Projektor-Tuning Know How: Teil 3 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die verschiedenen Glieder der Heimkino-Kette und ihre Auswirkungen auf Messungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Projektor-Tuning dient dazu, die Bildqualität eines
Projektors so weit wie möglich zu steigern. Der Projektor ist die Hauptkomponente
des Heimkinos. Doch wie sieht es mit den anderen Gliedern der Heimkino-Kette
aus? Auch sie wirken sich auf die Bildqualität aus. Daher stellt sich
die Frage, wie groß ist der Einfluss, macht ein Projektor-Tuning alleine
Sinn, oder führt nur eine Vor-Ort Kalibrierung zu guten Ergebnissen?
Eine komplette Heimkinokette besteht z.B. aus Projektor, DVD-Player (evtl. mit Zusatzgerät), Leinwand und Raum. Wir haben den Einfluss jeder dieser Komponenten auf das Bild und vor allem auf die Messergebnisse der Instrumente analysiert.
1. Der DVD-Player Neben dem Projektor die wichtigste Komponente ist der DVD-Player. Mit ihm steigt und fällt die Bildqualität in vielen Bereichen (De-Interlacing, Schärfe, Artefakte etc). Die für das Projektor-Tuning bzw. Bildkalibrierung relevanten Aspekte sind Farbdarstellung, Kontrast und Helligkeitsverteilung. Wie wirkt sich ein individuelles Player-Modell auf die Kalibrierungs-Messungen aus?
1.1 Farbdarstellung Aus dem Gefühl heraus würde jeder Heimkinofreund sagen "Klar, mein DVD-Player hat einen wesentlichen Einfluss auf die Farbdarstellung". Eine Aussage die im Grunde stimmt. Doch wirkt sich der DVD-Player tatsächlich auf die Messergebnisse z.B. von "Colorfacts" aus? Eine Frage, die man bereits theoretisch beantworten kann: Wie in Teil 1 unserer Reihe erläutert, wird bei der Projektoren-Kalibrierung die Farbtemperatur von Graustufen auf 6500K optimiert. Grau wird aus allen drei Grundfarben gemischt. Stimmt hier das Mischverhältnis, stimmt es auch in allen anderen Farben. Zur Kalibrierung stellt der Projektor 11 verschiedene Grautestbilder dar, die in ihrer Farbtemperatur optimiert werden. Diese Grautestbilder werden von dem DVD-Player erzeugt.
Die Bildinformationen sind auf der DVD aber nicht in Grundfarben (RGB), sondern im sogenannten YUV-Format aufgezeichnet. YUV ist ein Farbdifferenzsignal, bei dem das Y-Signal die Helligkeits- (Schwarz/Weiß) Informationen beinhaltet, U und V die Farb- (Chroma)-Informationen.
Die für die Farbkalibrierung erforderlichen Grautestbilder beinhalten
keine Farbe, daher werden sie ausschließlich von dem Schwarz/ Weiß
Bild des Y-Signals erzeugt. Die Pegel der Farbkanäle U und V bleiben
bei Null. Um diese Theorie zu überprüfen, haben wir verschiedene DVD-Player
an ein und dem selben Projektor (Toshiba MT-8) angeschlossen und die Farbtemperatur
per Messinstrument gemessen. Wir wählten ein günstiges Einsteiger
Modell (Toshiba SD-530), einen Mittelklasse-Player (Marantz DV-4300) und
zwei gehobene Player (Denon DVD 2800 MK II und Pioneer DV-747). Alle absolut
gemessenen Werte haben wir in eine Tabelle eingetragen und die prozentualen
Abweichungen berechnet. Die Ergebnisse sprechen für sich:
Der maximal einzeln gemessene Unterschied zwischen zwei DVD-Playern beträgt
hier rund 190K, immerhin 2,9% Abweichung, allerdings nur in einer von
11 gemessenen Helligkeiten. Die grafische Darstellung zeigt, wie nah die Farbtemperaturen beieinander liegen:
Alle vier RGB-Histogramme im Überblick:
Zur doppelten Absicherung haben wir den selben Versuch mit einer anderen Player-Kombination (Einsteigergerät: Toshiba SD 530, Mittelklasse: Sony DVP-NS 730, Gehobene Klasse: Denon DVD 2800 und High-End: Denon DVD-A11) in Verbindung mit einem durch Projektor-Tuning vorkalibrierten Sanyo PLV-Z2 durchgeführt. Auch hier variieren die Ergebnisse kaum:
Die durchschnittliche Abweichung beträgt 0,9 %.
RGB Histogramme im Überblick:
Der Einfluss des DVD-Players als Testbildgenerator ist bei dem Prinzip der Farbkalibrierung deutlich zu vernachlässigen. An dieser Stelle ergeben sich keine großen Unterschiede. Als nächstes untersuchen wir den Einfluss auf Kontrast und Helligkeitsverteilung.
Die Helligkeitsverteilung und der Kontrast werden ebenfalls mit monochromen Grau-Testbildern gemessen. Tatsächlich sind es die selben Testbilder wie zur Farbtemperaturmessung. Wie bereits erläutert, werden graue Bilder ausschließlich vom Y-Signal erzeugt. Die Helligkeitsinformation (sprich Graulevel) wird dabei nach einfachstem Prinzip von der Spannung bestimmt. Im Bereich von 0 bis 700 mV entspricht jede Spannung einer Helligkeit, das Verhältnis ist linear mit der Steigung "1". Eigentlich ist dadurch die Spannungsverteilung normiert, d.h. jede Helligkeitsstufe der DVD muss einer bestimmten, festgelegten Spannung entsprechen. Durch Bauteiltoleranzen in den DVD-Playern können aber Ungenauigkeiten entstehen. Wie groß sind diese Abweichungen und damit der Einfluss des DVD-Players auf die Helligkeitsverteilung? Wir haben die Signalpegel verschiedener DVD-Player (Einsteigergerät:
Toshiba 530, Mittelklasse: Sony 930, Gehobene Klasse: Denon 2800 und High
End: Denon DVD-A11) direkt per Oszilloskop gemessen und die tatsächlichen
Spannungspegel in einer Liste zusammengetragen:
Die Ergebnisse zeigen: Die durchschnittliche Spannungs-Abweichung beträgt lediglich 0,56%, maximal 1,21%. Die grafische Darstellung zeigt, wie ähnlich sich die ansonsten so unterschiedlichen DVD-Player in Sachen Gammaverteilung doch sind:
Die Unterschiede sind kaum zu erkennen. Dementsprechend gering sind die Auswirkungen der tatsächlichen Helligkeitsverteilung auf der Leinwand. Zur Überprüfung haben wir wieder zwei Testreihen durchgeführt. Bei der ersten wurden wieder ein Toshiba 530, ein Marantz 4300, ein Denon 2800 MK II und ein Pioneer 747 an einen Toshiba MT-8 angeschlossen:
Die Colorfacts-Messungen zeigen den Signalpegeln der DVD-Player entsprechend ebenfalls nur eine Abweichung von durchschnittlich 0,57%. Abweichungen dieser Art sind vom menschlichen Auge nur sehr schwer wahrnehmbar.
Die zweite Testreihe besteht wieder aus einem Sanyo PLV-Z2 in Verbindung mit einem Toshiba 530, einem Sony DVP-NS 730, einem Denon 2800 und einem Denon DVD-A11.
Der durchschnittliche Einfluss der DVD Player auf die Helligkeitsverteilung
ist nicht hoch und bei Messungen zu vernachlässigen. Dies lässt
sich einfach erklären: Für die Helligkeitsdarstellung gibt es
eine feste Norm, die von guten DVD-Playern eingehalten wird. Der allgemeine
Standard aktueller DVD-Player ist in diesem Bereich nahezu perfekt.
Der Kontrast im Bild wird ebenfalls nur minimal vom DVD-Player beeinflusst.
Dies lässt sich sehr leicht in der Spannungs-Tabelle der Ausgangspegel
ablesen. Bei Schwarz ist der Pegel nahezu 0mV, sprich keine Spannung liegt
an. Der Schwarzwert im Bild ist stets der gleiche.
Die Abweichung in Weiß beträgt nur 0,35%. Die Unterschiede sind so gering, dass sie im Kontrast kaum messbar sind.
So wichtig der Einfluss des DVD-Players auf die Bildqualität ist
(De-Interlacing, Overscan, Schärfe etc.) so überraschend gering
ist der Einfluss auf die Messergebnisse der Bildkalibrierung per Colorfacts
in Farbtemperatur und Helligkeitsverteilung. Unsere Auswahl an DVD-Playern
erfolgte willkürlich nach Verfügbarkeit und stellt einen guten
Querschnitt gängiger Geräte dar. Eine Erhöhung der Abweichungen
beim Test von noch mehr Geräten ist kaum zu erwarten. Natürlich
wird es das ein oder andere schwarze Schaf unter den DVD-Playern geben,
doch handelt es sich hier um qualitativ wenig hochwertige Geräte.
Ein guter DVD Player erfüllt die oben beschriebenen Darstellungsnormen. 2. Leinwand Als nächstes Glied der Kette untersuchen wir die Leinwand. Hier gibt es unzählige Typen, die, je nach Ausführung, einen deutlichen Einfluss auf die Helligkeitsdarstellung nehmen. Die Lichtausbeute wird in Gain angegeben. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Thema Projektor-Tuning von Digitalprojektoren. Daher macht es nur Sinn, die für Digital-Projektoren gängigen und geeigneten Leinwände zu untersuchen. Welches sind gängige und geeignete Leinwände? Digital-Projektoren haben ihre Schwächen in der Schwarzwertdarstellung und ihre Stärken in einer hohen Lichtausbeute mit hellen Bildern. Die Leinwand sollte diesen Eigenschaften entgegenkommen. Eine High-Gain Leinwand ist nicht empfehlenswert, sie würde lediglich den Schwarzwert weiter aufhellen und helle Bilder unnatürlich steigern, die auch ohne Gain schon hell genug sind. Daher ist der empfehlenswerte, günstige und am weitesten verbreitete Leinwandtyp für Digital-Projektion die mattweiße Leinwand mit einem Gainfaktor von um 1.2 . Wir haben besagte Leinwandtypen auf ihren Einfluss auf Kalibrierung per Messung untersucht.
Ein gute Leinwand zeichnet sich durch ihre Farbneutralität aus.
Die Leinwand soll das einfallende Licht möglichst unverändert
reflektieren. Jede Farbverschiebung würde sich nicht nur in der Farbe
störend bemerkbar machen, sondern zeitgleich durch Absorption (subtraktive
Farbfilterung) einen Helligkeitsverlust im Bild erzeugen. In unserem ersten Test haben wir die Farbdarstellung verschiedener Leinwände und gängigen "Heimwerker-Lösungen" gegenübergestellt. Die erste Leinwand, eine E-Line 1.4, verfälscht die Bildqualität unseres Farb-kalibrierten Projektors (Toshiba MT-8) nicht. Die Farbtemperatur von 6500K wird fast punktgenau eingehalten: Die RGB-Verteilung bestätigt die sehr gute Abstimmung der Grundfarben: Als deutlichen Gegensatz zu einer Heimkino-optimierten Leinwand projizieren wir jetzt das Bild auf ein handelsübliches weißes Rollo, wie es zur Verdunklung von Fenstern benutzt wird. Hier könnte man Farbverfälschungen erwarten. Doch tatsächlich
ist die Farbtemperatur weiterhin verblüffend akkurat:
Lediglich die Blau / Rot Verteilung hat sich minimal verändert, im Bild kaum auszumachen. Als drittes testen wir wieder ein Markenprodukt, eine Spalluto WS-S Mattweiß 1,2 Gain Leinwand. Wie nicht anders zu erwarten, verfälscht auch sie die Farbtemperatur kaum:
Um eine maximale Ungenauigkeit zu provozieren, testen wir zuletzt eine seidenglänzende, leicht strukturierte Kunststoff-beschichtete Spanplatte, ein Alptraum für jedes Heimkino. Aber auch sie zeigt sich sehr Farb-neutral:
Alle "Leinwandtypen" zeigen nur minimale Veränderungen in der Projektion. Wie minimal, haben wir wieder durch eine statistische Aufstellung ermittelt:
Die Tabelle zeigt eine durchschnittliche Abweichung von 1,11%, ein Wert, der bei genauestem Hingucken und geübtem Auge in Grau sichtbar sein könnte, aber im normalen Filmbetrieb absolut vernachlässigt werden kann. In einem zusammengefassten Diagramm können die Differenzen grafisch abgelesen werden.
Die Helligkeitsverteilung ist direkt abhängig von den Reflektionseigenschaften
der Leinwand. Hier macht sich ein eventueller Gain-Faktor bemerkbar. Die
für Digital-Projektion günstigen Matt-Weiß Leinwände
sollen sich mit einem Gainfaktor von 1 bis 1,2 auch in Hinblick auf Lichtausbeute
neutral verhalten. Das Licht wird nicht polarisiert und möglichst
auch nicht absorbiert. Unsere E-Line-Leinwand und das "Billig-Rollo" zeigen hier verblüffend
ähnliche Ergebnisse in Verbindung mit einem DLA-G10. Die Gammaverteilung
unterscheidet sich hier mit bloßem Auge gar nicht erkennbar.
In unserem zweiten Versuch vergleichen wir die Spalluto WS-S Mattweiß Leinwand mit unserer Weiß beschichteten Spanplatte, beleuchtet von einem Toshiba MT-8:
Erst durch die glänzend reflektierte Oberfläche mit Hot-Spot
Verhalten wird die Gammaverteilung beeinflusst. 2.3 Fazit Leinwand In unserer Versuchsreihe haben wir nur die typischen für Digital-Projektion
verwendeten Leinwandtypen berücksichtigt. Natürlich gibt es
auch Spezialmodelle mit hohem Gain, Kontrastverstärkung oder farbverfälschenden
Eigenschaften. Doch diese sind eher selten. Besitzt man eine Standard
Mattweiß-Leinwand, so macht sich der Faktor Leinwand weder bei der
Farbtemperatur noch bei der Helligkeitsverteilung in Messungen stark bemerkbar.
3. Raum Als dritte wesentliche Heimkino-Komponente bleibt der Raum. Unterschiedliche Raumbedingungen können zu unterschiedlichen Bildergebnissen führen. Dies ist unstrittig. Wir erläutern in diesem Kapitel einerseits den Einfluss des Raumes auf die Farb- und Helligkeitsverteilungs-Messungen und andererseits den tatsächlichen Einfluss auf Kontrast und mögliche Bildoptimierung.
Heimkinoprojektoren projizieren ein großes Bild optisch auf eine
weiße Leinwand. Diese reflektiert das einfallende Licht möglichst
ohne Verlust zurück in Richtung Zuschauer. Doch das reflektierte
Licht landet nicht nur beim Zuschauer sondern, durch Streuung, überall
im Raum. Sieht man sich während einer Projektion im Raum um, so sieht
man, dass der gesamte Raum in hellen Szenen erleuchtet erscheint.
Die Farbdarstellung des Bildes würde nur dann beeinflusst, wenn der Raum nur eine bestimmte Farbe in besonderem Maße reflektiert. Hätten wir z.B. einen Raum mit rotem Teppich, roten Möbeln und roten Wänden, würde nur rotes Streulicht entstehen und das Bild rötlich einfärben. Derart farblich extreme Innenarchitektur ist aber nur in bestimmten Lokalitäten zu vermuten, nicht aber im normalen Wohnzimmer. Hier dominiert in der Regel keine Farbe in so ausgeprägter Weise.
Anders sieht es bei der Helligkeitsdarstellung aus. Wie gerade erläutert, fällt in hellen Räumen mehr Streulicht zurück auf die Leinwand als in dunklen. In hellen Räumen wird also das Bild proportional zur vom Projektor ausgegebenen Lichtmenge aufgehellt. Betrachten wir hierzu zwei verschiedene Heimkinoräume: Der erste Raum ist ein typisch Heimkino-getrimmter Raum mit schwarzem Teppich, abgedunkelten Wänden und dunkler Decke. Durch die dunkle Verkleidung entsteht nur wenig Streulicht. Der Raum bleibt auch bei hellen Bildern weitgehendst dunkel, sehr wenig Licht gelangt zurück auf die Leinwand.
Wir messen die Helligkeitsverteilung und erhalten den für Video erforderlichen Anstiegswert von 2.2 Nun verwandeln wir den Raum in einen "normalen" Raum mit hellen Wänden, hellem Boden und heller Decke. Bei der Projektion entsteht jetzt ungemein viel Streulicht, das das Kinobild in hellen Szenen zusätzlich aufhellt.
Wieder messen wir die Helligkeitsverteilung: Praktisch keine Abweichung ist festzustellen. Dieses zunächst überraschende Ergebnis ist leicht durch die Theorie zu belegen: Wieder muss man sich vor Augen führen, wie Colorfacts die Helligkeitsverteilung misst: Es werden 11 Grauflächen hintereinander auf die Leinwand projiziert, jede Graufläche stellt ein eigenes Testbild dar. Bei einem dunklem Level, z.B. 20 IRE, gelangt nur relativ wenig Streulicht
in den Raum und zurück auf die Leinwand. Das Bild wird nur unmerklich
aufgehellt. Die absoluten Messergebnisse zeigen die prozentual ansteigende Aufhellung der IRE Level. Das Bild ist zwar durchweg heller, aber die Helligkeitsverteilung bleibt gleich:
Dennoch: Wie in der Einleitung dieses Kapitels erwähnt, hat der Raum einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Helligkeitsdarstellung, besonders auf den Kontrast:
Je heller der Raum, desto geringer wird der tatsächliche Kontrast.
Diese einfach wirkende Aussage gilt jedoch nicht für jeden Bildinhalt.
Sehr dunkle Szenen werden z.B. durch den Raum wesentlich weniger beeinflusst
als helle Szenen. Die prozentuale Abhängigkeit macht sich erst dann
wirklich negativ bemerkbar, wenn helle und dunkle Bildinhalte zeitgleich
auf der Leinwand erscheinen, wie z.B. in diesem Testbild. Was passiert? Der helle Teil des Bildes (oben) reflektiert viel Licht in den Raum. Es entsteht eine große Menge Streulicht, das wiederum an die Leinwand gelangt, leider aber nicht nur im hellen Bereich, sondern auch im dunklen (unten). Die dunklen Bilddetails werden "überstrahlt" und verlieren ihre "Dunkelheit". Der Kontrast geht verloren und Bilddetails werden eventuell verschluckt.
Colorfacts bietet nur eine einzige Testsequenz an, die diesen Kontrastverlust berücksichtigt: Die Schachbrett-Kontrast-Messung. Hier wird zunächst der Level eines schwarzen Feldes und anschließend der Level eines hellen Feldes gemessen. Durch die weißen und schwarzen Felder entsteht gerade beschriebener Überstrahleffekt, der tatsächliche Kontrast wird gemessen. Die Ergebnisse fallen grundsätzlich wesentlich ernüchternder aus als bei die On/Off Kontrastmessung. Hier enden die objektiven Messmöglichkeiten in Bezug auf Raumeinfluss. Das dürfen sie auch, denn mit den gebotenen Funktionen lässt sich der Projektor auf die für Video erforderlichen Merkmale (Farbtemperatur 6500K, Gammakurve 2.2) ohne Probleme kalibrieren. Werden bei dieser kalibrierten Einstellung durch Streulicht im Raum gewisse dunkle Bildinhalte in manchen Bildinhalten verschluckt, so ist in diesem Raum ganz einfach keine optimale Bilddarstellung möglich, eine einfache prägnante und wahre Feststellung. Negative Raumeinflüsse durch Bildaufhellung können durch eine
Anhebung der Gammaverteilung bekämpft werden. In diesem Fall werden
die unteren Helligkeitsstufen des Bildes künstlich aufgehellt, und
nicht mehr so stark vom Streulicht verschluckt.
Aber: Jede Verfremdung dieser Art stellt eine deutliche Abweichung vom
objektiv optimalen Standard (2.2) dar, eine akkurate Bilddarstellung wird
dadurch nicht gewährleistet.
Hebt man das Gamma an, so werden dunkle Bilddetails aufgehellt:
Leider werden aber nicht nur kontraststarke Bildinhalte angehoben, sondern auch dunkle Szenen. Und hier schlägt die gerade durchgeführte subjektive "Bildverbesserung" in eine "Bildverschlechterung" um: Betrachtet man z.B. dunkle, atmosphärische Szenen des selben Filmes ("Seven"): Ein dunkler Tatort wird untersucht, die Atmosphäre ist düster und spannend:
Bei einer Gammaanhebung erscheinen aber sämtliche Bilddetails deutlich aufgehellt, anstelle von kaum wahrnehmbaren Konturen, wie sie in der perfekten Projektion oder in Wirklichkeit erscheinen würden, ist alles so hell, als würde es künstlich beleuchtet.
Dadurch wird die Atmosphäre deutlich vermindert, der Film verliert seinen Bann und die Bildkomposition des Regisseurs wird nicht akkurat rekonstruiert. Man erkennt leicht, das verlassen des Gamma-Optimums und die Anpassung auf den Raum, unterliegt den subjektiven Eindrücken und Wünschen des Betrachters. Daher existiert hier kein objektives Optimum, schon gar nicht eine Norm. Und wo beides nicht gegeben ist, kann auch nicht von "kalibrieren" gesprochen werden (Kalibrieren = Auf eine einheitlich genormte Größe bringen).
Der Raum hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Kontrasteigenschaften
eines Bildes. Da hier die genormte Helligkeitsverteilung von 2.2 nicht
in allen Bildinhalten zu guten Ergebnissen führt, ist eventuell eine
Anpassung an den Raum in Betracht zu ziehen. Diese Anpassung ist aber
überwiegend subjektiv und nicht messtechnisch zu optimieren. Verschiedene
Präferenzen des Betrachters führen zu verschieden "akzeptablen"
Ergebnissen. In diesem dritten Teil unserer Reihe haben wir gezeigt, dass die einzelnen Glieder der Heimkinokette (Signalquelle, Leinwand, räumliche Gegebenheiten) einen gewissen Einfluss auf die Bilddarstellung haben. Verschiedene Konstellationen können zu Abweichungen vom Optimum führen. Durchschnittlich gutes Equipment vorausgesetzt, sind die gemessenen Einflüsse allerdings gering, da einzelne Komponenten die für Heimkino gültigen Normen einhalten müssen. Den Löwenanteil der möglichen Bildverbesserung macht deutlich der Projektor selber aus, da es hier durch den komplexen optischen Aufbau des Lichtwegs den Firmen in vielen Fällen nicht gelingt, die Normen einzuhalten, dies gilt besonders für günstige Geräte. Optik ist und bleibt die grundsätzlich teuerste Komponente.
Eine Vor-Ort Kalibrierung kann gegenüber dem Projektor-Tuning, wenn kompetent durchgeführt, zu einer weiteren Optimierung der gebotenen Bildqualität führen, nicht jedoch in dem Maße, das man sich intuitiv vorstellt. Daher ist diese aufwändige und kostenintensive Variante nur sehr anspruchsvollen Heimkinofreunden zu empfehlen, die auch kleinste Veränderungen im Bild per Auge wahrnehmen können.
Schwieriger wird es zudem bei starken Helligkeitseinflüssen durch den Raum. In einem derartigen Fall ist eine objektiv "perfekte" Bilddarstellung nicht zu erreichen, lediglich eine subjektive Verbesserungen möglicher Bildkompositionen. Die besten Ergebnisse liegen hier im Auge des Betrachters und können daher auch individuell per Test-DVD und Auge angepasst werden, da die objektive Norm ohnehin verlassen werden muss. Testscheiben, wie die Peter-Finzel DVD, die www.projektor-tuning.de bei jeder Optimierung auf Anfrage beilegt, erklären die relevanten Parameter und die ohne Messinstrumente durchführbaren Optimierungs-Methoden.
Eine Kombination aus Kalibrierung und anschließend persönlicher Überprüfung der Ergebnisse / Verbesserungen per Testscheibe wird somit ermöglicht, die in unseren Augen kostengünstigste und effektivste Methode der Optimierung. Im vierten Teil unserer Reihe werden wir die wichtigsten Etappen zum Projektor-Tuning erläutern... |
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