Epson EH-TW6600 vs BenQ W1500

Das Duell der Mittelklasse…

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Die Zahl der Großbildfans steigt stetig, die Begeisterung für das „alternative Kino daheim“ ist ungebrochen. Aber nicht jeder ist bereit, über €2000.- allein in den Projektor zu investieren, weshalb das weitaus erfolgreichste FullHD-Preissegment unter der €1500.- Marke liegt.

Zwei der diesjährig erfolgreichsten Vertreter dieser Kategorie wollen wir in diesem Special genau unter die Lupe nehmen: Den Epson EH-TW6600 und den BenQ W1500. So ähnlich ihr Preis auch sein mag (ca..€1500.-), so unterschiedlich ist ihre Technik.



BenQ W1500


Während der BenQW1500 ein klassischer Vertreter des typischen DLP-Projektors (SingleChip DMD +Farbrad) darstellt, setzt Epson in dieser Preisklasse nach wie vor voll und ganz auf seine hauseigene 3LCD-Technologie.



Epson EH-TW6600(W) Das ist also nicht nur ein Duell der Projektoren, sondern auch das Duell zweier seit gut 20 Jahren im Markt konkurrierenden Techniken, mit ihren spezifischen Vor- und Nachteilen. Und jedes Jahr wird es aufs Neue spannend, welche Technologie die größeren Qualitäts-Schritte nach oben gemacht hat. Wer hat den besten Wohnzimmer-Allrounder des Jahres 2014 im Programm?

 


1. Die Technik

Epson ist dieses Jahr mit einem vollkommen neuen Projektor ins Rennen gegangen: Das symmetrische aber wenig aufstellungsflexible Chassis des Vorgängers ist einem weniger tiefen mit geschwungener Form gewichen.



Die optische Extravaganz ist in dieser Preisklasse selten und verleiht dem Projektor gerade bei der Wohnzimmermontage an der Decke ein ansprechendes Erscheinungsbild, das sich nicht verstecken muss.



Hauptvorteil gegenüber dem Vorgänger ist zweifelsohne der optische Lensshift, der eine Bildverschiebung von bis zu 24% horizontal und 60% vertikal erlaubt, ohne dass die Bildqualität darunter leiden muss. Damit kann der TW6600 auch seitlich außerhalb seiner optischen Achse aufgestellt werden und wird zu nahezu jedem Wohnzimmer kompatibel. Auch sein Projektionsverhältnis erlaubt aus moderaten Abständen große Bildbreiten und ist sehr gut auf hiesige Wohnraumgrößen optimiert.



Lensshift, Zoom und Fokus werden manuell an den entsprechenden Rädern und Ringen eingestellt, an den Luxus eines motorisierten Objektives ist in dieser Preisklasse nicht zu denken. In Anbetracht der Tatsache, dass die erforderlichen Einstellungen bei dauerhafter Montage nur ein einziges Mal durchgeführt werden müssen und dabei nur wenige Minuten dauern, ist dies zu verschmerzen.



Auf der Rückseite befinden sich alle Anschlüsse, die großzügig ausgefallen sind und für alle modernen Bildquellen gerüstet sind. Hauptaugenmerk liegt hier zweifelsohne auf den beiden HDMI-Eingängen.



In der „W“ Version gibt es gegen einen Aufpreis von rund €250.- einen eingebauten Funkempfänger im Projektor, der durch einen externen Sender (Bild oben) gespeist wird, der gleichzeitig auch als fernbedienbare Umschaltstation für mehrere Quellen dienen kann. Damit werden umständliche (und meist nicht minder teure) Verkabelungen bis zur Decke unnötig, ohne dabei Einbußen in der Bildqualität hinnehmen zu müssen.



In Sachen Bildperformance verspricht der Hersteller neben der vollen HD Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten eine Lichtleistung von 2500 Lumen und ein Kontrastverhältnis von 70,000:1. Beides wären in dieser Preisklasse sensationelle Werte, wenn sie sich als praxisgerecht erweisen. Erfahrene Heimkinofans wissen aber, dass dies leider nie der Fall ist, doch dazu mehr im Bildtest.



Besonders pfiffig ist ein separat erhältlicher WLAN-Dongle (ca. €100.-) , mit dem jedes Android Tablet / Smartphone, iPhone oder iPad in eine Funk-Signalquelle für Bilder und Dokumente umgewandelt werden kann. Eine entsprechende App gibt es kostenlos zum Download. Auch ein PC kann mit entsprechender Wifi-Software Quelle dienen.


Alles in allem macht das neue Gewand, in dem der Epson EH-TW6600(W) erscheint, einen für diese Preisklasse besonders eleganten und hochwertigen Eindruck. Die Ausstattung ist großzügig und die Aufstellungsflexibilität vorbildlich. Der eingebaute WirelessHD-Empfänger des W-Modells ist ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn besonders Wohnzimmertauglich macht.



Das äußere Erscheinungsbild des BenQ W1500 ist wesentlich konventioneller und erinnert mehr an einen Präsentationsbeamer aus dem Konferenzraum, passt sich aufgrund seiner hellen Farbe aber ebenfalls sehr gut in die meisten Wohnzimmer ein, von ausgefallenem „Design“ kann aber keine Rede sein.



Zoom und Fokus werden auch hier manuell am Objektiv eingestellt, doch die ganze Mechanik arbeitet etwas unpräzise, so dass die Justage nicht so leicht von der Hand geht, wie beim TW6600. Sein Zoomverhältnis ist deutlich kleiner, was er aber durch besonders geringe Projektionsabstände wieder wettzumachen versucht.


Das Vorhaben gelingt, denn die üblichen bildbreiten zwischen 2m und 3m erreicht er bereits ab einem Abstand von 2,5m, so dass auch er in den meisten Wohnzimmergrößen problemlos eingesetzt werden kann.



Der optische Lensshift befindet sich versteckt unter eine Klappe und beschränkt sich ausschließlich auf eine vertikale Verschiebung von maximal 20%. Dadurch muss der Projektor wesentlich präziser als der TW6600 und vor allem genau zentriert vor der Leinwand positioniert werden.



An der Eingangsseite gibt es nichts zu bemängeln, auch hier gibt es zwei HDMI-Haupteingänge und diverse Anschlüsse für Bildquellen älterer Semester. Etwas unpraktisch ist die Trennung der HDMI-Buchsen auf der linken Seite, direkt neben dem Stromanschluss:



Selbst die Idee der kabellosen Bildübertragung wurde aufgegriffen, doch die technische Umsetzung ist nicht so gelungen, wie bei Epson: Einerseits kann das beiliegende Funk-Dongle nur an eine Quelle angeschlossen werden, andererseits werden nicht alle Bildformate und Frequenzen unterstützt.



Auch der BenQW1500 verfügt über eine native FullHD-Auflösung, die technischen „Versprechen“ des Herstellers bezüglich Helligkeit und Kontrast fallen mit 2200Lumen / 10,000:1 aber etwas moderater und glaubwürdiger aus, als bei Epson.


Diese erste Gegenüberstellung kann der Epson TW6600 knapp für sich entscheiden. Mit mehr Aufstellungsflexibilität, ansprechendem Design und besser integrierter Funklösung (nur W-Modell) lässt er sich in Wohnzimmern noch problemloser integrieren, als der BenqW1500.

 


2. Bedienung / Gebotene Optionen

Bislang zeigten „Budget“-Heimkinoprojektoren nicht selten merkliche Defizite in den gebotenen Bildoptionen und den möglichen Anpassungen auf die Videonormen, eigenen Bedürfnisse und Raumverhältnisse. Außer ein paar grobe Voreinstellungen gab es wenig Parameter für Feintuning, genaue Kalibriermöglichkeiten blieben den teureren Modellen vorbehalten. Das hat sich in dieser Generation offensichtlich geändert:



Menü BenqW1500


Am meisten überrascht hat uns das Menüsystem des W1500, denn BenQ Projektoren zeigten in dieser Domäne oft Schwächen. Doch nicht so beim W1500, auf Knopfdruck zeigt sich hier ein klar strukturiertes Menü, das ohne Verzögerungen auf die Fernbedienung reagiert. In unterschiedlichen Rubriken sind hier alle Parameter übersichtlich gegliedert.



Neben diversen Presets stehen auch zwei Benutzerbänke zur Verfügung, in denen der Nutzer seine eigenen Einstellungen abspeichern kann. Und die Einstellmöglichkeiten sind vielseitig, nahe alle für eine Kalibrierung relevanten Parameter sind vorhanden: RGB-Regler für die Farbtemperatur, ein komplettes ColorManagement und Gammapresets (leider ohne weitere Korrekturmöglichkeiten).



Auch die sonstigen Konfigurationsmöglichkeiten zu Installation und Gebrauch sind vielseitig und die gesamte Menüstruktur vorbildlich aufgebaut. Das „Chaos“ vergangener Gerätegenerationen wurde bereinigt.



Menü Epson EH-TW6600


Weniger überraschend sieht es beim EH-TW6600 aus, bei dem man einfach die Menüführung aller anderen Modelle übernommen wurde. Dies liegt aber einfach daran, dass es hier keinen Bedarf zu einer Überarbeitung gab, denn Epson-Projektoren bieten seit Jahren eine übersichtliche Menüstruktur mit vielseitigen Einstelloptionen.



Auch hier sind alle relevanten Parameter mit an Bord, so dass einer Kalibrierung nichts im Wege steht. Besser gelöst ist das Speicher-System, bei dem der Anwender seine eigenen „Presets“ abspeichern und auch entsprechend benennen kann. Alternativ stehen für die gängigsten Anwendungen Fabrik-definierte Bildmodi (z.B. Kino) zur Verfügung.



Auch die dazugehörige Fernbedienung hat der TW6600 von seinen großen Brüdern geerbt, Epson hat tatsächlich das große „Luxus-Modell“ beigelegt, das mit vielseitigen Funktionen und zuverlässiger Signalübertragung auch über große Distanzen und / oder indirekt über die Leinwand überzeugt. Im Falle des W-Modells dient sie auch als Eingangs-Wähler für den Funksender.



Der BenQ W1500 hät dagegen mit einer etwas weniger vielseitigen, dafür aber umso eleganter gestalteten Fernbedienung in Reinweiß. Auch sie arbeitet absolut zuverlässig und erlaubt eine zügige und frustfreie Bedienung des Projektors.


In der Rubrik Optionen & Bedienung ist der Vorsprung des heimkinoerfahrenen Herstellers Epsons in diesem Jahr merklich gesunken. Vorbei sind die Zeiten der Fernbedienungen im Scheckkartenformat und der spartanischen Bild-Presets. Benq hat sich hier merklich an Epson orientiert, was sicherlich kein Fehler war. Aufgrund der etwa vielseitigeren Einstellmöglichkeiten, der präzisen Speichermöglichkeiten und der Luxus-Fernbedienung hat der Epson die Nase leicht vorn.

 


3. Bildqualität

„Wichtig ist, was hinten rauskommt“ gilt nicht nur für abgehalfterte Politiker, sondern für jeden Heimkino-Beamer. Dementsprechend haben wir wie immer zu den Messinstrumenten gegriffen und eine objektive Bildanalyse durchgeführt, die wir in die relevanten Bildaspekte unterteilen. Welcher Beamer macht das bessere Bild?

 

Helligkeit
In den technischen Daten versprechen beide Hersteller für Heimkinoprojektoren überdurchschnittlich hohe Lichtleistungen: 2200 Lumen soll der W1500 erreichen, 2500 Lumen der TW6600. Dies sind für Heimkino-optimierte Geräte ungewohnt hohe Regionen, weshalb Zweifel angesagt sind…

Wir beginnen unsere Analysen bei Epsons Beamer: Aktiviert man den hohen Lampenmodus und das „Dynamik“-Preset, so werden alle Lichtreserven mobilisiert und das native Lampenspektrum gelangt ohne große Farbkorrektur auf die Leinwand. Hier übertrifft der TW6600 mit 2600 Lumen tatsächlich die von dem Hersteller versprochenen 2500Lumen.

Allerdings handelt man sich bei dieser Lichtausbeute auch unangenehme Nebeneffekte ein: Der Lüfter, der die Lampe im hohen Modus mit mehr Kühlluft versorgen muss, wird deutlich hörbar und das native Lampenspektrum sorgt für einen störenden Grünstich. Daher ist dieser Modus nur für Anwendungen zu empfehlen, wenn wirklich alle Lichtreserven aufgrund von nicht abgedunkelten Räumen mobilisiert werden müssen.

Zu einem wesentlich homogeneren Bild führt das Preset „Natürlich“ oder „Kino“, hier wird das Lampenlicht farblich korrigiert, ein „Weißabgleich“ durchgeführt. Dadurch gehen aber rund 30% Helligkeit verloren, es verbleiben rund 1800 Lumen, was immernoch für ein strahlend helles Bild sorgt. Wen das Lüftergeräusch stört, kann in zwei Eco-Modi die Lichtleistung um bis zu weitere 30% drosseln, es verbleiben minimal rund 1200 Lumen. Auch dieser Wert ist immernoch mehr, als viele kontrastoptimierte Heimkino-Beamer maximal bieten.

Beim BenqW1500 versprechen die technischen Daten eine Lichtleistung von 2200 Lumen, rund 300 Lumen weniger als beim TW6600, aber dennoch sehr hell. Erreicht wird dieser Wert ebenfalls mit dem Dynamik-Preset in Verbindung mit dem hohen Lampenmodus und die Aktivierung des „Brilliant Color“ Modus. Mit rund 2100 Lumen kommt unser Testgerät den Werksangaben vorbildlich nahe.

Allerdings wird diese Helligkeit bei einem DLP-Projektor ebenfalls mit diversen Nebeneffekten erkauft und ist daher nicht mit der optimalen Bildqualität kombinierbar. Zu erwähnen sind hier zunächst dieselben Nebeneffekte wie beim TW6600: Lüfterlautstärke und Lampenspektrum-bedingter Grünstich. Bei natürlicher Farbgebung verbleiben 1750 Lumen, ein nahezu identischer Wert zum TW6600.

Eine gleiche Lichtleistung bieten die beiden Projektoren dennoch nicht, denn beim BenQ W1500 werden die 1750 Lumen nur unter Nutzung der „Brilliant Color“ Funktion erreicht. Hierbei handelt es sich (gegensätzlich zu ihrem Namen) um eine Funktion, die ausschließlich die Helligkeit von Grau- und Weißpegeln erhöht, nicht aber die von Farben.



Das Bild oben zeigt eine typische Außenaufnahme, bestehend aus zahlreichen Naturtönen (Himmel, Pflanzen), sonstigen Farben (Gebäude) und farblosen Elementen (Wolken). Ist der Projektor richtig der Videonormen kalibriert, so wird er dieses Motiv naturgetreu reproduzieren. Erkauft sich ein Projektor aber durch „Tricks“ („Brilliant Color Funktion“) Helligkeit, so wird nicht das gesamte Bild durch die erhöhte Lichtleistung strahlender, sondern lediglich die weißen Partien:



Verfremdete Bildkomposition
durch „Brilliant Color“


Die farblichen Elemente werden also nicht heller, weshalb die Lumenmessung mittels Weißbild nicht zu akkuraten Ergebnissen führt. Um die „echte“ Farbhelligkeit (Color Light Output) zu ermitteln, bedarf es daher eines anderen Verfahrens.

Bei diesem Messverfahren messen wir nicht mit einem Weißbild, sondern mit Bildfüllenden Rot-, Grün und Blauflächen und addieren anschließend die Werte:


-> ->


So erhalten wir schließlich die „ehrliche“ Lichtleistung, die ein Projektor bieten kann. Dieser „Color Light Output“ liegt im Falle des BenQ W1500 bei 1350Lumen, was immernoch einen sehr hohen Wert darstellt, aber rund 25% unter der Lichtleistung des Epson TW6600 liegt. Im Eco Modus kann diese Helligkeit zu Gunsten der Lampenlebensdauer und der Lüfterlautstärke um ein Drittel auf ca. 900 Lumen gedrosselt werden.



Mit Brilliant Color ist der W1500 (rechts) in Weiß zwar genauso hell
wie der TW6600, doch seine Farben bleiben dunkler


Das „ehrlichste“ und harmonischte Bild erzeugt der BenQ W1500, wenn man seine BriliantColor Funktion deaktiviert. Trotz der damit verbundenen Verluste in der Helligkeit bleibt das Bild aber ansprechend strahlend für Bildbreiten bis 3m.

Über mangelnde Lichtreserven kann man sich bei beiden Beamern nicht beschweren, dennoch entscheidet der Epson TW6600 diesen Bildaspekt klar für sich. Als 3Chip Projektor stimmt bei ihm grundsätzlich das Verhältnis zwischen Weißpegel und Farbhelligkeiten, so dass ihm unter Ausnutzung der Lichtreserven ein deutlich helleres farbiges Bild gelingt, als dem BenQ W1500.

 


Farbdarstellung

Wir bleiben beim Thema Farben: Entscheidend ist nicht nur ihre Helligkeit, sondern auch ihre Farbtreue. Eine gute Bildqualität zeichnet sich durch eine hohe Farbneutralität aus, einfacher ausgedrückt: Ein guter Projektor stellt alle Farben authentisch und naturgetreu ohne Verfälschungen dar. Um diese Farbtreue zu gewährleisten, gibt es offizielle Videonormen, auf die ein jeder Fernseher oder Projektor ab Werk geeicht werden sollte. Für eine nachträgliche Optimierung sollten zudem weitere Bildparameter im Bildmenü zur Verfügung stehen. Für unsere Testergebnisse gilt es also, im ersten Schritt die besten Werkseinstellungen zu ermitteln und diese im zweiten Schritt durch eine weiterführende Kalibrierung zu optimieren.

Der BenQ W150 bietet ab Werk (Modus Standard/Kino) bereits eine sehr gute Abstimmung aller Primär- und Sekundärfarben auf die Videonorm. Lediglich die Grundfarbe Rot erscheint leicht übersättigt und überbetont rote Bildelemente.



Nativer Farbraum W1500


Auch die Farbmischung / der Weißabgleich auf die von der Videonorm verlangten 6500K / D65 in neutrale Graustufen sind ab Werk vorbildlich (Preset „Normal“) und erscheint nur minimal zu kühl.

 


Farbtemperatur W1500


Die Abweichungen in den Farben sind allesamt gering genug, um von einer weitgehend neutralen Farbreproduktion zu sprechen. Wer noch mehr Präzision wünscht, der kann mit Hilfe der zahlreichen Bildoptionen (Color Managment / RGB-Weißabgleich) das Bild noch weiter kalibrieren.


Weiter optimierte Farbeinstellungen


Alles in allem ist die Farbreproduktion des BenQ W1500 sowohl von den Werkseinstellungen als auch von den nachträglichen Korrekturmöglichkeiten mit sehr gut zu bewerten. Voraussetzung für Perfektion ist aber eine Deaktivierung des „Brilliat Color“ Modus, was den Projektor auf maximal 1250 Lumen beschränkt.


Der Epson EH-TW6600 bietet seine beste Farbdarstellung ab Werk im „Natürlich“-Modus, hinter dem sich bei Epson grundsätzlich die Videnorm-Kalibrierung versteckt.



Farbraum Epson TW6600


Unsere Grundfarbmessung bestätigt dem Projektor eine gute Abstimmung auf den Videostandard, zeigt aber auch eine leichte Schwäche in Grün. Dieses wurde optisch ein wenig in Richtung Gelb verschoben, um so mehr Helligkeitsreserven aus der Lampe zu kitzeln.


Der Epson TW6600 projiziert Grün mit leichtem Gelbstich


Im Vergleich oben sehen wir die Auswirkung auf Realbilder: Grüne Bildinhalte erscheinen etwas gelblicher, als im Original. Diese Abweichung lässt sich nicht per ColorManagement korrigieren, da sie auf die optische Farbfilterung im Lichtweg zurückzuführen ist. Hier erklärt sich nun auch, wie Epson die bessere Lichtausbeute gegenüber dem BenQ W1500 gelungen ist, bei dem das Grün etwas „reiner“ gefiltert wird, was natürlich einen größeren Lichtverlust bewirkt.



Farbtemperatur TW6600


Die Farbtemperatur liegt auch beim TW6600(W) erfreulich nahe bei der Norm, erscheint mit einem leichten Rotüberschuss nur etwas zu warm. Wie beim W1500 stehen aber umfangreiche Kalibriermöglichkeiten zur Verfügung, so dass einem perfekten Weißabgleich auf Wunsch nichts im Wege steht.



Kalibrierter Weißabgleich


Aktiviert man die richtigen Werkseinstellungen, so bieten beide Projektoren ab Werk eine gute Farbreproduktion, die den meisten Ansprüchen genügt. Der BenQ W1500 lässt dabei noch mehr Präzision zu, weshalb er diese Domäne knapp für sich entscheidet. Der Epson TW6600 „kontert“ mit höheren Farbhelligkeiten, was sich unter Restlichtbedingungen wiederum bezahlt macht.

 


Kontrast

Die nachträgliche Untersuchung des Kontrastes ist immer besonders spannend, denn in diesem Bereich ist den Werksangaben der Hersteller grundsätzlich nicht zu trauen. Unter praxisfernen Bedingungen ermitteln diese inflationär hohe Werte, um in den technischen Daten möglichst gut dazustehen. Im Fernsehbereich haben Kontrastangaben der Hersteller daher ihre Aussagekraft schon komplett verloren, weshalb sie von vielen Marken gar nicht mehr angegeben werden. Und bei Projektoren wird es bald ebenso sein…

Wir beginnen mit dem Epson EH-TW6600(W), denn seine Werksangabe von 70,000:1 fällt überraschend hoch aus. Erreicht wird dieser Messwert im Dynamikmodus unter Einsatz der adaptiven Blende, die sich bei einem Schwarzbild nahezu komplett schließt. Bei laufendem Filmbild ist dies aber nie der Fall (dann würde das Bild zu dunkel werden), so dass dieser Wert für die Praxis keine Bedeutung hat. Deaktiviert man die adaptive Blende, so bleibt ausschließlich der native Kontrast, der sich auf 1600:1 beläuft. Durch eine Farbkalibrierung sinkt dieser Wert auf ca. 1300:1.

Hier zeigt sich der erste große Unterschied zu kontrastoptimierten Heimkinoprojektoren höherer Preisklassen. Der limitierte native Kontrast sorgt in Kombination mit der hohen Lichtleistung für ein aufgehelltes Schwarz, das dunkle Bildszenen mit einem leichten Grauschleier überzieht.

Doch ohne sinnvollen Nutzen ist die adaptive Blende nicht. Aktiviert man diese, so wird der Schwarzwert in dunklen Szenen verbessert und der Grauschleier abgesenkt. Der Dynamikumfang wird auf reale 13,000:1 gesteigert, was einen durchschnittlichen Wert darstellt.



Gamma TW6600


Wichtig für eine bestmögliche Kontrastausnutzung ist eine gewissenhafte Gammabastimmung (Verhältnis zwischen Signalpegel und tatsächlich ausgegebener Helligkeit). Die Werkseinstellung des 6600ers (Gamma „0“) ist hier vorbildlich und sorgt für eine optimale Ausnutzung des Kontrasts für eine stimmige Bildkomposition. Nichts wirkt über- oder unterbelichtet, auch die Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist deutlich.


Die Kontrastangabe des Herstellers bezüglich des BenQ W1500 fällt mit 10,000:1 wesentlich moderater aus. Dieser verfügt auch über keine adaptive Lichtblende wie der TW6600, sondern versucht, den Dynamikumfang durch eine adaptive Lampensteuerung zu erhöhen, die sich mit dem Namen „Smart-Eco“ als besonders umweltfreundlich tarnt. Diese Technologie lässt sich nicht so „aggressiv“ zu Gunsten von hohen Messwerten „programmieren“, wie eine adaptive Blende.

Deaktiviert man „Smart Eco“, so bleibt ein natives Kontrastverhältnis von 1900:1. Deaktiviert man zu Gunsten einer perfekten Farbreduktion auch die „BrilliantColor“ Funktion, so senkt es sich weiter auf 1500:1, liegt also leicht über dem des Epson Projektors. Die Defizite sind dementsprechend vergleichbar (Grauschleier in dunklen Filmszenen), wenn auch aufgrund der geringeren Leuchtkraft etwas weniger ausgeprägt als bei der Epson Konkurrenz.

Mit aktivierter „Smart Eco“ Funktion wird der Lampenstrom bei dunklen Filmszenen reduziert und so der Schwarzwert verbessert. Der resultierende Kontrast liegt zwischen 2300:1 und 3000:1. Dies ist zwar dynamisch weniger als beim TW6600, dafür ist der Inbild Kontrast DLP-bedingt höher.



Gammaabweichung W1500


Das Bildmenü bietet diverse Gamma-Presets, die nominell auch in der Messung eingehalten werden. Das Preset „2,2“ bietet dabei das normgerechte Optimum mit guter Durchzeichnung und guter Bildplastizität.


Trotz unterschiedlicher Techniken ist der Bildeindruck in Sachen Plastizität bei beiden Projektoren vergleichbar. Unter Verwendung der dynamischen Hilfen bietet der TW6600 zwar die höhere Lichtausbeute und den etwas höheren On/Off Dynamikumfang, dafür zeigt der BenQ W1500 einen höheren Inbild-Kontrast. Der native Kontrastumfang liegt auf nahezu gleichem Niveau, so dass es keinen Gewinner in dieser Rubrik gibt, unentschieden!

 


Schärfe

Auf optischer Ebene haben Single-Chip DLP-Projektoren einen technischen Vorteil, da hier keine drei Panel in ihrer Konvergenz abgeglichen werden müssen und so Farbsäume leichter verhindert werden können. Dies funktioniert aber nur, wenn das Projektions.Objektv keine Farbsäume durch Brechung provoziert (Chromatic Abberation).



Durch Optik provozierte Farbsäume
beim W1500


Leider gehört das Objektiv unseres W1500 Testgerätes nicht zu dieser Kategorie, denn es provoziert leichte Farbsäume, die zwar aus der Entfernung nicht separat wahrgenommen werden, aber dennoch die Detailschärfe ein wenig trüben. Hinzu kommt der Umstand, dass es auch nach längerer Schärfejustage nicht möglich ist, eine gleich bleibend perfekte Schärfe über die gesamte Bildfläche zu erzielen. Eine Bildecke zeigt stets merkliche Unschärfen.



Unschärfen in einer Bildecke


Diese Einschränkungen fallen aber vornehmlich bei Standbildern bzw. Desktop-Projektionen auf, im laufenden Filmbild vermittelt der BenQ W1500 eine ansprechende FullHD Detailauflösung, die durch den hohen Inbildkontrast unterstützt wird.

Der W1500 verfügt auch über eine 120Hz Zwischenbildberechnung, deren Aufgabe es ist, die Bewegungsschärfe zu erhöhen und Bewegungsabläufe von 24Hz-Spielfilmquellen flüssiger darzustellen. Doch auf dem aktuellen Stand der Technik befindet sich die hier verwendete Variante nicht: Eine Erhöhung der Bewegungsschärfe konnten wir nicht feststellen und bei Spielfilmen trüben Artefakte in schnellen oder komplexen Bewegungen den Bildeindruck. Das Niveau moderner TVs oder Projektoren wird leider nicht erreicht.


Überraschend gut schlägt sich der Epson TW6600 in Sachen Schärfe und Konvergenz. Zwar zeigt er die obligatorischen Farbsäume von einem halben Pixel Versatz, doch sind diese nicht stärker, als beim W1500. Zudem war seine Schärfe gut im gesamten Bild zu „mitteln“ ohne eine auffällig unschärfere Region. Dennoch ist er keineswegs als der schärfere Beamer einzustufen, denn seine optische Schärfe ist nicht ganz frei von weichen Übergängen.



Wett macht der TW6600 dieses Defizit aber wieder mit seiner hervorragenden Signalaufbereitung. Hervorzuheben ist hierbei die Super-Resolution. Hinter dieser Funktion verbirgt sich ein spezieller Schärfealgorithmus, der pixelgenau die Schärfe des Bildes nachoptimiert:


Mit (unten) und ohne (oben) Super-Resolution


Funktionsweise und Stärke dieser Schärfeoptimierung lassen sich im Bildmenü einfach auf den persönlichen Geschmack und die Bildquellen anpassen. Im Ergebnis weiß das Gerät mit einer guten aber dennoch nicht digital überschärft wirkenden Detaildarstellung zu überzeugen.

Beide Projektoren verhalten sich in Sache Schärfe gut, sind aber nicht frei von Mängeln, die man aber nicht überbewerten sollte und in dieser Preisklasse durchaus üblich sind.

 


Technikbedingte Artefakte

Jede Projektionstechnologie hat ihre individuellen Vor- und Nachteile, die wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen wollen:

Beim Epson TW6600(W) handelt es sich um einen 3Chip (3LCD) Projektor, bei dem die drei Einzelbilder in den Grundfarben Rot, Grün und blau durch ein Prisma optisch übereinander und als ein farbiges Bild auf die Leinwand projiziert werden.



Ein Nebeneffekt eines solchen 3Chip Projektors sind leichte Farbabweichungen zu den Bildrändern hin, Die Farbhomogenität ist nicht ganz gegeben. Sind die Toleranzen zu groß, sieht man „farbige Ecken“ im Bild. Im Falle des Epson TW6600 gibt es diesbezüglich Entwarnung: Auch er zeigt die üblichen Toleranzen in der Farbhomogenität (bis zu 300 Kelvn), doch sind diese Toleranzen klein genug, um vom Auge im Filmbild unbemerkt zu bleiben.



Ein SingleChip DLP Projektor hingegen erzeugt die R/G/B-Farben sequentiell, zeitlich hintereinander, auf der Leinwand. Dadurch hat er in der Regel keinerlei Probleme in der Farbhomogenität, dafür unterliegt er dem „Regenbogen“-Phänomen: Bei hohen Kontrasten nimmt unser Gehirn stellenweise die Farben noch separat war und es entstehen störende „Farbblitzer“:



Eine für DLP-Projektoren schwierige Testsequenz: Ein weißer Balken bewegt sich schnell vor einem dunklen Hintergrund: Empfindliche Augen nehmen hier Farbblitzer an den Rändern des Objektes wahr:



Auch der BenQ W1500 ist von diesem Regenbogen-Effekt betroffen, allerdings nicht in so einem Umfang, wie seine billigeren Kollegen. Dennoch sollte man die persönliche Sensibilität gegenüber dem Regenbogeneffekt vorher mit eigenen Augen testen, den jeder Mensch nimmt ihn unterschiedlich störend wahr.

Ein 3ChipProjektor wie der Epson TW6600 unterliegt keinem Regenbogeneffekt, weil stets alle drei Farben kontinuierlich auf der Leinwand sind und sich zu „echten“ Farben mischen.

 


3D Darstellung

Seit rund 3 Jahren sind Heimkino-Projektoren auch zur dreidimensionalen Projektion in der Lage. Dazu liegen beiden Modellen eine 3D Brillen bei.



Die Brillentechnologie weicht aber von der passiven 3D-Kinotechnologie ab. Heimkino-Projektoren arbeiten grundsätzlich mit Shutter-Brillen, bei denen die Augen abwechselnd verdunkelt werden. Von der Frequenz dieses „Shutterns“ sind eventuelle Bildartefakte abhängig. Das Brillensystem ist auch einer der Hauptgründe dafür, dass bei den meisten Heimkinofans 3D wieder „out“ ist, zu groß sind die Kompromisse.

Der TW6600 arbeitet grundsätzlich mit einer Frequenz von 60Hz / Auge. Dadurch ist sein 3D Bild auch bei hellen Inhalten weitgehend flimmerfrei und Augenfreundlich. Störende Doppelkonturen halten sich auf einem geringen Niveau, sind aber bei starken Kontrasten wahrnehmbar.

Der BenQ W1500 profitiert in Sachen 3D von seiner DLP-Technologie. Diese hat besonders kurze Umschaltzeiten, so dass der Projektor mit 72Hz / Auge arbeiten kann. Dies sorgt für ein flimmerfreies 3D Bild, das zudem auch noch weitgehend frei von Doppelkonturen ist. Aber: Die „DLP-Link“ Technik synchronisiert die Brille über rote Lichtimpulse, die das Schwarz auch durch die Brille rötlich erscheinen lassen und den Kontrast vermindern, was sich in dunklen Filmszenen sehr störend bemerkbar macht. Hier hätte man besser auf eine Brillensynchronisation per Infrarot oder Funk gesetzt, wie bei Epson.

 


4. Fazit

Dieses Vergleichsspecial hat anschaulich aufgezeigt, wie stark sich die Projektoren der €1500.- Klasse weiter entwickelt haben. Vorbei sind die Zeiten der „umbenannten Präsentationskisten“, es handelt sich mittlerweile um ernstzunehmende, Heimkino-optimierte Geräte mit sehr guten Bildeigenschaften, die lediglich im Kontrast und Bewegungsschärfe noch hinter ihren großen und teureren Brüdern hinterher hinken. Dieses positive Fazit gilt für beide Modelle, denn sowohl der Epson EH-TW6600 als auch der BenQ W1500 projizieren beeindruckende Bilder bei Spielfilmen, TV oder Videospiel auf die Leinwand. Jeder hat dabei seine individuellen Stärken und Schwächen:



Der Benq W1500 beweist, dass DLP-Projektoren von Generation zu Generation flexibler und wohnzimmerfreundlicher werden. Doch das Niveau der LCD-Konkurrenz ist durch den eingeschränkten Lensshift und Zoom noch nicht erreicht. Mit seinem größeren Spielraum, dem extravaganten Design und der üppigeren Ausstattung gewinnt der TW6600, wenn auch nicht mit großem Vorsprung. Vor allem die „W“-Version mit integriertem Funk-HD wirkt wesentlich ausgereifter, als die BenQ-Variante.



In der Bedienung und den gebotenen Bildoptionen gibt es mittlerweile keine gravierenden Unterschiede mehr, denn beide Geräte bieten hier ein sehr gutes Niveau an Funktionsvielfalt, übersichtlicher Strukturierung und praktischer Bedienung.

In der Bildqualität profitiert der Epson von seiner „ehrlichen“ 3Chip Technologie, die die eine sehr hohe Helligkeit in den Farben erlaubt und den Projektor somit wohnzimmertauglicher macht, als den BenQ Konkurrenten. Dafür bietet der W1500 eine etwas höhere Farbgenauigkeit, die aber nur für das geschulte Auge erkennbar ist.

Last but not least verbleiben technikspezifische Artefakte, bei denen Single Chip DLP Projektoren wie der W1500 durch den wahrnehmbaren Regenbogeneffekt nach wie vor gegenüber einem 3Chip Projektor wie dem TW6600 deutlich ins Hintertreffen geraten, wenn man hierfür empfindliche Augen hat.

Alles in allem war es also ein knappes Rennen, das der Epson EH-TW6600(W) in der Summe der Eigenschaften für sich entscheiden konnte. Doch für beide Modelle gilt: Man bekommt selten so viel Bild für so wenig Geld!



Und für Kurzentschlossene: Im Falle des Epsons erhalten Kunden bis zum 31. Dezember beim Kauf eine gratis Pioneer SBX-300 Soundbar sowie 2 gratis 3D Brillen (Epson ELPGS03 zusätzlich zur im Lieferumfang enthaltenen Brille). Wert der Zugabe: ca. 355 EUR (UVP).

 

14. Dez. 2014
Ekki Schmitt