Großer Beta-Test:
JVC DLA-X70 / X90

Mehr Auflösung, mehr Kontrast, doch:
Wieviel besser sind sie wirklich?

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Es sind noch keine zwei Wochen vergangen, seitdem JVC mit seinen beiden neuen Topmodellen DLA-X70 und X90 an die Öffentlichkeit getreten ist, und schon spekulieren Heimkinofans weltweit über die Umsetzung und den Nutzen der sequentiellen 4K-Skalierung und warten auch auf erste „Hardfacts“ bzgl. der angeblich gesteigerten kalibrierten Helligkeit in 2D und 3D.

Und da wir bei Cin4Home nicht nur Journalisten, sondern genau wie unsere Leser Heimkino-Enthusiasten sind, waren auch wir sehr neugierig und haben im Rahmen der Funkausstellung unsere Chance genutzt, erste eigene Analysen mit dem Vorserien-X90 zu sammeln. Kann das Gerät auch fernab einer „kontrollierten“ Vorführung sichtbare Vorteile gegenüber seinen Vorgängern DLA X7 / X9 bieten, oder handelt es sich bloß um Marketinghype?


In diesem ersten Beta-Test behandeln wir genau diese Hauptanreize der neuen Generation: Höhere Auflösung und mehr Licht. Und wie immer begegnen wir interessanten Ergebnissen…

 


1. Die sequentielle 4K-Auflösung

In unserem ersten ausführlichen Preview-Special zur neuen JVC X-Serie haben wir die Technik hinter der 4K-Darstellung bereits ausführlich erläutert, rufen sie aufgrund ihrer Komplexität an dieser Stelle noch einmal ins Gedächtnis:

Auch wenn hierzulande leider die vollständige Umstellung auf FullHD mit seiner Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten noch lange nicht abgeschlossen ist, so geht die Auflösungsreise der Großbildprojektion immer weiter nach oben: Im Profi- und Digital Cinema- Bereich sind 4K Projektoren schon lange eine Realität, im Consumerbereich lange nur ein Traum.



Die Bezeichnung „4K“ ist für den Laien zunächst irreführend, suggeriert sie lediglich eine doppelte Auflösung. Tatsächlich handelt es sich aber um die vierfache(!) FullHD-Auflösung, im Falle der DLA-X70 / X90 sind es 3840x2160 = 8,294,400 Bildpunkte!



Eine höhere Auflösung erlaubt eine feinere Darstellung von Details, kleinere Pixel und einen verkürzten Projektionsabstand. Herkömmliche 4K-Projektoren sind derzeit noch im unbezahlbaren Bereich, wie ist JVC in der Lage, 4K ohne Preiserhöhung (der X70 kostet wie sein Vorgänger rund €7000.-) in dieser Generation schon anzubieten? Das Schlüsselwort ist hier „sequentiell“:

 

1.1 Optischer Aufbau im Detail

Tatsächlich erzeugen im Inneren der DLA-X70 und X90 weiterhin drei D-ILA Chips mit nativer FullHD Auflösung das Bild, es handelt sich nicht um native 4K-Panels. Jeder der drei D-ILA Chips moduliert je einen der drei RGB-Farbkanäle.



Bis hierhin hat sich im Lichtweg nichts zu den Vorgängern geändert. Neu ist allerdings das spezielle „E-Shift Device“, ein Spezialglas, das zwischen Glasprisma und Objektiv positioniert ist und wie ein Dia durchleuchtet wird.



E-Shift Glas


Das Besondere an diesem Glas ist sein variabler Brechungsindex, der mit elektrischer Spannung beeinflusst werden kann. Liegt keine Spannung an, so verhält es sich wie entspiegelt und lässt das Projektionsbild geradlinig passieren:



Der Projektionswinkel kann mit Spannung gesteuert werden


Legt man aber Spannung an das Glas, so verschiebt es das passierende Licht durch Brechung und versetzt es minimal nach rechts und nach oben, um jeweils einen halben Pixel. Das alles ohne jegliche mechanische Bewegung, so dass ein Verschleiß auszuschließen ist!



Die Pixelzahl wird verdoppelt


So entstehen zwei Raster von jeweils 1920x1080 Pixeln, die sich durch den vertikalen und horizontalen Versatz zu einer Auflösung von 3840x2160 Bildpunkten ergänzen. Der Unterschied zur nativen 4K Auflösung liegt neben der veränderten Pixelstruktur in der sequentiellen Darstellung:



Das E-Shift Glas taktet die beiden FullHD Bilder mit 120Hz


Die beiden Pixelraster sind niemals gleichzeitig auf der Leinwand, sondern werden hintereinander projiziert. Die Taktfrequenz hierfür beträgt 120Hz, so dass das Umschalten von unseren Trägen Augen unbemerkt bleibt und die Auflösung zu vollen 4K „verschmilzt“.



1.2 Die passende Signalverarbeitung

Die vierfache Auflösung bietet selbsterklärende Vorteile in der Darstellung, doch leider steht an kaum einer Stelle eine passende native Bildquelle zur Verfügung. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis wir 4K-Spielfilme käuflich erwerben können, von TV-Übertragungen ganz zu schweigen.

Um die Bildqualität zu steigern, muss folgerichtig eine hochwertige Skalierung durchgeführt werden. Erfahrene Heimkinofans werden sich zurückerinnern: Vor einigen Jahren gelang es, herkömmliches PAL-Material durch eine Skalierung auf 1280x720 Bildpunkten und anschließende Projektion mit einem HDready Projektor qualitativ aufzuwerten. Diesen Ansatz hat JVC mit der Signalverarbeitung aufgegriffen:



Digitale Bilderzeugung der 4K-Projektion


Das eingehende FullHD-Bildsignal wird durch einen speziellen Algorithmus analysiert, der zusammenhängende Mister und Objektkanten identifiziert. Basierend auf dieser Analyse werden durch die Skalierung die fehlenden Pixel ergänzt, die digitale Auflösung auf 3840x2160 Bildpunkte verdoppelt. Anschließend wird das Bild in zwei „Subframes“ aufgeteilt, die durch den optischen Block mittels oben erklärter E-Shift Technologie sequentiell mit einer Frequenz von 100Hz bzw. 120Hz auf die Leinwand projiziert werden. Durch die Trägheit unserer Augen erhalten wir ein zusammenhängendes 4K Bild.

 

1.3 Qualitätssteigerung durch Skalierung

Und genau an dieser Stelle setzen wir mit unseren eigenen Testreihen an: Wie versierte Heimkinofans wissen, steht und fällt das gesamte Konzept der natürlicheren Bilddarstellung mit mehr Auflösung mit der Qualität der Skalierung. Schon zu herkömmlichen „PAL-Zeiten“ war es möglich, die Bildqualität mittels hochwertiger Skalierung und Einsatz von HDready (720p) bzw. FullHd (1080p) Beamern signifikant zu steigern. Das Prinzip ist dabei einfach verständlich und wurde von uns in einem Know-How-Artikel bereits vor Jahren detailliert erläutert, hier der entscheidende Auszug:


Die tatsächliche Bildqualität hängt nicht unmaßgeblich von der Qualität der Skalierungs-Elektronik ab, denn je genauer und intelligenter sie arbeitet, desto detaillierter ist das dargestellte Bild.

Eine „billige“ Skalierungselektronik fügt lediglich Zeilen bzw. Spalten ein, ohne die Auflösung tatsächlich zu verbessern. Dies erhöht die Bildqualität in keiner Weise, sondern kann im schlimmsten Fall sogar den Bildeindruck verschlechtern (z.B. durch subtile vertikale/horizontale Streifen im Bild).

Eine bessere Skalierung hingegen errechnet Farbzwischenwerte aus benachbarten Pixeln, um die Übergänge, die durch die neuen Pixel entstehen, homogener zu machen. Im folgenden Beispiel werden 4 Pixel des Originalbildes auf die 4-fache (=16 Pixel) Auflösung hochskaliert:


links: einfache Skalierung durch Pixelverdopplung,
rechts: Interpolation mit differenzierten Übergängen


Die Skalierung eines TVs / Projektors ist daher ein ausschlaggebendes Qualitätsmerkmal, über das man sich vor dem Kauf informieren sollte. Skalierungsalgorithmen, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen, sind in der Lage, das Bildqualitätsempfinden des Videosignals durch Interpolation deutlich zu verbessern. Anhand benachbarter Bildpunkte wird hier berechnet, wo ein „neuer“ Bildpunkt sein müsste und welche Farbe er haben muss. Dies ist ein technisch kompliziertes Unterfangen, das auch noch unglaublich schnell (50-60 mal pro Sekunde) durchgeführt werden muss.

Diagonale Linien mit starkem Kontrast (z.B. schräge Fensterrahmen an Häusern, Zierleisten und Kühlergrill an Autos etc.) wirken bei herkömmlicher Auflösung nicht perfekt, sie bilden leichte Treppenstufen. Feine Muster wie z.B. fein karierte Anzüge bilden sogar Interferenzmuster. Diese Effekte sind auch bei Computerspielen niedriger Auflösung sichtbar und heißen im Englischen „Aliasing“. Betrachten wir folgendes Bild:



Komplettes Bild aus der Entfernung


Geht man nun näher an die Leinwand heran, sieht man die Pixelstruktur durch die eingeschränkte Auflösung:



Digitale Pixelstruktur des Bildes


Durch Interpolation kann die höhere Auflösung eine Projektors dazu benutzt werden, das Bild von digital wirkenden Treppenstufen zu befreien. Dies bezeichnet man als „Anti-Aliasing“:



Interpoliertes Bild, „anti-aliased“ mit Zwischenstufen

Hier noch einmal ein Farbbeispiel:


Gesamtbild: Godesburg in Bad Godesberg / Bonn



Nahe Betrachtungsweise: Original


Die Oberkante der Burg wirkt mit Skalierung runder, die Gebäudestrukturen differenzierter und die Blätter rechts im Vordergrund wesentlich natürlicher.



Nahe Betrachtungsweise: Hochskaliertes Bild


Anhand dieses simplen Beispiels erkennt man, was durch Mathematik aus einem Videosignal, mit begrenzter Auflösung nachträglich gewonnen werden kann. Solche Details addieren sich in der Summe im Laufe eines Filmes. Das Bild wirkt insgesamt homogener, weniger digital, und natürlicher.

Neben HTPCs und speziellen externen Scalern haben in dieser Domäne vor allem die HQV-Prozessorn, die in zahlreichen Denon DVD-Playern und immer mehr Projektoren verbaut werden, von sich Reden gemacht. Auch für den Laien waren der Gewinn in der Bildnatürlichkeit und die Reduktion von digitalen Artefakten sofort ersichtlich. Dementsprechend groß war der Erfolg dieser Komponenten und Chipsätze, trotz der teilweise beträchtlichen Zusatzkosten.

 

1.4 Die JVC 4K-Skalierung im Cine4Home Beta-Test

„Was schon zu SD-Zeiten (PAL -> HD) ging und sinnvoll war, funktioniert auch zu HD-Zeiten (2K -> 4K)“ sagten sich offensichtlich die JVC-Ingenieure, denn die aktuellen Modelle verbinden ihre 4K-Darstellung ausschließlich mit einer internen Skalierung, eine pixelgenaue externe Zuspielung ist nicht möglich. In Anbetracht fehlender 4K-Quellen ist dies zwar verschmerzbar (mit Ausnahme der Fotografie), doch macht dieser Ansatz auch die interne Skalierung des X70/X90 unumgänglich. Wenn sie zwangsweise in der Signalkette integriert ist, sollte sie auch entsprechend hochwertig sein. Um ihrer tatsächlichen Leistungsfähigkeit objektiv auf den Zahn zu fühlen, haben wir sie daher mit diversem Testmaterial gefüttert…

Zunächst einmal überprüfen wir den offensichtlichen Vorteil der sequentiellen 4K-Darstellung: Durch die Überlappung der einzelnen Pixelgitter werden die (bei D-ILA ohnehin schon minimalen) Lücken zwischen den Pixeln gefüllt.



Native Pixeltruktur eines FullHD D-ILA Projektors


Im Screenshot oben sehen wir die typische Pixelstruktur eines D-ILA Projektors: Trotz einer Füllrate von über 90% sind die einzelnen Pixel aus der Nähe noch auszumachen. Aus normalen Betrachtungsabständen bleiben sie unsichtbar, können aber z.B. zu störenden Interferenzen bei akustisch transparenten Leinwänden führen. Nun aktivieren wir die 4K-Darstellung:



Mit sequentieller 4K-Darstellung verschwindet die Pixelstruktur vollständig


Obiges Bild ist tatsächlich ein echtes Foto, das genau denselben Bildausschnitt zeigt, wie im Bild darüber. Wie man sieht, verschwindet die Pixelstruktur vollständig und sorgt so für einen absolut analogen Look, wie bei einem Zellulloid-Filmprojektor.


Skalierung
Soweit der optische Teil der JVC 4K-Darstellung, ebenso wichtig ist aber die unterstützende Signalelektronik: Wie bereits oben erläutert soll die Skalierung durch Interpolation fehlender Bildpixel die Bilddarstellung aufwerten und natürlicher machen. Der ärgste Feind dieses Zieles sind Skalierungsartefakte wie Treppenstufen oder Interferenzmustern. Letztere werden vor allem bei feinen Details und hoch aufgelösten Strukturen höherer Frequenzen auffällig, weshalb wir in unserem ersten Schritt native FullHD-Testbilder höchster Auflösung, sprich pixelgenau, zugespielt haben.



FullHD Teststrukturen, nativ zugespielt ohne SKalierung


Im obigen Screenshot ist die 4K-Zwischenbildberechnung abgeschaltet, der X90 zeigt das eingehende Testsignal also pixelgenau ohne jegliche Skalierung. Wie schon von den Vorgängern X3/X7/X9 gewohnt, bildet der Projektor kleinste Details wie einzelne Pixel sehr scharf ab und gewährleistet so eine maximale Detailausnutzung des FullHD-Standards. Das gleiche gilt auch für gröbere Strukturen (untere Bildhälfte, doppelte Zeilen- /Pixelbreite). Im nächsten Schritt aktivieren wir die sequentielle 4K-Darstellung des X90 und spielen dasselbe Testbild zu:



Höchstauflösende HD-Zuspielung mit aktivierter 4K-Skalierung


Das Ergebnis spricht für sich selbst: Die Pixelstruktur verschwindet vollständig, aber die hohen Auflösungen des Ursprungssignals bleiben unverfälscht. Die Skalierungs-Algorithmen von JVC sind also intelligent genug, „empfindliche“ Strukturen zu erkennen und diese nicht durch eine unpassende Zwischenpixel-Berechnung in ihrem Dynamikumfang zu beeinträchtigen. Auch störende Linearitätsschwankungen und Interferenzen werden so unterbunden. Die Skalierung arbeitet tatsächlich so genau, dass sie in entsprechenden Testbildern absolut „unsichtbar“ bleibt, besser geht es kaum.


Doch natürlich soll eine Skalierung nicht nur unsichtbar sein, denn dann würde sie die Bilddarstellung gar nicht verändern / verbessern. Mit weiteren Testbildern untersuchen wir daher, wo sich Verbesserungen einstellen. Laut JVC soll die 4K-Darstellung vor allem Treppenstufen und Ausfransungen verringern und so einen natürlicheren Look erreichen (neben oben bereits gezeigtem Wegfall der Pixelstruktur). Dazu bemühen wir ein hochfrequentes Burstsignal-Testbild:



Auf den ersten Blick fällt wieder auf, dass die 4K-Skalierung keinerlei zusätzliche Interferenzen mit Moiré-Mustern provoziert (obige Interferenzen entstanden beim Fotografieren mit Digitalkamera). Und dennoch hat sich etwas getan, was bei genauer Begutachtung deutlich wird:



2K


Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, haben wir ein Testmuster mit Kurven gewählt, was die Limitierung der 2K Auflösung von FullHD deutlich macht. Alle Linien zeigen deutliche Treppenstufen und wirken dadurch digital reduziert.



2K


Die Screenshots zeigen deutlich die „Aliasing“-Effekte, die in den hohen Auflösungsbereichen bei FullHD nach wie vor auftauchen und die Natürlichkeit des Bildes reduzieren. Wie sieht es mit dem „4K-Upsampling“ aus?



4K


Auch hier sprechen die Ergebnisse für sich: Obiger Screenshot ist in keiner Weise nachbearbeitet und zeigt, wie es der 4K-Skalierung gelingt, sämtliches Aliasing bzw. Treppenstufen zu eliminieren, ohne dabei den Pixelkontrast oder den Dynamikumfang zu reduzieren: Die Trennung zwischen weißen und schwarzen Linien bleibt vollständig erhalten.



4K


Selbst in unsere Nahaufnahme sind keine Artefakte auszumachen. Im Direktvergleich wird auch deutlich, dass die sequentielle 4K-Darstellung mit passender Interpolation keinen Schärfeverlust durch Weichzeichnen provoziert, sondern wirklich die fehlenden Bildinformationen ersetzt.


Realbilder
Soweit die statischen Testbilder für „Pixelzähler“, die der JVC X70/90 alle mit Bravour bestanden hat, abschließend wollen wir uns auch den „realen“ Bildergebnissen zuwenden, sprich der Bildqualität bei herkömmlichem Bildmaterial. Dazu bemühen wir ein besonders detailliertes Beispiel aus „Casino Royal“, den Markusplatz in Venedig.



Diese Beispielszene zeichnet sich durch zahlreiche Details aus, die die FullHD Auflösung an ihre Grenzen bringt. Um den Unterschied zwischen 2K und 4K (skaliert) aufzuzeigen, greifen wir drei Beispielelemente heraus. Im Hintergrund sehen wir die Hauptkuppel des Markusdoms, durch ihre runde Form sehr schwierig digital darzustellen.



Kuppel in 2K…


Wie bei den Testbildern sieht man hier die deutlichen Treppenstufen, die durch die minimale Pixelbreite bestimmt werden und dadurch unumgänglich sind.



…und in 4K skaliert!


Mit aktivierter 4K-Darstellung verschwinden diese Artefakte vollständig: Alle runden Details erscheinen rund und „analog“ natürlich, wie bei einer Fotografie, von digitaler Projektion keine Spur mehr.



2K

Noch deutlicher wird der Effekt bei der darunter liegenden Fahne und den Bögen: Mit 2K-Auflösung wirken kleine Details pixelig und zeigen klar den Ursprung der Digitalisierung.


4K


Mit aktivierter 4K-Skalierung sieht es wieder wesentlich analoger und natürlicher aus: Weder an der Flagge noch an den Bögen oder Ornamenten sind Artefakte auszumachen, das Bild erhält eine natürliche Schärfe.



2K


Abschließend noch ein Ausschnitt aus der Menschenmenge: In herkömmlicher HD-Auflösung wirken alle Personen wie digital „unkenntlich gemacht“.



4K


Mit aktivierter 4K-Darstellung wird der analoge und fein aufgelöste Charakter hinzugefügt. Verblüffend ist die erhaltene Schärfe, wenn man den Maßstab der Details zum Gesamtbild mit in Betracht zieht.


Fazit:
Unsere erste kleine Analyse zeigt, dass die sequentielle 4K-Darstellung mit dazugehöriger Skalierung genau das macht, was die Ingenieure versprechen: Sie eliminiert vollständig die Artefakte, die durch die digitale, pixelbasierende Projektion entstehen. Das Fliegengitter verschwindet vollständig und wird durch eine einheitlich gleichmäßige und pixelfreie Projektion ersetzt, ohne dabei Schärfe zu verlieren. Im Gegenteil: Durch die Interpolation werden Lücken geschlossen und digital wirkende Kontrastübergänge beseitigt, mehr Details werden aber nicht dargestellt. Verbesserungspotenzial sehen wir für zukünftige Generationen noch in der Erhöhung der Frequenz, denn mit den derzeit genutzten 120Hz verbleibt ein leichtes Restrauschen. All diese Aspekte zusammen genommen bleibt den DLA-X70 / X90 ein analoger und scharfer Look, den bislang kein anderer Heimkinoprojektor so erzeugt.

 


2. Zonenbasierende Konvergenzkorrektur

Eine so fein aufgelöste und „analoge“ Bilddarstellung wie die JVC 4K-Projektion sorgt mit der Verringerung von digitalen Artefakten dafür, dass kleinste anderweitige Bildfehler umso deutlicher werden, allem voran die Konvergenz. Schon kleine Farbsäume können hier den Schärfeeindruck signifikant schwächen.

Seit Generationen bieten JVC Projektoren eine vom Anwender durchführbare Konvergenzkorrektur, mit der man die Primärfarben Rot und Blau auf Grün anpassen kann. An die Grenzen stieß dieses System aber bei einem halben Pixel Versatz und ungleichmäßiger Konvergenz über die Bildfläche.



Um ein leistungsfähigeres und zugleich feiner justierbares Korrektursystem zu verwirklichen, hat man beide Aspekte aufgegriffen. Herausgekommen ist eine (nach wie vor) digitale Konvergenzkorrektur, die nun zonenbasierend (121 Bereiche) ist und eine Verschiebung um 1/16 Pixel ermöglichen soll. Soweit die Theorie, in der Praxis sieht es dann so aus:



Der Anwender wählt zunächst die zu korrigierende Farbe (Rot oder Blau) und kann dann anschließend per Cursortasten der Fernbedienung den einzustellenden Bereich im sich automatisch einblendenden Gittertestbild auswählen (siehe Foto oben). Innerhalb dieses Bereiches ist es dann möglich, die horizontale und vertikale Konvergenz ebenfall mit den Cursortasten zu optimieren. Durch eine spezielle Überblendtechnik (ähnlich zu Sonys System) kann die Justage sehr fein erfolgen und erweckt den Eindruck, also ob auch „halbe“ Pixelverschiebungen möglich sind.


Das neue System arbeite sehr genau und eine gewissenhafte Justage der Konvergenz wird dem Nutzer besser ermöglicht, als bei dem alten „groben“ System. Allerdings ist die Einstellung sehr zeitintensiv, denn die zu korrigierenden Bereiche sind jeweils sehr klein und müssen, je nach Werkskonvergenz, alle durchlaufen werden, bis die Konvergenz überall optimiert ist. Dies ist jedoch eine Arbeit, die ein Heimkinoenthusiast zu Gunsten der erhöhten Bildschärfe gerne auf sich nimmt, oder ein gewissenhafter Fachhändler beim Kauf gerne als Serviceleistung übernimmt. Alternativ ist übrigens das herkömmlich „schnelle“ System weiterhin alternativ nutzbar.

 


3. Kalibrierte Helligkeit & Kontrast

Langjährige Leser von Cine4Home wissen: In unseren Tests heben wir es immer als vorbildlich hervor, wenn ein Hersteller in seinen technischen Daten „realistische“ Werte für Helligkeit und Kontrast vermarktet. Realistisch bedeutet, dass die beworbenen Helligkeiten abzüglich einer kleinen Toleranz bei korrekter Farbdarstellung, sprich kalibriert, erreicht werden. Bei nicht wenigen Herstellern werden die beworbenen Lichtleistungen nämlich nur unter realitätsfernen Einstellungen und Modi erreicht, die keine adäquate Filmreproduktion erlauben.

Mit gutem Beispiel voran ging JVC dabei oft, vermutlich aus den professionellen Wurzeln der D-ILA Technologie heraus: Seit der HD1-Generation erreichten alle D-ILA Heimkinoprojektoren ihre beworbenen Lichtleistung in Kombination mit weitgehend akkuraten Farben. Dies galt bis zur letztjährigen Generation der X-Serie: Um mehr Netto-Helligkeit für die 3D-Projektion zu erzielen, verließ man die 6500K / D65 Norm für 2D und optimierte den Lichtweg des Projektors auf eine kühlere Farbtemperatur von ca. 8500K. Dies sorgte allerdings dafür, dass eine Farbkalibrierung des 2D-Modus zu einem höheren Lichtverlust führte, als von JVC gewohnt.

Nach dieser Einführungsgeneration haben sich die Ingenieure aber anscheinend wieder auf ihre professionellen Wurzeln besonnen, denn sie werben bei der diesjährigen neuen X-Generation damit, dass die kalibrierte Lichtleistung deutlich gesteigert wurde und näher an die unkalibrierten Brutto-Werte heranreicht. Und damit nicht genug: Gleichzeitig soll auch die kalibrierte 3D-Helligkeit gesteigert werden. Und damit immer noch nicht genug: Im Falle des X70 soll der native Kontrast weiter gesteigert worden sein, auf 80,000:1, beim noch besseren X90 sogar auf 120,000:1, rund das Zehnfache anderer Modelle.

Wie immer, wenn plötzlich „das Beste aus allen Welten“ versprochen wird, werden wir sehr hellhörig, dann skeptisch und überprüfen lieber unabhängig, wie viele dieser Versprechen auch in der Praxis eingehalten werden. Da war es ein glücklicher Zufall, dass wir das IFA-Vorseriengerät kurz untersuchen durften und an dieser Stelle echte „Hard Facts“ präsentieren können:

 

Helligkeit 2D
Wir beginnen mit der maximalen Helligkeit des Projektors, die (wie beim Vorgänger) mit dem Farbprofil „Aus“ im Anwenderpreset in Verbindung mit dem hohen Lampenmodus und minimalem Projektionsabstand erzielt wird. Unser Lichtmesser zeigt 1230 Lumen an, was verblüffend genau der Werksangabe (1200 Lumen) entspricht. Bis hierhin war die Marketingabteilung von JVC bereits ehrlich, doch wie gerade erläutert ist die Helligkeit nur dann „etwas wert“, wenn sie mit nicht allzu falschen Farben einhergeht.

Und hier gibt es die erste Überraschung: Während bei der Vorgängergeneration die maximale Lichtausbeute mit dem UHP-Lampentypischen Rotmangel von fast 40%(!) erkauft wurde, sind es beim X70/90 nur noch knappe 25%. Die Kalibrierung auf die von der Videonorm verlangte 6500K / D65 Farbtemperatur kostet bei den neuen Modellen also nur noch 25% Helligkeit & Kontrast (gegenüber 40%). Dementsprechend höher war auch die Lichtausbeute des Vorserien X90 nach der Kalibrierung: Rund 930 Lumen erreicht dieser bei korrekten Farben, das sind über 20% mehr als beim direkten Vorgänger X7 (760 Lumen) und immernoch 10% mehr als beim X3. Selbst im Eco Modus (-25%) sind die X70/X90 quasi genauso hell, wie ihre Vorgänger im hohen Lampenmodus!

Dieser Gewinn wurde allein durch die optische Farbkorrektur des Lichtweges erreicht, ohne dabei Kompromisse in den Primärfarben einzugehen, wie das Farbsegel zeigt.



Farbraum Standard, DLA-X90 / X70


Obiges Messdiagramm zeigt auch, wie gut bereits ab Werk der Farbraum „Standard“ auf die Rec709 Videonorm abgestimmt ist, eine nachträgliche Korrektur ist da kaum noch notwendig. Gleiches gilt für die Abstimmung der Farbtemperatur im 6500K-Preset.

 

Helligkeit 3D
Aktiviert man den 3D-Modus, so stellt man direkt fest, dass sich die Farbtemperatur des 6500K Presets ändert und auf einmal deutlich kühler ausfällt als bei 2D. Ist dies ein Programmierfehler oder wurde die Brille in der Kette bei der Werkskalibrierung des 3D-Modus etwa mit berücksichtigt?



Farbgenauigkeit in 3D


Unsere obige Messung gibt Aufschluss: Ohne Brille ist das 3D-6500K Preset weit von der Norm entfernt (1), doch misst man die Farbtemperatur mit der Brille, so ist das Endergebnis verblüffend nahe an ihrem Soll (2), lediglich ein kaum wahrnehmbarer Blauüberschuss verbleibt im Bild. Damit liegt die Farbgenauigkeit ab Werk deutlich höher, als bei den Vorgängern. Offensichtlich hat man sowohl die Brille als auch die Steuerzeiten grundlegend überarbeitet, von 770Lumen brutto (auf der Leinwand) verbleiben rund 150 Lumen netto hinter der Brille. Dies ist ein solider Wert, der mit der aktuellen Konkurrenz mithalten kann, aber keine neuen Helligkeitsdimensionen für 3D öffnet. Lässt man die Farben außer Acht und mobilisiert die native Farbtemperatur, so verbleiben ca. 190 Lumen netto mit Grünstich. Insgesamt stellen diese Werte eine Verbesserung gegenüber den Vorgängern dar, vor allem die Kombination aus guter Helligkeit bei werkskalibrierten Farben.

 

Kontrast
Es verbleiben erste Kontrastuntersuchungen, denn auch hier hat JVC eine signifikante Steigerung versprochen. Farbkalibriert und mit geöffneter Iris kombiniert der X90 seine 930Lumen mit einem Kontrastverhältnis von 36,000:1, das sind tatsächlich rund 30% mehr, als beim X9. Bei mittlerer Stellung der Iris („-5“) wächst der Kontrast auf ca. 50,000:1 und bei geschlossener Iris und kleinstmöglichem Bild-Zoom erreicht der X90 tatsächlich mit 114,000:1 fast punktgenau die Werksangabe, farbkalibriert wohlgemerkt! Selbstverständlich bleibt der Zusammenhang zwischen Kontrast und Helligkeitsverlust durch die interne Doppel-Iris. Eine ausführliche Tabelle mit allen Messwerten werden wir im finalen Test der Seriengeräte veröffentlichen.


Anmerkung:
Inwieweit sich die Helligkeits-Messergebnisse auf den kleineren Bruder DLA-X30 übertragen lassen, kann derzeit nicht verbindlich gesagt werden. Da aber die oben ermittelten kalibrierten Werte sogar deutlich über dem Serienschnitt des letztjährigen X3-Modells liegen, und der aktuelle X30 mit 100 Lumen mehr maximaler Lichtleistung angegeben wird (1300 Lumen), erwarten wir dort mindestens die gleichen Nettowerte wie oben. Doch diese Angabe ist ohne Gewähr und wird von uns überprüft, sobald der erste X30 unser Teststudio erreicht.

 


4. Fazit

Es ist noch nicht mal ein Jahr her, da überraschte JVC die Heimkinowelt mit einem komplett neuen Chassis der weltersten Heimkino D-ILA Projektoren und überzeugte viele Fans mit der Bildleistung, schon in der ersten Generation in die dreidimensionale Welt einzusteigen. Und obwohl ein Chassis in der Regel bei allen Projektorenherstellern mindestens zwei Generationen überdauert, bevor es durch ein neues ersetzt wird, hat es JVC in diesem Jahr nicht nur bei einer subtilen Modellpflege belassen, sondern den Modellen X70 und X90 signifikante Innovationen gegenüber ihren Vorgängern zukommen lassen.

Unser Beta-Test der wesentlichen Neuerungen zeigt dabei, alle Versprechen werden eingehalten: Die sequentielle 4K-Projektion mit interner Skalierung sorgt für einen analogen Look ohne jegliche Pixelstruktur und mit feiner Detailauflösung, frei von digitalen Artefakten wie Aliasing und Treppenstufen. Die erweiterte Konvergenzkorrektur erlaubt eine noch präzisere Deckungsgleichheit aller Grundfarben und fördert so die Bildschärfe. Und „last but not least“ ist es den Ingenieuren auch in diesem Jahr wieder gelungen, die kalibrierte Helligkeit gleichzeitig mit dem nativen Kontrast zu steigern.



Ein so hoher nativer Kontrast und 4K-Auflösung sind alleine sind schon innovative Alleinstellungsmerkmale der neuen X70 / X90 Serie, die man bei der gesamten Konkurrenz derzeit vermisst. Aber wenn man nun noch die vielen Besonderheiten der Vorgänger mitberücksichtigt, die die neuen Modelle von ihren Vorgängern geerbt haben (Adobe Farbraum, Spezielles Color Management für erweiterte Farbräume, usw…), ergibt sich ein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Produkt, das sowohl den Ansprüchen von Profis (z.B. Fotografen) als auch von Heimkino-HighEndern gerecht wird. In Anbetracht dieses Leistungspotenzials erscheinen die empfohlenen Verkaufspreise von €6990.- bzw. €9990.- nicht übertrieben hoch, zumal trotz der komplexeren Technik und daraus resultierenden Bildsteigerungen keine Preiserhöhung gegenüber den Vorgängern stattgefunden hat.

Wir sind gespannt auf die finalen Seriengeräte, zu denen wir einen noch ausführlicheren Test mit Behandlung aller Bilddetails veröffentlichen werden. Schon jetzt ist aber klar: Die X70/X90 gehören zu den diesjährigen Highlights im gehobenen Preis-/Leistungssegment.

 

Und jetzt neu:
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5. Technische Daten (Herstellerangaben)

 

 

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