite von www.Cine4Home.de


Kurz nach der Funkausstellung machte JVC mit seiner aktuellen Modellreihe DLA X70 und X90 von sich Reden, denn hier kommt zum ersten Mal eine spezielle Technologie zum Einsatz, die die derzeit herkömmliche FullHD Auflösung (1920x1080) verdoppelt und durch eine geschickte Anordnung die Simulation der sogenanten "4K" Auflösung von 3840x2160 Bildpunkten erlaubt.


Doch damit nicht genug, die DLA X70/X90 sollen auch farbkalibriert heller und kontraststärker sein, als ihre direkten Vorgänger X7 / X9. Hinzu kommen noch weitere Verbesserungen im Detail, die das neue Spitzenduo von JVC zu Preisen von €6990.- und €9990.- zu den neuen Referenzbeamern im gehobenen Heimkinosegment machen sollen.

In unserem ersten Beta-Test im November haben wir bereits erste Messreihen druchgeführt und die versprochenen Verbesserungen scheinen sich zu bewahrheiten. Inzwischen haben auch die ersten Seriengeräte unser Teststudio erreicht, so dass wir in diesem finalen Test die Serienleistung der X70 und X90 dokumentieren können.


Wir verweisen im Voraus auf unsere Testkriterien, die ausführlich in unserem Know How Special: "Projektoren / PlasmaTVs - Qualitätsmerkmale - Die Testkriterien von Cine4Home" beschrieben werden.

 

1. Technische Features und innerer Aufbau

Das Grundchassis geht in die zweite Generation: Äußerlich optisch hat sich bei den beiden Topmodellen X70 und X90 nichts getan, denn sie bleiben ausschließlich in schwarzer Farbe mit glänzendem Finish erhältlich, genau wie die Vorgänger, weshalb hier keine Neuerungen gegenüber dem X7 und X9 festzuhalten sind:


 

Eine alterntiv weiße Version, wie beim kleineren Modell X30, gibt es bei den beiden Topmodellen merkwürdigerweise nicht, wahrscheinlich weil der Hersteller bei ihnen überwiegend von einer Installation in optimierten, dunklen Heimkinoräumen ausgeht. Diese Argumentation ist uns schon oft begegnet, doch ergibt sie deshalb nicht mehr Sinn, weil es auch Heimkinofreunde gibt, die höchste Ansprüche bei Wohnrauminstallationen stellen und für die die X70 und X90 Modelle alleine schon wegen der schwarzen Farbe leider vorzeitig ausscheiden.

Immerhin soll es laut Auskunft von JVC Deutschland die Möglichkeit geben, die Projektoren über den autorisierten JVC-Fachhandel in einer umlackierten Version in Wunschfarbe zu erstehen, ohne dass die Garantie hiervon beeinträchtigt wird. Fragen Sie also nach, wenn Ihnen die schwarze Version nicht zusagt! Die X-Serie ist eine Art Hybridvariante aus den beiden Vorgängermodellen.



Von ihren Vor-Vorgängern (HD1) hat die X-Serie das eher kantige Design mit zentrierter Optik geerbt, von den direkten Vorgängern kamen der automatische Staubschutz, sowie die motorisierte Optik hinzu. Mit diesem Spagat hat man versucht, das Beste aus allen Generationen zu vereinen:

Designtechnisch ist die wiedererlangte Symmetrie ein großer ästhetischer Fortschritt, denn die seitlich versetzte Optik hat das ansonsten auf Symmetrie ausgelegte Chassis der Modelle HD350 bis 950 gestört. Die X-Projektoren wirken wesentlich harmonischer und sind durch ihre Größe dennoch in der Lage, eine Staubschutzblende zu bieten, die sich bei Nichtgebrauch automatisch vor das Objektiv fährt.



Die Verarbeitung ist JVC-typisch auf dem höchsten Stand und lässt viele Konkurrenzmodelle hinter sich.

 

1.2 Anschlüsse

Bei dem Anschluss-Panel ist JVC konservative Wege gegangen und hat alle Bildeingänge an der Rückseite des Beamers positioniert, ganz nach HD1 Vorbild. Die seitliche Positionierung der direkten Vorgänger hat man hier wiederum verworfen. Ob dies ein Vorteil ist, kann man nicht objektiv bewerten, denn für beide Standorte gibt es Pro- und Contraargumente. So lassen sich Kabel hinter einem Projektor oft besser verstecken als seitlich, doch sind sie je nach Installationsart dafür auch wesentlich schwerer zu erreichen und machen den Projektor zudem auch noch länger, was in Anbetracht der üppigen Maße der X-Serie keinen unerheblicher Aspekt für Nutzer mit begrenzten Raumgrößen darstellt.



Bei der Auswahl an Eingängen gibt es nichts zu bemängeln, mit zwei HDMI (1.4) Eingängen und den wichtigsten analogen Anschlüssen (VGA, Komponente), sowie zusätzlichen Steuerschnittstellen steht einer Integration in modernen „Multimedia.-Netzwerken“ nichts im Wege.

 

1.3 Die sequentielle 4K-Auflösung

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die sequentielle 4K-Auflösung das innovative Hauptfeature der Modele X70/X90 gegenüber ihren direkten Vorgängern, aber auch gegenüber dem kleinen Einstiegsmodell X30. Auch wenn hierzulande leider die vollständige Umstellung auf FullHD mit seiner Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten noch lange nicht abgeschlossen ist, so geht die Auflösungsreise der Großbildprojektion immer weiter nach oben: Im Profi- und Digital Cinema- Bereich sind 4K Projektoren schon lange eine Realität, im Consumerbereich lange nur ein Traum.



Die Bezeichnung „4K“ ist für den Laien zunächst irreführend, suggeriert sie lediglich eine doppelte Auflösung. Tatsächlich handelt es sich aber um die vierfache(!) FullHD-Auflösung, im Falle der DLA-X70 / X90 ist es aber streng genommen tatsächlich "nur" eine verdoppelte Auflösung, nämlich 2x1920x1080 = 4,147,200 Pixel. Diese sind allerdings so geschickt angeordnet, dass sie sowohl horizontal als auch vertikal variabel eingesetzt werden können und so die "echte" 4K Auflösung mit ihren rund 8 Millionen Bildpunkten simulieren kann.



Eine höhere Auflösung erlaubt eine feinere Darstellung von Details, kleinere Pixel und einen verkürzten Projektionsabstand. Herkömmliche 4K-Projektoren sind derzeit noch im unbezahlbaren Bereich, wie ist JVC in der Lage, 4K ohne Preiserhöhung (der X70 kostet wie sein Vorgänger rund €7000.-) in dieser Generation schon anzubieten? Das Schlüsselwort ist hier „sequentiell“:


Optische Realisierung
Tatsächlich erzeugen im Inneren der DLA-X70 und X90 weiterhin drei D-ILA Chips mit nativer FullHD Auflösung das Bild, es handelt sich nicht um native 4K-Panels. Jeder der drei D-ILA Chips moduliert je einen der drei RGB-Farbkanäle.



Bis hierhin hat sich im Lichtweg nichts zu den Vorgängern geändert. Neu ist allerdings das spezielle „E-Shift Device“, ein Spezialglas, das zwischen Glasprisma und Objektiv positioniert ist und wie ein Dia durchleuchtet wird.



E-Shift Glas


Selbstverständlich haben wir das E-Shift Glas auch im Projektor aufgespürt, indem wir die Projektionsoptik demontiert haben. Tatsächlich befindet sich das Spezialglas "wie versprochen" dahinter vor dem Prisma:



Das 4K-EShift Glas erkennt man an seinen
zwei Stromanschlüssen rechts


Das Besondere an diesem Glas ist sein variabler Brechungsindex, der mit elektrischer Spannung beeinflusst werden kann. Liegt keine Spannung an, so verhält es sich wie entspiegelt und lässt das Projektionsbild geradlinig passieren:



Der Projektionswinkel kann mit Spannung gesteuert werden


Legt man aber Spannung an das Glas, so verschiebt es das passierende Licht durch Brechung und versetzt es minimal nach rechts und nach oben, um jeweils einen halben Pixel. Das alles ohne jegliche mechanische Bewegung, so dass ein Verschleiß auszuschließen ist!



Die Pixelzahl wird verdoppelt


So entstehen zwei Raster von jeweils 1920x1080 Pixeln, die sich durch den vertikalen und horizontalen Versatz zu einer Auflösung von 3840x2160 Bildpunkten ergänzen. Der Unterschied zur nativen 4K Auflösung liegt neben der veränderten Pixelstruktur in der sequentiellen Darstellung:



Das E-Shift Glas taktet die beiden FullHD Bilder mit 120Hz


Die beiden Pixelraster sind niemals gleichzeitig auf der Leinwand, sondern werden hintereinander projiziert. Die Taktfrequenz hierfür beträgt 120Hz, so dass das Umschalten von unseren Trägen Augen unbemerkt bleibt und die Auflösung zu vollen 4K „verschmilzt“.


Die passende Signalverarbeitung
Die vierfache Auflösung bietet selbsterklärende Vorteile in der Darstellung, doch leider steht an kaum einer Stelle eine passende native Bildquelle zur Verfügung. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis wir 4K-Spielfilme käuflich erwerben können, von TV-Übertragungen ganz zu schweigen.

Um die Bildqualität zu steigern, muss folgerichtig eine hochwertige Skalierung durchgeführt werden. Erfahrene Heimkinofans werden sich zurückerinnern: Vor einigen Jahren gelang es, herkömmliches PAL-Material durch eine Skalierung auf 1280x720 Bildpunkten und anschließende Projektion mit einem HDready Projektor qualitativ aufzuwerten. Diesen Ansatz hat JVC mit der Signalverarbeitung aufgegriffen:



Digitale Bilderzeugung der 4K-Projektion


Das eingehende FullHD-Bildsignal wird durch einen speziellen Algorithmus analysiert, der zusammenhängende Mister und Objektkanten identifiziert. Basierend auf dieser Analyse werden durch die Skalierung die fehlenden Pixel ergänzt, die digitale Auflösung auf 3840x2160 Bildpunkte verdoppelt. Anschließend wird das Bild in zwei „Subframes“ aufgeteilt, die durch den optischen Block mittels oben erklärter E-Shift Technologie sequentiell mit einer Frequenz von 100Hz bzw. 120Hz auf die Leinwand projiziert werden. Durch die Trägheit unserer Augen erhalten wir ein zusammenhängendes 4K Bild.

 

Qualitätssteigerung durch Skalierung
Wie versierte Heimkinofans wissen, steht und fällt das gesamte Konzept der natürlicheren Bilddarstellung durch mehr Auflösung mit der Qualität der Skalierung. Schon zu herkömmlichen „PAL-Zeiten“ war es möglich, die Bildqualität mittels hochwertiger Skalierung und Einsatz von HDready (720p) bzw. FullHd (1080p) Beamern signifikant zu steigern. Das Prinzip ist dabei einfach verständlich und wurde von uns in einem Know-How-Artikel bereits vor Jahren detailliert erläutert, hier der entscheidende Auszug:

Die tatsächliche Bildqualität hängt nicht unmaßgeblich von der Qualität der Skalierungs-Elektronik ab, denn je genauer und intelligenter sie arbeitet, desto detaillierter ist das dargestellte Bild.

Eine „billige“ Skalierungselektronik fügt lediglich Zeilen bzw. Spalten ein, ohne die Auflösung tatsächlich zu verbessern. Dies erhöht die Bildqualität in keiner Weise, sondern kann im schlimmsten Fall sogar den Bildeindruck verschlechtern (z.B. durch subtile vertikale/horizontale Streifen im Bild).

Eine bessere Skalierung hingegen errechnet Farb- und Helligkeitszwischenwerte aus benachbarten Pixeln, um die Übergänge, die durch die neuen Pixel entstehen, homogener zu machen. Im folgenden Beispiel werden 4 Pixel des Originalbildes auf die 4-fache (=16 Pixel) Auflösung hochskaliert:


links: einfache Skalierung durch Pixelverdopplung,
rechts: Interpolation mit differenzierten Übergängen


Die Skalierung eines TVs / Projektors ist daher ein ausschlaggebendes Qualitätsmerkmal, über das man sich vor dem Kauf informieren sollte. Skalierungsalgorithmen, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen, sind in der Lage, das Bildqualitätsempfinden des Videosignals durch Interpolation deutlich zu verbessern. Anhand benachbarter Bildpunkte wird hier berechnet, wo ein „neuer“ Bildpunkt sein müsste und welche Farbe er haben muss. Dies ist ein technisch kompliziertes Unterfangen, das auch noch unglaublich schnell (50-60 mal pro Sekunde) durchgeführt werden muss.

Diagonale Linien mit starkem Kontrast (z.B. schräge Fensterrahmen an Häusern, Zierleisten und Kühlergrill an Autos etc.) wirken bei herkömmlicher Auflösung nicht perfekt, sie bilden leichte Treppenstufen. Feine Muster wie z.B. fein karierte Anzüge bilden sogar Interferenzmuster. Diese Effekte sind auch bei Computerspielen niedriger Auflösung sichtbar und heißen im Englischen „Aliasing“. Betrachten wir folgendes Bild:



Komplettes Bild aus der Entfernung


Geht man nun näher an die Leinwand heran, sieht man die Pixelstruktur durch die eingeschränkte Auflösung:



Digitale Pixelstruktur des Bildes


Durch Interpolation kann die höhere Auflösung eine Projektors dazu benutzt werden, das Bild von digital wirkenden Treppenstufen zu befreien. Dies bezeichnet man als „Anti-Aliasing“:



Interpoliertes Bild, „anti-aliased“ mit Zwischenstufen

Hier noch einmal ein Farbbeispiel:


Gesamtbild: Godesburg in Bad Godesberg / Bonn



Nahe Betrachtungsweise: Original


Die Oberkante der Burg wirkt mit Skalierung runder, die Gebäudestrukturen differenzierter und die Blätter rechts im Vordergrund wesentlich natürlicher.



Nahe Betrachtungsweise: Hochskaliertes Bild


Anhand dieses simplen Beispiels erkennt man, was durch Mathematik aus einem Videosignal, mit begrenzter Auflösung nachträglich gewonnen werden kann. Solche Details addieren sich in der Summe im Laufe eines Filmes. Das Bild wirkt insgesamt homogener, weniger digital, und natürlicher.

Neben HTPCs und speziellen externen Scalern haben in dieser Domäne vor allem die HQV-Prozessorn, die in zahlreichen Denon DVD-Playern und immer mehr Projektoren verbaut werden, von sich Reden gemacht. Auch für den Laien waren der Gewinn in der Bildnatürlichkeit und die Reduktion von digitalen Artefakten sofort ersichtlich. Dementsprechend groß war der Erfolg dieser Komponenten und Chipsätze, trotz der teilweise beträchtlichen Zusatzkosten.

Inwieweit die aufwändige Skalierungselektronik der JVC DLA-X70/X90 dieses Prinzip auf die 4K-Auflösung so übertragen können, dass ein sichtbarer Nutzen entsteht, werden wir im Bildteil dieses Tests untersuchen.

 


1.4 3D-Kompatibilität

In die zweite Generation geht mit den X70/X90 die Kompatibilität zu allen 3D Standards via HDMI 1.4. Dies umfasst nicht nur die (imernoch nur spärlich gesäten) 3D-Blurays, sondern auch die über das Fernsehen verwendeten 3D-Modi:



Die DLA-X70/X90 sind wie ein herkömmlicher 3D Fernseher
zu den aktuellen Medien und TV-Übertragungen kompatibel.


Um einen dreidimensionalen Effekt zu erzeugen, muss man unsere Augen täuschen, indem man jedem Auge einen individuellen Blickwinkel zeigt. Das große Problem ist es also, zwei Bilder gleichzeitig über die Leinwand zum jeweiligen Auge zu transportieren, ohne dass diese sich auf dem Weg vermischen können. In den meisten öffentlichen Kinos wird dies durch eine unterschiedliche Polarisation der beiden Bilder erreicht, was aber sehr aufwändig ist und eine speziell beschichtete Silberleinwand erforderlich macht, eine Lösung, die preislich eher für den Profi-Bereich geeignet ist.



Um eine einfache 3D Anwendung auf herkömmlichen Leinwänden zu ermöglichen, hat man sich für die bekannte Shutter-Brillen-Technik entschieden, wie sie auch bei den meisten 3D-TVs zum Einsatz kommt. Für die aktuelle Geneartion der X30/70/90 wurden die Brillen überarbeitet: Das neuen JVC-Brillenmodell „PK-AG2“ hat ein moderneres Design und ist vor allem mit einem Gewicht von 40g merklich leichter, als ihr Vorgänger. Zudem ist es nun mit einem Akku versehen und somit über Mini-USB wieder aufladbar. Selbstverständlich ist die neue Brille auch zu den Modellen X3/7/9 kompatibel, so dass auch bei den Vorgängern jeder upgraden will, wenn erwünscht.



Die neue Brille (oben) hat nun einen einfach zu bedienenden
An/Aus- Schalter



Neben dem Schalter befindet sich die Mini USB-Ladebuchse


Die Brillen sind übrigens nicht im Preis inbegriffen, sie müssen gegen Aufpreis hinzugekauft werden. Bei JVC geht man nicht davon aus, dass jeder die 3D Fähigkeiten des Beamers nutzen möchte, in erster Linie handelt es sich auch in dieser Generation um einen 2D Beamer mit zusätzlichem 3D-Feature.




IR Transmitter PK-EM1


Für die notwendigen Synchronsignale sorgt ein spezieller IR-Transmitter, der am Input-Terminal des DLA X70 / X90 angeschlossen wird (ebenfalls Zubehör).



Die Sender des Transmitter sind extra stark ausgelegt, so dass die Infrarotsignale auch reflektiv über die Leinwand sicher bei der Empfängerbrille ankommen. Wer auf Nummer sicher gehen will oder einen besonders großen Raum nutzt, kann den Sender auch direkt ober / unter / neben der Leinwand positionieren und so ohne Umwege auf die Zuschauer richten.



Mit der Shutter-Technik werden die zwei unterschiedlichen Perspektivbilder zeitlich nacheinander projiziert, wobei jeweils ein Auge durch die Brille abgedeckt wird. Damit die sequentielle Abschottung der Augen nicht allzu auffällig wird, müssen die Einzelbilder mit einer möglichst hohen Frequenz erscheinen, was wiederum eine schnelle Reaktionszeit der Panels erforderlich macht. Für einen guten Kompromiss aus wenig Artefakten, geringes Bildflimmern und maximaler Lichtausbeute hat man sich bei JVC entschieden, die 3D-Bildfrequenz mit max. 120Hz anzusteuern.

Und auch in andere Details unterscheidet sich die technische Realisation zur Erzeugung der einzelnen Shutter-Bilder von denen anderer Projektoren, mehr dazu im 3D Teil dieses Tests.

Bis auf das neue Brillendesign sind bislang keine wesentlichen technischen Neuerungen im 3D-Bereich zu den Vorgängern zu verzeichnen, lediglich in der Signal-Software sind Weiterentwicklungen zu erkennen: Ein spezieller Algorithmus, der so genannte „Cross Talk Canceller“, soll laut Hersteller Doppelkonturen in besonders Ghosting gefährdeten Bildelementen reduzieren.



Mit der justierbaren Parallaxe kann der Anwender die 3D-Tiefe nachjustieren und so eventuelle Masteringfehler ausgleichen.



An der Zwischenbildberechnung wurde kein Update vorgenommen, sie ist auch weiterhin in 3D nicht aktivierbar.

 

1.4 Lichtquelle und Belüftung

3D-Projektionen haben einen technisch unvermeidbaren Nebeneffekt: Der größte Teil des Lichtes geht durch die Shutter-Brillen verloren, nur ein kleiner Teil verbleibt der eigentlichen Bilddarstellung. Jedes Lumen Lichtleistung zählt daher. JVC hat die Notwendigkeit für eine ausreichende Lichtleistung erkannt und den Lichtweg auf Helligkeit getrimmt, unter anderem auch mit einer starken Lichtquelle.


Super Short Arc Lamp


Der Kurzbogenlampe erlaubt eine bessere Zentrierung im Parabolspiegel, wodurch, zusammen mit einer speziell angepassten Integrator-Linse (Lens Array) eine bessere Lichtausbeute und vor allem gleichmäßigere Lichtverteilung erwirkt wird..



Die Leistungsaufnahme beträgt 220W im hohen Lampenmodus, eiine so starke Lampe macht natürlich eine effektive Kühlung erforderlich. Dies bedeutet, dass viel Luft bewegt werden muss, was wiederum bei kompakten Gehäusen ein stärkeres Luftrauschen bewirkt, was wiederum vom Filmfan als störend empfunden wird. Um den Projektor leise zu halten, waren die Ingenieure daher gezwungen, größere Lüfter und Luftkanäle zu verwenden, um mehr Luftbewegung ohne höhere Lautstärke zu gewinnen, was die Größe des Chassis erklärt.



Gut durchdacht ist die Richtung, in der die Kühlluft bewegt wird: Die X-Serie saugt an der Hinterseite die benötigte kalte Luft des Raumes an, leitet sie durch das Gerät und führt vorne seitlich die erhitze Luft wieder zurück in den Raum. Diese Ausrichtung beugt einem Hitzestau hinter dem Projektor vor, so dass dieser nahe an Rückwänden oder auch in einem Schrank oder Regal positioniert werden kann. In Anbetracht der nicht gerade unerheblichen Länge des Projektors geben die zusätzlichen Zentimeter Spielraum nach hinten in begrenzten Raumverhältnissen nicht selten das notwendige Quäntchen, die angestrebte Leinwandbreite zu realisieren.

Genug Platz sollte man wenn möglich aber zur Rückwand lassen, um im Bedarfsfall das Lampenmodul wechseln zu können: Der entsprechende Schacht befindet sich auf der Rückseite des Projektors neben den Anschlüssen und wird nach hinten geöffnet. Die rückwärtige Positionierung ist vor allem bei Deckeninstallationen von praktischem Vorteil, weil der Projektor für einen Lampenwechsel nicht von der Decke(nhalterung) abgenommen werden muss.



Lampenschacht und Beginn des Lichtweges


Um das Belüftungssystem weiter zu analysieren, haben wir den Projektor geöffnet und wie immer einen detaillierten Blick ins Innere geworfen. Vieles ist von der letzten Generation schon her bekannt, doch es gibt auch Neuerungen:

 


1.5 Innerer Aufbau

Nach Abnehmen des Deckels zeigt sich innerhalb des Chassis ein vorbildlich modularer Aufbau, wie wir ihn seit Generationen bereits von JVC gewohnt sind:



Auf der linken Seite befindet sich die Hauptplatine der Signalelektronik, die auf den ersten Blick identisch zu der der Vorgänger aussieht. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man eine Zusatzplatine nahe den Bildanschlüssen:




Erste neue Platine im X70/X90


Welche Aufgaben diese kleine Huckpackschaltung erfüllt, konnten wir nicht ermitteln, mangels aufwändiger Elektronik können sie aber nicht komplex sein.

In der Mitte des Chassis liegt die Lightengine und rechts die Belüftungsader, von der aus alle optischen Komponenten mit notwendiger Kühlluft versorgt werden. Das Kühlsystem ist dabei aufwändig verzweigt:



Wie bereits erwähnt wird die notwendige Kühlluft für die Lampe am hinteren Ende des Projektors angesaugt. Um die Staubbelastung möglicht gering zu halten, verfügt die Lightengine aber über andere Ansaugstutzen und erhält ihre „Frischluft“ von der Unterseite des Projektors. Von hier aus verteilen sich die Luftkanäle wie Adern im Gerät, bis die aufgewärmte und damit „verbrauchte“ Luft gemeinsam vorne rechts wieder aus dem Projektor heraus geführt wird.



Die Lightengine (Bild oben) ist als Modul ausbaubar und überzeugt durch einen qualitativ hervorragend konstruierten Rahmen aus Metall, thermische Probleme sind hier nicht zu erwarten.



Mit dem Lichtweg verschraubt ist die D-ILA Steuerelektronik, die möglichst kurze Signalwege zu den drei Panels einhalten muss. Die restliche Signalelektronik befindet sich dagegen im linken Teil und wird dort auch separat gekühlt.



Wie schon bei den optischen Komponenten wird hier die Kühlluft hinten angesaugt und vorne aus dem Gerät heraus geleitet. Nimmt man das Seitenschirmblech ab, sieht man, dass die Elektronik sich über mehrere Etagen erstreckt und beim X70/X90 noch einmal erweitert wurde.

Schon bei unserem Test der Vorgänger X7/X9 ist uns eine den großen Modellen vorbehaltene, spezielle Signalelektronik aufgefallen, die durch einen "Genessa" Videoprozessor die zahlreichen zusätzlichen Bildoptionen gegenüber dem X3 / X30 möglich macht.



Ausschließlich im DLA-X70 / X90:
Die spezielle Genessa Videoelektronik


Diese Signalelektronik ist im X70/X90 nun gleich doppelt, als Sandwich verbaut, wahrscheinlich weil die neue 4K Auflösung auch die doppelte Rechenleistung erfordert.



Die spezielle Signalelektronik ist im X70/90
gleich zweimal verbaut


Neben der höheren Auflösung bieten die DLA-X70/X90 mehr Einstellmöglichkeiten der Farben, mehr Flexibilität und mehr Durchzeichnung in der 3D-Darstellung als der kleine Bruder X30. Auf alle diese Aspekte gehen wir in den kommenden Teilen dieses Specials noch genauer ein.


Noch mehr Kontrast
Neben der erweiterten Signalelektronik gibt es noch weitere technische Unterschiede in der Hardware, die aber schwerer aufzudecken sind. Tatsächlich lassen sich manche Unterschiede im Aufbau nicht fotografisch erfassen, da sie im inneren, gekapselten Lichtweg der Projektoren liegen. Aus diesem Grund behelfen wir uns schematischer Darstellungen und rufen uns den technischen Aufbau eines D-ILA Projektors ins Gedächtnis:



Das weiße Licht der Projektionslampe (1) wird durch dichroitische Spiegel (2 ) in seine Grundfarben zerlegt (Rot / Grün / Blau) und jeweils durch spezielle „Wire Grids“ (3) auf das jeweilige D-ILA (4) Panel gelenkt. Diese WireGrids verhalten sich wie eine Lichtweiche, die das Licht, je nach Polarisation, entweder wie Glas passieren lässt, oder es wie ein Spiegel reflektiert. Entsprechend der Polarisation durch das D-ILA Panel gelangt das Licht so entweder durch Prisma (5) und Optik (6) auf die Leinwand (weiß), oder bleibt im Lichtweg gefangen (Reflektion zurück zur Lampe).

Es ist leicht einzusehen: Je besser die Lichtweiche (WireGrid) funktioniert, je besser sie polarisationsabhängig trennt, desto besser Schwarzwert und Maximalhelligkeit, desto höher der Kontrast. Tatsächlich sind die WireGrids neben den D-ILA Panels das Geheimnis der JVC Rekord-Kontrastwerte. Die Qualität der WireGrids hängt wiederum von ihrer optischen Vergütung ab: Im Detail handelt es sich hierbei um spezialbedampfte Gläser:



Aufgetragen auf das Glassubstrat werden hier mikroskopisch kleine Aluminium-Lamellen, die für den Titel "WireGrid" = Drahtgitter namensgebend sind. JVC und seinen exklusiven Zulieferern ist hier ein dauerhaftes Fertigungsniveau gelungen, das derart hohe native Kontrastergebnisse in ihren Projektoren ermöglicht, unerreicht von jeglicher Konkurrenz.

Doch wie bei allen optischen Komponenten gibt es in der Fertigung einen möglichen Spielraum bzgl. der Perfektion, sprich: Manche WireGrids arbeiten etwas präziser, als andere. JVC hat sich diesen Umstand zur Nutze gemacht und wählt bei der Qualitätssicherung aus: WireGrids, die ein natives Mindestkrontastverhältnis von 50,000:1 erlauben, qualifizieren sich für den Einbau in dem Modell X30, ab 80,000:1 für den X70 und nur ab der magischen Grenze von 120,000:1 für den X90. Für die beiden Top-Modelle bedeutet dies noch einmal eine Kontraststeigerung von 20%, sofern sie denn in der Praxis erreicht wird (siehe Bildtest).

Es ist leicht einzusehen, dass die Vergütungsanforderungen an die WireGrids der X70 Modelle deutlich höher und an die der X90 noch höher ausfallen und es entsprechend schwerer ist, diese Ansprüche in der Produktion einzuhalten. Und wie bei allen Gütern gilt: Je näher die Fertigungspräzision am technisch machbaren Maximum liegen, desto höher die Ausschüsse, desto geringer die mögliche Stückzahl, desto höher die Herstellungskosten.


Doch die WireGrids sind nur ein Teil der Miete in der Jagd nach dem welthöchsten Kontrastverhältnis, denn sie können nur so gut nach Polarisierung aussortieren, wie es die eigentlichen Bildpanels (D-ILA) erlauben.



Bei D-ILA handelt es sich um eine Gattung der LCD (Flüssigkristall-) Technologie, mit dem Unterschied, dass die Panels hier nicht durchleuchtet werden, sondern reflektiv arbeiten. Jedes Panel ist in über 2 Millionen Kammern unterteilt, die die jeweiligen Pixel auf der Leinwand abbilden.



Diese kleinen Klammern sind wiederum mit unzähligen kleinen Kristallen gefüllt, von denen jedes einzelne physikalisch gekippt werden kann. Der momentane Kippwinkel eines Kristalls verändert die Polarisation des Lichtes und ermöglicht so die oben beschriebene Helligkeitsmodulation in Verbindung mit den WireGrid-Lichtweichen.



Für die letzte Perfektion in Sachen Schwarzwert und Kontrast liegt der Teufel wie so oft im Detail: Um den Schwarzwert eines Pixels zu perfektionieren, dürfen die Kristalle in ihrem unangeregten Ruhezustand die Polarisations des Lichtes nicht beeinflussen, müssen sich also wie neutrales Glas verhalten. Das tun sie aber nur, wenn sie in der Fertigung absolut perfekt ausgerichtet sind (Skizze oben, unterer Teil). Sind die einzelnen Kristalle hingegen ein wenig „unsortiert“, weil ihr Trägersubstrat ungleichmäßig ausfällt oder sie in Trenngräben zwischen den einzelnen Pixelzellen fallen, so verändern diese „Querschläger“ stellenweise die Polarisation des Lichtes und vermindern so den maximal möglichen Schwarzwert. Das Geheimnis und der Vorsprung der D-ILA Technologie liegt also unter anderem darin, das hier die einzelnen Kristalle genauer in „Reih und Glied“ stehen, als bei anderen LCD-Techniken.

In Anbetracht der komplexen Fertigung von D-ILA Panels ergibt sich ein naturgemäßer Spielraum in der Serienstreuung: Nicht jedes produzierte Panel erreicht die gleiche „saubere“ Polarisation, die Ausreißer nach unten, die nicht die minimalen Spezifikationen der Modelle erreichen, müssen aussortiert werden. Diese Ausschussquote ist in der Praxis einer der am schwierigsten zu beherrschenden Faktoren in der Produktion und einer der Hauptgründe des höheren Preises der D-ILA Panels.

Doch neben auszusortierenden Ausreißern nach unten gibt es auch seltene Fälle von Ausreißern nach oben: D-ILA Panels, die in der Praxis tatsächlich nahezu das theoretisch erreichbare Maximum in der Fertigungsperfektion erreichen und somit nahe der „perfekten Polarisation“ des Lichtes arbeiten. Diese seltenen Premium-Panel werden bei der Qualitätskontrolle aussortiert und für die High-End Modelle X70 und X90 reserviert.

Es ist leicht einzusehen, dass nur ein kleiner Teil der Produktionschargen für das X70-Modell und noch ein kleinerer Teil für das X90-Modell geeignet ist, entsprechende „Ausreißer nach oben“ für die erwarteten Kontrastwerte (80,000:1 bzw. 120,000:1) zu liefern. Und wie bei allem im Leben gilt: Je seltener und schwieriger etwas herzustellen ist, desto teurer ist es.

Erst mit der Kombination aus besonders hochwertig vergüteten WireGrids und den selektierten Premium D-ILA Panels wird es schließlich möglich, native Kontrastwerte im hohen fünfstelligen oder gar sechstelligen Bereich zu erreichen. Dies alleine ist schon viel Aufwand, doch es kommen bei den Modellen X70 und X90 noch unterstützende Zusatzmaßnahmen hinzu:

Feind des hohen Kontrastes ist Streulicht: Die wohl bekannteste Streulichtquelle sind nicht optimierte Räume mit hellen Wänden und Decken. Sie reflektieren das Licht des Projektionsbildes, das so zurück auf die Leinwand geworfen wird und sich wie eine Art Lichtschleier über das Bild legt und den Kontrast merklich mindert. Doch Streulicht entsteht nicht nur im Raum, auch im Lichtweg verteilen sich ungewollte „Lichtwolken“, die Ursache hierfür sind hauptsächlich Reflektionen an optischen Glaselementen (Linsen des Objektivs, halbdurchlässige Spiegel, D-ILA Panels).

Um den Kontrast des Bildes zu erhöhen, muss man dieses ungewollte Streulicht aus dem Lichtweg filtern, bevor es den Projektor durch die vordere Optik verlässt. Eine Stelle ist dafür besonders gut geeignet: Der Brennpunkt des Objektivs, weil an dieser Stelle das Bild punktuell klein ist.



Das Prinzip einer Streulichtblende ist so alt, wie Digitalprojektoren und dabei einfach wie genial: Ein kleines rundes „Fenster“ lässt im Brennpunkt des Objektivs lediglich das Bild passieren, ungewolltes Streulicht „drumherum“ wird von dem schwarzen Rand aufgehalten und absorbiert. Je kleiner die Öffnung der Lichtblende ist, desto mehr Streulicht wird herausgefiltert, desto höher der Bildkontrast. Aber: Streulicht hat nicht nur die unangenehme Wirkung der Kontrastminderung, es hat gleichzeitig die angenehme Wirkung der Bildaufhellung. Mit anderen Worten: Je mehr Streulicht wir aus dem Bild filtern, desto dunkler wird es auch!




Verstellbare Iris im Brennpunkt des Objektives


Auch JVC bedient sich einer solchen Optik-Iris. Was das beste Verhältnis zwischen Lichtverlust und Kontrastgewinn darstellt, liegt im individuellen Auge des Betrachters, weshalb die Iris in verschiedenen Öffnungsgraden frei vom Nutzer konfiguriert werden kann. Alle drei Modelle der JVC X-Serie weisen die Optik-Iris auf, bei den Modellen X70 und X90 sind die Ingenieure aber noch einen Schritt weiter gegangen:



Wie gerade erläutert, kann man mit der Optik-Iris ( 1) im Diagramm oben) das Streulicht, das im Lichtweg entsteht, nachträglich weitgehend herausfiltern. Eine ebenso effektive Kontraststeigerung im Bild kann aber auch dadurch erreicht werden, Streulicht gar nicht erst entstehen zu lassen. Zu diesem Zweck hat man ausschließlich bei den Modellen DLA-X70 und DLA-X90 eine zweite Streulichtblende integriert, und zwar am Anfang des Lichtweges kurz nach dem Lichteintritt der UHP-Lampe ( 2) im Diagramm oben).



Diese zweite Blende verkleinert die Einstrahlwinkel in die LightEngine und verhindert so Reflektionen in den Randbereichen und damit Streulicht. Da sich eine Oberflächenreflektionen dennoch nicht gänzlich verhindern lässt, wird das Reststreulicht am anderen Ende des Lichtweges, in dem Objektv nach oben beschriebener Methode nachgefiltert.



Die zweite Blende am Anfang des Lichtweges
der Modelle DLA-X70 und DLA-X90


Beide Blenden sind miteinander gekoppelt und abgestimmt und werden durch einen einzigen Regler im Bildmenü des Projektors gesteuert. Das aufwändige Doppel-System sorgt für einen noch höheren Bildkontrast, bei dem der bessere Schwarzwert der Modelle X70 und X90 besser zur Geltung kommt. Der X30 bietet dieses doppelte Blendensystem nicht.


Wie bereits erläutert machte die 3D-Kompatibilität der eine Steigerung der Lichtausbeute des Projektors notwendig, welche durch eine stärke Lampe und Optimierungen im Lichtweg erreicht wurde. Doch auch die interne Farbfilterung hat einen Einfluss auf die maximal erzielbare Helligkeit. Viele Jahre waren JVC Projektoren optisch auf die von der Videonorm geforderte Farbtemperatur von 6500K (D65) hin optimiert und erreichten hier ihre maximale Helligkeit und Kontrast. Bei der ersten X-Serie sah dies anders aus: Die maximale Lichtausbeute von 1300 Lumen und der maximale Kontrast wurden bei ihr nicht mehr bei 6500K / D65 erreicht, sondern bei ca. 8500K. Dies mag zunächst verwundern, doch in Anbetracht der höheren Lichtausbeute (über 30% Steigerung gegenüber den Vorgängern) und der Tatsache, dass die Shutterbrille ebenfalls eine farbbeeinflussende Filterwirkung hat, war dies der richtige Kompromiss zu Gunsten der 3D-Helligkeit. Für eine reine 2D-Projektion bedeutete dies aber, dass durch eine Kalibrierung der Farbtemperatur auf die 6500K / D65 Videonorm ein gewisser Licht- und Kontrastverlust zu verzeichnen sein wird.

Bei der "Neuen" X-Serie (X30/70/90) hat man diese interne Farbfilterung weiter optimiert und wieder näher an die für die Videonorm erforderlichen 6500K(D65) gebracht. Dadurch verlieren die neuen Modelle durch eine Kalibrieung in 2D nicht mehr so viele Lichtreserven und sind bei richtigen Farben heller, als ihre direkten Vorgänger (X3/7/9). Die genauen"Netto-Helligkeiten" erfahren Sie im entsprechenden Kapitel des Bildtests.

Um den beiden Topmodellen noch mehr Flexibilität in der Farbdarstellung zu ermöglichen und auch einen bessere Anpassung an moderne Standards zu gewährleisten, wurde in dem Lichtweg der Modelle DLA-X70 und X90 ein spezieller Farbfilter integriert, der je nach verwendetem Farbprofil automatisch in den Lichtweg geschoben wird.



Zuschaltbare Farbfilter gibt es schon lange in diversen Digitalprojektoren und sie hatten stets einen erheblichen Nebeneffekt: 70% Lichtverlust. Ein derartiges Manko wollten die Ingenieure von JVC offensichtlich nicht eingehen und haben daher einen anderen Ansatz gewählt: Der zuschaltbare Farbfilter wurde nicht an den Beginn des Lichtweges gesetzt, wo er das (noch) weiße Licht filtern müsste, sondern gezielt ausschließlich in den grünen Kanal, vor dem entsprechenden D-ILA Panel.



Dies ist ein sehr schlauer Ansatz, denn: Ohne großen Lichtverlust ist es so möglich, permanent kräftige Rot- und Blautöne darzustellen (Rot und Blau machen nur einen geringen Teil von Helligkeit aus) und gezielt in dem Lichtkanal, in dem am meisten Helligkeit produziert wird (Grün), eine Umschaltung zwischen „heller“ oder „bunter“ zu realisieren.



Filter offen:
Die Gelbanteile verbleiben im Bild


Ist der Cinemafilter deaktiviert, verbleiben die Gelbanteile im Lichtweg, das Bild ist heller, dafür das Grün nicht so kräftig. Wird der Filter hingegen (je nach Bildmodus) in den Lichtweg geklappt, filtert er die gelben Spektralanteile aus dem Licht und es verbleibt ein besonders „reines“ Grün.



Filter geschlossen:
Es gelangt nur das reine Grün auf das D-ILA Panel


Dieser Ansatz ist in der Praxis wesentlich effektiver, als die herkömmlicher Varianten bisheriger 3LCD Modelle: Der Lichtverlust mit Filter ist wesentlich moderater und gleichzeitig wird die Flexibilität in Sachen Farbräumen deutlich gesteigert.



Mögliche Farbräume des X70 / X90 dank Farbfilter


Bei Bedarf ist der Farbumfang des DLA-X70bzw. X90 derart vergrößert, dass diese beiden Modelle sogar zu dem Adobe RGB Standard für Fotos kompatibel sind, wie quasi kein anderer Heimkinoprojektor am Markt (abgesehen vom kommenden Sony VPL-VW1000). Für Fotografen (Profi oder fortgeschritten) gibt es in dieser Hinsicht gleichsam keine Alternative.

 

1.6 Fazit Technischer Aufbau

Unsere technische Analyse bescheinigt den beiden Modellen eine herausragende Konstruktion und Verarbeitung, die in vielen Teilen identisch zu der ihrer direkten Vorgänger ist: Das Chassis verbindet das symmetrische und elegante Design der Vor-Vorgänger mit dem praktischen Optikschutz und Komfort (elektrischer Zoom / Fokus) des direkten Vorgängers. Der innere Aufbau überzeugt dabei durch einen modularen Aufbau, bei dem vor allem die Lightengine mit ihrem stabilen Metallrahmen überzeugt.

Durch noch bessere Fertigungstoleranzen ist es trotz der vielen Ähnlichkeiten gelungen, Sowohl die Helligkeit als auch den Kontrast gegenüber den Vorgängern noch einmal zu steigern und auf neue Referenzwerte anzuheben, von denen die gesamte Konkurrenz noch weit entfernt ist. Mit noch höher vergüteten WireGrids und selektierten D-ILA Panels bieten die großen Modelle einen besseren Schwarzwert und Kontrast, der durch das duale IrisSystem zudem effektiver auch in Inbildkontrast umgesetzt werden kann. Auch farbkalibriert soll eine höhere Netto-Helligkeit gewährleistet werden, als bei den direkten Vorgängern.

Der spezielle Grünfilter sorgt gleichzeitig dafür, dass die Farbdarstellung nicht nur auf unserer veraltete Videonorm festgelegt wird, sondern auch zu wesentlich höherwertigen und leistungsfähigeren Standards wie DCI, Adobe RGB oder xvYCC kompatibel ist, was die Modelle X70 / X90 wesentlich vielseitiger nutzbar und zukunftssicherer machen sollte.

Durch spezielle Presets und ein neuartiges Color-Management mit ausgelagertem Orange-Einstellbereich soll es laut JVC sogar gelungen sein, für herkömmliche DVDs oder Blu-rays kinoähnlichere Bildergebnisse zu erzielen, als es unsere veraltete Videonorm zulässt (mehr dazu im nächsten Teil). Um dies technisch zu ermöglichen, wurde eine spezielle Zusatzhardware verbaut (Genessa Chip), diesmal sogar doppelt.

Doch die entscheidende technische Neuerung ist zweifelsohne die sequentielle 4K-Dasretellungt mittels E-Shift. Sie soll eine höhere Auflösung und durch eine Hochleistungs-Skalierung eine verbesserte Detaildarstellung ermöglichen. Zu bemängeln ist lediglich, dass es unmöglich ist, den Projektoren natives 4K-Material zuzuspielen. Beide Modelle akzeptieren maximal FullHD Auflösung, die 4K Darstellung wird ausschließlich durch die interne Skalierung erzeugt.

In der 3D-Darstellung sind ebenfalls Neuerungen zu verzeichnen, wenn auch wenige: Die neuen Brillen sind komfortabler und die zusätzlichen Bildschaltungen sollen im Detail die Dreidimensionalität verbessern. Auch an eine 2D-3D Konvertierung wurde mangels derzeitiger Spielfilmauswahl gedacht. Vergessen hat man leider hingegen eine Zwischenbildberechnung für 3D, wie sie die meisten aktuellen Konkurrenten bereist bieten, hier hinkt JVC derzeit etwas hinterher. Auch in den Genuss der 4K-Darstellung kommt man nicht, denn sie ist technisch bedingt bei 3D deaktiviert.


Mehr Licht, mehr Kontrast und eine analogere Detailprojektion frei von Pixelstruktur, dies sind alles Faktoren, die auf ein Ziel hin ausgerichtet sind: Verkürzte Sehabstände bei größeren Bildbreiten, um dem Erlebnis des "echten" Kinos auch daheim noch näher zu kommen. Und auch dier Aufstellung und den gebotenen Optionen unterstützen diesen Ansatz durch praktische Neuerungen:

 


2. Aufstellung, Bedienung & gebotene Optionen


2.1 Zoom / Lensshift / LensMemory


Seit dem ersten "echten" Heimkinobeamer von JVC, dem DLA-HD1 wird mit doppeltem optischen Lensshift und großem Zoombereiche eine außergewöhnlich hohe Flexibilität in der Aufstellung geboten, die sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss. Und seit dem HD350/550/50 wird diese Flexibilität auch mit Luxus verbunden, denn alle optischen Einstellungen (Zoom, Fokus, Lensshift) sind seitdem motorosiert und bequem vond er Couch aus mit der Fernbedienung zu justieren.

Diese Kombination aus Luxus und Flexibilität hat man bei den DLA-X70 und X90 beibehalten: Mit einem Zweifach-Zoom bietet sich Projektionsabstand sehr viel Spielraum bei gleicher Bildbreite.



Die im Heimkino oft verwendete Bildbreite von 2,4m kann z.B. aus einem Projektionsabstand von 3,3m bis 6,7m erzielt werden. Aufgrund der hohen lichtleistung und 4K-Auflösung des Projektors raten wir dazu, die Bildgröße auf das Maximum auszureizen.



Zusätzlich zu dem großen Zoombereich gibt es einen großzügigen optischen Lensshift in beide Richtungen: Vertikal kann das Bild bis zu 80% der Bildhöhe verschoben werden, horizontal bis 34% der Bildbreite. Die Diagramme zeigen anschaulich, wie sich das Ausreizen beider Spielräume gegenseitige beeinflusst.



Bis hierhin gibt es nichts neues zu verzeichnen, denn der motorisierte Aufstellungsluxus wird bei JVC schon seit Generationen geboten. Auf diesen Lorbeeren hat man sich aber nicht ausgeruht, sondern die Aufstellung um eine Lens-Memory-Funktion erweitert.

Cinemascope Fans ist die Funktion „Lens memory“ schon lange ein Begriff: Panasonic führte mit dem PT-AE3000 vor Jahren einen ersten bezahlbaren Heimkinobeamer ein, der in der Lage war, verschiedene Einstellpositionen (Zoom / Fokus) der Optik zu speichern und motorisch anzusteuern. Damit kann der Zoom auf das jeweilige Bildromat angepasst werden:

Cinemascope
Mit Abstand die meisten Spielfilme werden nicht im herkömmlichem 16:9 Format gedreht, sondern im extra Breitwandformat von 21:9 (2,35:1), auch "Cinemascope" genannt. Der Vorteil dieses Formats ist eine noch bessere Ausnutzung des menschlichen Sehfeldes, so dass besonders aus geringen Abständen noch mehr Realität erzeugt werden kann und somit der Kinogänger noch mehr in den Bann des Spielfilmes gezogen wird.

Wenn das Cinemascope-Format dem Kino nun so viel näher kommt, als das "Kompromiss-Format" 16:9, warum sollte man als echter Heimkinofan nicht auch einen entsprechenden "Widescreen" einsetzen? Tatsächlich erkennen immer mehr Heimkinofans die Vorteile des "echten" Leinwandformats, doch meist wird die Installation durch einige Hürden erschwert:

Das Hauptproblem liegt in den verschiedenen Bildformaten: Projiziert man einen Cinemascopefilm formatfüllend auf eine entsprechende 21:9 Leinwand, so hat man die optimale Ausnutzung. Doch möchte man im nächsten Schritt ein herkömmliches 16:9 oder gar 4:3 Bild projizieren, so muss man das Bild kleiner zoomen, damit die Bildhöhe wieder in die Cinemascope-Leinwand passt. Mit jedem Formatwechsel ist so eine neue Justage des Zooms, des Fokus und des Lensshifts notwendig, selbst mit dem motorischen Luxus wird dies auf die Dauer störend. Aus diesem Grund fällt in vielen Heimkinoinstallationen die Wahl auf eine herkömmliche 16:9 Leinwand. Mit ihr nutzt man zwar nicht das volle Größenpotential von Cinemascope-Filmen aus (oben und unten schwarze Balken), doch immerhin muss auch bei unterschiedlichen Bildformaten der Projektor nicht neu optisch justiert werden.



Cinemascope-Film auf 16:9 Leinwand:
Die unbenutzen Flächen der Leinwand werden durch den Beamer ebenfalls angestrahlt
und erscheinen gerade in dunklen Szenen störend grau.


Wenn man schon über einen motorischen Zoom & Fokus verfügt, warum speichert man nicht einfach verschiedene Einstellungen, so dass diese bei Bedarf per Fernbedienung abgerufen werden können und der Projektor sich ganz automatisch auf das jeweilige Preset justiert? Genau das bietet der neue JVC Beamer:

Im ersten Schritt stellt man den Zoom & Fokus eines 16:9 Bildes per Fernbedienung so ein, dass die Bildhöhe der Cinemascope Leinwand ausgereizt wird. Die ungenutzten Teile der Leinwand bleiben unbeleuchtet und sind daher auch absolut schwarz und stören dunkle Bildszenen nicht wie bei einer 16:9 Leinwand.


16:9 Material auf Cinemascope-Leinwand
Zwar werden die Seitenbereiche der Leinwand nicht genutzt, doch erscheinen sie nicht grau,
da der Beamer die Bereiche nicht anstrahlt.


Ist das Bild optimal justiert, speichert man diese Einstellung in einem der 3 zur Verfügung stehenden Speicherbänke ab. Im nächsten Schritt füttert man den Projektor nun mit formatfüllendem Cinemascope-Material und stellt den Zoom & Fokus erneut perfekt auf die Leinwand ein. Mit anderen Worten, man zoomt das Bild soweit auf (und reguliert die Schärfe), bis es die Bildhöhe und -breite der Leinwand genau ausfüllt.



Hochwertige Cinemascope Leinwände liefern maximales Kinoformat in voller Größe
Cine4Home verwendet im Teststudio DaVision


Alle Einstellungen sind anschließend stets per Knopfdruck aufrufbar und der Projektor stellt sich automatisch auf das gewünschte Bildformat ein. In unserem Praxistest funktionierte die Prozedur zügig und zuverlässig, nach öfterem Umschalten kann aber die Bildschärfe minimal leiden. Dies haben die Ingenieure wohl auch erkannt, denn nach dem Umschalten, fragt der Projektor den Anwender, ob er noch eine Nachkorrektur vornehmen möchte. Für die nächste Generation gibt es also noch Spielraum für Verbesserung, doch schon in der vorliegenden Version wird die "Arbeit" der optischen Formatumschaltung um 90% vermindert.

Alternativ kann auch ein Anamorphot eingesetzt werden: Unter HighEndern sehr beliebt sind derartige anamorphe Vorsatzlinsen, die die gesamte Projektorenauflösung in das 21:9 Verhältnis umformatieren und so auch eine bessere Lichtausbeute für Cinemascope-Filme erlauben.



Schneider Anamorphot
im Vertrieb der Image GmbH


Für eine Verzerrungsfreie Darstellung muss ein externer Scaler oder der Projektor das Bildsignal anamorph umskalieren. Bislang konnten JVC Modelle das nur für 2D, in der neuen Generation erlauben sie auch das anamorphe 3D Vergnügen. Das sind sehr gute Nachrichten, denn der Lichtgewinn durch einen Anamorphoten ist gerade in 3D mehr als willkommen.


Die erweiterte Aufstellungsflexibilität mit Lens-Memory-Funktion und anamorpher Vorverzerrung auch für 3D unterstützt das Konzept, den DLA X70/X90 mit einer besonders breiten Leinwand im Cinemascope 21:9 Format zu kombinieren, was auch klar unserer Empfehlung entspricht.

 

2.2 Menüs

Kaum Veränderungen wurden in der Menüstruktur vorgenommen : Sie wurde in ihrem schlichten aber gut gegliedertem Design komplett von den Vorgängern X7/X9 übernommen, nur stellenweise um neue Funktionen erweitert, die wir u.a. in den folgenden Abschnitten kurz vorstellen:


„Bildeinstellungen“-Menü
Wie in den Screenshots zu erkennen, ist das Layout grundsätzlich sachlich nüchtern und dadurch äußerst übersichtlich zu steuern. Alle Funktionen sind technisch korrekt bezeichnet und ersparen so Verwirrung.



Auf der oberen Ebene werden die wesentlichen Grundparameter geboten, wie sie einem bei den meisten Projektoren oder Fernsehern begegnen. Die jeweiligen Einstellungen werden dann zusammengefasst unter einer Speicherbank, „Bild Modus“ genannt. Hier stehen auch verschiedene Werkspresets zur Verfügung, wir gehen im Laufe des Bildtests noch näher darauf ein.



Verbessert wurden beim DLA-X70/90 die Möglichkeiten, eigene Einstellungen zu archivieren: Es gibt nun fünf "User" Speicherbänke, die zudem auch noch komplett neu benannt werden können.



Zu empfehlen ist, die Namen direkt entsprechend dem vorgesehenen Einsatzzweck zu benennen. So gibt es auch bei Dritten oder nach längerer Nichtbenutzung keine Verwirrung. Neben den besagten Grundfunktionen und dem Speichertitel bieten der X70/X90 noch zahlreiche zusätzliche Farbprofile und die Funktion „Dark Bright Level“:



Diverse Farbprofile


Unzählige verschiedene Farbprofile werden hier geboten, weitgehend selbsterklärend nach ihrem Verwendungszweck benannt. Viele dieser Profile nutzen den zusätzlichen Farbfilter für einen erweiterten Farbraum (vgl. vorheriges Kapitel). Dieser klappt sich dementsprechend automatisch in und aus dem Lichtweg. Zusätzlich zu den Speicherbänken und Presets, die auch das Model X3 bietet, gibt es für den X7/X9 auch den beworbenen „THX“-Modus, der eine nachträgliche Kalibrierung überflüssig machen soll.



Beii „Dark / Bright Level“ handelt es sich um eine „X70/X90 only“ Funktion, mit der man gezielt die Durchzeichnung dunkler Bereiche nachträglich korrigieren kann, ohne das Gamma insgesamt zu verfremden. Was zunächst wie ein reines Anfängertool erscheint, macht sich aber gerade in der 3D-Darstellung bezahlt, wie im 3D-Teil dieses Tests noch deutlich wird. Neu beim X70/90 ist die Funktion "Helligkeitskorrektur", die einen zusätzlichen Weißabgleich für dunkle Bereiche erlaubt.



Da aber bereits der RGB Weißabgleich und der Gamma-Equalizer eine derartige Korrektur erlauben, ist dies nicht nur doppelt, sondern gleich "dreifach gemoppelt".



Wer genau hinsieht, wird die neue Funktion "MPC" entdecken, mit ihr kann dern Anwenderden Schärfegewinn durch die 4K-Skalierung beeinflussen. Spezialisierte Optionen für den Experten oder passionierten Kalibrierer bietet das erweiterte Bildmenü mit einem Gamma-Manager und einem speziellen Color-Management.



Color Management


Wie es sich für ein leistungsfähiges ColorManagement gehört, kann man hier alle Primär- und Sekundärfarben in Farbton, Helligkeit und Sättigung beeinflussen und so den Farbraum „programmieren“. Anschaulich ist dabei, dass in Echtzeit die Partien im Bild gekennzeichnet werden, die von der gerade durchgeführten Einstellung betroffen sind:



Doch damit nicht genug, das Color Management bietet zusätzlich die Möglichkeit, Orangetöne entkoppelt von den anderen Grundfarben zu justieren. Hinter der Zusatzfunktion, die zunächst wie ein reines Gimmick klingt, verbirgt sich ein durchdachtes System.



Selektierte Korrektur von Orangetönen


Denn mit Hilfe des Orangebereichs ist es erstmals möglich, auch bei erweiterten Farbräumen Gesichtsfarben gezielt gemäß der Videonorm zu korrigieren, obwohl der Projektor kräftigere Grundfarben nutzt, als die veraltete PAL- oder HD-Norm es vorsehen. Dies ist ein sehr komplexes System, mehr dazu und zu den möglichen Ergebnissen dieses neuen Systems erfahren Sie im kommenden Bildtest.

 

"Eingangssignal" - Menü
Im Signalmenü hat sich nichts geändert, die gebotenen Optionen bleiben dieselben.Erwähnenswert ist die HDMI-Funktion: Hier kann sowohl der Dynamikraum als auch der Farbmatrix ausgewählt, aber auch dem Projektor mitgeteilt werden, welche Art von 3D Signal ihm gerade zugespeist wird.



Eines der Hauptprobleme bei der Installation ist stets die Wahl des richtigen HDMI-Pegels, denn nicht selten ist gar nicht klar, welchen Pegel die Signalquelle ausgibt. Bei falscher Einstellung hingegen handelt man sich sofort schwere Bildfehler ein (schlechter Schwarzwert / Kontrast oder Versumpfen dunkler Details). Der JVC hat dafür ein leicht zu bedienendes Analysetool, mit dem stets die richtige Pegeleinstellung gefunden werden kann:


HDMI-Pegelangabe

Dazuspielt man einfach ein 100% Weißbild zu und aktiviert die HDMI-Analyse. Darauf wird obige Skala auf der Leinwand eingeblendet und man muss nur noch den Weißpegel mit der Skala vergleichen. Entspricht das Weiß dem 235 Feld, so sind die HDMI Pegel "Normal", entspricht das Weiß dem 255-Feld, so sind sie "enhanced". Dieser kurze Check sollte jeder Kalibrierung unbedingt voran gehen!

 

"Installation" - Menü
Die dritte Hauptkategorie beinhaltet alle Funktionen zur Installation: Hier kann man Schärfe und Zoom justieren, (wenn unvermeidbar) den Trapez ausgleichen und die Konvergenz des Projektors nachjustieren.



Oft haben wir die primitive Konvergenzkorrektur in unseren Tests bemängelt, nun wurde sie beim DLA-X70/X90 endlich überarbeitet: Eine Konvergenzkorrektur bieten JVC Projektoren schon seit Generationen, allerdings nur eine sehr rudimentäre: Pixelweise und über den ganzen Screen. Diese bleibt auch weiterhin erhalten, alternativ kann aber nun bei den X70 / 90 auch eine besonders feine Korrektur genutzt werden:



In 121 verschiedenen Abschnitten (11 hoizontal, 11 vertikal), können die Farbkanäle nun deckungsgleich justiert werden. Das Verschieben der Grundfarben muss dabei nicht mehr Pixelweise erfolgen, sondern nach Sony-Vorbild in 1/16 Schritten. Sicherlich stößt so ein System bei pixelkleinen Bildelementen an seine Grenzen, doch störende Farbsäume können so auf der ganzen Leinwand eliminiert werden.

 

"Display Einstellungen" - Menü
Die vierte Kategorie "Display Einstellungen" beinhaltet nur wenig "lebensnotwendige" Funktionen. Dort kann man lediglich das Layout und die Sprache aller Menüs auf den persönlichen Geschmack trimmen.




"Funktion" - Menü
In der letzten Einstellrubrik "Funktion" finden sich Optionen zur Lüfterstärke und Automatisierung in Heimkinosystemen. Für Schläfrige ist der Abschalttimer sinnvoll, da er den Projektor nach einer gewissen Zeit automatisch abschaltet.


Im Falle eines erforderlichen Lampenwechsels teilt man dem Projektor diesen mit der Funktion „Lamp Reset“ mit und setzt so den Stundenzähler wieder auf Null.

 

"Info" - Screen
Es verbleibt der "Info"-Screen, in dem man selbst keine Einstellungen vornehmen, jedoch ablesen kann, welche Signalart gerade eingespeist wird. Neben Auflösung und Frequenz wird sogar die ausgegebene Bit-Tiefe angezeigt (Deep Color).


Weiterhin gilt: Das Menükonzept wurde mit der (vor)letzten Generation in Übersichtlichkeit und Funktion bereits so gut optimiert, dass auch in diesem Jahr kaum Veränderungen notwendig waren. Die zusätlichen Funktionen der neuen Modelle X70/90 wurden gut in das bisherige System integriert.

 


2.2 Fernbedienung

Ebenfalls nicht neu ist die Fernbedienung, auch hier gab es keinen Nachbesserungsbedarf, da sich das aktuelle Modell bei den Vorgängern bereits bewährt hat. Es bietet eine übersichtliche und intelligent gruppierte Tastenstruktur und liegt gut in der Hand.



Bei der Projektoren-Steuerung lernt man ihre hervorragende Reichweite und Übertragungssicherheit schnell zu schätzen, es gab bei unseren Tests keinerlei „Funklöcher“.



Alternativ zur Fernbedienung kann der Projektor auch komplett direkt am Chassis gesteuert werden, allerdings ist die hintere Positionierung der Tasten wenig praktisch, erstrecht wenn das Gerät unter der Decke nahe der Raumrückwand installiert ist.

 


2.3 Fazit Bedienung / gebotene Optionen

Auch in dieser Generation hat man das gut konzipierte Bediensystem (Layout, und Fernbedienung) der Vorgänger übernommen und nur an entsprechenden Stellen um neue Funktionen erweitert.

Die wesentlichen Neuerungen sind die zusätzlichen und benennbare Speicherbänke, die Skalierunsschärfe für 3D, der Weißabgleich für dunkle Bereiche, die 2D-3D Umwandlung, der Crosstalk.-Canceller und die zonenbasierende Konvergenzkorrektur mit feineren Schritten. Auch die Lens-Memory Funktion mit speicherbaren Zooms ist eine wegweisende Erweiterung hin zu Cinemascope-Projektionen.

Geblieben ist alles andere, wie z.B. die schier endlosen Anwendungs- und Farbprofile. Möglich macht dies der zusätzliche Farbfilter und die erweiterte Signalelektronik. Unterstützt wird das optische System auch durch ein Color-Management, das die getrennte Kalibrierung von Orange- und damit die in den Filmen so wichtige Hauttönen ermöglicht, was vollkommen neue Wege zur Nutzung erweiterter Farbräume in Bezug zur Videonorm eröffnet. Auch die für 3D mögliche Gammakorrektur scheint interessant. Den Nutzen dieses komplexen Systems aus Profilen und Color-Management werden wir in den kommenden Bildteilen in aller Ausführlichkeit untersuchen...

 


3. Bildvergleich

Wie bereits in den letzten Kapitel ausführlich herausgearbeitet, entsprechen die neuen Modelle X70/X90 in ihrer grundlegenden Struktur ihren direkten Vorgängern X7/X9, wurden aber um wesentliche Funktionen und Techniken erweitert. Für die Bidlqualität relevant sind die erhöhte Lichtleistung, der gesteigerte Kontrast und allem voran die sequentielle 4K-Darstellung mit entsprechender Skalierung. Dementsprechend führt unser Bildtest in weiten Teilen zu gleichen Ergebnissen wie im letzten Jahr, aber auch zu manchen Überraschungen.

 

3.1 Screendoor / Raster

Schon vor dem 4K-Zeitalter gehörten D-ILA Projektoren zu den absoluten Spitzenreitern in Sachen unsichtbarer Pixelstruktur, denn ihre reflektive Arbeitsweise ermöglicht das Auslagern aller Steuerleitung aus dem Lichtweg.


Native Pixeltruktur eines FullHD D-ILA Projektors


Im Screenshot oben sehen wir die typische Pixelstruktur eines D-ILA Projektors: Trotz einer Füllrate von über 90% sind die einzelnen Pixel aus der Nähe noch auszumachen. Aus normalen Betrachtungsabständen bleiben sie unsichtbar, können aber z.B. zu störenden Interferenzen bei akustisch transparenten Leinwänden führen. Anders sieht es bei der squientiellen 4K-Projektion aus, denn durch die Überlappung der einzelnen Pixelgitter werden die (bei D-ILA ohnehin schon minimalen) Lücken zwischen den Pixeln gefüllt.



Mit sequentieller 4K-Darstellung verschwindet die Pixelstruktur


Obiges Bild ist tatsächlich ein echtes Foto, das genau denselben Bildausschnitt zeigt, wie im Bild darüber. Wie man sieht, verschwindet die Pixelstruktur und sorgt so für einen absolut analogen Look, wie bei einem Zellulloid-Filmprojektor. Mindestsichatbstände werde so alleine noch durch die Qualität des Bidmaterials bestimmt, nicht durch die Bilderzeugung durch Pixel. Damit werden verkürzte Betrachtungsabstände erstmals ermöglicht, der Digitalprojektor wird mit dem X70/90 endlich "analog".

 


3.2. Farbdarstellung

Bereits in der letzten Generation hat JVC mit seiner X-Serie bei der Farbdarstellung in fast jeder Hinsicht Referenz-Level erreicht, da ist es nicht verwunderlich, dass man in der neuen Generation nichts geändert hat:

In den ersten beiden Kapiteln ist bereits deutlich geworden, dass die Modelle auf eine besonders flexible und leistungsfähige Farbdarstellung ausgelegt sind. Mit dem zusätzlichen Farbfilter und Dutzenden von Farbprofilen soll die Darstellung für diverse Anwendungen nahezu auf Knopfdruck geeignet sein.



Wir haben die vielseitigen Möglichkeiten messtechnisch untersucht. In Anbetracht der unzähligen Kombinationsmöglichkeiten der Farbprofile haben wir uns auf die wesentlichen konzentriert:


a) Farbprofil „Standard“

Das erste Profil der Liste ist selbsterklärend auf den Video-„Standard“ ausgelegt und zeigt ab Werk eine gewissenhafte Justage der Grundfarben:



DLA-X70 Farbraum Standard


Alle Primär- und Sekundärfarben sind so gut auf die Sollwerte der Videonorm abgestimmt, dass auch eine nachträgliche Kalibrierung kaum noch sichtbare Verbesserungen bewirken kann. Unsere Schrägansicht auf den Farbraum beweist, dass die Sollfarben der Videonorm nicht nur in Sättigung und Farbton getroffen werden, sondern auch in ihren Helligkeiten:



Auch die Farbluminanzen stimmen
im Modus "Standard"


Wie genau der Projektor Farbtöne fernab der Grundfarben abbildet, zeigen unseren DeltaE-Analysen des Farbraumes. Die Ergebnisse sind vorbildlich:

Links: Videonorm, Mitte: DLA-X7 / X9.
Rechts:Delta E (grün bedeutet „< 3“)


Wie unsere Farbanalyse zeigt, gelingt es dem X70/90, so wie schon den Vorgängern, alle Farben des Videostandards ohne sichtbare Abweichungen darzustellen (DeltaE <3). Wer spezielle Korrekturen wünscht, kann das Color-Management für eine weitere Kalibrierung bemühen.

 

b) Farbprofil „Adobe“
Wer die üblichen Videostandards als den einzigen richtigen Weg der Bilddarstellung ansieht, ist nicht auf der Höhe der Zeit, denn: Unsere Videonormen, von NTSC über PAL bis hin zu aktuellem HD, sind in Hinsicht auf die Farben veraltet: Da sie aus Abwärtskompatibilitätsgründen heraus nach wie vor auf uralte Phosphortechnik ausgelegt sind, können sie nur einen Teil der vom Menschen wahrnehmbaren Farben reproduzieren, kräftige Farben bleiben außen vor. Tatsächlich ist das kräftigste Grün der Videonormen gerade einmal ein Apfelgrün und das kräftigste Rot erinnert mehr an eine blasse Tomate, denn an ein kräftiges Rot.



Unsere HD-Standards können nur einen Teil der Kinofarben abbbilden


Die Konvertierung auf unsere Videonormen stellt somit in vielen Farbtönen eine Verfremdung gegenüber der Wirklichkeit bzw. dem Original dar. Anders formuliert: Aufgrund veralteter Standards ist die Videonorm nicht zu einer vollständig akkuraten Farbreproduktion in der Lage!

Dies ist keine neue Erkenntnis, gute Fotografen sind sich dieses Missstands seit Jahren bewusst, da sie im Zuge der Digitalisierung und Nachbearbeitung auf Computern immer mehr mit Limitationen konfrontiert wurden, wie sie die reine Analogfotografie nicht hatte. Doch im Gegensatz zur Filmindustrie hat man in der Fotografie bereits längst reagiert:


Datei:CIExy1931 AdobeRGB.png
Der Adobe Farbraum kommt der Wirklichkeit näher


Adobe hat schon vor über 10 Jahren einen Standard eingeführt, der auf einem wesentlich größeren und damit realitätsnäheren Farbraum basiert. Vor allem im Grünbereich, wo die bisherigen Videostandards die größten Defizite aufweisen, ist der Adobe-Farbraum deutlich erweitert.

Aufgrund des Erfolges des Unternehmens in der Fotobranche (Stichwort Photoshop) wird dieser Standard inzwischen von nahezu jeder nennenswerten Digitalkamera hardwareseitig unterstützt. In der Fotografie ist demnach schon längst gelungen, worauf wir bei den Spielfilmen noch warten, Die Einführung eines leistungsfähigeren Farbsystems.

Ein Farbstandard ist aber natürlich nur dann praxistauglich, wenn auch entsprechende Bildausgabegeräte existieren. Adobe-kompatible (Heimkino) Projektoren sind dabei leider eher die Seltenheit, der Hauptgrund dafür sind die verwendeten UHP-Lampen, die mit dem von der Norm vorausgesetztem reinen Grün nur limitierte Lichtreserven bieten. Eine erste Ausnahme bildeten die X7/X9 und nun die neuen X70/X90.

Wie bereits im ersten Teil des Tests dargestellt, kann bei diesen Modellen bei Bedarf ein Farbfilter gezielt in den Grünkanal des Lichtweges geschoben werden, der das von Adobe vorausgesetzte „reine“ Grün extrahiert und einen verschmerzbar moderaten Lichtverlust bewirkt. Benötigt man hingegen restlos alle Lichtreserven, so wird der Filter nicht eingesetzt.

Aktiviert man das „Adobe-Profil“, so wird dieser Grünfilter automatisch genutzt und der Projektor bietet einen Farbraum, der den anspruchsvollen Fotostandard abbilden kann:



Adobe Modus des X70/90
Kaum ein anderer Projektor erreicht den Adobe Standard


In den obigen Diagrammen wird deutlich, wie viel größer der Adobe-Farbraum gegenüber unserer veralteten Videonorm (HD bzw. sRGB) ausfällt und es erst so den Fotografen möglich macht, farblich naturgetreue Fotos zu „knipsen“.

Da die zum Lesen dieses Tests verwendeten Computermonitore überwiegend nicht Adobe-tauglich sein werden, ist es schwierig, die sich ergebenden Unterschiede mit einem Beispiel in diesem Test deutlich zu machen.




Die Abweichungen unserer HD Norm (links) von der Wirklichkeit (Adobe rechts) in der Farbanalyse


Mit diesem bewusst unspektakulären Motiv wollen wir es dennoch versuchen. Diese simple Fotografie macht deutlich, dass es keine seltenen Spezialmotive braucht, um unsere Videonorm zu überfordern, sondern in der Natur sehr oft kräftige Farbtöne vorkommen, die nicht allzu selten dann verfälscht verblasst wiedergegeben werden können.

Anspruchsvolle oder gar professionelle Fotografen werden von diesen beeindruckenden Möglichkeiten des X70/90 begeistert sein, weil sie zu den ganz wenigen Projektoren gehören, die eine wirklich akkurate und naturgetreue Diashow ermöglichen. Auch im Simulationsbereich sind naturgetreue Farbreproduktionen oft essentiell wichtig, JVC profitiert hier von seiner Erfahrung im Professional-Bereich, aus dem die D-ILA Projektoren ursprünglich stammen.

 

c) Das spezielle Color Management
Zu analogen Zeiten war alles leichter: Die drei Grundfarben wurden optisch direkt durch den Phosphor der Bildröhre erzeugt und die passenden Helligkeiten ergaben sich direkt durch das Einmessen auf die richtige Farbtemperatur von 6500K / D65.

Bei digitalen Projektoren ist dies oft anders: Sie mischen die Farbtöne nicht mehr komplett analog, sondern lesen die passenden Farbtöne aus Tabellen (Look Up Tables, kurz LUT) aus. Auch mischen sie die Farben meist nicht mehr aus den genauen Grundfarbtönen der Videonormen. Die X-Serie auch nicht, denn sie erzeugt (wie oben aufgezeigt) einen wesentlich größeren Farbraum, als die Videonorm.

Eine komplexere Bilderzeugung schafft zwar auf der einen Seite mehr Möglichkeiten und Flexibilität, auf der anderen Seite ist sie auch schwieriger zu perfektionieren. Abhilfe sollen so genannte Color-Management bzw. Farbverwaltungs- Systeme schaffen. Doch nur wenige Systeme funktionieren fehlerfrei, nicht selten sind sie nur sehr schwer zu beherrschen.

ColorManagement-Systeme sind bei D-ILA Projektoren nichts Neues, die jeweiligen Top-Modelle boten immer die Möglichkeit der nachträglichen Farbraumkalibrierung, während die Einstiegsmodelle auf diesen sinnvollen Luxus verzichteten. Dies hat sich bei der aktuellen Generation der X70/90 nicht geändert.



Die Besonderheit dieses CMS ist die ausgelagert mögliche Justage von Orangetönen: Was zunächst klingt wie ein sinnfreier Marketinggag, ist in Wahrheit ein durchdachtes System, das im direkten Zusammenhang mit dem Dilemma der kleinen Videonorm-Farbräumen steht.




Selektierte Korrektur von Orangetönen
mit dem CMS der DLA-X70/90 möglich



Denn mit Hilfe des Orangebereichs ist es möglich, auch bei erweiterten Farbräumen Gesichtsfarben gezielt gemäß der Videonorm zu korrigieren, obwohl der Projektor kräftigere Grundfarben nutzt, als die veraltete PAL- oder HD-Norm es vorsehen. Beeindruckend wird dieser Zusammenhang, wenn wir das Color-Management mit einem Realbild aktivieren.



Im Bild oben sehen wir das aktivierte CMS mit einem bekannten Spielfilm im Hintergrund. Wählt man eine Primär- oder Sekundärfarbe zur Kalibrierung aus, so werden alle beeinflussten Farben im Bild farblich hervorgehoben:



Im Beispiel oben sehen wir, dass sich die Sekundärfarbe Zyan nur im Himmel über dem Flugzeug Verwendung findet. Alle anderen Bildteile bleiben davon unberührt. Nun aktivieren wir den neuen Einstellbereich „Orange“:



Mit diesem Screenshot erklärt sich der Sinn des erweiterten ColorManagements von selbst: Mit dem zusätzlichen Einstellbereich kann man gezielt die Gesichtsfarben beeinflussen, alle anderen Bildelemente bleiben weitgehend unberührt. Dabei lassen sich Farbton, Farbsättigung und Farbhelligkeit getrennt voneinander justieren und so eine perfekte Reproduktion von Hauttönen realisieren, vollkommen unabhängig vom gewählten Farbraum!



Möchte man also einen Farbraum realisieren, der den unserer veralteten sRGB bzw. HD-Norm übertrifft, und dennoch keine Kompromisse in der Natürlichkeit von Gesichtsfarben eingehen, wird man das spezielle CMS der DLA X7 und X9 schnell zu schätzen wissen.

Doch Innovation ist meistens Segen und Fluch zugleich: In diesem Fall bietet es wesentlich mehr Flexibilität, doch gleichzeitig bringt es zusätzliche Schwierigkeiten mit sich, die wir kurz erläutern wollen:


- Orange muss grundsätzlich kalibriert werden
CMS-Systeme sind meist ohnehin schon in sich komplexe und schwer zu beherrschende Systeme. Fast immer interagieren die verschiedenen Regler, so dass man als „Kalibrator“ eine gewisse Beobachtungsgabe braucht, um die Zielfarben auch angemessen zu treffen. Vor allem die Helligkeitsverhältnisse der Farben zueinander nicht aus dem Blick zu verlieren, gestaltet sich als schwierig, da sie grafisch nicht intuitiv von den Messprogrammen darstellbar sind. All diese zusätzlichen Hürden gelten auch für das CMS der JVC X70/X90.

Dieses ohnehin komplexe und schwer zu beherrschende System wird durch den zusätzlichen Orangebereich weiter erschwert, denn in diesem Fall gilt: Je mehr Einstellbereiche man zur Verfügung hat, desto mehr muss man auch einstellen. Mit anderen Worten: Man kann nur dann wirklich akkurate Farben in allen Bereichen mit dem JVC CMS erreichen, wenn man auch die Orangebereiche getrennt von den üblichen Farben einmisst. Dies erfordert einerseits ein Umdenken und andererseits neue Messmethoden und Testbilder, die von der bisherigen Messsoftware derzeit nicht ohne weiteres geboten werden.

Diese zusätzliche Prozedur ist auch dann erforderlich, wenn man das CMS zur Kalibrierung auf die herkömmlichen Videonormen nutzen möchte. Tut man das nicht, wird das Bild immer in gewissen Bereichen über- bzw. untersättigt sein oder im schlimmsten Fall grob verfälscht.

Man kommt also nicht darum herum, sich spezielle Orange-Testbilder zu kreieren und mit ihnen die ausgegebenen Farben messtechnisch vergleichbar zu den Zielkoordinaten im Farbsegel zu machen. Dies gilt für Sättigung, Farbton und Helligkeit!

Die zusätzlichen Möglichkeiten und ihre gravierenden Vorteile in Ehren, ein umschaltbares ColorManagement mit einem „RGB-CMY Modus“ und einem „RGB-CMY-O Modus“ wäre wesentlich praktischer, weil man je nach Anwendung damit die Wahl zwischen herkömmlicher Kalibrierung und erweiterter Kalibrierung hätte. Dies haben wir bereits bei der letzten Generation angemerkt, doch auch bei den neuen X70/90 wurde dem noch nicht Rechnung getragen.


- Abhängigkeit vom gewählten Farbprofil
Weiter „erschwerend“, im wahrsten Sinne des Wortes, kommt hinzu, dass sich das ColorManagement je nach vorgewähltem Farbprofil anders verhält. Dass man bei den Profilen mit eingeschwenktem Farbfilter andere Ergebnisse erhält, als bei den Profilen ohne Farbfilter, ist nachvollziehbar, macht es aber schwerer, gewünschte Ergebnisse zu erzielen.

So gibt es Profile, die man z.B. gar nicht auf die Videonorm kalibrieren kann, Profile, die man nur schwer kalibrieren kann und Profile, die sich leichter kalibrieren lassen. Dies alles macht es vorweg notwendig, alle in Frage kommenden Profile zu analysieren und das Verhalten des CMS zu studieren.


- Nur wenig Einstellspielraum
In den meisten Profilen bietet das CMS nur relativ wenig Einstellspielraum, so dass das gewählte Farbprofil bereits nahe an dem Ziel-Farbraum liegen sollte, wenn man eine höchstmögliche Perfektion anstrebt.


- Keine Erhöhung der Sättigung möglich
Dass die Projektoren auch ohne Farbfilter einen sehr großen nativen Farbraum aufweisen, der die Videonorm übertrifft, haben wir schon an mehreren Stellen dieses Tests aufgezeigt. Zur Einhaltung der Videonorm werden die Grundfarben künstlich „verblasst“, in dem die jeweils anderen Primärfarben hinzugemischt werden, so z.B. in dem bereits vorgestellten Farbprofil „Standard“.

Umso unverständlicher ist es daher, dass die im Profil festgelegten Grundfarben nicht nachträglich mittels CMS signifikant in ihrer Sättigung verstärkt werden können, bedeutet das schließlich nur, dass weniger andere Grundfarben zugemischt werden. Zur punktgenauen Kalibrierung muss man sich also stets ein Profil aussuchen, bei dem man die Grundfarben in ihrer Sättigung zum Zielwert hin reduzieren muss.


Dies ist nur eine kurze Auflistung der auffälligsten zusätzlichen Schwierigkeiten des ColorManagements, kleinere Hürden wie Interaktionen der Regler untereinander kommen hinzu. Auch wenn ColorManagement Systeme von ihrer Natur her schon sehr komplex sind und daher nur erfahrenen Kalibrieren als Werkzeug empfohlen werden können, so bringt das JVC-System dennoch zusätzliche Eigenheiten mit sich, die eine gewissenhafte Analyse, ja sogar eigens konfigurierte Testbilder erforderlich machen. Selbst geübte Hobby-Kalibrierer haben hier schon teilweise kapitulieren müssen. Möchte man also das CMS effektiv nutzen, so muss man eine geraume Einarbeitungszeit einkalkulieren oder auf den Service eines JVC-geschulten Fachhändlers zurückgreifen. Zum Glück sind in den Modellen aber auch sehr gut vorkonfigurierte Farbprofile gespeichert, die auch ohne Kalibrierorgie die Vorteile des erweiterten ColorManagements nutzen:

 


d) JVC „Kino Profile“ kombinieren ab Werk einen großen Farbraum mit natürlichen Hauttönen
Wir haben es bereits angesprochen: Unsere Videonormen garantieren zwar, dass die Farbtöne innerhalb des Farbraumes genau getroffen werden, besonders wichtig für Natur- und Gesichtstöne, doch gleichzeitig beschneidet die Norm den Farbraum des Kinooriginals, verkleinert ihn somit und erlaubt nur eine deutlich eingeschränkte Farbbrillanz gegenüber dem „echten Kino“.

Viele Digitalprojektoren und Fernseher sind zu einem kinoähnlichen Farbraum in der Lage, doch weil die Software, sprich DVDs und Blu-rays für diesen nicht ausgelegt sind, wird die Bildausgabe zwar bunter, doch leider werden die Gesichtsfarben so beträchtlich verfälscht, dass es auch für den Laien augenfällig wird. Dazu betrachten wir wieder ein Beispielbild:



Nach Videonorm kalibriert


Der obige Screenshot zeigt die Szene kalibriert gemäß der Videonorm. Die Gesichtsfarben wirklich natürlich, doch insgesamt beeindruckt das Bild wenig durch Farbbrillanz. Umgekehrt ist es beim nativen Farbraum oder im „Lebendig“-Modus der X7 / X9:


Farbprofil "Lebendig" des X70/90


Wie unsere Messung zeigt, wird hier der maximal große Farbraum des DLA-X70/90 aktiviert, der die Videonorm (dunkles Dreieck) in allen Bereichen übertrifft. Da keine Farbkorrektur vorgenommen wird, erscheinen alle Farben im Realbild übersättigt, sprich "zu bunt":



„Lebendig“ Modus im Realbild


Nun haben wir es mit einer beeindruckenden Farbenpracht zu tun, doch leider geraten auch alle Gesichtsfarbtöne aus den Fugen und verlieren ihrer Natürlichkeit. Nun kommen die speziellen Farbprofile des X70/90 ins Spiel, die einen großen Farbraum mit Natürlichkeit verbinden:



Farbprofil "Cinema"

Wie unsere Messung zeigt, wird auch hier ein größerer Farbraum aufgespannt, als es die Videonorm vorsieht, allerdings serh gleichmäßig. Was dem Diagramm und den herkömmlichen Messmethoden komplett entgeht ist die Farbkorrektur innerhalb des Dreicks per Matrix / LookUpTable. Dies wird im Ralbild deutlicher:



Oben: Norm-kalibriertes Bild
Unten: Spezielles Kinoprofil des X70/90



Vergleicht man die Ergebnisse der beiden Modi (soweit Ihr Computermonitor dies zulässt), so wird man bemerken, dass der Kino-Modus die Farbbrillanz merklich erhöht und die Defizite unseres Videostandards relativiert, ohne es dabei zu übertreiben (Himmel, Wiese, Tasche). Die kritischen Gesichtsfarben hingegen bleiben absolut unberührt und sind perfekt natürlich. Dieses beeindruckende Ergebnis wird durch oben vorgestelltes Color-Processing mittels Zusatzhardware beim X70/X09 erreicht.




Cinema-Modi: Die DLA-X70 / X90 erreichen dank ihres speziellen Farbfilters
einen kinoähnlichen Farbraum. Hier im 3D Vergleich zum kleineren HD-Farbraum



Soweit die ersten Messergebnisse und Realbild-Analysen. Wir wollen aber der akkuraten Darstellung des Farbraumes noch genauer auf den Grund gegen: In welchen Bereichen werden die Farben kräftiger abgebildet, als es die Videonorm vorsieht, in welchen Bereichen bleiben die Farbe "unberührt"? Dafür führen wir wieder eine spezielle DeltaE-Analyse durch:



Komplette DeltaE-Farbraumanalyse
des "intelligenten" Cinema-Farbprofils


Die obige DeltaE Analyse zeigt das Prinzip des Cinema-Farbprofils deutlich: "Sensible" Farbtöne, wie Gesichts- oder Himmelsfarben bleiben in ihrer Genauigkeit unberüht. Lediglich in den absoluten Eckbereichen des Farbraumes werden die Farben kräftiger abgebildet, als es die Norm vorsieht. Es handelt sich hierbei um eine nicht lineare Streckung der Farben, die intelligent ist. Denn in den kräftigen Bereichen nahe der Grundfarben ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass ein Farbton kräftiger ausfallen soll, als die Videonorm es zulässt, als in eher blassen Farbtönen!


Die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen: Im folgenden Bild ist nach Videonorm die Leuchtreklame deutlich zu blass (weil die Videonorm über ein originalgetreues Rot nicht verfügt), mit einem erweiterten Farbraum wird alles zu bunt, erst der Kino-Modus kombiniert eine kräftige Schrift mit natürlichen Gesichtsfarben.



Original nach Videonorm:
Akkurate Gesichtsfarben aber im Vergleich zum Original zu farbenschwache Leuchtreklame im Hintergdung…


…Großer Farbraum des Lebendig-Modus: Kräftige Reklame, aber unzumutbare Gesichtsfarben.
Die DeltaE-Analyse zeigt die großen Abweichungen:




…schließlich der Cinema Farbraum der X70/90:



Leuchtende und kräftige Reklame, perfekte Gesichtstöne, die DeltaE Analyse zeigt es auf:


Die Abweichungen in der Reklame zur HD-Norm sind beabsichtigt,
da deren Limitation eine Verfremdung des Originals darstellt.



Dieses intelligente Farbsystem lässt sich an fast jeder Bildszene aufzeigen, wie die folgende Sportszene zeigt:

Die Hauttöne und Trikots der Spielerinnen sowie der Sandboden werden originalgetreu abgebildet, lediglich die grünen Bäume im Hintergrund verlieren ihren Gelbstich, sondern werden mehr in Richtung natürliches Grün verschoben.

Die gleichen Ergebnisse bei Frodo: Seine Gesichtsfarben bleiben absolut natürlich, das Grün im Hintergrund verliert aber seine "Vergilbung".


All diejenigen Filmfans, die sich schon immer an dem verkleinerten Farbraum der Videonorm mit ihren relativ blassen Grundfarben und den entsprechenden Konsequenzen gegenüber dem Filmoriginal in Sachen möglicher Farbbrillanz gestört haben, erhalten mit dem intelligenten Color-Processing der X70/90 eine ernstzunehmende Alternative zu der herkömmlichen Kalibrierung, die sogar mittels CMS noch weiter feingetuned werden kann. Als „heiligen Gral“ sollte man das neuartige Farbsystem allerdings nicht darstellen, denn natürlich wird es auch stellenweise für eine Farbverfremdung sorgen, weil durch das Mastering der DVDs und Blurays zwangsläufig Farbnuancen verloren gehen. Doch insgesamt stellt sich ein hervorragender Kompromiss und Ansatz dar, der sehr viele Freunde gewinnen wird.

 

e) Spezielle Farbprofile für Animationsfilme
Japan ist das Animationsland schlechthin: Mit ihren Manga-Serien und Kinofilmen und den tausenden von Videospielen haben sie auch in unseren Breiten nachhaltig Einzug erhalten und beeinflussen unsere Kultur schon seit Biene Maja und Heidi. Da ist es nahe liegend, dass sich die japanischen Ingenieure spezielle Gedanken zu Animationsfilmen gemacht haben, denn die Differenz zwischen kleinem Videonorm-Farbraum und original Kino-Farbraum kommt bei Animationsfilmen besonders störend und verfremdend zu tragen. Der Grund ist ganz einfach: Gerade Animationsfile nutzen eine besonders kräftige Farbpalette und benötigen daher einen großen Farbraum. Diese kräftigen Farbtöne gehen durch unsere Videonorm in vielen Bereichen verloren, der Film verliert an Leuchtkraft und Farbenfreude.

Diesen Verlust wollte man bei dem X70/90 offensichtlich nicht eingehen, denn man hat den beiden Modellen gleich zwei spezialisierte Animations-Farbprofile spendiert.



Anime1 / Anime2 Farbprofile


Bei dem stärkeren der beiden Animations-Farbprofile wird der Farbfilter in den Lichtweg geschoben und ermöglicht so ein besonders kräftiges Grün, in dem schwächeren Modus beschränkt man sich auf den herkömmlich nativen (aber etwas „helleren“) Farbraum.

Der Farbraum alleine lässt aber keine Rückschlüsse über die eigentliche Farbdarstellung zu, denn auch hier haben die Ingenieure die herkömmlichen Zusammenhänge der Farbmischung teilweise außer Kraft gesetzt und der Farbdarstellung spezielle Matrizen zu Grunde gelegt.



Die Ergebnisse zeigen wieder einen beeindruckenden Kompromiss: Animationsfilme gewinnen beachtlich an Farbbrillanz, ohne aber übertrieben bunt zu werden. Die Filme gewinnen dadurch eine ansprechende Plastizität und Freundlichkeit, wie man es aus dem Kino gewohnt ist.

 

f) THX und ISF
Aus Marketinggründen bieten die Projektoren neben den eigenen Profilen und Presets gleich beide „Kalibriersiegel“ THX und ISF: Das THX Setting soll direkt ab Werk ohne nachträgliche Korrektur eine möglichst perfekte Bilddarstellung gewährleisten. Tatsächlich zeigt die Einstellung ab Werk eine beeindruckende Genauigkeit.



THX Preset


Der THX-Modus ist vorbildlich, aber unnötig, da identisch zum "Standard" Farbprofil. Zudem erlaubt er keinen weiteren Einfluss auf die Bildeinstellung seitens des Anwenders. Noch nicht einmal die Farbtemperatur kann man anschließend kalibrieren. Damit ignoriert das „THX-Konsortium“ nicht nur die auch im THX unvermeidbare Serienstreuung in der Werksgenauigkeit, sondern auch etwaige Lampenalterung. Der THX Modus ist durch diese künstliche Beschränkung daher leider nur bedingt zu empfehlen.

Intelligenter aber auch umständlicher ist der ISF-Ansatz: Hier wird der Projektor durch einen ausgebildeten Kalibrator vor Ort nach den Wünschen des Kunden eingestellt. Dafür bieten die Top-Modelle eine eigene PC-Software.



Die Software schaltet die ISF Modi frei und alle mit ihr vorgenommenen Einstellungen können vom Anwender nur noch bedingt verändert werden. Die Software selbst bietet zwar keine Funktionen, die nicht auch über das herkömmliche OSD-Menü des Projektors zugänglich wären, erleichtert aber die Einstellung und spart Zeit. Dieselbe Software kann auch dazu verwendet werden, den THX Modus nachzujustieren.



Der kleinere DLA-X3 bietet weder die (verzichtbaren) THX oder ISF Modi, noch die praktische Kalibiersoftware per PC.

 


3.2.2 Farbtemperatur
Trotz intelligenter Farbraumverwaltung bleibt die Kalibrierung der Farbtemperatur auf de Videonorm unerlässlich, bestimmt sie doch den richtigen "Weißabgleiche" oder allgemeinen Farbton.

Basierend auf einer ab Werk voreingestellten Farbtemperatur (zwischen 5000K und 9000K) kann mittels der typischen Gain- und Biasregler, getrennt für jede der drei Grundfarben, die Farbtemperatur nachträglich korrigiert werden. Das für die Videodarstellung maßgebliche Preset liegt bei 6500K und liegt in guten Toleranzen, wie schon bei den Vorgängern:



Ab Werk bieten sie bereits eine gute Annäherung an die D65-Norm., dafür muss man lediglich im entsprechenden Menü das Preset "6500K" auswählen. Alle angegebenen Farbtemperaturen werden hier auch auf der Leinwand annähernd erreicht, so dass dieses System als gut anzusehen ist.



Farbtemperatur-Preset "6500"


Die Farbtemperatur unterliegt einer gewissen Serienstreuung, obiges Messdiagramm ist daher als für die Toleranzen typisch, stellvertretend für alle von uns gemessenen Projektoren, anzusehen. Heimkinofans mit perfektionistischen Ansprüchen erwarten natürlich eine noch höhere Genauigkeit, was eine weiterführende Kalibrierung mittels der oben gezeigten Einstellparameter erforderlich macht. Mit wenigen Handgriffen hat man die Farbtemperatur über alle Helligkeiten hinweg auf ihre Sollmischung gebracht.



Die Farbtemperatur lässt sich genau justieren


Obiges Ergebnis kann bei Bedarf sogar noch weiter optimiert werden, je nach persönlichem Perfektionismus und Genauigkeit der Messinstrumente.


Achtung:
Sollten Sie auf einen externen Kalibrierservice zurückgreifen, achten Sie darauf, wie die Farbtemperatur kalibriert wurde: Das 6500K-Preset kann zwar genau auf die Videonorm kalibriert werden, reizte aber bei alle unseren Testgeräten nicht die gesamten Lichtreserven des Projektors aus. Sollte Ihr Projektor daher im Menü "Farbtemperatur" basierend auf dem "Korrekturwert: 6500K" kalibriert sein, so erreicht er höchstwahrscheinlich nicht sein maximales Leistungsniveau!

Die maximalen Lichtreserven des Projektors werden i.d.R. nur dann bei richtigen Farben ausgeschöpft, wenn die D65-Kalibrierung basierend auf einem Korrekturwert von 7000K oder 7500K erfolgte, bei all unseren Testgeräten. Ist dies bei dem von Ihnen erstandenen Projektor nicht so erfolgt, thematisieren Sie dies bei ihrem Händler, und fragen Sie eine evtl. Nachbesserung an. Dies gilt auch für das Model DLA-X30!



3.2.3 Fazit Farbdarstellung
Auch wenn das grundlegende Farbsystem der aktuellen Modelle sich gegenüber den Virgängern nicht weiterentwickelt hat, so ist es nach wie vor im gesamten (bezahlbaren) Heimkinosegment in Sachen Flexibilität nahezu konkurrenzlos:

- Mit entsprechenden Presets (Standard, THX) sind sie bereits ab Werk sehr normnah und brauchen keine zwingende Nachkalibrierung. Sollte man sie dennoch durchführen lassen, bringt nur eine "intelligente" Nachkorrektur etwas, siehe Anmerkung oben zur richtigen Kalibrierung.

- Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal ist die Adobe RGB Kompatibilität mittels des speziellen Grünfilters. Damit gehören die X70/90 zu den ganz wenigen Modellen, die von professionellen Fotografen „ernst“ genommen werden können.

- Das zusätzlich verfügbare ColorManagement macht eine Kalibrierung auch auf andere Standards möglich, z.B. auf xvYCC, wie es hoffentlich von zukünftigen Blu-rays unterstützt werden wird.

- Camcorder unterstützen schon jetzt xvYCC, hierzu sind der X7 / X9 bei Bedarf kompatibel, der X3 nicht.

- Die speziell programmierten Cinema-Farbprofile erlauben die Nutzung größere Farbräume, ohne Defizite in Hautfarben eingehen zu müssen (spezielles CMS mit ausgelagertem Orange) und bieten somit mehr Farbbrillanz sowohl für Real- als auch Animationsfilme.

Trotz aller Innovationen und Vorteile lässt das ColorManagement nach wie vor noch Spielraum für Verbesserungen und damit Updates. Mehr Einstellspielraum, eine schnellere Bedienung und vor allem dei Umschaltung zwischen einem RGBCMY und einem RGBCMYO wären wünschenswert.

Insgesamt schließen die Modelle DLA-X70 / X90 nahezu keine Anwendung aus und sind dank ihrer speziellen Farbmodi besonders für Fotografen, Freunde der kinogetreuen Farbenpracht und Sammlern von Animationsfilmen geeignet.


Anmerkung:
Die obigen Vergleichsscreenshots unterliegen in ihrem Eindruck selbstverständlich den technischen Limitationen, denen Ihr Computer-Monitor unterliegt (sRGB). Ein genaueres Bild der Unterschiede in Sachen Farbenpracht erhalten Sie bei einer Vorführung durch einen speziell geschulten JVC-Fachhändler.



Doch Achtung! Nicht jeder JVC-Händler ist auch geschult. Achten Sie daher auf obiges Logo, denn nur die geschulten Händler tragen diese Auszeichnung. Seit neuestem führt JVC auch gezielte Kalibrier-Schulungen seiner autorosierten Fachhändler durch, damit diese optimale Ergebnisse für Sie erreich können, ohne "Fehler".

 

3.3. Schwarzwert, Kontrast, Helligkeit (Know How Link hier)

Während alle anderen Techniken und Hersteller noch immer in Sachen nativer Kontrast weit hinterher hinken, setzt JVC in jeder Generation neue Maßstäbe. Laut Herstellerangaben sind die maximalen Kontrastwerte diesmal um weitere 20% gestiegen, auf 80,000:1 beim DLA-X70 und auf 120,000:1 beim DLA-X90, beides wohlgemerkt nativ, ohne Tricks und adaptive Blendensysteme. Erfahrene Heimkinofans wissen aber auch: Derartige Herstellerangaben sind in den meisten Fällen eher theoretische Maximalwerte, die mit den Ergebnissen und realen Heimkinobedinungen und optimaler Farb- bzw. Helligkeitsdarstellung kaum vereinbar sind. In unseren Tests heben wir es immer als vorbildlich hervor, wenn ein Hersteller in seinen technischen Daten „realistische“ Werte für Helligkeit und Kontrast vermarktet. Realistisch bedeutet, dass die beworbenen Helligkeiten abzüglich einer kleinen Toleranz bei korrekter Farbdarstellung, sprich kalibriert, erreicht werden (was selten der Fall ist).

Mit gutem Beispiel voran ging JVC dabei oft, vermutlich aus den professionellen Wurzeln der D-ILA Technologie heraus: Seit der HD1-Generation erreichten alle D-ILA Heimkinoprojektoren ihre beworbenen Lichtleistung in Kombination mit weitgehend akkuraten Farben. Dies galt aber nur bis zur letztjährigen Generation der X-Serie: Um mehr Netto-Helligkeit für die 3D-Projektion zu erzielen, verließ man die 6500K / D65 Norm für 2D und optimierte den Lichtweg des Projektors auf eine kühlere Farbtemperatur von ca. 8500K. Dies sorgte allerdings dafür, dass eine Farbkalibrierung des 2D-Modus zu einem höheren Lichtverlust führte, als von JVC gewohnt.

Nach dieser Einführungsgeneration haben sich die Ingenieure aber anscheinend wieder auf ihre professionellen Wurzeln besonnen, denn sie werben bei der diesjährigen neuen X-Generation damit, dass die kalibrierte Lichtleistung deutlich gesteigert wurde und näher an die unkalibrierten Brutto-Werte heranreicht. Wie immer, wenn plötzlich „das Beste aus allen Welten“ versprochen wird, werden wir sehr hellhörig, dann skeptisch und überprüfen lieber unabhängig, wie viele dieser Versprechen auch in der Praxis eingehalten werden. Wie immer ermitteln wir unsere Ergebnisse mit mehreren Seriengeräten und nicht nur mit einem einzigen Testexemplar.


Wir beginnen mit der maximalen Helligkeit der Projektoren, die (wie bei den Vorgängern) mit dem Farbprofil „Aus“ im Anwenderpreset in Verbindung mit dem hohen Lampenmodus und minimalem Projektionsabstand erzielt wird. Unser Lichtmesser zeigt im Schnitt 1240 Lumen an, was sogar die Werksangabe (1200 Lumen) minimal übertrifft. Bis hierhin war die Marketingabteilung von JVC bereits ehrlich, doch wie gerade erläutert ist die Helligkeit nur dann „etwas wert“, wenn sie mit nicht allzu falschen Farben einhergeht.

Und hier gibt es die erste Überraschung: Während bei der Vorgängergeneration die maximale Lichtausbeute mit dem UHP-Lampentypischen Rotmangel von fast 40%(!) erkauft wurde, sind es beim X70/90 nur noch knappe 25%. Die (richtige!) Kalibrierung auf die von der Videonorm verlangte 6500K / D65 Farbtemperatur kostet bei den neuen Modellen also nur noch 25% Helligkeit & Kontrast (gegenüber 40%). Dementsprechend höher als bei der Vorgängergeneration (vgl. Messtabelle unten).

Für mehr Flexibilität hat man in beiden Modellen das im ersten Kapitel bereits technisch vorgestellte doppelte Irissystem verbaut, mit dem die Bildhelligkeit und den Kontrast auf die persönlichen Bedürfnisse und Raumbegebenheiten getrimmt werden können. Für die maximalen Helligkeitswerte muss das Blendensystem selbstverständlich maximal geöffnet sein, je weiter man es schließt, desto höher wird der Kontrast, aber das Bild auch dunkler. Das maximale Kontrastverhältnis bieten alle Modelle folgerichtig bei maximal geschlossener Iris: Hier erreichten unsere Probanten auch vorbildlich ihre Werksangaben, übertrafen sie sogar leicht, wenn man gleichzeitig den Zoom auf das Minimum verringerte, also den maximalen Projektionsanstand wählte.

Die schier endlosen Kombinationen aus Projektionsabstand, Öffnungsgrad der Irisblenden, eingestellter Farbtemperatur usw. ergeben entsprechend unterschiedliche Messergebnisse, einen Teil davon haben wir in dieser Übersichtstabelle eingetragen:

Messergebnisse
DLA-X70 / X90

Lampenmodus

Zoom

Iris

Lumen
X70 / X90

Kontrast
DLA-X70

Kontrast
DLA-X90

High / D65

Max

Auf

920

26000:1

34000:1

High / D65

Min

Auf

810

32000:1

42000:1

Low / D65

Max

Auf

640

26000:1

34000:1

Low / D65

Min

Auf

560

32000:1

42000:1

High / D65

Max

Mittel

700

33000:1

50000:1

High / D65

Min

Mittel

570

42000:1

62000:1

Low / D65

Max

Mittel

490

33000:1

50000:1

Low / D65

Min

Mittel

390

42000:1

62000:1

High / D65

Max

Zu

370

53000:1

80000:1

High / D65

Min

Zu

310

69000:1

105,000:1

Low / D65

Max

Zu

260

53000:1

80000:1

Low / D65

Min

Zu

210

69000:1

105000:1

 

 

 

 

High / native

Max

Auf

1240

38000:1

60000:1

High / native

Min

Zu

460

87000:1

130,000:1

Anmerkung: Der interne Grünfilter in bestimmten Bildmodi der Modelle X70 und X90 bewirkt einen moderaten Lichtverlust von 20%

 

Unsere Messergebnisse zeigen, dass JVC nicht zuviel versprochen hat: Nicht nur die maximale Lichtausbeute hat sich gegenüber der Vorgängergeneration verbessert, sondern nach der Kalibrierung bleibt auch deutlich mehr Licht übrig. Da auch die nativen Kontrastwerte weiter gesteigert wurden, bieten die X70/X90 trotz der erhöhten Lichtausbeute den gleichen hervorragenden Schwarzwert. Dies macht sich besonders bezahlt, wenn innerhalb eines Bildes Schwarz und sehr helle Elemente (z.B. weiße Sterne) gleichzeitig vorkommen. Durch den hohen nativen Kontrast wird so eine einmalige Bildtiefe erreicht, die mit adaptiven Blendensystemen so nicht möglich ist. In derartigen Bildszenen sind die JVC D-ILA Projektoren nach wie vor ungeschlagen, keine Konkurrenztechnik kommt derzeit an dieses Niveau heran!


Folgende Faustregeln kann man aus unserer Messwert-Tabelle noch ableiten: Möchte man möglichst viel Licht auf der Leinwand haben, so reizt man den Zoom bis zum Maximum aus und öffnet die Iris-Blende. Bis 900 Lumen sind so bei perfekten Farben möglich (ordentliche Kalibrierung vorausgesetzt), was ein strahlendes Bild bewirkt, das besonders Tageslichtszenen ansprechend reproduziert. Ca. 25,000:1 (X70) bis über 34,000:1 (X90) Kontrast kann man bei dieser Konstellation halten.

Legt man hingegen den Schwerpunkt auf einen besonders hohen Kontrast, so empfiehlt es sich, die Blende bis zur Mitte zu schließen. So erreicht man je nach Zoom bis zu 40,000:1 (X70) bzw. 60,000:1 (X90) Kontrast bei noch ausreichender Helligkeit für Leinwandbreiten von bis zu 3m. In dieser Konstellation ist Schwarz derart dunkel, dass man schon genau hinsehen muss, um noch Restlicht auf der Leinwand zu entdecken.

Grandios ist bei allen Modellen der Inbild-Kontrast bei Kinobildern mit großem Schwarzanteil und hellen Elementen. Das Bild wirkt nahezu dreidimensional und beeindruckt mit einer überdruchscnittlich hohen Lichtleistung bei gleichzeitig hervorragendem Schwarzwert. Das ehrliche Konzept des nativen Kontrastes macht sich bezahlt, es gibt derzeit keine andere Technik, die eine ähnliche Bildplastizität erreicht. Hier muss man aber anmerken, dass das volle Kontrastpotenzial vornehmlich nur in optimierten Heimkinoräumen mit wenig Streulicht ausgeschöpft werden kann. Schon eine weiße Decke beeinträchtigt den hohen Inbild-Kontrast. Der hervorragende Schwarzwert macht sich aber hingegen in jedem(!) Raum bezahlt, denn Filmszenen ohne starke Kontraste erzeugen auch kein Streulicht und werden so nicht aufgehellt.

 


3.4 Gammaverteilung / Homogenität (Know How Link hier)

Egal wie hoch der native Kontrast eines Projektors auch ausfallen mag, er kann ihn nur dann effektiv in eine plastische und stimmige Bildkomposition umsetzen, wenn die Helligkeitsverteilung richtig programmiert ist. Das ausgereifte System zur Justage hat sich gegenüber den Vorgängern nicht wesentlich geändert: JVC bietet ein Konzept aus Werkspresets und anschließenden Korrekturmöglichkeiten.



Das Preset "Normal" liefert den für den jeweils übergeordneten Bildmodus individuellen Anstieg, der sich meist relativ normnah darstellt. Technisch präziser wird es, wenn man eine der „Benutzer“-Speicherbänke wählt und im erweiterten Bildmenü den Gamma-Manager aktiviert. Dort lassen sich die Korrekturwerte direkt sachlich an ihrem Anstiegswert ablesen und einstellen.



Bei den meisten von uns getesteten Geräten fällt der tatsächliche Gammaanstieg allerdings etwas flacher aus, als vom Menü angegeben. Daher empfiehlt sich die Auswahl des Korrekturwertes „2.3“: In der Regel beläuft sich der reale Gammaverlauf dann zwischen 2,2 (Videonorm) und 2,3.


Preset "2.3": Gleichmäßiges Gamma zwischen 2.2 und 2.3

Seit einigen Beamer-Generationen hat man als Anwender ein ausgeklügeltes Gamma-Menü zur Verfügung , das mit Abstand mit zu den leistungsfähigsten am Markt gehört. Der Helligkeitsanstieg wird im entsprechenden Menü grafisch dargestellt und kann in frei anwählbaren Punkten gezielt vom Anwender verändert werden, bei Bedarf auch für jede Grundfarbe einzeln.



Damit ist es möglich, genau dort das Gamma anzupassen, wo es sinnvoll ist (z.B. Durchzeichnung in dunklen Bereichen). Zusätzlich kann man den Basisanstieg (i.d.R. 2,2 bis 2,5) aussuchen, von dem die Korrekturen aus vorgenommen werden.


Anmerkung: Da die Nutzung des Gamma-Equalizers unter Umständen die Farbtemperatur beeinflussen kann, sollte man zunächst das Gamma kalibrieren und anschließend die Farbtemperatur ausschließlich mit den Rot- und Grünreglern nachkalibrieren!


Und auch in dieser Generation ist in Helligkeit / Kontrast wieder eine merkliche Steigerung zu verzeichnen: Die D-ILA Beamer profitieren grundsätzlich nicht nur von ihrem unschlagbar hohen nativen Kontrast, sondern können diesen auch in eine stimmige Helligkeitsverteilung umsetzen, die dem Kino-Original sehr nahe kommt, ja es in vielen Szenen in der Bildtiefe sogar übertrifft. Die beim X70/90 weiter verbesserte Maximalhelligkeit sowie der hervorragende Schwarzwert verhindern, dass die Projektoren in schwierigen Szenen in Verlegenheit kommen. Sowohl bei subtilen Nachtszenen als auch gleißend hellen Tageslichtaufnahmen weiß das Bild stets zu überzeugen. Zudem kann man es auf den jeweiligen Film per Iris vorab sehr gut anpassen. Besonders in Mischszenen mit viel Schwarz und gleichzeitig hellen Elementen (z.B. Science Fiction) wissen die JVC Projektoren zu überzeugen, wie kaum ein anderes Gerät am Markt.

Grundsätzlich für alle Modelle empfehlen wir eine leichte Korrektur von dunklen Bereichen mittels Gamma-Manager, da wie schom beim X7/9 die meisten von uns getesteten Seriengeräte ein wenig Durchzeichnung in dunklen Nuancen vermissen ließen. Dies lässt sich entweder im gerade erklärten Gamma-Manager bewerkstelligen, oder über eine "Abkürzung":


"Dark/Bright Level" & "Helligkeitskorrektur"
Auch an den Laien hat man gedacht, der schnell und ohne vorheriges Videotechnik-Studium das Bild seinen Bedürfnissen anpassen will, und zwar mit zwei nützlichen Gamma-Funktionen, die durch die zusätzliche Signalhardware im DLA-X7 bzw. X9) ermöglicht werden:

Bei fast jedem Projektor sorgen die Regler „Helligkeit“ und „Kontrast“ für Verwirrung. Denn der erste regelt vor allem den Schwarzwert und erhöht nicht ausschließlich die Bildhelligkeit und der zweite regelt den Weißpegel und beeinflusst auch nur bedingt den Kontrast. Zudem interagieren beide und so ist es schnell passiert, dass der unbedarfte Anfänger in seinem Bemühen, das Bild zu verbessern, es mehr und mehr „verkurbelt“.

JVC macht das Anpassen des Kontrastes leichter: Die Funktion „Dark/BrigtLevel“ reguliert die Helligkeitskomposition, ohne dabei den Schwarz- oder Weißpegel zu verstellen.



Mit der Funktion „Dark / Bright Level“ wird das Gamma gezielt in dunklen und hellen Bereichen nahe den Clipping-Grenzen geregelt, ohne das Gamma in seiner Gesamtheit zu verändern.



Auch dieser Ansatz ist durchdacht, denn in Verbindung mit den gewohntermaßen guten Werkssettings reicht es in der Regel, diese Bereiche nachzuregulieren, ohne das Gamma komplett neu zu kalibrieren. Dies ist vor allem bei nicht perfekt gemasterten DVDs und Blu-rays von Vorteil, die von sich aus Durchzeichnung vermissen lassen.

Das hat den Ingenieuren aber offensichtlich nicht gereicht, denn sie haben dem X70/90 nun auch die Funktion "Helligkeitskorrektur" spendiert:



Mit ihren WRGB Reglern ist sie nicht gerade selbsterklärend und sieht eher nach einem abgespeckten Farbtemperatur-Menü aus. Tatsächlich ist es das auch, aber vor allem für dunkle Bereiche. Dieser Ansatz hat Vor- und Nachteile: Der Vorteil besteht darin, dass auch der Laie einen Farbstich in dunklen Bereichen korrigieren kann. Doch dafür gibt es auch die RGB-Bias Regler des normalen farbtemperatur-Menüs und die RGB-Kanäle des Gamma-Managers. Mehr oder wneiger die selben Einstellmöglichkeiten auf immer mehr Untermenüs zu verteilen, dient nicht gerade der Übersichtlichkeit und leichten Kalibrierung.

 


3.5 Schärfe / Konvergenz (Know How Link hier)

Wie bereits im ersten Unterkapitel dieses Bildtests erläutert und abgebildet, zeigt der DLAX70/X90 so gut wie keine sichtbare Pixelstruktur mehr, sein Bild wirkt auch in Details absolut "analog". Und wie das mit unserer Wahrnehmung so ist: Ist ein Artefakt endlich behoben (Pixelstruktur), konzentriert sich unser Auge automatisch umso mehr auf die verbleibenden und bei einem 3Chip Projektor sind dies stets Konvergenzverschiebungen. Mit anderen Worten: Ungenauigkeiten in der Konvergenz sind mit der 4K-Darstellung umso auffälliger. Schon kleine Farbsäume können hier den Schärfeeindruck signifikant schwächen.

Seit Generationen bieten JVC Projektoren eine vom Anwender durchführbare Konvergenzkorrektur, mit der man die Primärfarben Rot und Blau auf Grün anpassen kann. An die Grenzen stieß dieses System aber bei einem halben Pixel Versatz und ungleichmäßiger Konvergenz über die Bildfläche.



Um ein leistungsfähigeres und zugleich feiner justierbares Korrektursystem zu verwirklichen, hat man beide Aspekte aufgegriffen. Herausgekommen ist eine (nach wie vor) digitale Konvergenzkorrektur, die nun zonenbasierend (121 Bereiche) ist und eine Verschiebung um 1/16 Pixel ermöglichen soll. Soweit die Theorie, in der Praxis sieht es dann so aus:


Das neue zonenbasierende Konvergenzmenü des DLA-X70/X90


Der Anwender wählt zunächst die zu korrigierende Farbe (Rot oder Blau) und kann dann anschließend per Cursortasten der Fernbedienung den einzustellenden Bereich im sich automatisch einblendenden Gittertestbild auswählen (siehe Foto oben). Innerhalb dieses Bereichs ist es dann möglich, die horizontale und vertikale Konvergenz ebenfall mit den Cursortasten zu optimieren. Durch eine spezielle Überblendtechnik (ähnlich zu Sonys System) kann die Justage sehr fein erfolgen und erweckt den Eindruck, also ob auch „halbe“ Pixelverschiebungen möglich sind. Im Ergebnis lässt sich eine nahezu perfekte Konvergenz erreichen, zumindest bei Bilddetails ab zwei Pixel Breite oder Höhe. Werden Bildstrukturen noch kleiner oder feriner, zeigt sich, dass eine digitale Konvergenzkorrektur die Physik (Optik) nicht aushebeln kann, minimale Farbsäume verbleiben hier.


Das neue System arbeitet sehr genau und eine gewissenhafte Justage der Konvergenz wird dem Nutzer besser ermöglicht, als bei dem alten „groben“ System. Allerdings ist die Einstellung sehr zeitintensiv, denn die zu korrigierenden Bereiche sind jeweils sehr klein und müssen, je nach Werkskonvergenz, alle durchlaufen werden, bis die Konvergenz überall optimiert ist. Dies ist jedoch eine Arbeit, die ein Heimkinoenthusiast zu Gunsten der erhöhten Bildschärfe gerne auf sich nimmt, oder ein gewissenhafter Fachhändler beim Kauf gerne als Serviceleistung übernimmt. Alternativ ist übrigens das herkömmlich „schnelle“ System weiterhin alternativ nutzbar.



Typische optische Grundkonvergenz in der Serie

Die optische Grundkonvergenz liegt im Serienschnitt auf dem Niveau der Vorgänger und zeigt bis zu einem halben Pixel Versatz der Grundfarbe Rot oder Blau (siehe Screenshot oben). Durch das aufwändige Konvergenzmenü wird aber auch pefektionistischen Ansprüchen entsprochen, sofern man genügend Zeit und Geduld mitbringt.

 


3.6 De-Interlacing (Know How Link hier)

Keine merklichen Neuerungen gibt es bei der Verarbeitung von Halbbildmaterial:

Videomaterial
Videomaterial, wie Fernsehshows, Sportübertragungen oder eigene Videoaufnahmen, werden mit 50 verschiedenen Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Obwohl jedes Halbbild hier nur die halbe Auflösung bietet, stellt es eine eigene Momentaufnahme dar. Nach dem sogenannten "Motion Adaptive" Verfahren werden stehende Bildelemente aus zwei aufeinander folgenden Halbbildern zusammengefügt, während bewegte Elemente von der internen Skalierungselektronik "hochinterpoliert" werden. Videobilder (z.B. von einem Satelliten Receiver) werden mit sehr guter Schärfe ohne Bewegungsartefakte oder Ausfransungen auf die progressive Darstellung umgerechnet.

Filmmaterial
Bei Filmmaterial werden aus jedem Kinobild zwei Halbbilder gewonnen und übertragen, die vom De-Interlacer anschließend wieder adäquat zusammengesetzt werden müssen. Bei unserem PAL-Standard wird der Film von 24 auf 25 Bilder / Sek beschleunigt und die 25 Vollbilder in 50 Halbbilder gewandelt. Aufgabe des HQV ist es nun, die 25 Originalbilder wieder zusammenzusetzen. Der DeInterlacer weist einen solchen PAL-Filmmode auf, mit zudem beeindruckender Stabilität. Dieser ist zuverlässig, lässt sich kaum aus dem Takt bringen und meistert die üblichen Testsequenzen aus "Training Day", "Space Cowboys", "Star Wars", "Men in Black2", ohne Anzeichen von Schwächen.

Mit diesen soliden Ergebnissen sind die JVC-Projektoren für den Alltagseinsatz bestens gerüstet. Vom herkömmlichen 576i-PAL-Signal bis hoch zu HD bieten sie sowohl für Sport und Shows, aber auch für Spielfilme stets eine gute Umwandlung auf die native progressive Bilddarstellung und gewährleisten so eine hohe Detailausbeute.

 


3.7 Detailtreue / Skalierung / Schärfe (Know How Link hier)

Im ersten Kapitel haben wir die technische Realisierung der 4K-Projektion mittels E-Shift Glas im Lichtweg aufgezeigt. Für die Detaildarstellung aber ebenso wichtig wie die Auflösung ist die unterstützende Signalelektronik: Wie bereits erläutert, soll die Skalierung durch Interpolation fehlender Bildpixel die Bilddarstellung aufwerten und natürlicher machen. Der ärgste Feind dieses Zieles sind Skalierungsartefakte wie Treppenstufen oder Interferenzmuster. Letztere werden vor allem bei feinen Details und hoch aufgelösten Strukturen höherer Frequenzen auffällig, weshalb wir in unserem ersten Schritt native FullHD-Testbilder höchster Auflösung, sprich pixelgenau, zugespielt haben.



FullHD Teststrukturen, nativ zugespielt ohne SKalierung


Im obigen Screenshot ist die 4K-Zwischenbildberechnung abgeschaltet, der X90 zeigt das eingehende Testsignal also pixelgenau ohne jegliche Skalierung. Wie schon von den Vorgängern X3/X7/X9 gewohnt, bildet der Projektor kleinste Details wie einzelne Pixel sehr scharf ab und gewährleistet so eine maximale Detailausnutzung des FullHD-Standards. Das gleiche gilt auch für gröbere Strukturen (untere Bildhälfte, doppelte Zeilen- /Pixelbreite). Im nächsten Schritt aktivieren wir die sequentielle 4K-Darstellung des X90 und spielen dasselbe Testbild zu:



Höchstauflösende HD-Zuspielung mit aktivierter 4K-Skalierung


Das Ergebnis spricht für sich selbst: Die Pixelstruktur verschwindet vollständig, aber die hohen Auflösungen des Ursprungssignals bleiben unverfälscht. Die Skalierungs-Algorithmen von JVC sind also intelligent genug, „empfindliche“ Strukturen zu erkennen und diese nicht durch eine unpassende Zwischenpixel-Berechnung in ihrem Dynamikumfang zu beeinträchtigen.



Die zusätzliche 4K-Skalierung "verwischt" selbst kleinste
Details der FUllHD Auflösung nicht

Auch störende Linearitätsschwankungen und Interferenzen werden so unterbunden. Die Skalierung arbeitet tatsächlich so genau, dass sie in entsprechenden Testbildern absolut „unsichtbar“ bleibt, besser geht es kaum.

Doch natürlich soll eine Skalierung nicht nur unsichtbar sein, denn dann würde sie die Bilddarstellung gar nicht verändern / verbessern. Mit weiteren Testbildern untersuchen wir daher, wo sich Verbesserungen einstellen. Laut JVC soll die 4K-Darstellung vor allem Treppenstufen und Ausfransungen verringern und so einen natürlicheren Look erreichen (neben oben bereits gezeigtem Wegfall der Pixelstruktur). Dazu bemühen wir ein hochfrequentes Burstsignal-Testbild:



Auf den ersten Blick fällt wieder auf, dass die 4K-Skalierung keinerlei zusätzliche Interferenzen mit Moiré-Mustern provoziert (obige Interferenzen entstanden beim Fotografieren mit Digitalkamera). Und dennoch hat sich etwas getan, was bei genauer Begutachtung deutlich wird:



2K


Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, haben wir ein Testmuster mit Kurven gewählt, was die Limitierung der 2K Auflösung von FullHD deutlich macht. Alle Linien zeigen deutliche Treppenstufen und wirken dadurch digital reduziert.



2K


Die Screenshots zeigen deutlich die „Aliasing“-Effekte, die in den hohen Auflösungsbereichen bei FullHD nach wie vor auftauchen und die Natürlichkeit des Bildes reduzieren. Wie sieht es mit dem „4K-Upsampling“ aus?



4K


Auch hier sprechen die Ergebnisse für sich: Obiger Screenshot ist in keiner Weise nachbearbeitet und zeigt, wie es der 4K-Skalierung gelingt, sämtliches Aliasing bzw. Treppenstufen zu eliminieren, ohne dabei den Pixelkontrast oder den Dynamikumfang zu reduzieren: Die Trennung zwischen weißen und schwarzen Linien bleibt vollständig erhalten.



4K


Selbst in unsere Nahaufnahme sind keine Artefakte auszumachen. Im Direktvergleich wird auch deutlich, dass die sequentielle 4K-Darstellung mit passender Interpolation keinen Schärfeverlust durch Weichzeichnen provoziert, sondern wirklich die fehlenden Bildinformationen ersetzt.


Realbilder
Soweit die statischen Testbilder für „Pixelzähler“, die der JVC X70/90 alle mit Bravour bestanden hat, nun wollen wir uns auch den „realen“ Bildergebnissen zuwenden, sprich der Bildqualität bei herkömmlichem Bildmaterial. Dazu bemühen wir ein besonders detailliertes Beispiel aus „Casino Royal“, den Markusplatz in Venedig.



Diese Beispielszene zeichnet sich durch zahlreiche Details aus, die die FullHD Auflösung an ihre Grenzen bringt. Um den Unterschied zwischen 2K und 4K (skaliert) aufzuzeigen, greifen wir drei Beispielelemente heraus. Im Hintergrund sehen wir die Hauptkuppel des Markusdoms, durch ihre runde Form sehr schwierig digital darzustellen.



Kuppel in 2K…


Wie bei den Testbildern sieht man hier die deutlichen Treppenstufen, die durch die minimale Pixelbreite bestimmt werden und dadurch unumgänglich sind.



…und in 4K skaliert!


Mit aktivierter 4K-Darstellung verschwinden diese Artefakte vollständig: Alle runden Details erscheinen rund und „analog“ natürlich, wie bei einer Fotografie, von digitaler Projektion keine Spur mehr.



2K

Noch deutlicher wird der Effekt bei der darunter liegenden Fahne und den Bögen: Mit 2K-Auflösung wirken kleine Details pixelig und zeigen klar den Ursprung der Digitalisierung.


4K


Mit aktivierter 4K-Skalierung sieht es wieder wesentlich analoger und natürlicher aus: Weder an der Flagge noch an den Bögen oder Ornamenten sind Artefakte auszumachen, das Bild erhält eine natürliche Schärfe.



2K


Abschließend noch ein Ausschnitt aus der Menschenmenge: In herkömmlicher HD-Auflösung wirken alle Personen wie digital „unkenntlich gemacht“.



4K


Mit aktivierter 4K-Darstellung wird der analoge und fein aufgelöste Charakter hinzugefügt. Verblüffend ist die erhaltene Schärfe, wenn man den Maßstab der Details zum Gesamtbild mit in Betracht zieht.


SD-Material
Soweit die Betrachtung von FulHD-Bildmaterial, doch im Alltag haben wir es auch noch nicht selten mit herkömmlichem SD-Material (PAL) zu tun. Wie bereiten die 4K-Beamer dieses auf? Die Antwort ist einfach: Genau so, wie ihre direkten Vorgänger, nur ohne Pixelstruktur:

Die Skalierung von "0,7K auf 4K" unterstützt eine gute Schärfe durch eine hochwertige Signalverarbeitung. Dies beginnt mit einer scharfen Abgrenzung hoher Kontraste, ohne störende Doppelkonturen zu provozieren (richtige Schärfejustage vorausgesetzt). Das erlaubt einen natürlichen und dennoch zugleich detaillierten Bild-Look. PAL-Material wird zudem ohne Pegelabfall akkurat auf die native Auflösung des Projektors umgerechnet. Im Ergebnis erzeugen die Beamer so auch bei herkömmlicher SD-Zuspielung eine scharfe und nicht digital wirkende Detailabbildung.



Gute horizontale und
vertikale Skalierung

Dies gilt auch für die Farbauflösung bei zugespieltem SD-Material, das aufzeichnungstechnisch nur mit einem Viertel der Auflösung bedacht ist, ein gewisser Abfall in der Dynamik im Bereich >3MHz ist aber nicht zu übersehen:



Fazit

Unsere Analyse zeigt, dass die sequentielle 4K-Darstellung mit dazugehöriger Skalierung genau das macht, was die Ingenieure versprechen: Sie eliminiert vollständig die Artefakte, die durch die digitale, pixelbasierende Projektion entstehen. Das Fliegengitter verschwindet und wird durch eine einheitlich gleichmäßige und pixelfreie Projektion ersetzt, ohne dabei Schärfe zu verlieren. Im Gegenteil: Durch die Interpolation werden Lücken geschlossen und digital wirkende Kontrastübergänge beseitigt, mehr Details werden aber nicht dargestellt. Verbesserungspotenzial sehen wir für zukünftige Generationen noch in der Erhöhung der Frequenz, denn mit den derzeit genutzten 120Hz verbleibt ein sichtbares Rauschen. All diese Aspekte zusammen genommen bleibt den DLA-X70 / X90 ein analoger und scharfer Look, den bislang kein anderer Heimkinoprojektor so erzeugt. Auch die Aufbereitung von SD. n immer noch mit überdurchschnittlich gut zu bewerten. Sie ist stets in der Lage, das Schärfepotenzial der hohen nativen Auflösung effektiv zu nutzen.

Abschließend dennoch ein Kritikpunkt: Die 4K-Skalierung ist im normalen Bildmenü nicht abschaltbar, was uns unverständlich erscheint. Denn es kann immer mal Anwendungen geben, bei denen der Nutzer auf jegliche Skalierung verzichten möchte. Zum Glück haben die JVC-Ingenieure einen "Schalter" im Servicemenü versteckt. Wir empfehlen daher, den Händler nach diesem Servicemenü auszufragen. Normalerweise spricht Cine4Home solche EMpfehlunegn nicht aus, doch die Abschaltung der 4K-Projektion gehört nach unserer Auffassung zu einem unverzichtbaren Serienfeature, das nicht irgendwo "versteckt" sein sollte.

 


3.8 120Hz-Zwischenbildberechnung / "Clear Motion Drive"

Keine Neuerungen sind in der Zwischenbildberechnung zu verzeichnen, sie liegt auf dem Stand vom letzten Jahr: Die aktuelle Generation des „Clear Motion Drives“ (JVC Marketingname für die 120Hz-Schaltung) bietet neben den Zwischenbildern nach Sony-Vorbild auch eine „Black Frame Insertion“ in zwei Stufen, bei der, wie bei einem Kinoprojektor, kurze Schwarzblenden zwischen den Einzelbildern eingefügt werden. Da dieses Verfahren ein sichtbares Bildflimmern und einen starken Heligkeitsverlust bewirkt, entzieht sich der Gesamtnutzen unserer Kenntnis.



In der Stufe „3“, die eine Zwischenbildberechnung ohne Dark Frame Insertion bewirkt, zeigen sich flüssige Bewegungsabläufe auch bei 24p-Spielfilmmaterial. Störende Artefakte und Bildruckler sind die Seltenheit, so dass der Modus zu empfehlen ist. Das Niveau ist nun mit den 120Hz Schaltungen anderer Hersteller vergleichbar, wenngleich nicht die Perfektion oder Flexibilität der Epson-, Mitsubishi- oder Sony- Varianten erreicht wird. Diese bieten verschiedene Stärkegrade, die allesamt kaum noch Artefakte provozieren und bei Spielfilmen teilweise den „Filmlook“ besser erhalten, als die JVC-Variante. Dafür sorgen die schnellen D-ILA Chips für eine deutlich gesteigerte Bewegungsschärfe, sowohl für Spielfilm- als auch Videomaterial. Die aktuelle und für 3D besonders schnelle Variante der Panels liegt in Sachen Umschaltzeiten auf Referenz-Niveau, was sich auch in der Bewegungsschärfe bezahlt macht, denn es wird oft vergessen: Eine 120Hz Signalverarbeitung erlaubt nur soviel Bewegungsschärfe, wie es die Reaktionszeit der Panels erlaubt!

Zu bemängeln ist ferner, dass die Zwischenbildberechnung nicht für 3D-Material zur Verfügung steht, denn gerade die dreidimensionale Glaubwürdigkeit profitiert von flüssigen Bewegnungsabläufen. Insgesamt weisen die JVC-Modelle in dieser Hinsicht nach wie vor rund ein Jahr Entwicklungsrückstand gegenüber vergleichbaren Modellen anderer Hersteller auf.

 


3.9 Bildartefakte

Bereits in unserem ausführlichen Test der Vorgängergeneration X7/X9 bemängelten wir ein sichtbares Bildrauschen, dass die "analogen" Vorgänger nicht aufwiesen: Der Grund für dieses Rauschen liegt in der volldigitalen Ansteuerung der D-ILA Panels. Während in ersten Generationen die Panels noch analog angesteuert wurden und die Helligkeitsmodulationen vom Kippgrad der Flüssigkeitskristalle in den einzelnen Pixelkammern abhängig waren, kennen digital gesteuerte D-ILA Panels nur den „An“ und „Aus“ Zustand. Die einzelnen Helligkeitsstufen werden durch ein variables Verhältnis zwischen diesen An- und Aus- Zeiten erzeugt, je dunkler die gewünschte Farbe oder Graustufe, desto länger die Aus-Zeiten. Dieses volldigitale System ist bekannt unter dem Fachbegriff „Pulsweitenmodulation“ (PWM).

Nun sind volldigital gesteuerte D-ILA Panels mit PWM im Grunde nichts Neues und auch schon in vergangenen Generationen eingesetzt wordem. Doch um die Technik 3D-kompatibel zu machen, war es nötig, die Reaktionszeit der Kristalle weiter zu steigern. Mit Reaktionszeit ist die Zeit gemeint, die die Pixelkristalle brauchen, um die gewünschte Ausrichtung zu erzielen. Aufgrund der Trägheit kann diese Zeit niemals Null sein, da es sich letztendlich um eine mechanische Bewegung handelt: Sich drehende Kristalle bei LCD und LCOS, kippende Spiegel bei DLP.

Um die Reaktionszeit signifikant so zu verkürzen, dass sie die Anforderungen erfüllt, die eine Shutterbrille für eine 3D-Darstellung mit minimierten Ghosting Artefakten (Doppelbilder) stellt, hat man sich der Overdrive-Technik bedient, die bei LCD-Bildschirmen schon seit Jahren zur „Verschnellerung“ angewendet wird: Die Kristallkammern erhalten kurzzeitig eine überhöhte Spannung (Overdrive) und „schlagen“ so schneller aus. Um sie aber nicht zu überlasten, ist dies nur kurzzeitig möglich und eine Pulsierung notwendig. Ohne Spannung fallen die Kristalle in „normaler Geschwindigkeit“ in ihren Ruhezustand zurück, bis sie auf dem Weg dahin wieder einen neuen Stromstoß bekommen. Dieses Verfahren verkürzt wie erwünscht zwar das Ansprechverhalten und bringt die notwendigen Millisekunden, die für die 3D-Darstellung notwendig sind, doch begünstigt es Nebeneffekte wie Rauschen, Farbreduktionen und False Contour. Hinzu kommt eine Serienstreuung der Pixel untereinander, so dass die An / Aus Zeiten nicht mehr komplett synchron ausfallen können und so regionale Rauschflächen in homogenen Farbflächen vorkommen können.

Auch die D-ILA X-Serie zeigt diese typischen Nebeneffekte: Gewisse Helligkeitsstufen weisen ein leichtes Rauschen auf. Dies betrifft nicht nur ausschließlich dunkle Stufen (wie bei DLP), sondern kann auch in höheren IRE-Stufen vorkommen. Auch die typische Limitation der Farbtiefe durch die PWM kann man mit Adleraugen in fließenden Übergängen erkennen. Dieses Rauschen wird durch die sequentielle 4K-Prpjektion sogar verstärkt, da die Bildfrequenz der Subfarems auf 2x60Hz reduziert wird. Glücklicherweise hält sich dieses Rauschen immer noch in einem Toleranzbereich, der aus normalen Betrachtungsabständen kaum oder nicht auffällt.

Wie bei allem ist es ein Abwägen der Vor- und Nachteile: 3D-Kompatibilität und höhere Bewegungsschärfe gegen Rauschen der Overdrive / PWM Technologie. Auch wenn es sich hierbei sicherlich um ein zu vernachlässigendes Artefakt handelt, so musste es in diesem Test dennoch so ausführlich Erwähnung finden, denn es ist für LCOS Projektoren nach wie vor untypisch und dem„analogen Look“ der $k-Projektion entgegen wirkt.


Gutes Niveau weiterhin bei der "Color Uniformity": Den verbesserten Werksstandard in Sachen Farbhomogenität hat man auch im dritten Jahr anscheinend gehalten: Keines der von uns getesteten Seriengeräte zeigte störende Farbwolken, sondern wies auch bei schwierigen, mittelhellen und bildfüllenden Grauflächen eine gleichmäßige Farbtemperatur bis zu den Randbereichen auf. Sämtliche Toleranzen hielten sich auf einem unmerklichen Niveau.

 


4. 3D-Darstellung

Viele Heimkinofans haben im Vorfeld auf deutliche Veränderungen in der 3D-Darstellung der neuen X-Serie gehofft. Diese Hoffnungen konnten sich im Serientest allerdings nicht bestätigen, abgesehen von den Zusatzfunktionen sind die Ergebnisse identisch. Auch deswegen, weil die sequentielle 4K-Projektion in 3D nicht aktiv ist:


Wie bereits im ersten Kapitel erläutert, kommen zur Realisierung der 3D-Projektion die vielbekannten „Shutterbrillen“ zum Einsatz, die sich in dieser Generation einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen hat. Sie ist nun kompakter, leichter und wirder aufladbar.




Neue JVC 3D-Brille


Die Shutterbrille sorgt dafür, dass jedes Auge nur das Perspektivbild zu sehen bekommt, das für die jeweilige Seite gedacht ist: Das linke Auge bekommt einen anderen (simulierten) Winkel zugeteilt, als das andere und in unserem Kopf entsteht der dreidimensionale Eindruck. Das Prinzip ist dasselbe wie bei der passiven Brillentechnologie, doch bei Shutter-Gläsern erfolgt die Darstellung für jedes Auge sequentiell, zeitlich hintereinander, und nicht gleichzeitig wie bei passiven 3D-Projektionen.

Der Vorteil der Shutter-Technologie ist die unproblematische Anwendung, denn sie benötigt bei der Heimkinoprojektion keine spezielle Silberleinwand und kann problemlos mit einem einzigen Projektor realisiert werden, solange die Reaktionszeit der Paneltechnologie kurz genug ist (vgl. oben). Allerdings sind die Nachteile nicht von der Hand zu weisen, allem voran der unvermeidbare Lichtverlust:

Da jedes unserer beiden Augen nur die Hälfte der Zeit ein Bild zu Sehen bekommt, ist ein Lichtverlust von 50% im ersten Schritt unvermeidbar. Je nach Polarisationsqualität der verwendeten Gläser kommt nochmals ein Lichtverlust von über 50% hinzu, was zusammen bereits einen Lichtverlust von minimal 75% ausmacht. Schon an dieser Stelle bedeutet dies, dass von den 1200 Maximallumen des Projektors nur noch maximal 250 bis 300 Lumen übrig bleiben können.

Doch dies ist noch nicht alles: Da es sich bei Shutterbrillen ebenfalls um LCD-Gläser handelt, die abwechselnd in 96Hz-120Hz ein- bzw. ausgeschaltet werden, unterliegen auch ihre Umschaltzeiten einer gewissen Trägheit. Es resultiert wieder eine unumgängliche Reaktionszeit, diesmal der Brille, die ebenfalls im Millisekundenbereich liegt. Da die verwendete Projektionstechnik ebenfalls einer Reaktionszeit unterliegt, besteht die Kunst darin, die Brille und das Bild so effektiv zu synchronisieren, dass kein allzu großer weiterer Lichtverlust entsteht und störende Geisterbilder, eines der Hauptprobleme von 3D-Projektionen, möglichst ausbleiben.

Zwei Verzögerungen sind also unter Kontrolle zu bringen: Die Zeit, die die Brille braucht, um von ein Auge auf das andere zu schalten und die Zeit, die der Projektor braucht, um von einem Bild auf das nächste zu schalten. Viele LCD-Geräte und auch SXRD Projektoren verwenden dabei das folgende Prinzip:



Herkömmlicher 3D- Zyklus analog arbeitender Displays und Projektoren


Der Bildinhalt auf der Leinwand wird ohne(!) Ausblendung auf der Leinwand durchgeführt, es gibt keine „Dark Frame Insertion“. Damit der Betrachter den Wechsel, der unweigerlich zu Ghosting führen würde, nicht zu Gesicht bekommt, werden während der Zeit des Bildaufbaus einfach beide Brillengläser auf schwarz geschaltet, in dieser Zeit sehen wir nichts. Dieses Prinzip ist sehr schwer zu beherrschen, da die Abstimmung zwischen Brillenumschaltung und Bildaufbau sehr komplex ist und zwei Nachteile beinhaltet: Einer Shutterbrille gelingt bislang grundsätzlich keine komplette Auslöschung des Bildes und die Reaktionszeit der Brille kommt bei jedem Bildzyklus gleich zweimal(!) zum Tragen: Linkes Auge dunkel -> Umschaltung (Verzögerung) -> Beide Augen dunkel -> Umschaltung (Verzögerung) -> rechtes Auge dunkel.

An dieser Stelle profitiert die JVC D-ILA Technologie von ihrer voll digitalen Ansteuerung, die einen kurzfristigeren Bildwechsel erlaubt, als bei analog angesteuerten Displays: Die Schwarzblende, sprich die Zeit, in der beide Augen verdunkelt sind, erfolgt nicht durch die Brille, sondern durch den Projektor auf der Leinwand:



3D-Zyklus der digitalen D-ILA Technologie


Durch dieses Leinwandblanking spart man kostbare Zeit: Statt zweier Umschaltzyklen können nun beide Augengläser der Brille gleichzeitig umgeschaltet werden, die Reaktionszeit halbiert sich: Linkes Auge dunkel -> Umschaltung (Verzögerung) -> Rechtes Auge Dunkel. Die Trägheit der Brille wird durch die Schwarzzeit auf der Leinwand überbrückt, bis das nächste Perspektivbild freigegeben wird.

Dieses Prinzip kling genial wie einfach, ist in der Praxis aber nicht einfacher zu beherrschen, denn es verbleibt auch bei digitaler Panelansteuerung mit Overdrive ein gewisse Reaktionszeit, die im Timing mit der Brille abgestimmt werden muss.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Ein minimierter Helligkeitsverlust. Doch ein potenzieller Nachteil ist auch nicht zu verleugnen: Die Schwarzblenden auf der Leinwand vermindern den Dynamikumfang und damit den Kontrast, während ein Blanking in den Brillen keinen signifikanten Kontrastverlust bewirken. Da sich aber der Kontrastunterschied beider Methoden nicht in der Maximalhelligkeit, sondern ausschließlich im Schwarzwert äußert, dieser aber bei 3D Projektionen durch den starken „Sonnebrilleneffekt“ eh schon dunkel genug ist, ist dieser Verlust zu verschmerzen und allenfalls für „Schwarzwertfetischisten“ relevant. Der Vollständigkeit halber sei er aber an dieser Stelle erwähnt. Ein weiterer Nachteil ist ein weiteres Verstärken des Digitalrauschens, das wir im Kapitel "Bildartefakte" schon bemängelt haben.

 

Die Messergebnisse
Wie im 2D Bereich ist auch bei der 3D-Darstellung zwischen "Brutto-" und "Netto-" Messergebnissen zu unterscheiden: Die Helligkeit auf der Leinwand hat sich durch die Optimierung des Lichtweges (vergleiche Kapitel "Kontrast") und durch eine Optimierung der 3D-Timings verbsser auf 950Lumen. Hinter der Brille verbleiben rund 20%, was in einer maximalen Netto-helligkeit von rund 190Lumen resultiert, allerdings mit einem deutlichen Grünstich. Farbkalibriert verbleiben rund 150Lumen, was dem derzeitigen Stand der Technik, zumindest für LCOS-Projektoren, entspricht. Ein signifikanter Lichtgewinn gegenüber den Vorgängern ist nicht zu verzeichnen

Selbstverständlich erlaubt diese 3D-Helligkeit keine großen Sprünge in Sachen Leinwandgröße und limitiert die Bildbreite, wenn man es nicht zu dunkel haben möchte. Auch eine komplette Abdunklung des Kinoraumes ist unabdingbar, denn schon kleine Mengen Fremdlicht überstrahlen die Projektion signifikant.

 

Sichttest

Zunächst bleiben wir beim Thema Helligkeit: Zu Zeiten, in denen die Lichtstärke von Projektoren inflationär von Generation zu Generation wächst und mittlerweile zusammen mit dem Kontrast ähnlich den „Watt“-Angaben von Lautsprechern als nahezu einziges Qualitätsmerkmal vermarktet wird, mag eine Lichtleistung von ca. 200 Lumen in 3D zunächst schockierend wirken. Dieser Schock fällt aber geringer aus, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die meisten Heimkinoprojektoren im allseits beliebten (lampensparenden und leisen) ECO-Modus kalibriert ebenfalls kaum über 300 Lumen ausgeben und vor noch wenigen Jahren derartige Lichtleistungen gerade bei HighEnd Projektoren die Regel und nicht die Ausnahme waren. Eine weitere Erleichterung stellt sich ein, wenn man es mit der Bildbreite nicht übertreibt und einen ersten Sichttest durchführt:

Helligkeit
Selbstverständlich ist die 3D-Projektion bei weitem nicht so strahlend, wie es bei 2D-Projekionen mittlerweile möglich ist, doch nach kurzer Gewöhnungszeit der Augen ist das Bild nicht unzumutbar dunkel. Auch der 3D-Effekt zieht uns sofort in das Bildgeschehen, so dass das Thema Helligkeit weiter in den Hintergrund tritt. Dies soll aber nicht davon ablenken, dass mehr Helligkeit in zukünftigen Generationen wünschenswert ist, alleine schon aus dem Grund der Lampenalterung, denn es stellt sich die Frage: Wie viele Stunden dauert es, bis die Lichtleistung der Lampe zwar noch für 2D reicht, aber für 3D nicht mehr? Spätestens nach 1000 Stunden dürfte die Bildhelligkeit „grenzwertig“ werden.


Bildtrennung

Um einen möglichst realistischen, dreidimensionalen Eindruck zu gewährleisten, ist eine möglichst klare Bildtrennung unverzichtbar. Gelingt die Auslöschung nicht ganz, entstehen störende Doppelkonturen und Geisterbilder. In dieser Hinsicht arbeiten die X-Modelle vorbildlich: Das Bild wirkt scharf und räumlich tief, störende Doppelkonturen sind aber bei starken Kontrastübergängen bemerkbar. Für ein optimales Ergebnis sollte man dem Projektor aber eine gewisse Aufwärmphase erlauben (ca. 20min), erst dann haben die D-ILA Panels ihre volle Reaktionsgeschwindigkeit erreicht. Der neue "CrossTalk" Canceller konnte in unseren Tests übrigens keine nachhaltigen Verbesserungen erwirken.


Augenfreundlichkeit
Da die 3D-Bilddarstellung für die Augen sequentiell erfolgt, ist bei der Shuttertechnologie bislang ein gewisses Flimmern unvermeidbar. Bei 24p-Filmmaterial beträgt die Frequenz pro Auge 48Hz, was dem von alten Röhrenfernsehern her bekannten 50Hz-Effekt sehr nahe kommt. Dies wirkt sich über die Zeit ermüdend auf den Betrachter aus, vor allem bei hellen Bildinhalten. Augenfreundlicher wird es bei 60Hz Videomaterial, da dies näher an der Trägheitsgrenze unserer Augen liegt. Eine 120Hz Zwischenbildberechnung besitzen die D-ILA Projektoren für 3D bislang nicht, dieser Luxus bleibt nach wie vor dem Sony VPL-VW90 vorbehalten. WIe bereits erwähnt bieten die X70/X90 keine Zwischenbildberechnung für 3D, die die Augenfreundlichkeit merklich verbessern würde.


Farbdarstellung
Da der Farbeinfluss der Brille bei dem 3D Preset bereits berücksichtigt ist, fällt die Farbgenauigkeit auch in 3D vorbildlich aus. Auch ohne nachträgliche Kalibrierung zeigt sich ein realistisches und natürliches Bild, das nur wenige Wünsche offen lässt. Allein die Farbbrillanz leidet unter dem starken Lichtverlust.


Durchzeichnung
Wie in unserem 2D-Bildtest bereits erläutert, hängt die Räumlichkeit nicht nur von dem Kontrastverhältnis oder in diesem Falle von der 3D-Darstellung ab, sondern ebenso sehr von dem Gamma, das die Helligkeitskomposition im Bild und die Durchzeichnung beeinflusst.


Im 3D-Modus bieten beide Projektoren lediglich zwei verschiedene Gamma-Presets „A“ und „B“, die nachträglich nicht(!) durch den Gammamanager korrigiert werden können. Auch ein Ausweichen auf einen anderen Modus mit benutzerkonfiguriertem Gamma erlaubt keinen Einfluss, denn selbst „programmierte“ Gammakurven werden im 3D-Modus grundsätzlich ignoriert und stattdessen auf ein Gamma von 2,2 umgeschaltet.

Gamma Preset „A“ bewirkt ein normnahes Gamma zwischen 2,0 und 2,2 (je nach Serienstreuung) und bietet vor allem in hellen Filmszenen eine ausgewogene und glaubwürdige Bildkomposition.



3D Gamma „A“


Große Schwächen zeigen sich aber bei dunklen Szenen mit Bilddetails nahe an Schwarz: Da die Shuttertechnologie rund 80% Lichtverlust verursacht, verbleibt hier nicht mehr genug Dynamikumfang, um mit einem Norm-Gamma eine vollständige Durchzeichnung zu gewährleisten, viele Elemente „versumpfen“ so im Schwarz.



Die Durchzeichnung in 3D lässt in diesem Preset zu wünschen übrig


Dieses Problems waren sich die Ingenieure bewusst, denn mit Gamma „B“ bieten sie eine Alternative: Es führt zu einem wesentlich flacheren Gammaanstieg (unter 1,5), der vor allem dunkle und mittelhelle Bildelemente merklich aufhellt.



3D Gamma „B“


Die Durchzeichnung wird so verbessert, aber das Optimum nicht erreicht, noch immer gehen Bilddetails teilweise im Schwarz verloren. Zudem bleibt ein flaches Gamma nicht ohne Folgen in hellen Filmszenen, das Bild wirkt dort überbelichtet und verliert Plastizität:



Gamma „B“ sorgt in hellen Szenen für Überbelichtung


Die Limitation auf nur zwei Gamma-Presets stellt den Nutzer vor die Qual der Wahl: Bessere Durchzeichnung in dunklen Szenen und Defizite in hellen, oder Verlieren dunkler Bildelemente dafür eine plastischere arstellung heller Szenen. Alternativ kann man nur den allgemeinen Helligkeitsregler bemühen, was aber den Schwarzwert und das Kontrastverhältnis ruiniert. Daher die Empfehlung: „A“ für überwiegend helle Filme, „B“ für überwiegend dunkle, eine durchgehende Perfektion ist nicht möglich. Dies gilt zumindest für das Einstiegsmodell DLA-X30.

Die Modelle X70 und X90 hingegen haben noch ein Ass im Ärmel: Sie bieten auch in 3D den zusätzlichen „Dark / Bright Level“ Regler, der ein gezielte Gammakorrektur dunkler Helligkeitsstufen erlaubt (vergleiche Kapitel 2).



Die Vorgehensweise für das optimale 3D-Erlebnis kann von jedem Laien durchgeführt werden: Man wählt als Ausgangslevel das normgerechte „A“-Gamma und korrigiert anschließend dir Durchzeichnung durch Erhöhen des Schiebereglers für „Dark-Level“, schon hat man sowohl in dunklen Szenen eine gute Durchzeichnung, als auch in hellen Szenen eine plastische Bilddarstellung. Mangels Zusatzhardware und entsprechender Funktion im Bildmenü, bietet der X3 diese Ausgleichsmöglichkeit nicht.

 

Fazit 3D

Auch in diesem Jahr ist die 3D-Darstellung der JVC DLA-X70/X90 auf gutem Niveau, obwohl keine große Weiterentwicklung gegenüber den Vorgängern zu verzeichnen ist: Es gelingt, eine ausreichende Bildhelligkeit mit hoher Detailschärfe und klarer Bildtrennung zu kombinieren, die eine sehr Kino-ähnliche Dreidimensionalität erlaubt. Bei den meisten der oben erwähnten Defizite handelt es sich um Shutter-typische Kompromisse, die man zu Gunsten der Anwenderfreundlichkeit in Kauf nehmen muss.

Doch die Entwicklung hat bei anderen Herstellern nicht halt gemacht: Viele andere 3D-Projektoren bieten inzwischen eine Zwischenbildberechnung, was dem X70/X90 nach wie vor fehlt. Während man als Film-Purist mit der originalen 24Hz Kinofrequenz keine Probleme hat, so stört das damit verbundene 48Hz-Flackern gerade bei kleineren Bildbreiten merklich. Vor allem die DLP-Technologie zeigt immer deutlicher ihrer Vorteile mit mehr Helligkeit, weniger Flackern und keinem Ghosting.

 

 

5. Fazit & Bewertung

Es ist noch nicht mal ein Jahr her, da überraschte JVC die Heimkinowelt mit einem komplett neuen Chassis der weltersten Heimkino D-ILA Projektoren und überzeugte viele Fans mit der Bildleistung, schon in der ersten Generation in die dreidimensionale Welt einzusteigen. Und obwohl ein Chassis in der Regel bei allen Projektorenherstellern mindestens zwei Generationen überdauert, bevor es durch ein neues ersetzt wird, hat es JVC in diesem Jahr nicht nur bei einer subtilen Modellpflege belassen, sondern den Modellen X70 und X90 signifikante Innovationen gegenüber ihren Vorgängern zukommen lassen. In Anbetracht des gewohnten Zyklus, dass ein Projektoren Chassis mindestens zwei Generationen ohne große Veränderungen überdauert, hat JVC so mit seiner neuen X-Serie auf der ganzen Linie überrascht:

Ein wirkliches Innnovations- und Feature-Festival hat man dieses Jahr bei den Modellen DLA-X70 und X90 abgebrannt, ohne die Preise zu erhöhen. Dabei bietet man eine interessante Mischung aus Alt und Neu: Alle Alleinstellungsmerkmale der Vorgänger wurden beibehalten (Spezielles Color Management, Adobe Farbraum, etc.) und zusätzlich um eine sequentielle 4K Projektion, höherem Kontrast, zonenbasierender Konvergenzkorrektur, Auto Kalibierung und Farbprofilen erweitert. Dies sind alle Features, die kompromisslos auf High Ender oder professionelle Anwender abgestimmt sind. Von Generation zu Generation werden die professionellen Wurzeln von JVC und ihrer D-ILA Technologie deutlicher und deutlicher und sorgen für immer mehr Unterscheidungsmerkmale zwischen „JVC Professional Projektoren“ und „Heimkinobeamern“.

Unser Test zeigt dabei, alle Versprechen werden eingehalten: Die sequentielle 4K-Projektion mit interner Skalierung sorgt für einen analogen Look ohne jegliche Pixelstruktur und mit feiner Detailauflösung, frei von digitalen Artefakten wie Aliasing und Treppenstufen. Die erweiterte Konvergenzkorrektur erlaubt eine noch präzisere Deckungsgleichheit aller Grundfarben und fördert so die Bildschärfe. Und „last but not least“ ist es den Ingenieuren auch in diesem Jahr wieder gelungen, die kalibrierte Helligkeit gleichzeitig mit dem nativen Kontrast zu steigern.



Ein so hoher nativer Kontrast und 4K-Auflösung sind alleine sind schon innovative Alleinstellungsmerkmale der neuen X70 / X90 Serie, die man bei der gesamten Konkurrenz derzeit vermisst. Aber wenn man nun noch die vielen Besonderheiten der Vorgänger mitberücksichtigt, die die neuen Modelle von ihren Vorgängern geerbt haben (Adobe Farbraum, Spezielles Color Management für erweiterte Farbräume, usw…), ergibt sich ein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Produkt, das sowohl den Ansprüchen von Profis (z.B. Fotografen) als auch von Heimkino-HighEndern gerecht wird. In Anbetracht dieses Leistungspotenzials erscheinen die empfohlenen Verkaufspreise von €6990.- bzw. €9990.- nicht übertrieben hoch, zumal trotz der komplexeren Technik und daraus resultierenden Bildsteigerungen keine Preiserhöhung gegenüber den Vorgängern stattgefunden hat.

Trotz allen Lobes ist dennoch nicht alles perfekt: Zu kritisieren sind das Fehlen einer Zwischenbildberechnung in mehreren Stufen und für 3D, die nach wie vor vorhandenen Artefakte bei der 3D-Darstellung und das erhöhte Rauschen druch die Digitale Bilderzeugung und sequentielle 4K-Projektion mit 120Hz.


Bewertung Bild
DLA X70 / X90

Bewertung Bild gesamt : 1,4 (Sehr Gut -)

Schwarzwert & Kontrast

1,0 (Sehr Gut )

Lichtstärke

1,4 (Sehr Gut -)

Schärfe & Interpolation

1,2 (Sehr Gut)

Farben

1,3 (Sehr Gut)

Signalverarbeitung

1,5 (Gut +)

Zwischenbildberechnung

2,2 (Gut -)

3D-Darstellung

2,1 (Gut -)

Sonstige Aspekte

1,2 (Sehr Gut)


(Alle Bewertungen beziehen sich auf die jeweilige Projektionsart und den aktuellen Stand der Technik.
Ein direkter Vergleich der Systeme oder Generationen ist daher nur bedingt möglich!)



Kritiker werden bemerken, dass die Verbesserungen durch die 4K-Darstellung und den erhöhten Kontrast und Helligkeit keine verbesserungen mit "WOW-Effekt" sind, sondern sich eher subtil bemerkbar machen. Dies stimmt nur bedingt und ist in Bezug zu den Aufstellungsumgebungen zu sehen, denn: Alle Neuerungen der X70 und X90 weisen vor allem auf ein Ziel hin. Eine größere Bildbreite und mehr Kino-Authentizität:

- Die "analoge" 4K-Darstellung ermöglicht kurze Betrachtungsabstände ohne störendes Pixelraster und die erweiterte Konvergenz-Justage sorgt dafür, dass dabei keine Farbsäume die Schärfe beeinträchtigen.

- Die erhöhte Netto-Helligkeit ermöglicht größere Bildbreiten, ohne dass das Bild zu dunkle wird. Für 3D werden zu Gunsten der erhöhten Lichtausbeute auch Anamorphoten unterstützt.

- Die LensMemory Funktion sorgt dafür, dass man echte Cinmascope-Leinwände einsetzt und eine optische Formatumschlatung per Knopfdruck erfolgen kann.


Langer Rede kurzer Sinn: Die neue JVC DLA-X70/X90 Generation ist allen Heimkinofans zu empfehlen, die auf möglichst großer Leinwand eine möglichst authentische Kinoreproduktion erwünschen. In analoger Schärfe, Helligkeit und Farbdarstellung, nicht aber im Kontrast, denn hier sind JVC-Heimkinoprojektoren dem "echten" Kino schon seit Jahren überlegen. "Better than the Original"....


10. Januar, 2012
Ekkehart Schmitt




6. Bewertung


+ Sequentielle 4K-Auflösung (nur 2D)
+ Ungeschlagen hoher nativer Kontrast
+ Hohe kalibrierte Helligkeit
+ Hervorragender Schwarzwert
+ LensMemory
+ Adobe Kompatibilität durch Grünfilter
+ Komplexes CMS
+ Kräftige Farben mit guten Gesichtstönen
+ Hochwertige Signalverarbeitung
+ Kaum Pixelstruktur
+ Sehr flexible Aufstellungseigenschaften
+ Grandiose Overall-Bildqualität
+ 3D Kompatibilität

- 4K nicht ohne weiteres abschaltbar
- Eingeschränkte Zwischenbildberechnung
- LensMemory nicht ganz perfekt
- Kein Gamma-Equalizer in 3D
- Leichtes Crosstalk in 3D
- Shuttertypische Artefakte in 3D
- CMS umständlich in der Handhabung
- Digitales Bildrauschen
- Große Abmessungen

 

DLA X70 / X90

Bewertung gesamt : 1,3 (Sehr Gut -)

Ausstattung

1,1 (Sehr Gut)

Bedienung

1,5 (Gut +)

Technik

1,2 (Sehr Gut)

Bild

1,4 (Sehr Gut -)

Preis Leistung

1,3 (Sehr Gut -)


(Alle Bewertungen beziehen sich auf die jeweilige Projektionsart und den aktuellen Stand der Technik.
Ein direkter systemübergreifender Vergleich ist daher nur bedingt möglich!)

 

Bei Kaufinteresse können Sie bei folgenden JVC-Fachhändlern und Cine4Home Kooperationspartnern ihre persönliche Privatvorführung „buchen“:

(Mit Click auf den Banner gelangen Sie auf die jeweilige Händler-Homepage)

 


SoundBrothers

Kassel / Berlin / Göttingen



Winnings

32839 Steinheim



Die Heimkinoschmiede

54470 Bernkastel-Kues



Art & Voice

30453 Hannover



homecinema.ch



Coldewey

26655 Westerstede



JBS-HEIMKINO

49176 Hilter

 


HEIMKINORAUM

81549 München

 


Heimkino Aktuell

44625 Herne

 

Und jetzt neu:
Sie haben noch Fragen oder Kommentare zu dem Test oder dem Projektor? Dann schauen Sie in unseren Blog und fragen Sie uns direkt. Ab sofort werden alle Fragen dort für jedermann sichtbar direkt von Profis beantwortet, nach Themen geordnet.

>>> Zum Blog <<<

 

Weitere autorisierte Fachhändler für JVC Projektionsprodukte:


(Click auf Banner)

 

 

5. Technische Daten (Herstellerangaben)

 

 

Und jetzt neu:
Sie haben noch Fragen oder Kommentare zu dem Test oder dem Projektor? Dann schauen Sie in unseren Blog und fragen Sie uns direkt. Ab sofort werden alle Fragen dort für jedermann sichtbar direkt von Profis beantwortet, nach Themen geordnet.

>>> Zum Blog <<<

 

 



 

 


Zur Hauptseite von www.Cine4Home.de