HDTV D-VHS Recorder JVC HM-DH 30000 U, der DVD Killer?
HDTV für den Heimanwender
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Bislang galt die DVD als das Medium der besten Bildqualität. Zwar gab es diverse D-VHS Recorder auf dem Markt, doch Kauf-Software suchte man vergebens. Dies hat sich im letzten Jahr zumindest auf dem amerikanischen Markt geändert. Unter dem Namen "D-Theater" haben einige Hollywood Studios die ersten speziell geschützten Kaufvideos auf den Markt gebracht, die das Potenzial der D-VHS Technologie ausnutzen: Mit HDTV-Bildqualität sollen High-End Kunden von D-VHS als konkurrenzloses Bildmedium überzeugt werden. Allerdings sind D-Theater Kassetten nicht auf herkömmlichen D-VHS Recorder abspielbar, man benötigt ein Gerät, das diesen neuen Standard unterstützt. Der erste Recorder dieser Gattung ist der HM-DH-30000-U der Marke JVC, dem Erfinder von VHS und D-VHS.
Wir haben das Gerät genauer unter die Lupe genommen und untersucht, ob D-Theater hält, was die Hersteller versprechen.

Ausstattung

Das Gerät sieht auf den ersten Blick schlicht aus. Dem aktuellen Trend entsprechend ist es silber und hat eine gebürstete Aluminiumfrontblende.

Das Kassetteneinschubfach versteckt sich hinter einer Klappe. Alles in allem vermittelt der Recorder einen soliden Eindruck, der jedoch nicht unbedingt auf eine High-End Komponente schließen lässt. Muss er auch nicht, denn sein Preis von ca. US $ 700.- liegt deutlich im Mittelklassebereich.

Mit Anschlussmöglichkeiten hat der Hersteller nicht gegeizt. Der Recorder verfügt über alle erdenklichen Ein- und Ausgänge in mehrfacher Ausführung (siehe technische Daten). Allen voran der YUV Ausgang, über den die HDTV Signale ausgegeben werden. Besonders erwähnenswert sind zwei i.Link Ports vorne und hinten am Gerät. Sie ermöglichen die digitale Verbindung mit anderen Geräten zum Austausch der digitalen Bild & Ton Informationen. Hierüber kann z.B. durchaus ein PC angeschlossen werden und mit entsprechender Software Daten von D-VHS auf die Festplatte und umgekehrt kopiert werden, auch HDTV. Allerdings nur, solange kein Kopierschutz vorhanden ist. D-Theater Kaufkassetten sind mehrfach gegen digitale Kopien gesichert. Verständlich, denn Filmmaterial in HDTV Qualität würde bei mangelnder Sicherung Raubkopieren Tür und Tor öffnen.


Große Anschlussvielfalt

Im Inneren zeigt sich, wie viel Technik sich tatsächlich hinter der schlichten Fassade verbirgt.
Wer von modernen DVD Playern her ein aufgeräumtes Inneres, das aus mehr Luft als Technik besteht, gewohnt ist, erschreckt. Neben dem Laufwerk befinden sich zahlreiche Platinen, die kreuz und quer im Gerät verteilt und untereinander mit unzähligen Flachbandkabeln verbunden sind.


Großes Durcheinander im Inneren

Der HM-DH-30000-U unterstützt sämtliche gängige Videoformate: VHS, S-VHS, D-VHS. Da es sicht um ein Importgerät aus den USA handelt, alle jedoch nur im NTSC Standard. Hierzulande ist er als Videorecorder im herkömmlichen Sinne daher nicht zu verwenden. Auch der eingebaute TV-Tuner ist nicht auf den europäischen PAL-Standard ausgelegt.
Aus diesem Grund gehen wir nicht weiter auf seine Eigenschaften als Videorecorder ein. Vielmehr interessieren seine Qualitäten als D-Theater Abspielgerät für HDTV Kaufkassetten. Hier spielt der HM-DH-30000-U seine eigentlichen Fähigkeiten aus.

Bedienung

Wer die modernen Annehmlichkeiten der interaktiven DVDs gewohnt ist, fühlt sich erst einmal in alte Zeiten zurückversetzt. Die Bedienung des HM-DH-30000-U gestaltet sich praktisch identisch wie die eines herkömmlichen VHS Recorders. Die Menus sind schlicht und grau. Ihre Anordnung ist wenig intuitiv. Hier hätte JVC ein wenig mehr Arbeit ins Detail stecken können, um High-End Ansprüchen gerecht zu werden. Nichtsdestotrotz sind alle wesentlichen Einstellmöglichkeiten vorhanden.


Schlichtes OSD-Menu

Die Fernbedienung ist groß und liegt gut in der Hand. Die für die Wiedergabe wesentlichen Tasten sind alle mit dem Daumen erreichbar. Allerdings ist der Druckpunkt der zu weichen Gummitasten sehr ungenau. Obwohl das HDTV-Gerät in der Regel wohl überwiegend in privaten Heimkinos als hellen Wohnzimmern Verwendung finden dürfte, ist die Fernbedienung nicht beleuchtet.


Umfangreich aber nicht beleuchtet

D-VHS Kassetten sind äußerlich identisch wie VHS Kassetten. Dementsprechend verhalten sich die Playback-Eigenschaften des HM-DH-30000-U. Den Komfort eines DVD Players kann er nicht bieten: Das D-VHS Tape muss bei jeder Wiedergabe mechanisch transportiert werden. Um an eine bestimmte Stelle im Film zu geraten, muss das Band an die entsprechende Stelle gespult werden und nach jedem Filmgenuss muss zurückgespult werden. All diese Nachteile der Band-Technologie hat JVC jedoch versucht, durch schnelle Zugriffszeiten zu minimieren. Nach Einlegen der Filmkassette erfolgt der Filmstart überraschend schnell, genauso schnell wie ein DVD Player zur Identifizierung einer DVD braucht. Das Zurückspulen einer kompletten Filmkassette dauert nur ca. 40 Sekunden.
Die Kapitelstruktur von DVDs hat man bei den Kaufkassetten ebenfalls versucht nachzuempfinden. Jeder Film hat zahlreiche Chapter, die man jederzeit per On-Screen Menu aufrufen kann.


Das ChapterMenu eines Filmes

Dadurch, dass der Player ein angewähltes Kapitel aber erst auf dem Tape durch Vor- bzw. Zurückspulen "suchen" muss, sind die Zugriffszeiten recht träge. Von der Anwahl bis zum Playback eines Chapters vergeht durchschnittlich eine Minute.
Die Bildsuchfunktion (Vor- bzw. Zurückspulen mit Bild) erfolgt nur in einer Geschwindigkeit, bei D-Theater Tapes ist das Jogshuttle der Fernbedienung ohne Funktion.
Die Standbilder hingegen erscheinen stabil und nahezu perfekt.
Alles in allem ist die Bedienung darauf ausgelegt, einen Film komplett anzusehen. In Sachen Interaktivität und "Szenenspringen" a la MTV ist und bleibt ein VideoRecorder weit hinter einem DVD Player zurück.
Ein weiterer, oft erwähnter Nachteil von Videokassetten ist die Verschleißanfälligkeit von Kassetten und Player. Im Gegensatz zu einem DVD Player, der die Scheibe rein optisch abtastet, ohne sie zu berühren, läuft ein Videoband um einen Videokopf. Hierbei können bei intensivem Gebrauch Abnutzungserscheinungen auf Band und Videokopf entstehen. Auch bei einem D-VHS Recorder gelten diese Nachteile. Auf jeden Fall sollte man die Videoköpfe des Recorders von Zeit zu Zeit mittels einer Reinigungskassette säubern.
In unserem Test war von typischen Video-Problemen allerdings nichts zu bemerken. Sämtliche D-Theater Kassetten liefen stets einwandfrei, auch wenn man sie durch Pause und Suchlauffunktionen strapaziert hatte. Bildaussetzer kommen pro Film gar nicht bzw. höchstens einmal vor. Ein Bildaussetzer, wenn er doch einmal vorkommt, ähnelt dem eines DVD Players bei verschmutzter Disk: Das Bild erscheint für den Bruchteil einer Sekunde als Mosaik mit großer Klötzchenbildung.

Bildqualität

Entschädigt der HM-DH 30000 U für alle Bedienungsnachteile mit seiner Bildqualität?
Die Antwort ist ein ganz klares "JA". D-Theater Kaufkassetten sind mit einer Auflösung von 1920 x 1080i aufgenommen. Diese Auflösung ist fast fünf (!!) mal so hoch wie die einer PAL DVD (720x576). Das Ergebnis ist eine sagenhafte Detailtreue und Bildschärfe, die deutlich über Kino-Niveau liegt. Die kleinsten Schriften oder Details im Hintergrund sind stets deutlichst zu erkennen. Bei den Rüstungen in Gladiator erkennt man die kleinsten Details. Die Wiedergabe ist so detailliert, dass man fast schon den leicht künstlichen Requisitencharakter erkennt. Die Qualität von Shrek, der digital überspielt wurde, ist so hoch als ob man sich den Film direkt von Festplatte in SXGA auf einem Computermonitor ansehen würde.
Wie DVD verwendet auch D-VHS den MPEG2 Standard zur Bildaufzeichnung, allerdings ist die maximale Datenrate eines D-Theater Tapes mit 28.2 Mbps fast drei mal so groß wie die einer DVD. Dies zeigt sich nicht nur in der erhöhten Auflösung. Auch die allseits verhassten Artefakte gehören bei D-Theater der Vergangenheit an. Egal wie verrauscht der Originalfilm auch war, die HDTV Überspielung zeigt keine Kompressionsfehler. Kameraschwenks bleiben ebenso detailliert wie stehende Aufnahmen. Bewegungsunschärfen sind deutlich geringer als DVD. Auch Kontrastumfang und Farbtreue stecken alles andere in die Tasche. Dunkle Szenen wie z.B. in End of Days oder From Hell zeigen detaillierte Farbabstufungen, die Anfangsszene in Gladiator sieht mit all seinen Farbnuancen im Morgengrauen fast so aus, als sei man live dabei.
Alles in allem ist die Bildqualität gegenüber DVD derart gesteigert, dass sich beim erstmaligen Betrachten ein sofortiger A-ha Effekt einstellt. Das Mastering und damit die Bildqualität variiert übrigens auch bei D-VHS, manche Filme sind detaillierter und schärfer als andere. Besonders neuere Titel (End of Days, From Hell, Men of Honor) erscheinen qualitativ noch besser als ältere (Fight Club, Terminator2, Indiana Jones 1). Allerdings sind die Unterschiede auf einem ohnehin schon sehr hohen Niveau. Auch schlechter gemasterte HDTV Filme zeigten in unseren Teste eine deutliche Steigerung gegenüber den entsprechenden DVDs.


D-Theater Kaufkassetten: In silberner Verpackung

Doch was für ein Bildwiedergabegerät, sprich Fernseher, Plasma oder Projektor braucht man, um in diesen Genuss zu kommen? Der HM-DH 30000-U ist in der Lage das hochauflösende HDTV Material in Echtzeit auf herkömmliche NTSC Auflösung herunterzurechnen. Damit ist grundsätzlich fast jedes Gerät in der Lage, die Filme wiederzugeben. Die Qualität ist selbst hier sichtbar besser als die von DVDs, da, wie oben beschrieben, durch die hohe Bitrate keinerlei Artefakte erkennbar sind. Um allerdings das volle Potenzial von HDTV ausreizen zu können, sollte der Projektor bzw. Plasma TV über eine Auflösung verfügen, die deutlich über der des PAL Systems liegt.
Bei unseren Tests hat sich gezeigt, dass schon bei Geräten mit XGA (1024x768, bzw. 1024x576 in 16:9) ein deutlicher Qualitätsgewinn zu erkennen ist. Damit ist HDTV D-VHS für die meisten aktuellen LCD,DLP oder D-ILA Projektoren uneingeschränkt zu empfehlen.

Ton

Obwohl auf D-Theater Tapes in Zukunft auch eine DTS Tonspur möglich sein soll,
unterstützt der HM-DH 30000-U derzeit "nur" Dolby Digital als Tonstandard. Der Ton wird optisch über Tos-Link ausgegeben. Eine koaxiale Anschlussbuchse sucht man leider vergebens. Die Tonqualität ist wie von DVD und Dolby Digital gewöhnt, durchweg überzeugend.

Fazit

Die DVD hat Konkurrenz bekommen! In den Bereichen Bedienungskomfort und Verschleißfreiheit zwar unterlegen, bietet der neue HDTV-D-VHS Standard eine sagenhafte Bildqualität, die von DVD in den nächsten Jahren nicht erreicht werden kann. Und das alles zu einem Schnäppchenpreis. Für rund $ 700.- bekommt man eine Filmmaschine, die sogar High End DVD Player jenseits der $ 1500.- Marke leicht an die Wand spielt. Filme liegen preislich zwischen $ 30.- und $ 50.-.
Heimkinofreunde, die kompromisslos die beste Bildqualität fordern und entsprechende Bildausgabegeräte ihr Eigen nennen, erhalten mit dem HM-DH 30000-U ein konkurrenzloses Produkt.

Der Wermutstropfen: D-VHS genießt derzeit leider noch keine breite Unterstützung der Filmstudios. Ausgerechnet Fox, die als einer der letzten auf den DVD Zug aufgesprungen sind, übernimmt nun eine der Vorreiterrollen und veröffentlicht nach und nach interessante Titel. Es bleibt zu hoffen, dass alle Studios diesem Beispiel folgen, zumindest in den USA. Und Europa? Hierzulande sind keinerlei Pläne für HDTV Filme und Geräte bekannt...
Cine4Home wird durchweg alle D-Theater Kaufkassetten regelmäßig testen. Die ersten Kandidaten: Ice Age, Men of Honor, End of Days, Fight Club, From Hell.

Bewertung

+ Überragende Bildqualität durch HDTV
+ Hervorragendes Preis / Leistungsverhältnis

- Träge Bedienung
- Kein DTS

Bewertung Gesamt: 1,5 ( Sehr Gut - )

Ausstattung:

2 ( Gut )

Bedienung:

3,5 (befriedigend -)

Bild:

1 (hervorragend)

Ton:

2 (gut)

Preis / Leistung:

1 (hervorragend)

Technische Daten

Abmessungen:435mm x 105mm x 383mm
Gewicht:5,7 kg
Maximale Aufnahmezeit:D-VHS (HS / HDTV) 210min, D-VHS (STD) 420min, D-VHS (LS3) 260min, S-VHS/VHS (SP) 210min, S-VHS/VHS (EP) 630min
Video Format: MPEG2 standard
Audio Format: Encode MPEG1 Layer2, Decode MPEG1 Layer2, Dolby Digital
Bitraten: 28,2 Mbps (HS Mode), 14,1 Mbps (STD mode), 4,7 Mbps (LS3 mode)

Anschlüsse :
2 x i.LINK IN / OUT, DV
3 x Composite IN (Cinch)
2 x Composite OUT (Cinch)
3 s S-Video IN (Hosiden)
2 x S-Video OUT (Hosiden)
1 x YUV OUT (HDTV)
1 x Digital OUT (optisch)

E. Schmitt

(c) www.Cine4Home.de