Das große Cine4Home Experiment: Tageslicht-Projektion in neuen Dimensionen |
Es ist doch möglich: Sehr guter Schwarzwert und hoher Kontrast |
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Wenn man in einem nicht abgedunkelten Raum projizieren möchte, begegnet man dem Hauptphänomen, dass es kein "schwarz" gibt. Schwarz ist die Abwesenheit von Licht, man kann es nicht projizieren. Aber in einem hellen Raum gibt es eben keine Abwesenheit von Licht. Das Dunkelste, was man auf der Leinwand folgerichtig erzeugen kann, ist die Helligkeit der Leinwand bei ausgeschaltetem Beamer, und das ist in der Regel weiß. Um nun das Auge zu täuschen, greifen viele zu Projektoren mit extrem hoher Lichtleistung. Man versucht demnach, mit noch mehr Licht gegen das Sonnenlicht anzukämpfen und so das menschliche Auge so zu täuschen, dass das Grundweiß der Leinwand im Bild dennoch schwarz erscheint, weil das restliche projizierte Bild noch viel heller ist. Das Licht des Beamers addiert sich auf die Grundhelligkeit des Raumes und der Leinwand.
Helle Bilder werden so sehr ansprechend, das Grundproblem bei Nachtaufnahmen ohne starke Kontraste bleibt aber erhalten, wenn auch in abgeschwächter Form. Denn auch eine Gainleinwand ist eher hell und kann kein schwarz erzeugen. Zudem handelt man sich das Problem des eingeschränkten Betrachtungswinkels ein. Denn durch die Lichtbündelung kann man aus schrägen Winkeln kein Bild sehen, denn dahin wird es schlicht nicht reflektiert!
Dies alles macht Tageslichtprojektionen mit Gainleinwänden auch mehr oder weniger stark kompromissbehaftet und erfüllt keine High-End Ansprüche. Zudem gelten die zusätzlichen Einschränkungen bei Hotspot und Betrachtungswinkel auch bei abgedunkelten Räumen, so dass man auch abends in dunklem Heimkino mit Gainleinwänden nur mäßige Bildergebnisse erreicht. In Anbetracht der hohen Preise solcher Leinwände ist diese Lösung im Heimkino nicht wirklich empfehlenswert. Wir wollen daher einen ganz anderen Ansatz verfolgen.
Wie bereits erläutert ist das Problem in nicht abgedunkelten Räumen der Schwarzwert. Schwarz ist bei herkömmlichen Leinwänden nicht dunkel, sondern weiß. Wie kann man das Problem lösen? Als Ausgangspunkt betrachten wir herkömmliche Fernseher oder Computermonitore. Sie haben auch in hellen Wohnzimmern kein Problem damit, dunkle Bilder mit hohem Schwarzanteil darzustellen. Bei ihnen ist Schwarz wirklich dunkel. Wie ist das möglich? Die Antwort auf diese Frage ist trivial: Die Bildschirme sind in ausgeschaltetem Zustand nicht hell oder gar weiß, sondern dunkelgrau oder schwarz. Der eine oder andere Leser mag sich an alte Fernseher erinnern, deren Röhre eher grau als schwarz war, auch sie hatten Defizite in kontrastschwachen, dunklen Bildszenen. Doch in den 80ern und 90ern führten die Hersteller werbewirksam die "Black Line" oder "Black Matrix" Bildröhren ein, die nativ sehr dunkel oder gar schwarz erschienen. Eine schwarze Bildröhre erlaubt einen hohen Grundkontrast. Auch bei aktuellen Flat-TVs mit LCD- oder Plasma- Technologie bleibt dieses Prinzip erhalten, sie sind im abgeschalteten Zustand möglichst dunkel. Je näher an Schwarz der Grundzustand ist, desto besser die Kontrastmöglichkeiten in hellen Wohnzimmern. Diesen einfachen Ansatz wollen wir für unser Experiment übernehmen. Bei der Großbildprojektion ist unsere Bildfläche die Leinwand. Wenn wir uns nun nicht einer weißen Leinwand bedienen, sondern einer dunkelgrauen oder fast schwarzen, so ist unser Schwarzwertproblem behoben.
3. Hell ist nicht gleich hell Wenn wir uns in einem Raum bei Tagseslicht umsehen, so erscheint alles mehr oder weniger gleichmäßig hell. Doch mit was für Lichtmengen haben wir es im Alltag eigentlich zu tun? Antwort gibt ein gutes Luxmeter:
Ist es draußen dunkel und wir beleuchten einen Raum, z.B. das Wohnzimmer, mit herkömmlichen Glühbirnen, so bestätigt das Messinstrument eine sehr moderate Lichtstärke, zwischen 40 und 150Lux je nach Positionierung des Messkopfes ermitteln wir. Im nächsten Schritt messen wir die Lichtmenge an einem gut beleuchteten Arbeitsplatz, unter den typischen Arbeits-Deckenbeleuchtungen mit Leuchtstoffröhren. Ca. 500 Lux haben wir auf dem Schreibtisch, so wird es übrigens nach Arbeitsrichtlinien auch empfohlen. Jetzt gehen wir über in einen mit Tageslicht beleuchteten Raum: Hier hängt die Lichtmenge von der Witterungslage (bewölkt / klar) und der Tageszeit (Mittagssonne, Nachmittag etc.) ab. Die Schwankungen im Licht sind überraschend: Tiefer im Raum messen wir zwischen 200 und 300 Lux, in Nähe zum Fenster zwischen 800 und 1300 Lux und in unmittelbarer Nähe bis zu 3000Lux und mehr!! Innerhalb eines Raumes haben wir es mit Helligkeitsunterschieden bis zu einem Faktor 15 zu tun. Umso faszinierender ist es dabei, dass unser Auge diese Helligkeitsschwankungen in der Wahrnehmung ausgleicht und uns diese Unterschiede kaum auffallen. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass unser Helligkeitsempfinden nicht linear, sondern logarithmisch arbeitet. Das heißt, dass die objektiv doppelte Helligkeit uns nicht doppelt so hell erscheint. Wirklich hell wird es, wenn wir vor der Tür messen: Zwischen 10,000 und 100,000(!) Lux produziert unsere Sonne an einem Sommertag. Es ist leicht einzusehen, dass kein Projektor der Welt, egal mit welcher Leuchtkraft, gegen derartige Lichtmengen ankommen kann. Eine Projektion in direktem Sonnenlicht ist einfach mit einer Frontprojektion nicht möglich. Doch wir beschäftigen uns ja mit Wohnzimmerprojektionen: Welche Helligkeit brauchen wir, damit das Bild nicht zu dunkel im Vergleich zur Umgebung erscheint? Wir mitteln unsere Messergebnisse im Wohnraum und kommen auf eine Helligkeit von ca. 500 Lux. Hieran orientiert sich unser Auge in normalen Tageslichträumen und wenn es uns gelingt, das projizierte Bild auf einem ähnlichen Niveau zu halten, so erscheint es uns nicht zu dunkel, sondern harmonisch mit der Umgebung. Lässt sich dies realisieren? In einem herkömmlichen Heimkino haben wir es meist mit Lichtleistungen der Projektoren um 600 Lumen zu tun, bei Bildbreiten von 2m bis 2,5m. Dies ergibt ca. 170Lux auf der Leinwand, etwas mehr als unsere herkömmliche Raumbeleuchtung. Die Helligkeit ist also vergleichbar und reicht daher nicht, um im nicht abgedunkelten Tageslichtraum eine ansprechende Lichtleistung zu gewährleisten, schon gar nicht in Verbindung mit einer herkömmlichen, mattweißen Leinwand. Vermindern wir die Bildgröße auf 1,5m, kommen wir auf ca. 460 Lux, doch nur in Verbindung mit einer weißen Leinwand. Für helle Szenen reicht dies, aber in dunkeln Szenen erkennt man so gut wie keine Details. Es steht also schon jetzt fest: Mit herkömmlichen Heimkinobeamern kommen wir nicht weiter, wir brauchen etwas wirklich "starkes":
Recherchen ergeben schnell, dass die maximale Lichtleistung, die man derzeit mit "vertretbar" kompakten Projektoren erreichen kann, bei ca. 6000 Lumen liegt, wir werden entsprechende Modelle in Zukunft vorstellen. Dies ist also das derzeitig technisch machbare Maximum in den eigenen vier Wänden. 6000 Lumen ist unsere Ausgangsbasis, jetzt müssen wir ermitteln, wie hell das Bild auf der Leinwand minimal sein muss, um nicht zu dunkel zu erscheinen. Unsere obige Messreihe hilft dabei: Wir haben festgestellt, dass die durchschnittliche Helligkeit in nicht abgedunkelten Räumen 500 Lux beträgt. Wenn unser Kinobild ebenfalls eine solche Helligkeit aufweist, ist es nicht dunkler als seine Umgebung, passt sich gut an und wirkt keinesfalls zu dunkel.
Die Lichtleistung des Projektors von 6000Lumen ist konstant und verteilt sich gleichmäßig über das gesamte Bild. Je kleiner die Fläche des Bildes, desto heller ist die Projektion. Das Phänomen lässt sich gut mit einem Vergleich erklären: Wenn wir ein Liter Wasser in ein kleines Gefäß geben, so steht das Wasser sehr hoch. Wenn wir es aber in ein großes Becken schütten, z.B. in eine Badewanne, so ist kaum der Boden bedeckt.
Für unser Experiment müssen wir daher einen Kompromiss wählen: Zu klein soll das Bild nicht sein, denn dann verliert das Heimkino seinen Reiz, zu groß darf es aber auch nicht sein, denn dafür fehlt uns die Lichtleistung im Beamer. Wir entscheiden uns für eine Breite von 1,7m, denn dies liegt noch weit über der Breite der Fernseher. Würden wir mit 6000 Lumen bei einer Bildbreite von 1,7m auf eine mattweiße Leinwand projizieren, so hätten wir eine Helligkeit von 3750 Lux. Wie bereits oben erläutert brauchen wir aber nur reale 500Lux, nur rund ein Achtel! Dies ist gut, denn es gibt uns viel Spielraum, Licht durch eine dunkle Leinwand zu "verschenken". Für unser Experiment wählen wir eine dunkelgraue Photopappe:
6. Das Experiment und die Ergebnisse Wir halten den Versuchsaufbau fest: Als Projektor nehmen wir ein beonders lichtstarkes Gerät, das mit 6000 Lumen und kompakten Abmessungen theoretisch in einem Wohnzimmer integrierbar wäre. Als Leinwandtuch wählen wir 85% Grau und als Bildbreite 1,7m. Wir bauen alle Komponenten entsprechend auf. Schon vor dem Anschalten des Projektors wird deutlich, dass die Experimentalleinwand einen sehr guten Schwarzwert erlaubt: Selbst bei eingeschalteter Raumbeleuchtung ist der Schwarzwert wirklich dunkel.
Nun wird es spannend: Wir projizieren eine bewusst schwierige Weltraumszene mit viel Schwarzanteil und schalten die Raumbeleuchtung an.
Jetzt verbleibt zu überprüfen, ob die Lichtleistung hoch genug ist, um Tageslichtszenen glaubwürdig hell erscheinen zu lassen. Ist das Bild so hell wie die Umgebung, oder verliert es zu sehr an Leuchtkraft?
Um ein Verschwinden von dunklen Details auf der dunklen Leinwand zu verhindern, kann man das Gamma des Projektors im unteren Bereich anheben. Je nach Modell und Austattung bieten hier verschiedene Modelle unterschiedlich gute Anpassungsmöglichkeiten.
Unser Experiment beweist: Auch in nicht abgedunkelten Räumen ist eine Projektion mit hervorragendem Schwarzwert möglich. Es gelten aber gewisse Regeln, die man einhalten muss. Hier die wichtigsten Grundgesetze:
- Lichtverhältnisse messen
- Begrenzte Leinwandgröße
- Gardinen
Sie ist also doch möglich: Die kontraststarke Bildprojektion in nicht abgedunkelten Räumen. Die Vorteile gegenüber herkömmlichen Gainleinwänden sind zahlreich:
- Mehr Kontrast - Keine unangenehm übetriebene Helligkeit in Tageslichtszenen - Kein eingeschränkter Sichtwinkel - Kein Hotspot
Die Mittel zur Realisierung unseres Projektes sind dabei überraschend einfach: Eine dunkelgraue Leinwand mit einer Lichtabsorption von ca. 85%, sowie ein lichtstarker Projektor mit über 5000 Lumen. Besonders die dunkle Leinwand stellt derzeit ein Problem dar, da es keine solchen Modelle auf dem Markt gibt. Ein Eigenbau mit entsprechenden Stoffen sollte aber zumindest als Rahmenleinwand nicht unmöglich sein. Beim Projektor sollte man auf keinen Fall den Fehler machen, den Herstellerangaben bzgl. der Lichtleistung zu vertrauen. Oft werden maximale Weißwerte nur mit "faulen" Tricks erschummelt. Nicht geeignet sind sogenannte Präsentationsbeamer, die man für kleines Geld erstehen kann. Sie haben zu große Defizite in der Farbdarstellung, um höhere Ansprüchen zu erfüllen. Erst hochwertige Beamer ab €2000.- bieten genügend Leistungsreserven, um viel Licht mit guten Farben und hohem Kontrast zu kombinieren.
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