Von Gain & Co. :
Das große Cine4Home Leinwandspecial
Eine der wichtigsten Komponenten im Heimkino erfordert ein gehöriges Maß an Planung, Cine4Home zeigt die Grundlagen auf...

Mit freundlicher Unterstützung der

Image Vertriebs GmbH


Alle Heimkinofans, und die, die es noch werden wollen, haben ein Ziel vor Augen: Eine qualitativ möglichst perfekte Bilddarstellung, die in Größe und Charakteristik dem Kino-Orginal am nächsten kommt. Dieses Ziel wird beeinflusst von verschiedenen Komponenten, die unterschiedliche Beachtung finden:


Traum eines jeden Heimkinofans


Projektor
Im Hauptfokus eines jeden Heimkinoenthusiasten steht der Projektor. Er ist in der Regel das teuerste Glied in der Kette, das am seltensten ersetzt wird und daher will seine Auswahl gut überlegt sein. Aus diesem Grund sind alle Interessenten hier besonders gewissenhaft und vergleichen technische Daten, mögliche Bildqualität etc., am besten bei einem Fachhändler vor Ort. Mit unseren ausführlichen Tests versuchen wir dabei stets, eine angemessene Hilfestellung zu geben.


Zuspieler
Die Wichtigkeit eines guten Zuspielers, z.B. eines DVD-Player, wird ebenfalls wahrgenommen. Nur wenn der Zuspieler ein hochwertiges Bildsignal ausgibt, kann der Projektor dieses auch in gute Bildqualität umsetzen. Zuspieler sind in der Anschaffung zwar meist nicht so teuer wie Projektoren, doch auch hier sollte die Auswahl sorgfältig erfolgen. Neue Medien wie HD-DVD und Blu-ray, die beide mit HDTV Auflösung die Bildqualität auf ein viel höheres Niveau bringen, haben neuen Schwung in das Gebiet gebracht.


Verkabelung
Digitale Bildsignale sind anspruchsvoll, zumindest wenn man längere Entfernungen überbrücken muss, wie es bei der Heimkinoprojektion meist der Fall ist. Wer Auflösungen bis zu 120 Millionen (!!) Bildpunkte pro Sekunde (1080p/60) über 10m bis 15m übertragen möchte, der braucht entsprechend hochwertige Kabel. Auch dies ist leicht zu verstehen.


Raum
Der Raum ist in allen Fällen die Ausgangssituation eines jeden Heimkinos. In den meisten Fällen ist er vorgegeben und kann nur bedingt auf die Projektion angepasst werden. Daher muss man mit gewissen Kompromissen leben, auf die die anderen Komponenten angepasst werden. Auf jeden Fall sollte aber eine komplette Abdunklung möglich gemacht werden, um gute Bildergebnisse zu erhalten. Wer es perfekt haben will, richtet sich einen eigenen Kinoraum ein, der durch dunkle Wände und komplette Lichtkontrolle keine störenden Fremdeinflüsse mehr zulässt.


Leinwand
An letzter Stelle der Kette steht grundsätzlich die Leinwand. Sie reflektiert das Licht der Projektion, auf ihr entsteht sprichwörtlich erst das eigentliche Bild. Dies macht die Leinwand zu einer wesentlichen Komponente des Heimkinos. Trotz dieser leicht verständlichen Wichtigkeit, werden aber in vielen Fällen nicht die angemessenen Ansprüche an eine Leinwand gestellt, mit anderen Worten: Hier wird am ehesten gespart. Tatsächlich spart man aber am falschen Ende, wenn man zur erstbesten Leinwand greift. Gerade mit ihr kann man die Bildqualität und das Kinoerlebnis in den heimischen vier Wänden besonders stark beeinflussen. Zahlreiche Aspekte sind bei ihrer Wahl zu beachten. Mit diesem Know-How Special wollen wir Ihnen daher eine besonders praxisnahe Hilfestellung geben, die für Sie am besten geeignete Leinwand zu finden. Zu diesem Zweck gehen wir Schritt für Schritt die zu beachtenden Aspekte durch und ergänzen sie anschließend mit praktischen Beispielen.


Inhaltsverzeichnis


1. Bildgröße
1.1 Raumgröße
1.2 Sitzposition, Abstimmung auf die Sehgewohnheiten
1.2.1 Projektionstechnik
1.2.2 Signalquelle
1.3 Lichtleistung des Projektors

2. Verwendungszwecke
2.1 Mögliche Raumintegration / Design
2.2 Bildformat
2.3 Reflektionseigenschaften / Beschaffenheit des Tuches

3. Installationstypen
3.1 Portable Leinwände
3.2 Motorisierte und manuelle Rollo-Leinwände
3.2.1 Planlage des Tuches
3.2.2 Qualitative Eigenschaften der Projektionsfläche
3.2.3 Antrieb
3.2.4 Der Vorlauf, wichtig für die Höhenanpassung des Bildes
3.3 Rahmenleinwände
3.3.1 Ausleiern des Spannsystems
3.3.2 Stabilität des Spannrahmens
3.3.3 Gemälde, Leinwand und Lautsprecherbox in einem

4. Seitenverhältnis / Format der Leinwand
4.1 Portable Leinwände: Transportabel, aber nicht flexibel
4.2 Rollo-Leinwände, günstige Formatwunder
4.3 Rahmenleinwände: Flexibler als ihr Ruf
4.3.1 Format 16:9 / 1.77:1
4.3.2 Format 21:9 / 2.35:1
4.3.3 High-End Multiformat-Lösungen

5. Auf das Tuch kommt es an: Verschiedene Reflektionseigenschaften erlauben vielseitige Raumanpassung
5.0.1 (ANSI-) Lumen
5.0.2 Lux / Footlambert
5.0.3 Gain-Faktor einer Leinwand
5.1 Die mattweiße Leinwand (Gain ca. 1,0)
5.1.1 Matt und Farbneutral
5.1.2 Reflektierend, nicht durchlässig
5.1.3 Empfehlenswerte Einsatzorte für mattweiße Leinwände
5.2 Mattgraue Leinwände, Kontrastverbesserung in Wohnzimmern durch reduzierte Reflektion
5.2.2 Empfehlenswerte Einsatzorte für mattgraue Leinwände
5.3 High-Gain Leinwände für Projektionen unter Restlichtbedingungen
5.3.2 Empfehlenswerte Einsatzorte für High-Gain Leinwände

6. Praktische Beispiele zur Wahl der richtigen Leinwand
6.1 Der Film-Enthusiast mit eigens eingerichtetem Kinoraum
6.2 Der Projektor als universeller Bildwerfer
6.3 Das Wohnzimmerkino für gelegentliche Filmabende

7. Fazit

Wir danken an dieser Stelle unserem Industriepartner, DaVision, der durch Bereitstellung verschiedener Testleinwände und diverser Informationen dieses Special aktiv unterstützt hat.

 

 

1. Gewünschte Bildgröße

Im ersten Schritt sollte man abwägen, welche Bildbreite in den heimischen vier Wänden realisierbar ist. Im ersten Augenblick wünscht sich jeder Heimkinofan ein möglichst großes Bild, wie es ja auch im öffentlichen Kino der Fall ist. Es ist tatsächlich so, je größer das Bild (bei entsprechend guter Qualität), desto beeindruckender die Projektion. Doch in der Realität wird man schnell von den technischen Limitationen eingeholt:


1.1 Raumgröße

Die maximale Leinwandgröße wird in erster Linie vom Raum festgelegt: Da wäre zunächst die Raumbreite, breiter als sie kann eine Leinwand nicht ausfallen. In den meisten Fällen kann die Leinwand auch die Raumbreite nicht vollständig ausfüllen, da neben ihr noch die Lautsprecher positioniert werden wollen. Eine Alternative stellen lediglich akustisch transparente Leinwände dar, auf die wir in einem eigenen Special noch eingehen werden.

Neben der Raumbreite ist auch die Raumlänge entscheidend, denn von ihr hängt die projizierbare Größe in Abhängigkeit vom Projektor ab. Ein jedes Projektorenmodell hat eine gewisse Brennweite, die über den Zoombereich korrigiert werden kann. Dabei erfordert der Projektor für eine gewünschte Bildbreite einen gewissen Mindest-Abstand, der eingehalten werden muss. Diesen Mindestabstand kann man den technischen Daten des Herstellers oder aber auch unseren Tests entnehmen. Hier werden die Projektoren zum Glück immer flexibler, mit einem Abstand von mindestens 1,3 bis 1,5 facher Bildbreite muss man aber rechnen. In einem Raum mit ca. 5m Länge lässt sich bei den meisten Modellen keine Leinwand breiter als 3m realisieren.


1.2 Sitzposition, Abstimmung auf die Sehgewohnheiten

Wie gerade erläutert, gibt der Raum die ersten "Rahmenbedingungen" für eine maximale Bildbreite vor. Weiter wird diese aber durch die eigentliche Sitzposition der Zuschauer limitiert, schließlich soll das Bild in seiner Größe möglichst an unsere Sehgewohnheiten angepasst werden. Und auch hier kommen wieder verschiedene zu beachtende Aspekte ins Spiel:


1.2.1 Projektionstechnik

Die maximale Bildbreite bei fester Sitzposition wird von der Projektionstechnik mitbestimmt. Derzeit sind drei digitale Projektionstechniken am Markt: LCD, DLP und LCOS (D-ILA bzw. SXRD). Sie unterscheiden sich in Pixelstruktur und Füllrate:


LCD-Projektoren
Bei LCD-Projektoren werden die jeweiligen LC-Displays wie Dias durchleuchtet, das heißt, die gesamten Signalwege zur Ansteuerung der einzelnen Bildpunkte liegen mit im Lichtweg und erscheinen auf der Leinwand als schwarze dünne Linien. Im projizierten Bild wirkt sich dies durch eine sichtbare Pixelstruktur aus, auch "Screendoor" (engl. für Fliegengitter) genannt. Tatsächlich machen die dünnen Linien bei aktuellen LCD-Projektoren rund 50%(!!) des Bildes aus. In der Praxis heißt dies, dass man aus zu kurzen Betrachtungsabständen die einzelnen Bildpunkte auf der Leinwand wahrnehmen kann. Natürlich hängt dies auch von der individuellen Sehschärfe des Betrachters ab, doch als Faustregel gilt, dass man grundsätzlichen die 1,8- bis 2-fache Bildbreite als Betrachtungsabstand nicht unterschreiten sollte. Bei einem gängigen Sichtabstand von ca. 4m limitiert dies die maximale Bildbreite für einen LCD-Projektor auf 2m bis 2,4m.


DLP-Projektoren
Bei DLP-Projektoren befinden sich keine Signalbahnen im Lichtweg, so dass bei dieser Projektionstechnik die Pixel näher aneinander rücken können. Doch die einzelnen Kippspiegel des DMD-Chips brauchen dennoch einen kleinen mechanischen Bewegungsspielraum, so dass auch zwischen ihnen eine gewisse Lücke klafft. Diese ist aber bedeutend kleiner, die Trennlinien sind dünner und machen weniger als 20% des Bildes aus. Dementsprechend unauffälliger ist die Pixelstruktur, der Betrachter kann näher an die Leinwand rücken.


LCOS-Projektoren
Unangefochtene Spitzenreiter sind LCOS Projektoren wie der JVC-DLA-HD1 oder sein Designbruder Dreamvision Dreambee. Durch ihre reflektierende Arbeitsweise befinden sich auch hier keine Leiterbahnen im Lichtweg. Zusätzlich sind auch keine mechanischen Bewegungen im Spiel, so dass die Pixelkammern hier noch näher aneinander rücken können. Bei LCOS Projektoren sind die Abstände so gering, dass sie weniger als 10% des Gesamtbildes ausmachen. Dementsprechend unsichtbar ist die Pixelstruktur eines LCOS Projektors. Auch bei großen Bildbreiten sind schon aus kurzen Betrachtungsabständen keine Pixel sichtbar, das Bild wirkt wie aus einem Guss, ganz so wie das Kinooriginal.


Anmerkung:
Entscheidend für die Pixelstruktur ist bei der jeweiligen Projektionstechnik auch die native Auflösung. Obige Angaben beziehen sich auf die derzeit gängigen HDTV-Auflösungen von 1280x720 bzw. 1920x1080 Bildpunkten.

 

1.2.2 Signalquelle

Ebenfalls wichtig für die maximal realisierbare Bildbreite ist die Qualität des Zuspielers: Es ist z.B. leicht einzusehen, dass ein veralteter VHS-Videorekorder keine angemessene Bildqualität liefert, um ein 3m breites Bild aus einem Betrachtungsabstand von 5m ansprechend gut aussehen zu lassen. Dieses Beispiel mag zwar etwas übertrieben sein, doch auch bei modernen Bildsignalen wie Digital-TV und DVD haben wir es noch mit großen für die Bildbreite entscheidenden Limitationen zu tun:


Auflösung
Unsere herkömmliche PAL-Auflösung beträgt gerade einmal 720x576 Bildpunkte, bei Videoübertragungen sogar nur 720x288 Bildpunkte. Wer sich schon einmal mit Fotokamera- oder PC-Auflösungen beschäftigt hat, wird schnell erkennen, dass diese Auflösung mit rund 0,4 bzw. 0,2 Megapixeln geradezu lächerlich klein ist, besonders für eine Großbildprojektion. Zwar ist durch moderne Scaler in DVD-Playern, Projektoren oder speziellen externen Videoprozessoren eine verblüffende Verwertung und Umrechnung auf höhere native HD-Auflösungen des Projektors in den letzten Jahren möglich geworden, doch "herbeizaubern" lassen sich die fehlenden Bildinformationen nicht. Mit anderen Worten: Die Bildschärfe von TV und DVD ist durch die geringe native Auflösung festgelegt und damit der minimale Betrachtungsabstand, aus dem das Bild noch realistisch scharf wahrgenommen werden kann.


Digitalartefakte
Neben der Auflösung leiden moderne Aufzeichnungs- und Übertragungsstandards wie z.B. MPEG2 unter einer großen Störanfälligkeit für Digitalartefakte. Durch die Komprimierung des Bildes auf einen Bruchteil der nativen Datenrate, sind Farb- und Auflösungsreduktionen unvermeidbar, die nicht selten störend digital im Bild erscheinen. Es ist leicht einzusehen, dass diese Artefakte bei vielfacher Vergrößerung auf der Leinwand umso störender und auffälliger für das Auge erscheinen.



Egal wie hoch die Auflösung eines Projektors auch sein mag, solange wir herkömmliches Satellitenfernsehen oder DVD als Bildquelle nutzen, müssen gewisse Sicherheitsabstände zur Bildbetrachtung eingehalten werden. Dabei ist es aber nur schwer bis unmöglich, eine allgemeingültige Faustregel zu nennen. Hier sollte jeder Interessent sich einen eigenen Eindruck davon verschaffen, wie groß er das Bild wählen kann, ohne störende Artefakte zu bemerken und ohne dass das Bild übertrieben unscharf wirkt.

 

1.3 Lichtleistung des Projektors

Weitgehend bekannt ist, dass die Helligkeit oder die Lichtleistung eines Projektors die maximal sinnvolle Bildgröße eines Projektors ebenfalls limitiert, ab einer gewissen Größe wirkt das Bild einfach zu dunkel und flau, um glaubwürdig zu erscheinen. Weniger bekannt ist allerdings, wieviel Lichtleistung ein Projektor tatsächlich netto hat (die Herstellerangaben sind hier meist wenig praxisnah), wieviel Helligkeit man für gewisse Bildbreiten und Einsatzzwecke tatsächlich braucht und inwieweit sich die Lichtleistung durch die Leinwand regulieren lässt. Gerade über letztere Option machen sich viele Heimkinofans nur wenig Gedanken, wir werden in einem der folgenden Kapitel näher darauf eingehen.

 


2. Gewünschte Verwendungszwecke

Jeder Großbildfan verbindet mit einem Heimkino andere Verwendungszwecke: Manche sehen ihr Heimkino als echtes Kino, das ausschließlich zur Vorführung von Spielfilmen unter optimalen Bedingungen gedacht ist, ganz so wie beim großen Vorbild. Andere wiederum wollen den Projektor weitgefächert nutzen, das heißt, er soll auch hier und da für Sportübertragungen genutzt werden. Wieder andere möchten den Projektor auch für Computer-Applikationen oder zum Spielen nutzen. Und bei manchen geht die Begeisterung für das große Bild sogar so weit, dass der Projektor auch tagsüber den Fernseher ersetzen und im normalen Wohnzimmer ohne Abdunklung gute Bildergebnisse liefern soll.

Unterschiedliche Einsatzzwecke stellen unterschiedliche Anforderungen an die Projektionsleinwand. Es ist leicht einzusehen, dass eine "Multimedia-Leinwand" ganz andere Charakteristika aufweisen muss als eine "Kinoleinwand". Dies umfasst Raumintegration, Beschaffenheit des Tuches, Bildformat und Design.

 

2.1 Mögliche Raumintegration / Design

Bei der Raumintegration fallen die Ansprüche je nach Verwendungszweck stark unterschiedlich aus. Verfügt man über einen eigenen speziellen Raum, der eigens für die Filmvorführungen reserviert ist, bietet sich eine fest installierte Rahmenleinwand an. Soll die Leinwand aber im Wohnzimmer nur bei Bedarf genutzt werden und ansonsten nicht das Wohnambiente stören, so muss eine elektrisch ausfahrbare Leinwand her. Nutzt man den Projektor als Fernsehersatz, ist wiederum eine kleinere Variante in Betracht zu ziehen, die sich wie ein Flachfernseher an die Wand hängen lässt und ein ansprechendes Design aufweist. Hier sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt, wir werden an späterer Stelle einen kleinen Überblick bieten.

 

2.2 Bildformat

Vom Verwendungszweck abhängig ist auch das "native" Bildformat der Leinwand: Benutzt man einen Projektor ausschließlich zum Filmeschauen, so kommen als Format nur 16:9 (1,77:1), 1,85:1 oder 21:9 (2,35:1) in Frage. Am gängigsten ist hier das 16:9 Format, da es dem Bildformat des Projektors entspricht. Tatsächlich ist 16:9 aber nur ein Kompromissformat, das im Kino so fast nie zu sehen ist. Im Kino herrscht stattdessen das 1,85:1 Format, das ein wenig breiter erscheint. Projiziert man also einen 1,85:1 Film auf einer 16:9 Leinwand, so verbleiben leichte schwarze Balken. Immer mehr aktuelle Filme nutzen auch das volle Cinemascope-Format, das dem breiten Gesichtsfeld des Menschen am nächsten kommt: Das Bild misst 2,35 mal so breit wie hoch und somit lässt sich bei gleicher Bildhöhe eine viel größere Bildbreite realisieren. Echte Filmfreaks sollten daher eine 21:9 Leinwand durchaus in die engere Wahl ziehen, um möglichst authentisches Kinofeeling zu erzeugen.

Anders sieht es aus, wenn man den Projektor auch zum Fernsehen nutzen möchte: Unser TV Standard nutzt nach wie vor das veraltete 4:3 (1,33:1) Format, das fast ein quadratisches Bild erzeugt. Bei großen Bilddiagonalen kommt dieses Format unseren Sehgewohnheiten wenig nahe, da der Mensch mehr in die Breite schaut, als in die Höhe. Dennoch muss man für TV-Applikationen das Format berücksichtigen, so dass man darauf achten sollte, dass auch ein 4:3 Bild in angemessener Bildgröße projiziert werden kann. In der Praxis bieten 16:9 Leinwände einen guten Kompromiss, da man auf sie auch 4:3 Bilder (mit Balken rechts und links) projizieren kann.

Auch Nutzer von Spielekonsolen und PCs werden mit unterschiedlichen Bildformaten konfrontiert: Zwar geht auch hier der Trend deutlich zum 16:9 Format, aber von einheitlichem Standard kann bislang noch immer keine Rede sein. Die meisten PCs werden nach wie vor im herkömmlichem 4:3 Format benutzt, ein Formatwandel lässt sich aber leicht realisieren.

 

2.3 Reflektionseigenschaften / Beschaffenheit des Tuches

Der gewünschte Verwendungszweck des Großbildprojektors spielt auch bei der Tuchwahl eine entscheidende Rolle. Wie bereits erwähnt, ist die Leinwand das entscheidende Bindeglied zwischen Projektor und Auge, besonders was die Bildhelligkeit angeht. Betreibt man einen Projektor grundsätzlich bei kompletter Abdunklung zum Filmeschauen, so benötigt man weitaus weniger Licht auf der Leinwand, als wenn man in einem nicht abgedunkelten Wohnzimmer zum TV-Schauen gegen das Sonnenlicht mit seinem Projektor "ankämpfen" muss. Und auch bei Computerapplikationen und Spielen ist nicht selten die Bildhelligkeit für einen guten Eindruck wichtiger, als Kontrast oder Schwarzwert. Leinwände bieten hier verschiedene Lösungsansätze, von Mattweiß, über Dunkelgrau bis hin zu lichtbündelnden spezialreflektiven Tüchern.

 

Dieser erste Überblick zeigt, wie stark die Wahl des richtigen Leinwandtypen von der gewünschten Anwendung abhängt. An erster Stelle steht es daher, sich vor der Planung darüber klar zu werden, wofür man den Projektor einsetzen möchte. Hat man dies getan, gilt es, die entsprechende Leinwand für eine optimale Nutzung zu finden. Aus diesem Grunde gehen wir jetzt bei den oben angesprochenen Aspekten ins Detail, und erläutern die technischen Möglichkeiten, die derzeit am Markt zu finden sind:

 


3. Die verschiedenen Installationstypen

Grundsätzlich wird zwischen drei Installationsarten bei Leinwänden unterschieden: Portabel / Stativ, Elektrisch / Manuell / Rollo und Rahmenleinwand. Jede Art bietet aber unzählige Untervarianten, so dass wir genauer ins Detail gehen müssen:

 

3.1 Portable Leinwände

Für manche Großbildfans ist eine fest installierte Leinwand keine Option, weder als Rollo noch als Rahmenleinwand. Stattdessen soll die Leinwand bei Nichtgebrauch schnell und unsichtbar verstaut werden können. Ältere Semester werden sich hier an die gute alte Super-8 und Dia-Zeit erinnern, wo die Leinwand ebenfalls nur bei Bedarf aus dem Keller oder Schrank geholt wurde.

Portable Leinwände haben neben einem moderaten Anschaffungspreis den Vorteil, dass sie auch auswärts schnell genutzt werden können, zum Beispiel bei Freunden, auf der Arbeit oder auch in verschiedenen Räumen innerhalb eines Hauses. Sogar eine abendliche Gartenprojektion bei schönem Wetter im Sommer ist so problemlos möglich, was den Partyspaß deutlich anheben kann.

Portable Leinwände gibt es in verschiedenen Ausführungen und Verarbeitungsstufen, auch hier sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Da aber viele Varianten vornehmlich für den Präsentationsbereich gedacht sind, ist die Auswahl unter Heimkinogesichtspunkten überschaubar.

 

Bereits berichtet haben wir in der Vergangenheit über das Stativ-Modell "Easy Fixx", das Portabilität mit für die Heimanwendung nützlichen Aspekten verbindet.

Die Leinwand ist leicht aufzubauen und bietet dank praktischer Spanntechnik keinen Faltenwurf, ist auch im 16:9 Format erhältlich und hat einen schwarzen Maskierrahmen. Hier stimmt das Verhältnis zwischen Preis, Flexibilität und Qualität. Bei Nichtgebrauch kann sie schnell in einer Tasche verstaut werden.


Neben Stativkonstruktionen gibt es auch portable Rollo bzw. Kofferleinwände. Bei dieser Konstruktionsart wird eine Stativstange herausgezogen und auf gewünschter Höhe arretiert. Danach zieht man die Leinwand aus ihrem Kasten, wie bei einem umgedrehten Rollo.

Derartige portable Leinwände haben den Vorteil, dass ihr Aufbau sich noch schneller und praktischer gestaltet, als bei Stativleinwänden. Allerdings ist dabei keine Spannvorrichtung aktiv, so dass die Gefahr der Wellenbildung besteht. Ein besonders interessanter Vertreter dieser Gattung ist die neue DynaClear Leinwand aus dem Hause Sony.

Die Leinwand bietet eine vollkommen neue Beschichtung, die trotz der dunklen Grundfarbe viel Licht in einem gewissen Winkel reflektiert und so auch unter normalen Lichtbedingungen eine beeindruckende Bildtiefe erlaubt. Das Bild sieht ähnlich dem eines Rückprojektionsfernsehers aus. Allerdings leidet die Leinwand unter einer leichten Wellenbildung und der Sichtwinkel ist, wie bei jeder Gainleinwand, eingeschränkt. Wir werden mehr über diese Leinwand im Rahmen unseres Sony VPL-AW15 Tests berichten.

 

3.2 Motorisierte und manuelle Rollo-Leinwände

Die weitaus beliebteste Leinwandvariante für Wohnzimmerkinos ist die elektrisch herunterfahrbare oder manuelle Rollo-Leinwand. Sie funktioniert, wie der Name schon sagt, wie eine Jalousie: Im oberen Kasten ist die Leinwand bei Nichtbenutzung aufgerollt und sicher vor Falten und Staub geschützt verstaut. Nur ein unscheinbarer heller Kasten an der Decke verbleibt, den aber immernoch so mancher als störend empfinden kann.


Manche Hersteller bieten verschiedene Farben für die Aufrollkästen

Bei Bedarf kann die Leinwand dann auf eine gewünschte Höhe herabgelassen werden. Bei besseren Modellen ist die weiße Fläche von einem schwarzen Vor- und Nachlauf umgeben, so dass das projizierte Bild von einem scharfen Rand abgegrenzt wird.


Ein schwarzer Vorlauf erhöht das Kontrastempfinden und
ermöglicht gleichzeitig einen vertikalen Spielraum

Dies sieht alles sehr einfach aus und gerade dieser Umstand verleitet dazu, die "erstbeste" Rollo-Leinwand zu erstehen, es entscheidet nicht selten alleine der Preis. Doch wer eine billige Leinwand kauft, spart nicht selten am falschen Ende, denn tatsächlich ist die Technik der Leinwand nicht so trivial, wie man vermuten mag, im Gegenteil:


3.2.1 Planlage des Tuches

Eine große Schwierigkeit bei hängenden Leinwänden ist eine gleichmäßige, wellenfreie Projektionsoberfläche. Da bei einer Rollolösung das Tuch nicht gespannt ist, ist eine wellenfreie Leinwand fast unmöglich. Aber nichts ist störender, als große Wellen in der Projektion, denn gerade horizontale Kameraschwenks zeigen dann störende Verzerrungen.

"Billig-Modelle" leiden fast immer unter dem Problem der Wellenbildung, manche früher, andere später. Im Laufe der Monate bilden sich meist in den Randbreichen leichte Wölbungen, die sich im Bild verstärkt bemerkbar machen. Lösen kann man dieses Problem im Nachhinein nicht mehr, wen es stört, der muss eine neue Leinwand anschaffen.

Bessere Varianten bestehen aus einem dickeren Projektionstuch, das zudem an den Randbereichen leichte "Ohren" aufweist, sprich sich nur in den letzten 4 Zentimetern, im schwarzen Rahmen wölbt. Durch diese Randwölbungen gelingt es, die eigentliche Projektionsfläche dauerhaft eben zu halten.

Besonders effektiv und frei von jeglichen Falten oder Wellen sind so genannte "Tension-Leinwände". Bei diesen Modellen sorgt ein seitliches Seilspannsystem dafür, dass das Tuch in der Breite gestrafft wird und so wie eine Rahmenleinwand gespannt ist. Dies ist sicherlich die perfekte Lösung, die auch über Jahre hinweg eine gleich bleibende Qualität gewährleistet.

Seilspannsysteme sind mechanisch sehr aufwändig und machen sich im Preis einer Leinwand bemerkbar. Da aber eine Leinwand eine Anschaffung für die Ewigkeit sein soll und ein "Leben lang" halten kann, ist das Geld an dieser Stelle sicherlich sinnvoll investiert.


3.2.2 Qualitative Eigenschaften der Projektionsfläche

Zwar werden viele Leinwände als "mattweiß" mit einem Gain von 1,0 (auf diesen Begriff gehen wir im Laufe des Specials noch genauer ein) beworben, doch erfüllen sie diese Eigenschaft in der Praxis oft nicht. Nicht selten werden statt spezieller Projektionstücher günstige Kunststofffolien verwendet, die das Licht nicht gleichmäßig streuen und zugleich zu dünn sind. Die Folge: Ein großer Teil des Lichtes durchdringt die Leinwand einfach, wodurch ein nicht unerheblicher Helligkeitsverlust im Bild bewirkt wird. Zudem sorgen zu glatte Folien für eine ungleichmäßige Ausleuchtung des Bildes bis hin zu störenden Spiegelungen. "Last but not least" sind die billigen Projektionsfolien auch nicht geruchsneutral und belasten die Raumluft mit unangenehmen Kunststoff-Dämpfen. Bei manchen Leinwänden lässt die Geruchsbelästigung nach einiger Zeit nach, bei anderen nicht. Es ist daher Vorsicht geboten bei Billig-Produkten aus Fernost, Bildqualität und Nase können merklich leiden!


3.2.3 Antrieb

Auch der Antrieb einer motorisierten Leinwand birgt nicht selten Schwächen. Über ein Getriebe muss das Tuch zuverlässig und leise ausgefahren bzw. eingezogen werden. Bei besonders günstigen Varianten werden hier zu schwache Motoren oder eine ungenau berechnete Mechanik verbaut, so dass sich im Laufe der Zeit Steuerschwierigkeiten einstellen können. Sollte es bei einer Motorleinwand zum Ausfall kommen, ist dies besonders ärgerlich, da die Leinwand von der Decke genommen werden muss, der Versand zur Reparatur sehr aufwändig ist und der Anwender in dieser Zeit nicht projizieren kann.Auch manuelle Leinwände können übrigens Schwierigkeiten in der Transportmechanik aufweisen, hier äußern sich die Probleme meist in defekten Arretierungen, so dass die Leinwand sich stets wieder komplett einrollt, anstatt ausgezogen zu bleiben.


3.2.4 Der Vorlauf, wichtig für die Höhenanpassung des Bildes

Rollo-Leinwände werden in fast allen Fällen an der Decke montiert. Doch nicht jede Decke ist gleich hoch, es gibt hohe Altbauwohnungen, flache Bungalowräume, noch flachere Kelleräume etc.. Da ist es wichtig, die vertikale Position mit Hilfe der Leinwand frei bestimmen zu können.

Grundvoraussetzung ist hierbei, dass die Leinwand auch lang genug ist, um bei höheren Decken eine nicht zu hohe Leinwandpositionierung zu erzwingen. Entscheidend ist hier der "Vorlauf" sprich der Teil des Tuches über dem Bild. Je länger er ist, desto weiter kann die Leinwand nach unten ausgezogen / ausgefahren werden. Es sieht merkwürdig aus, wenn eine Leinwand zu hoch im Raum hängt und das Kinofeeling entspricht mehr dem der unbeliebten ersten Reihen, daher ist hier Vorsicht geboten!

 

3.3 Rahmenleinwände

Das wahre Kinofeeling verkörpern zweifelsohne echte Rahmenleinwände, bei denen das Tuch dauerhaft gespannt und fest an einer Wand montiert ist.

Rahmenleinwände haben den großen Vorteil, dass sie von renommierten Herstellern individuell in ihren Maßen auf die Kundenbedürfnisse angepasst werden können. Hier ist man nicht auf die relativ großen Schritte der Standardmaße angewiesen, sondern kann die Leinwand zentimetergenau so erwerben, wie es am besten in den Raum passt. Auch das Format ist eventuell frei bestimmbar.

Zudem entfallen bei einer Rahmenleinwand oben beschriebene Wellenprobleme, zumindest bei guten Modellen, denn auch hier kann sich ein Fehlkauf schnell in ein Dauerärgernis verwandeln:


3.3.1 Ausleiern des Spannsystems

Bei einer Rahmenleinwand muss das Projektionstuch auf einen Rahmen gespannt werden, ähnlich wie bei einem Gemälde. Ziel ist ein absolut gleichmäßiges und ebenes Projektionstuch. Bei falsch konzipierten Leinwänden liegt der Teufel im Detail: Die Befestigungspunkte des Tuches liegen oft nicht nah genug beieinander und / oder sind im Tuch nicht genug verstärkt. So kann es bei Temperaturschwankungen dazu kommen, dass sich Wellen im Randbereich der Leinwand bilden oder im schlimmsten Falle das Projektionstuch einreißt. Tritt das Problem einmal auf, ist es nur schwer zu "flicken". Auch auf Tücher anderer Hersteller kann man nicht ausweichen, da jede Marke ihr eigenes Spannsystem verwendet.


3.3.2 Stabilität des Spannrahmens

Nicht nur das Tuch kann in Materialstärke zu schwach sein, auch der Rahmen kann unter der Zuglast der elastischen Folie leiden. Ist der Rahmen zu schwach ausgelegt, so birgt dies insbesondere für größere Bildbreiten von über 2m das Risiko, dass sich der Rahmen verzieht oder gar dauerhaft verbiegt. In so einem Fall sind störende Wellen im Bild ebenfalls unvermeidbar. Besonders hochwertige Leinwände verfügen daher über einen mehrere Zentimeter dicken Rahmen aus Leichtmetall, der ein Vielfaches der Spannkraft des Tuches aushält.



Soweit zu den qualitativen Grundanforderungen an eine Rahmenleinwand, selbstverständlich gelten für das Tuch die selben Qualitätsansprüche, wie bei Rollleinwänden (vgl. oben). Wer nun denkt, Rahmenleinwände sind starre und unflexible Gebilde, die sich schwer bis unmöglich in einem Wohnzimmer integrieren lassen, der irrt. Pfiffige Hersteller haben sich etwas Besonderes einfallen lassen, um auch gehobenen ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden:

 

3.3.3 Gemälde, Leinwand und Lautsprecherbox in einem

Kaum jemand möchte in seinem Wohnzimmer auf ein großes weißes Bild an der Wand starren müssen, insbesondere bei größeren Bildbreiten, die fast eine ganze Wand des Raumes belegen. Eine Rahmenleinwand kann aber nur fest installiert und nur schwer verdeckt werden. Da liegt es nahe, die Verwandtschaft zu einem echten Bilderrahmen geschickt zu nutzen. Bei einem "Art Sound Screen" befindet sich "neben" der Projektionsfläche ein bedrucktes Tuch, das per Knopfdruck auf der Fernbedienung über ein Getriebe nach vorne gerollt werden kann.


Spezieller Art Sound Screen

Der Clou bei diesem System ist, dass sich der Anwender selbst das gewünschte Motiv und den Bilderrahmen aussuchen kann. So ist es möglich, seine eigene Vorlage zum Druck einzureichen, man erhält seine individuelle Leinwand, die es so kein zweites Mal mehr gibt. Auch beim Rahmen hat man die Wahl zwischen hunderten von verschiedenen Design- und Farbvarianten.

Eine solche Dual-Leinwand hat natürlich einen höheren Anschaffungspreis, doch mit ihr schlägt der Anwender gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Auf der einen Seite bereichert er das Wohnzimmer um ein ausgefallen großes und hochwertig wirkendes Bild an der Wand, auf der anderen Seite erwirbt er eine hochwertige Rahmenleinwand, die eine optimale Bildprojektion ermöglicht. Uns hat die Lösung in der persönlichen Vorführung mehr als begeistert und wir können sie nur wärmstens empfehlen.

 

4. Seitenverhältnis / Format der Leinwand

Hat man sich für die gewünschte Installationsvariante, Portabel, Rollo oder Rahmen, entschieden, bleibt die Wahl des passenden Leinwandformats. Im zweiten Kapitel dieses Specials sind wir auf die verschiedenen Anforderungen der möglichen Anwendungen bereits eingegangen, doch welche Formate und Lösungen bieten die einzelnen Installationstypen?


4.1 Portable Leinwände: Transportabel, aber nicht flexibel

Hat man sich für eine portable Leinwand entschieden, muss man sich auch bei dem Bildformat auf ein einziges festlegen. Portable Leinwände sind nur im 4:3 oder 16:9 Format erhältlich. Dies bedeutet: Je nach Format des Ausgangsmaterials muss man mit "grauen" Balken neben der Projektion leben. Kauft man eine 4:3 Leinwand, so kann man TV in voller Größe und ohne Verluste schauen, bei Spielfilmen zeigen sich aber die üblichen Letterboxstreifen, bei 21:9 Cinemascopefilmen wird sogar nur rund die Hälfte der Fläche genutzt. Entscheidet man sich für eine 16:9 Leinwand, muss man bei TV mit Balken links und rechts vom Bild leben, zudem wird die Projektion kleiner. Und bei Cinemascope hat man weiterhin ebenfalls graue Balken über und unter dem Bild. Hier gilt es, den individuell passenden Kompromiss zu finden. Wer es ganz geschickt machen will, der kauft sich einfach zwei Leinwände und baut die entsprechende dem aktuellen Einsatzzweck gemäß auf.

 

4.2 Rollo-Leinwände, günstige Formatwunder

Mehr Vielfalt gibt es bei Rolloleinwänden, besonders bei elektrischen Modellen gehobener Qualität. Auch sie sind zunächst im 4:3 und 16:9 Format erhältlich. Entscheidet man sich für die letztere Variante, so sollte man darauf achten, dass die Leinwand über einen langen Vorlauf verfügt, so dass die Projektionsfläche auch auf Augenhöhe und nicht zu weit oben unter der Decke hängt.


Die meisten Heimkinofreunde entscheiden sich für die 16:9 Variante. Dies ist auch sinnvoll, da es dem nativen Format des Projektors entspricht. In jedem Fall sollte bei der Leinwand auf einen 4cm bis 5cm breiten schwarzen Rand um das Bild herum geachtet werden, denn er sorgt für einen scharfen und kontrastreichen Rahmen, genau wie im Kino.


Störend wird es grundsätzlich, wenn der Nutzer auch öfter Fernsehübertragungen im 4:3 Format oder Spielfilme im breiteren 21:9 Format schaut. Hier sind schwarze Balken an den Rändern und gravierende Einbußen in der Bildgröße unvermeidbar. In Anbetracht von Multimedia, unserem veralteten TV-Format (4:3) und ständig wechselnder Formate von Spielfilmen (1.66:1, 1.77:1, 1.85:1, 2.35:1 etc.) sind Kompromisse nahezu unvermeidbar, zumindest wenn man sich für eine Leinwand mit "starrem" Format entscheidet. Es geht aber auch anders: Besonders luxuriöse Leinwände, sogenannte Multiformat-Screens, sind in ihrem Bildformat frei programmierbar und können sich auf jedes Seitenverhältnis automatisch anpassen:

Multiformatleinwände passen sich an jedes Seitenverhältnis ebenso einfach wie genial an: Bei dieser Variante handelt es sich streng genommen um eine herkömmliche 4:3 Leinwand mit einem separaten Vorlauf, der unabhängig nach oben und unten gefahren werden kann.

Projiziert man ein 4:3 Bild, so fährt die vordere Ebene mit dem schwarzen Vorlauf nicht sehr weit aus, nur ein kleiner Teil über dem Bild wird "geschwärzt".

 

Anders sieht es bei einer 16:9 Projektion aus. Hier fährt das Leinwandtuch nicht ganz so weit aus, um eine größeren Abstand zum Boden zu gewährleisten. Das obere schwarze Maskierungstuch andererseits fährt weiter nach oben, bis die weiße Fläche dem 16:9 Format entspricht.

Entsprechend verhält sich die Leinwand bei 21:9, 1:85:1 etc., eine hochwertige Autoformat-Leinwand ist auf jedes erdenkliche Seitenverhältnis programmierbar. Auch die Projektionshöhe kann festgelegt werden. Mit Hilfe einer mitgelieferten Fernbedienung kann dann per Knopfdruck das gewünschte Format ausgesucht werden und die Leinwand fährt dementsprechend millimetergenau aus.

 

4.3 Rahmenleinwände: Flexibler als ihr Ruf

Es verbleibt die "echte" Kinovariante, sprich die fest installierte Rahmenleinwand. Das Rahmenprinzip lässt auf den ersten Blick vermuten, dass eine solche Leinwand schwerer auf die unterschiedlichen Seitenverhältnisse anzupassen ist, als Rollo-Varianten. Tatsächlich bieten sie aber teilweise wesentlich elegantere Möglichkeiten des variablen Bildformats.

Wie bei den anderen Installationsvarianten auch muss der Anwender sich zunächst für ein "natives" Bildformat der Leinwand entscheiden, hier stehen im Heimkinobereich vornehmlich 16:9 bzw. 21:9 (Cinemascope) zur Verfügung.

 

4.3.1 Format 16:9 / 1.77:1

Entscheidet man sich für die 16:9 Variante, so kann das native Format des Projektors bei entsprechendem Spielfilm bildfüllend genutzt werden. Anders sieht es aber wie immer bei 4:3 oder 21:9 Material aus, hier schleichen sich wieder die störenden grauen Balken links / rechts bzw. oben / unten ins Bild. Hiergegen kann man bei herkömmlichen Rahmenleinwänden wenig tun, mehr Optionen bieten sich aber bei einer Leinwand im 21:9 Format.

 

4.3.2 Format 21:9 / 2.35:1
Genau wie im Kino hat man es, wenn man sich für eine Rahmenleinwand im original Cinemascopeformat (21:9) entscheidet. "Breite" Kinofilme erscheinen passgenau auf der Leinwand, ohne störende graue Balken. Der subjektive Kontrasteindruck des Bildes steigt hierdurch, man fühlt sich durch die scharf abgegrenzten Kanten zu Schwarz wie im Kino.


Das Beste vom Besten: Rahmenleinwand mit leichter Wölbung,
genau wie im Kino

Es bleibt aber nicht nur bei dem Vorteil in Sachen Cinemascope-Projektionen: Andere Formate können leichter "maskiert" werden. Auch im Kino hat man es mit verschiedenen Bildformaten, meist 2.35:1 oder 1.85:1 zu tun. Regelmäßige Kinogänger werden schon beobachtet haben, dass sich die Leinwand durch seitliche Maskierungen auf das jeweilige Spielfilmformat anpasst. Bei Cinemascopefilmen öffnen sich die Vorhänge ganz, bei 1.85:1 fahren sie nur bis zu einem bestimmten Punkt. Zuhause lässt sich dies leicht mit Hilfe von zwei schwarzen Vorhängen simulieren: Je nach Bildformat öffnet man die Vorhänge nur ein wenig, mittel oder ganz, sie übernehmen dabei die seitliche Maskierung der 21:9 Leinwand.Wer es besonders ansprechend gestalten will, der verwendet dunklen Stoff und steuert die Vorhänge elektrisch. Derartige Lösungen sind nicht schwer zu installieren und oft preisgünstiger als man denkt.


Eine noch einfachere und besonders kostengünstige Lösung bietet Davision mit seiner Cadre "masque" an (Bild oben). Wie Fensterläden befinden sich rechts und links innerhalb des Spannrahmens zwei Maskierungsstreifen, die durch Scharniere auf- und zugeklappt werden können. Sieht man sich einen Cinemascope-Film an, so öffnet man die Maskierungen und nutzt die Leinwand in voller Breite. Bei den "kleineren" 16:9 Filmen schließt man sie und erhält so wieder den perfekt schwarzen Samtrahmen um das Bild.

Grundsätzlich sollte man bei Nutzung einer 21:9 Leinwand berücksichtigen, dass bei wechselndem Bildformat der Zoom, Fokus und eventuell die vertikale Bildlage des Projektors optisch neu angepasst werden muss. Diese Lösung bietet sich daher nur für Projektoren an, die über einen elektrischen Zoom & Fokus verfügen. Ansonsten muss man bei jedem Formatwechsel manuell unter der Decke Hand anlegen, was im täglichen Betrieb mehr als stören kann.

 

4.3.3 High-End Multiformat-Lösungen

Wie bei Rollo-Leinwänden gibt es auch bei Rahmenleinwänden sogenannte Multiformatlösungen, die über eine eigene Maskierungsmechanik verfügen:

Bei 16:9 beschränken sich die Maskierungsmöglichkeiten meist auf die Bereiche über und unter dem Bild. Hier können zwischen Rahmen und Leinwandtuch schwarze "Blenden" elektrisch eingefahren werden, die die Letterboxstreifen nachschwärzen. Diese Lösung bietet den Vorteil, dass Zoom & Fokus des Projektors nicht neu eingestellt werden müssen.

Bei 21:9 sind die Maskierungen seitlich integriert, die Funktionsweise ist aber zur 16:9 Variante die selbe. Statt eben vorgestellter Vorhanglösung übernimmt nun die Leinwand die Maskierung, dies kommt dem echten Kino noch näher.


Eine Kinoleinwand, die jedes Format kennt...

Wer keinerlei Kompromisse eingehen will, der schafft sich eine 4D Multiformat-Leinwand an: Sie verfügt über vertikale und horizontale Maskierungsmöglichkeiten und kann somit auf jedes erdenkliche Bildformat getrimmt werden. Ob 4:3, 21:9, 16:9, 1.85:1, 1.77:1, 1.66:1 etc., etc., die Leinwand kann ihren schwarzen Rahmen genau ausrichten, ganz einfach mit einem Knopfdruck auf der Fernbedienung.

Selbstverständlich hat eine derartige Lösung ihren Preis, doch stellt sie auch ganz klar die Krönung aller Leinwand-Varianten dar. Auch ohne Projektion bietet eine solche Leinwand ein imposantes Erscheinungsbild, "Heimkino pur".

 

Bildgröße, Installationsart und Bildformat, diese drei wesentlichen Entscheidungen trifft man zuerst. Nun verbleibt noch eine vierte Frage , die nicht minder wichtig ist: Welches Projektionstuch ist das richtige?

 


5. Auf das Tuch kommt es an: Verschiedene Reflektionseigenschaften erlauben vielseitige Raumanpassung

Nun kommen wir zum technischen Teil dieses Specials, den Reflektionseigenschaften verschiedener Tücher. Zur Vorbereitung erklären wir an dieser Stelle grundlegende Einheiten und Begriffe:


5.0.1 (ANSI-) Lumen

Jeder kennt die Angabe aus den technischen Daten von Projektoren, "Lumen". Den meisten Lesern wird auch bekannt sein, dass die Lumenangabe die Information ist, die die maximalle Helligkeit des Projektors umschreibt. Vereinfacht: Je mehr Lumen ein Projektor in den technischen Daten hat, desto heller ist er. Soweit die Theorie, doch in der Praxis sorgt die Lumenangabe bei vielen für mehr Verwirrung als dass die nützlich ist, aus zwei Gründen:

a) Die Lumenangaben der Hersteller geben in der Regel das absolut maximal Machbare an. Ein Projektor, der z.B. 1200 Lumen in den technischen Daten vermerkt, wird in irgendeinem Dynamik-Modus in der Regel auch diesen Wert erreichen. Was die Hersteller aber meistens verschweigen ist die Tatsache, dass alle anderen Bildaspekte in diesem "Lichtmodus" vernachlässigt werden. Mit anderen Worten: Zwar ist der Projektor hell, aber alles andere, sprich Farben, Kontrast, Helligkeitsverteilung ist soweit von den erforderlichen Normen entfernt, dass eine ansprechende Bilddarstellung nicht mehr gewährleistet ist. In den meisten Fällen erreicht ein Digitalprojektor seine maximale Helligkeit nur mit einem extrem grün / blauen Bild. Die "ehrliche" Lumenangabe ist die, die die Lichtleistung bei korrekt eingestellten Farben gemäß der Videonorm angibt. In unseren ausführlichen Tests ermitteln wir grundsätzlich die "echte" Lichtleistung bei kalibriertem Bild. Und nicht selten weichen diese realen Lichtleistungen um bis zu 50% von den Herstellerangaben ab. Ein Projektor ist bei korrektem Bild also oft nur halb so hell, wie die Angaben vermuten lassen. Doch ist dies wirklich so schlimm? Dafür muss man wissen, wieviel Licht ein Projektor für ein Heimkino eigentlich braucht:


b) Lumenangaben der Hersteller verleiten dazu, stets das Modell mit der höheren Angabe, mit mehr Licht zu favorisieren. Doch wie bereits erläutert ist der "reale" Wert oft ein ganz anderer und wieviel Licht braucht man eigentlich? Hier werden viele überrascht sein, denn solange man nicht in hellen Räumen projizieren will, braucht man bei weitem nicht soviel Lumen, wie es die Werbung suggeriert. Um zu ermitteln, wie hell ein Projektor sein soll und welche Leinwand zu ihm passt, braucht man weitere Anhaltspunkte:

 

5.0.2 Lux / Footlambert

Fortgeschrittene Heimkinofans werden schon Faustregeln zu Ohren bekommen haben, nach denen ein Projektor zwischen 10 und 16 "footlambert" aufweisen muss, um hell genug für die Projektion zu sein. Was bedeutet dieser Wert, wie ermittelt man ihn? Wie man unschwer erkennt, stammt die Einheit aus einem Land, wo das moderne metrische System weitgehend noch ein Fremdwort ist, den USA. Sie umschreibt das reflektierte Licht, dass der Betrachter auf der Leinwand zu sehen bekommt. Die Formel ist wenig spektakulär:


fL = Lumen / Leinwandfläche (Einheit: Quadratfuß!)


An dieser Formel erkennt man auch, in welchem Verhältnis die Lichtleistung des Projektors zur Leinwandgröße steht. Dazu ein Beispiel: Bei einer Leinwandbreite von 2m im 16:9 Format (=2,25m²) erreicht man schon mit 276 Lumen eine Helligkeit von 12fL. Man erkennt schnell, dass Marketingwerte von 1000 Lumen und mehr unter guten Heimkinobedingungen nicht gebraucht werden. Hinzu kommt, dass besagte Faustregeln "großzügig viel" Licht empfehlen, in schwarzen Räumen wirkt auch weniger Licht auf der Leinwand noch glaubwürdig hell, ohne dass das Bild zu dunkel erscheint.

 

5.0.3 Gain-Faktor einer Leinwand

Ebenfalls aus vielen Prospekten bekannt ist der "Gainfaktor" einer Leinwand. Er variiert im Heimkinobereich zwischen 1,0 und über 3. Die meisten mattweißen Leinwände werden mit einem Gainfaktor von 1,2 beworben. Was sagt der Gainfaktor aus? Gain ist englisch für Gewinn und verkörpert in diesem Zusammenhang den Lichtgewinn, den man mit einer Leinwand im Verhältnis zur "nativen" Helligkeit des Projektors erreichen kann. Je höher der Gainfaktor, desto mehr Lichtausbeute erhält der Betrachter. Auch in obiger Formel lässt sich der Gainfaktor einarbeiten:


fL = Lumen / Leinwandfläche (Einheit: Quadratfuß!)
x Gain


Verwendet man in unserem Beispiel eine Leinwand mit einem Gain von z.B. 1.8, so steigern wir unseren Wert auf 21fL, deutlich über den meisten Empfehlungen.

Der Gainfaktor einer Leinwand wirkt zunächst durchweg positiv, schließlich macht er aus lichtschwachen Bildern helle. Doch leider können die Leinwandhersteller die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen. Wenn an einer Stelle mehr Licht zur Verfügung gestellt wird, muss sie an anderer Stelle "abgezweigt" werden. So erreicht eine Gain-Leinwand den in den technischen Daten angegebenen Gain und die damit erhöhte Helligkeit nur in einem Punkt: Direkt im rechten Winkel zur Leinwand, also im Zentrum. Schon leichte Winkelabweichungen sorgen für weniger Licht bei dem Betrachter, zwischen 30° und 40° verliert das Bild bereits die Hälfte dieses Lichtes, (Half Gain Punkt).


Links: Gain 1.0, rechts höherer Gain
Das Licht wird im Zentrum gebündelt


In den Genuss des helleren Bildes kommt man daher nur an einer Sitzposition, maximal an zweien, der Sichtwinkel des Bildes ist stark eingeschränkt. Außerhalb des "Sweetspots" wirkt die Ausleuchtung des Bildes auch sehr ungleichmäßig, eine Hälfte ist stark abgedunkelt. Und selbst in der optimalen Sitzposition zeigen Gain-Leinwände grundsätzlich einen leichten "Hot Spot", d.h. im Zentrum wirkt das Bild leicht aufgehellt. Wie man sieht, bei Gainleinwänden gibt es grundsätzlich auch eine Kehrseite der Medaille.

 

Soweit zu den Grundlagen - wie verwendet man sie nun, um das optimale Leinwandtuch für sich zu ermitteln? Die Tuchwahl ist von anderen Parametern abhängig:

- Raumbeschaffenheit
- Einsatzzweck
- Lichtleistung des Projektors
- Leinwandgröße

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die verschiedenen Tucharten und Empfehlungen, für welche Bereiche sie jeweils am besten geeignet sind:

 

5.1 Die mattweiße Leinwand (Gain ca. 1,0)

Der Klassiker und die mit Abstand am meisten verkaufte Variante ist die mattweiße Leinwand mit einem Gain von 1,0. Wer sich an obige Formeln erinnert wird wissen, dass ein Gain von 1,0 als "neutral" anzusehen ist, das heißt, die Bildhelligkeit auf der Leinwand entspricht genau der Lichtleistung des Projektors.

Warum sind mattweiße Leinwände so beliebt? Die Frage ist leicht zu beantworten: Sie geben ein Bild ohne Kompromisse neutral wieder, indem sie das eingehende Licht einfach reflektieren. Dabei sind sie meist die kostengünstigste Variante. Doch Mattweiß ist nicht gleich Mattweiß und der Gain nicht automatisch 1,0:

 

5.1.1 Matt und Farbneutral

Wie sollte sich eine mattweiße Leinwand im Idealfall verhalten? Wie ihr Name schon sagt sollte sie matt sein (d.h. nicht spiegeln) und möglichst neutral weiß sein. Neutral weiß bedeutet, dass sie eintreffendes Licht komplett reflektiert und keine Spektralanteile absorbiert. Tut sie dies, so hat sie keinen Einfluss auf die Farbdarstellung. In Sachen Farbneutralität können wir Entwarnung geben: Die meisten Modelle, auch günstigere, sind farbneutral. Kein Wunder, wären sie es nicht, würden sie auch nicht weiß, sondern gelblich, grünlich bläulich etc. wirken.

Nicht so perfekt verhalten sich aber viele Billigfabrikate, wenn es um die Eigenschaft "matt" geht. Im Idealfall soll eine solche Leinwand das eintreffende Licht gleichmäßig in alle Winkel abstrahlen. Nur dann ist sie frei von jeglichem Hotspot und schränkt den Betrachtungswinkel der Zuschauer nicht ein. Skizziert sieht dies so aus:


Die Leinwand reflektiert in alle Richtungen gleich stark


Wir haben diesen Anspruch mit einem der Testmuster, die uns DaVision hat zukommen lassen überprüft. Dieses hat dank seiner feinen Oberflächenstruktur das Kriterium "matt" und gleichmäßig Licht streuend perfekt eingehalten, so muss es sein.

Anders sieht es bei manch anderem Fabrikat aus: Ist die Oberflächenstruktur nicht wirklich matt, so fängt die Leinwand an zu spiegeln. Wie muss man sich den Effekt vorstellen? Ganz einfach: Vergleichen Sie einen matten Lack mit einem leicht glänzenden: Aus gewissen Blickrichtungen sehen beide gleich aus, bei leicht schräg einfallendem Licht aber entstehen Glanzpunkte. Was bei Autolack und Möbeln erwünscht ist, stört auf der Leinwand, deshalb Achtung vor zu glatten Tüchern!

 

5.1.2 Reflektierend, nicht durchlässig

Eine Leinwand mit einem Gain von 1,0 soll das Licht möglichst unverfälscht reflektieren. Unverfälscht bedeutet, dass, abgesehen von der beabsichtigten Streuung, das Licht des Projektors ohne große Verluste reflektiert werden soll. Im Idealfall geht gar kein Licht verloren. In der Praxis sieht es meist anders aus. Je nach Tuchdicke gelangt ein gewisser Teil durch die Leinwand und verringert so die Helligkeit des Bildes. Besonders günstige Tücher sind so dünn, dass der Verlust durch Transparenz so groß ist, dass der Projektor sichtbar an Brillanz verliert.

Aber auch bei Qualitätsleinwänden ist ein gewisser Verlust meist unvermeidbar. Streng genommen haben daher die meisten Leinwände nicht den angegebenen Gain von 1,0, sondern leicht darunter. Dies ist nicht weiter tragisch, da sich dieser Verlust im geringen Prozentanteil hält und so vom Auge kaum wahrgenommen wird. Unschön kann es dann werden, wenn hinter der Leinwand sich Wände oder Möbel befinden, die von der Rückseite der Leinwand störend beleuchtet werden.

Mit den uns zur Verfügung gestellten Cadre-Testleinwänden haben wir das Phänomen anschaulich dokumentiert. Wir beleuchten die Vorderseite (Tuch "Vilo") mit einem Bild, einer mattweißen Leinwand entsprechend wird es gleichmäßig und hell reflektiert. Überraschend wird es, wenn man auf die Rückseite der Leinwand blickt:

Im Screenshot oben ist zu erkennen, wie das selbe Bild auch von der Rückseite zu erkennen ist. Zwar ist das Bild deutlich dunkler als auf der Vorderseite, aber es dokumentiert den Teil, der nicht zum Zuschauer reflektiert wird, sondern durch die Leinwand hindurch scheint. Dieses Restlicht kann den Raum hinter der Leinwand zusätzlich beleuchten, ein unerwünschter Effekt.

Aus diesem Grund gibt es wahlweise eine spezielle Rückbeschichtung, die die "Rückprojektion" vollständig abfängt. Nach der ersten Projektionsschicht gelangt das Licht auf die dickere, dunkle Zweitschicht und wird dort absorbiert.

Obige Leinwand wurde zum Zeitpunkt des Fotos von der Vorderseite mit dem selben Bild beleuchtet. Wie man sieht, gelangt kein Licht mehr durch die Leinwand, die Rückseite bleibt absolut dunkel.

 

5.1.3 Empfehlenswerte Einsatzorte für mattweiße Leinwände

Durch ihr diffuses Reflektionsverhalten sind mattweiße Leinwände die "ehrlichsten" am Markt. Sie beeinflussen die Bildqualität nicht, sondern geben genau das wieder, was der Projektor produziert. Außerdem sind sie vollkommen frei von Spiegelungen, ungleichmäßiger Ausleuchtung oder "Hot Spots". Allerdings erhöhen sie die Helligkeit des Bildes nicht und reflektieren nicht nur das Projektionsbild, sondern auch Streulicht aus dem Raum.

Solange der Anwender die Lichtverhältnisse im Raum kontrollieren, sprich den Raum abdunkeln kann, sind mattweiße Leinwände empfehlenswert. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Lichtleistung des Projektors der Leinwandgröße angemessen ist (vgl. Formel oben). Bei aktuellen Digitalprojektoren mit gängigen Lichtleistungen von 300 bis 700 Lumen (bei richtigen Farben) sind Bildbreiten bis zu 3,5m allerdings in der Praxis kein Problem.

Noch besser wird das Ergebnis, wenn der Heimkinoraum dunkel ausgekleidet ist (am besten schwarz) und keinerlei Streulicht mehr provoziert. Dann, und nur dann, wird der volle Kontrastumfang des Projektors in jeder Szene gewährleistet. Ist der Raum hell mit z.B. weißen Wänden, so gelangt trotz kompletter Abdunklung ein gewisses Raumlicht zurück auf die Leinwand.


Die Wände reflektieren das Licht wie eine Leinwand


Wie gerade erwähnt, reflektieren mattweiße Leinwände auch Streulicht im Raum, das in sehr schrägen Winkeln eintrifft. Dadurch gelangt das Streulicht der Wände zurück ins Bild und kann unter Umständen den Kontrast dort vermindern. Dazu ein Beispiel: Viele Heimkinofans kennen die Messmethode des ANSI-Kontrastes, einer speziellen Variante des InBild-Kontrastes, die mit Hilfe eine Schachbretts (schwarze und weiße Felder) gemessen wird. In den technischen Daten eines Projektors ist ein ANSI-Kontrast von z.B. 300:1 angegeben, ein vielversprechender Wert, der eine plastische Wiedergabe von Mischszenen suggeriert.
Misst man nun den ANSI-Kontrast in einem abgedunkelten Raum mit weißen Wänden, so wird man überrascht, in unserem Test blieb gerade einmal 50:1 von dem nativen ANSI-Kontrast von 300:1 übrig. Was passiert?

Das Schachbrett besteht aus weißen und schwarzen Feldern. In unserem Beispiel gibt der Projektor 160 Lux in den weißen Feldern aus, 0,5 Lux in den schwarzen - macht einen Kontrast von ca. 320:1. In einem weißen Raum messen wir aber in den weißen Feldern 163Lux, in den schwarzen Feldern 3Lux. Die schwarzen Felder erscheinen deutlich aufgehellt. Die Erklärung ist einfach: Die mattweiße Leinwand reflektiert das Schachbrett gleichmäßig und diffus, verteilt es sozusagen im ganzen Raum. Die weißen Wände und die Decke verhalten sich aber ähnlich wie die Leinwand, auch sie reflektieren das Bild diffus zurück in den Raum. Ein Teil der Reflektionen landet wieder auf der Leinwand, wo sie erneut reflektiert werden. Dadurch entsteht eine Art Ping-Pong Effekt, der vornehmlich dunkle Elemente im Bild aufhellt, sofern zeitgleich viel helle Elemente im Bild sind, wie bei dem ANSI-Schachbrett.


Die dunklen Felder werden durch Streulicht im Raum aufgehellt

Unser Testraum erzeugt also bei einem weißen Schachbrett ein Streulicht von 2,5 Lux Stärke auf der Leinwand und klaut so dem Projektor Bildplastitizität. Wären die Wände schwarz, würde es kein Streulicht geben, der Inbild-Kontrast wäre höher.

Dies soll aber nicht heißen, dass mattweiße Leinwände für Wohnzimmer nicht geeignet sind. Denn das ANSI-Schachbrett ist kein praxisnahes Testbild. Im normalen Spielfilmbetrieb haben wir es nur sehr selten mit einer derartigen Mischung aus sehr hellen und sehr dunklen Bildelementen innerhalb eines Bildes zu tun. So entsteht in vornehmlich dunklen Szenen à la Star Wars wesentlich weniger Streulicht im Wohnzimmer, die Bildplastizität wird weniger beeinflusst. Mattweiße Leinwände sind empfehlenswert für alle Anwender, die eine möglichst homogene und akkurate Bilddarstellung wünschen, ihren Raum aber komplett abdunkeln können.


Wer ohne bauliche Veränderungen im Wohnzimmer aber den Inbild-Kontrast merklich verbessern will, der kann auf matte, graue Leinwände mit einem Gain von unter 1,0 ausweichen:

 

5.2 Mattgraue Leinwände, Kontrastverbesserung in Wohnzimmern durch reduzierte Reflektion

Zunächst mag die Aussage paradox klingen, wie soll ausgerechnet eine graue Leinwand den Kontrast im Bild verbessern, schließlich reduziert sie doch einfach nur die Bildhelligkeit und die Lichtleistung des Projektors? Diese Feststellung ist richtig. In diesem Zusammenhang machten wir wieder ein Experiment mit einer Cadre-Testleinwand, diesmal mit dem Tuch "Nivo Grey".

Das Nivo-Grey Tuch reduzierte die Helligkeit des Bildes gegenüber der mattweißen Variante um rund 40%. Wer genau sein will muss also bemerken, dass der Gain unter den vom Hersteller angegebenen 0,8 liegt. Durch die Lichtreduktion wird das Bild zwar in einem gewissen Maß dunkler, um das selbe Maß verbessert sich aber auch der Schwarzwert, der On / Off Kontrast bleibt demnach unverändert. Aufgrund der Schwarzwertverbesserung sind graue Leinwände bei "Schwarzwertfetischisten" sehr beliebt. Sie können aber auch in abgedunkelten Wohnzimmern mit hellen Wänden einen weiteren positiven Effekt bewirken:

Wie im letzten Kapitel projizieren wir ein weißes Schachbrett auf die Leinwand mit unserem 300:1 Projektor. Diesmal messen wir in den weißen Feldern eine Helligkeit von 102Lux, in den schwarzen Feldern nur noch 1,2 Lux. Obwohl wir den Raum gegenüber dem letzten Test nicht verändert haben, haben wir den ANSI-Kontrast von 50:1 auf 85:1 gesteigert, um über 60%. Rechnerisch ist dies leicht nachzuvollziehen:

Durch die Helligkeitsreduktion erreichen die weißen Felder eine geringere Helligkeit von 100 Lux. Dadurch gelangt wesentlich weniger Licht in den hellen Raum, als bei der weißen Leinwand. Der Raum wiederum verhält sich nun wieder genauso und reflektiert rund 1,5% zurück auf die Leinwand. Im Falle der mattweißen Leinwand waren dies 2,5 Lux, im Falle des grauen Tuches sind es aber nur noch 1,5Lux. Dieses Licht wird von dem grauen Tuch aber erneut abgemildert um 40% auf rund 0,9Lux. Wie bereits ermittelt erzeugt der Projektor nativ in den schwarzen Feldern 0,5 Lux, die ebenfalls durch das graue Tuch reduziert werden auf 0,3Lux. Addiert man Streulicht und Projektorenlicht, so kommt man in den schwarzen Feldern auf 1,2Lux. Der Schwarzwert verbessert sich dadurch proportional stärker als Weiß an Helligkeit verliert, der InBild-Kontrast wird verbessert.


Erkauft wird der sichtbare Kontrastgewinn durch einen Verlust von Helligkeit, man muss also bei dieser Lösung darauf achten, dass die Projektorenhelligkeit ausreicht, um die Lichtreduktion durch die Leinwand bei einer bestimmten Größe ausgleichen zu können, auch dies ist wieder mit obiger Formel leicht durchführbar. In der Praxis sind Leinwandbreiten von bis zu 2,6m ohne zu große Helligkeitsverluste bei aktuellen Heimkinoprojektoren machbar.

 

5.2.2 Empfehlenswerte Einsatzorte für mattgraue Leinwände

Aus obigen Erkenntnissen wird schnell klar, in welcher Art von Räumen eine mattgraue Leinwand Vorteile bringt: In abdunkelbaren Wohnzimmern mit hellen Wänden, die viel Streulicht provozieren. Hier wird die Bildplastitizität durch eine verringerte Reflektion von Streulicht sichtbar verbessert. "Wohnzimmerkinos" sind sicherlich die häufigste Form von Heimkinos, so sei es jedem Interessent angeraten, sich ein eigenes Bild von den Vorteilen von grauen Tüchern zu machen.

In optimierten Heimkinoräumen mit dunklen Wänden und Decken wird die graue Leinwand die Bildtiefe nicht verbessern, da kein Streulicht entsteht und so der Projektor bereits voll ausgenutzt wird. Aber auch in schwarzen Räumen kann eine graue Leinwand Sinn machen: Sofern es die Lichtleistung des Projektors zulässt, kann eine graue Leinwand den Schwarzwert auf den persönlichen Geschmack des Nutzers angleichen, ohne dass das Bild dabei zu dunkel wird. Auch hier sollte man sich ein eigenes Bild von den Möglichkeiten machen.


In beiden Fällen muss aber dazu gesagt werden, dass darauf geachtet werden sollte, dass das Bild nicht zu viel Helligkeit verliert, so das helle Szenen unglaubwürdig dunkel erscheinen. Graue Leinwände sind daher in Kombination mit lichtstarken Projektoren besonders effektiv.

 

 

5.3 High-Gain Leinwände für Projektionen unter Restlichtbedingungen

Mattgraue und weiße Leinwände reflektieren das Licht der Leinwand diffus, strahlen also in allen Winkeln gleichmäßig ab. Dadurch hängt die machbare Bildgröße allein von der Lichtleistung des Projektors ab. Gleichzeitig "empfangen" matte Leinwände Licht aus allen Winkeln (wie im obigen Beispiel Streulicht) und reflektieren dieses zusätzlich im Bild zum Zuschauer. Gleiches gilt auch für Sonnenlicht in nicht abgedunkelten Räumen: Das zusätzliche Licht wäscht das Bild aus und vermindert den Kontrast auf ein Maß, so dass keine Tiefenwirkung mehr möglich ist.

Wer also in nicht abgedunkelten Räumen gute Ergebnisse erzielen möchte, der kommt um eine High-Gain Leinwand nicht herum. Wie bereits erläutert bündeln diese Leinwände den Lichtstrom des Projektors und konzentrieren ihn auf einen bestimmten Punkt, eine Art Brennpunkt rechtwinklig zur Leinwand.


Gain Leinwand: Die Pfeillänge dokumentiert die reflektierte Lichtstärke

Dies hat zunächst den Vorteil, dass das Bild deutlich heller beim Betrachter ankommt, bei einem Gain von 2,0 doppelt so hell, bei Werten von 3 sogar dreimal so hell. Allein dadurch wirkt das Bild in helleren Räumen schon ansprechender, weil es besser gegen das Sonnenlicht "ankämpft".

Zusätzlich zu der erhöhten Helligkeit haben Gain-Leinwände aber auch den Vorteil, dass sie seitlich eintreffendes Licht besser absorbieren und nicht in Richtung Zuschauer lenken. Dadurch verbessert sich der Inbild-Kontrast, das Bild wirkt räumlich tiefer.

Mit anderen Worten: Es wird hauptsächlich das Projektorenlicht (gebündelt) auf den Zuschauer gelenkt, weniger aber Fremdlicht. Dies klingt zunächst durchweg positiv, doch leider haben High-Gain Leinwände auch sichtbare Nachteile. Der größte Nachteil ist ein deutlich eingeschränkter Sichtbereich: Je höher der Gainwert, desto geringer der Spielraum, in dem der Betrachter sitzen kann. In der Regel können so nur maximal zwei Personen in den Genuss des besseren Bildes kommen, seitlich sitzende Zuschauer müssen mit sehr ungleichmäßiger Ausleuchtung und deutlich weniger Helligkeit leben. Auch kommt an ihren Sitzpositionen mehr störendes Fremdlicht an. Außerdem muss man bei der Positionierung der High-Gain Leinwand darauf achten, dass Sonnenlicht oder andere Lichtquellen keinesfalls direkt auf sie einstrahlen, da sie dann auch dieses Licht gebündelt wiedergibt und ihr Vorteil so zu Nichte gemacht wird. Am besten funktioniert eine Gainleinwand, wenn sie seitlich zum Fenster platziert ist und zudem darauf geachtet wird, dass kein Licht direkt einstrahlt, sondern nur diffuses Raumlicht sie erreicht.

Doch auch an der "perfekten" Sitzposition kann eine High-Gain Leinwand kein absolut homogen ausgeleuchtetes Bild gewährleisten. Technisch bedingt ergibt sich immer ein leichter "Hot Spot", eine geringe Aufhellung des mittleren Bildbereichs. Diese Aufhellung hängt aber stark vom Gainfaktor und dem jeweiligen Fabrikat ab, so dass auch hier der Anwender selbst ermitteln muss, welche Kompromisse für ihn persönlich "zumutbar" sind.

 

5.3.2 Empfehlenswerte Einsatzorte für High-Gain Leinwände

Leinwände mit hohem Gainfaktor sind für diejenigen zu empfehlen, die ihren Projektor vielseitig einsetzen wollen und seinen Gebrauch nicht nur auf die Spielfilmprojektion im abgedunkelten Raum reduzieren wollen. Wer also mit seinem Beamer auch einmal bei Tageslicht Fernsehen oder Sport sehen will, oder ihn multimedial auch für PCs oder Spiele nutzen will, ohne dabei jedesmal im Dunkeln sitzen zu müssen, der erreicht mit einer Gainleinwand die ansprechndsten Ergebnisse. Er muss dabei aber obige Defizite in der Filmwiedergabe in Kauf nehmen.

 


6. Praktische Beispiele zur Wahl der richtigen Leinwand

In den obigen fünf Kapiteln haben wir detailliert erläutert, welche Aspekte alle bei der Planung berücksichtigt werden müssen, um die individuell passende Leinwand für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Dabei wurde deutlich, dass es mal wieder "die eierlegende Wollmichsau" nicht gibt. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile und die persönlichen Schwerpunkte entscheiden.

Von dieser Fülle an Informationen mag sich nun mancher Leser ein wenig überfordert fühlen, aus diesem Grund wollen wir im nächsten Kapitel den Entscheidungsprozess an drei Praxisbeispielen anschaulich verdeutlichen:

 

6.1 Beispiel1: Der Film-Enthusiast mit eigens eingerichtetem Kinoraum

Unser erster Enthusiast möchte keinerlei Kompromisse eingehen: Im Keller hat er extra einen eigenen Raum leer geräumt, in dem sein Heimkino entstehen soll. Nach längerer Beschäftigung mit der Materie wurde klar, dass die besten Ergebnisse erreicht werden können, wenn der Raum kein Streulicht provoziert. Aus diesem Grund hat er die Wände dunkel gestrichen, die Decke ebenfalls dunkel abgehängt und einen dunkelblauen Teppich gelegt. Der Raum ist rechteckig und ohne Fenster, so dass eine Abdunklung nicht notwendig ist. Mit 4m Breite und 5m Länge ist der Raum zudem angemessen groß, eine nahezu ideale Ausgangsbasis.

- Erster Aspekt Raum: Schwarz optimierter eigener Raum, 4m x 5m


Die Raummaße legen eine maximale Bildbreite von 3,5m fest, die der Anwender in diesem Beispiel auch nutzen möchte. Dies hat er vorausschauend beim Projektorkauf berücksichtigt und hat sich für ein Modell mit einer Lichtleistung von rund 800 Lumen bei korrekter Farbdarstellung entschieden.

Da der Raum nur 5m lang ist, sitzt er bei seiner Lösung nur die 1,4fache Bildbreite vom Projektor weg. Bei einem LCD-Projektor könnte dieser Abstand zu gering sein, doch bei seiner verwendeten Technik LCOS ist der Abstand ohne störendes Pixelraster möglich. Auch seine Zuspielung (vornehmlich HDTV und hochwertig skaliertes PAL-Material) lassen eine kurzen Abstand zu.

- Zweiter Aspekt gewünschte Bildbreite: 3,5m unter Ausreizung der Raumgröße und Projektionstechnik


Soweit so gut, nun kommt die Frage des Bildformates. Unser Beispielanwender überlegt sich, welche Art von Bildmaterial in seinem Heimkino am häufigsten auf die Leinwand kommen wird. Als ausgesprochener Filmfreak werden dies zu 90% Spielfilme sein. Musikmitschnitte, TV oder Computer sind für ihn nebensächlich und fallen nicht weiter in die Betrachtung. Bei Spielfilmen möchte er die Möglichkeiten aber ebenfalls ausschöpfen und überlegt, welches Bildformat (16:9 oder 21:9) die bessere Wahl wäre. Er entscheidet sich für 21:9 Cinemascope, da dies das beeindruckendere und mittlerweile auch sehr häufige Spielfilmformat darstellt.

- Dritter Aspekt gewünschtes Bildformat: 21:9 Cinemascope zur optimalen Filmdarstellung


Format und Größe stehen fest, nun kommt die Wahl der Installationsart. Da ein eigener schwarzer Heimkinoraum zur Verfügung steht, ist die Rahmenleinwand erste Wahl. Sie erzeugt echte Kinoatmosphäre, bietet die beste Qualität und ist als 3,5m Cinemascope-Variante ein echter Blickfang, auch ohne Bild.

Da der Anwender bei Spielfilmen keine Kompromisse eingehen will, wählt er eine Multiformat Variante, die mittels seitlicher Maskierung sich auf das 16:9 Format automatisch anpassen kann. Um bei Cinemascope wiederum die maximale Helligkeit und Auflösung zu erzielen, verwendet er eine ISCO-Anamorphoptik.

- Vierter Aspekt Installationsart: Rahmenleinwand mit Maskierungsfunktion


Als letzte Entscheidung steht die Wahl des richtigen Tuches an. Dies ist in diesem Falle recht einfach, da der Projektor in einem eigens optimierten schwarzen Raum arbeitet. Es entsteht kein Streulicht, Tageslichtprojektionen sind ebenfalls nicht beabsichtigt und die Helligkeit des Projektors reicht für die große Leinwand mehr als aus, erstrecht unter Verwendung der Anamorphoptik, die die Bildhelligkeit um 18% steigert. Bei derartigen Voraussetzungen bleibt nur ein mattweißes Tuch als richtige Wahl, da hier die besten Ergebnisse zu erzielen sind.

- Fünfter Aspekt Tuchvariante: Mattweiß für beste Ergebnisse im schwarzen Heimkinoraum

Im Ergebnis kommen wir in diesem ersten Beispiel zu einer 3,5m breiten, Cinemascope Format mit zuschaltbarer Maskierung und mattweißem Tuch. Sie erfüllt die Anforderungen des Kunden, Spielfilme unter optimalen Raumbedingungen im besten Kinoformat darzustellen. Die Projektoreneigenschaften, Raumgröße und die Leinwand bilden eine perfekte Kinoeinheit.

 

6.2 Beispiel2: Der Projektor als universeller Bildwerfer

In unserem zweiten Beispiel setzt der Anwender vollkommen andere Schwerpunkte: Zwar möchte auch er hin und wieder einen Spielfilmabend mit dem neuen Beamer verbringen, doch soll das Gerät auch in der Lage sein, TV und Computer bei nicht abgedunkeltem Raum sichtbar darzustellen. Vor allem die Computeranwendung ist ihm wichtig, da er sehr multimediabegeistert ist und den Projektor zum zentralen Bedienfeld machen will. Einsatzort ist ein Wohnzimmer mit einer Größe von ca. 5m x 5m.

- Erster Aspekt Raum: Helles Wohnzimmer, tagsüber ohne optimale Abdunklung


Der Nutzer möchte es mit der Bildbreite nicht übertreiben, es soll eine Mischung aus sehr großem Fernseher und Kinoprojektion sein. Zudem möchte er möglichst viele Lichtreserven mobilisieren, sein DLP-Enstiegsprojektor erreicht ca. 800 Lumen bei Einhaltung der Videonormen. Am besten zum Raum passt seiner Meinung nach eine Leinwandbreite von 1,8m. Damit ist er sowohl bei der Pixelstruktur als auch Bildhelligkeit im grünen Bereich.

- Zweiter Aspekt gewünschte Bildbreite: 1,8m - ein guter Wohnzimmerkompromiss


Die Bildbreite steht fest, es kommt das Format. Der Anwender plant, den Projektor universell einzusetzen. Er will damit Filme sehen, tagsüber TV schauen und das Gerät auch für diverse Computeranwendungen nutzen. Diese diversen Einsatzgebiete bewirken unterschiedliche Bildformate: 4:3, 16:9 und 21:9, je nachdem. Allerdings ist der Nutzer kein Kontrastfanatiker, so dass er keinen Wert auf einen stets optimal angepassten schwarzen Rahmen legt. Er entscheidet sich für ein 16:9 Format, das einen guten Kompromiss aus den anderen Formaten darstellt.

- Dritter Aspekt gewünschtes Bildformat: 16:9 - das gängige Allround-Format


Da sich der Anwender für eine relativ kleine Leinwand (1,8m) entschieden hat, besteht die Möglichkeit, sie fest an der Wand zu installieren, ohne dass sie das Wohnzimmer im Eindruck zu sehr stört. Sie soll vielmehr wie ein großer Flachfernseher wirken, schließlich ist die Projektion auch weitgehend als Fernsehersatz gedacht. Eine Maskierungsfunktion ist bei dieser Bildgröße und den ohnehin nicht optimalen Raumbedingungen überflüssig, so entscheidet der Nutzer. Wichtiger ist es da, dass die Leinwand sich insgesamt optisch ansprechend im Raum einfügt.

- Vierter Aspekt Installationsart: Optisch ansprechende Rahmenleinwand ohne Maskierungsfunktion


Der Nutzer steht auf dem Standpunkt: Das Heimkino muss sich seinem Raum anpassen und nicht sein Raum dem Heimkino. Deshalb kommt für ihn eine Abdunklung tagsüber nicht in Frage, erstrecht nicht zum TV Schauen oder zur Computernutzung. Die zahlreichen Fenster allerdings sorgen für relativ viel Licht im Raum, da muss ein Kompromiss her. Dieser kann nur in einer Lichtbündelung liegen, es muss also eine Gain-Variante genutzt werden. Mit Hilfe einer Gain Leinwand ist es möglich, das Licht auf die Zuschauercouch zu bündeln, den Kontrast zu erhöhen und mit dem relativ lichtstarken Beamer und der kleinen Leinwand, Fensehhelligkeit zu erreichen.

- Fünfter Aspekt Tuchvariante: High-Gain für beste Ergebnisse im nicht abgedunkelten Wohnzimmer



In diesem zweiten Beispiel kommen wir zu einer komplett anderen Leinwandwahl, diesmal ist es eine 1,8m breite, 16:9 High-Gain Rahmenleinwand. Sie fügt sich im Raum wie ein Flat-TV ein und ermöglicht Projektionen unter Restlichtbedingungen. Andere Anforderungen erfordern wieder eine andere Lösung:

 


6.3 Beispiel3: Das Wohnzimmerkino für gelegentliche Filmabende

In unserem dritten Beispiel soll der Projektor für den abendlichen Spielfilmgenuss sorgen und dabei ein möglichst authentisches Bild erzeugen. Dabei ist der Anwender nicht zu großen Raumkompromissen (wie im ersten Beispiel) bereit, will den Projektor aber auch nicht universell einsetzen (wie im zweiten Beispiel). Es soll vielmehr ein gesunder Kompromiss aus Heimkino und Wohnzimmer werden, denn dort soll der Beamer installiert werden. Das Wohnzimmer ist ca. 6m x 4m groß, es kann bei Bedarf abgedunkelt werden.

- Erster Aspekt "Raum": Helles Wohnzimmer, bei Bedarf ist Abdunklung möglich


Der große Raum ermöglicht auch große Bildbreiten, der Anwender möchte es aber nicht übertreiben, er entscheidet sich für eine gängige Breite von 2,5m. Die Helligkeit seines Projektors und der Sitzabstand sind wie für die Bildgröße gemacht.

- Zweiter Aspekt "gewünschte Bildbreite": 2,5m - nicht zu groß, nicht zu klein


Der Projektor soll für Spielfilmabende genutzt werden. Dabei ist der Kunde unter den gegebenen Bedingungen relativ anspruchsvoll. Er möchte zwar nicht seinen Raum schwarz streichen, aber die Bildqualität soll im machbaren Rahmen doch auf das beste Niveau getrimmt werden. Besonders Kontrast ist für den Anwender wichtig, weshalb er gerne stets den passenden Rahmen um das Bild "sehen" möchte. Er entscheidet sich daher für eine Multiformatlösung.

- Dritter Aspekt "gewünschtes Bildformat": Multiformat zur stetigen Passgenauigkeit an das Filmformat


Multiformatleinwände gibt es als Rahmenleinwände oder elektrische Rollo-Varianten. Bei 2,5m Bildbreite würde eine Rahmenleinwand das Wohnzimmer stören, da fällt die Wahl sofort auf eine elektrisch ausfahrbare Variante. Sie ist tagsüber im Raum nahezu unsichtbar. Doch die möglichen Probleme einer Wellenbildung machen dem Nutzer Sorgen. Daher entscheidet er sich für eine hochwertige Tension-Variante mit Seilzugspannung. Hier ist er für viele Jahre auf der sicheren Seite.

- Vierter Aspekt "Installationsart": Elektrisch herunterfahrbare Multiformatleinwand mit Seilzugspannung


Soweit so gut, nun bleibt die Wahl des Tuches. Da der Nutzer sein Wohnzimmer für die Filmabende abdunkeln kann, verzichtet er auf helligkeitssteigernde Gain-Varianten. Es ist ihm aber klar, dass die hellen Wände je nach Bildinhalt Streulicht provozieren und so den Kontrast des Bildes negativ beeinflussen können. Kontrast und Bildplastizität sind ihm aber besonders wichtig. Den Raum weiter ändern ist allerdings keine Option.

Der Nutzer fängt an zu rechnen: Sein Projektor hat ca. 600 Lumen Lichtleistung, die Leinwandgröße beträgt bei 2,5m Breite ca. 3,5m². Da verbleiben viele Lichtreserven, was eine graue Leinwand als Option möglich macht. Auch wenn er durch sie einen Teil des Lichtes verliert, bleibt das Bild hell genug, um glaubwürdig zu erscheinen. Mit einer grauen Leinwand verbessert er aber den InBild-Kontrast und vermindert Streulichteinflüsse des Raumes. So gelingt es, seinem Schwerpunkt Kontrast entgegenzukommen.

- Fünfter Aspekt "Tuchvariante": Mattgrau für Streulichtminimierung und Kontrastverbesserung


Durch sorgfältige Analyse ist es auch in dem dritten Beispiel gelungen, den individuellen Anforderungen des Nutzers entgegenzukommen. Er erhält im Ergebnis ein großes Bild, die Leinwand kann sich individuell auf jedes Spielfilmformat anpassen. Dadurch wird das subjektive Kontrastempfinden verbessert. Zudem verbessert das graue Tuch in dem Raum mit hellen Wänden auch objektiv die Bildtiefe. Last but not least ist die elektrische Leinwand bequem per Fernbedienung im Rollkasten zu verstecken, so dass tagsüber nur wenig von der Heimkinoinstallation zu sehen ist.

 

7. Fazit

Dieses ausführliche Special macht deutlich , dass die Leinwand nicht nur ein "notwendiges Übel" ist, das möglichst stiefmütterlich behandelt werden sollte. Stattdessen handelt es sich um eine der wichtigsten Komponenten der Heimkinokette, die ein gewissenhaftes Maß an Planung voraussetzt. Zieht man alle relevanten Aspekte und die persönlichen Bedürfnisse als Grundlage heran, so ist es möglich, durch die Leinwand die Qualität der Projektion optimal und individuell anzupassen.

Am besten ist es, wenn man das geplante Heimkino als eine Einheit betrachtet und alle Komponenten (Projektor, Leinwand, Raum) beim Kauf aufeinander abstimmt. Dazu ist es ratsam, fachlichen Rat einzuholen. Es empfiehlt sich, die verschiedenen Ausführungen und Tuchvarianten mit eigenen Augen zu vergleichen, denn die Auswahl ist schier unbegrenzt.


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Beherzigt man obige "Spielregeln", so wird man mit einem unvergleichlichen Heimkinoerlebnis ohne Kompromisse belohnt, das einem viele Jahre Freude bereitet. Und dabei geht es schließlich bei einem der schönsten Hobbies, die man haben kann...


Abschließend bedanken wir uns noch einmal bei der Image Vertriebs GmbH für die tatkräftige Unterstützung dieses Know-How-Specials.

Mit freundlicher Unterstützung der

Image Vertriebs GmbH

 

25. April, 2007, Ekkehart Schmitt