ANSI Kontrast vs. ON / OFF Kontrast,
ein Experiment
Wovon hängen Bildtiefe und Schärfe wirklich ab?
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Einer der wichtigsten Aspekte einer jeden Bildprojektion ist die Plastizität bzw. der Kontrast. Von ihm hängt es ab, wie natürlich und wie "tief" der Bildeindruck beim Betrachter erscheint. Dementsprechend vieldiskutiert ist das Thema auch, seitdem es Heimkinoprojektoren gibt. Gerade bei den Digitalprojektoren hat es lange gedauert, bis der Kontrast ein wirklich gutes Niveau erreicht hat, eigentlich ist dies erst in den letzten zwei Jahren gelungen.

Doch wie untersucht man den Kontrast eines Bildes angemessen, wie kann man die Bildtiefe in Zahlen ausdrücken, ist dies überhaupt für alle Bildszenen möglich? Bereits vor drei Jahren sind wir in einem Know-How-Special auf das Thema Kontrast ausführlich eingegangen:

 


1. Kontrastangaben, die Grundlagen

Wir beginnen mit dem sogenannten "On / Off - Kontrast", wie er in den technischen Daten eines jeden Projektors auch immer angegeben wird. Dieser definiert das Verhältnis vom dunkelsten bis zum hellsten Signalpegel, den ein Projektor darstellen kann. Wenn bei 800 Lumen Lichtleistung zwei Lumen Restlicht bei Schwarzdarstellung projiziert werden, liegt der Kontrast bei 800/2 , also 400:1. Um zu verdeutlichen, wie sich der Kontrastwert auf das Bild auswirken kann, hier ein schönes Beispiel: (Bei einem Vergleich der Bilder ist der Einfluss des aktuell verwendete Ausgabemediums -Bildschirm oder Ausdruck- zu beachten!)

Das Original, ein Sonnenuntergang unter Bäumen. Das Bild hat räumliche Tiefe, es wirkt natürlich.

 

Die selbe Szene dargestellt in einem Kontrastverhältnis von 100:1. Die dunklen Partien (Bäume im Vordergrund) wirken grau und ausgewaschen. Das Bild wirkt insgesamt flau, wie ein schlecht belichtetes Foto.

Bei einem Kontrastverhältnis von 300:1 erscheinen die Bäume schon etwas dunkler. Das Bild gewinnt ein wenig an Tiefe und Natürlichkeit. Allerdings ist die Qualität gegenüber dem Original noch deutlich eingeschränkt.

Kontrast 1000:1, hier sind die dunklen Partien bereits wirklich nahe an schwarz. Das Bild wirkt natürlicher und plastischer, der Unterschied zum Original ist verringert..
An dieser Stelle ist wichtig zu wissen, dass hoher Kontrastwert allenfalls die Voraussetzung für ein plastisches Bild stellt. Zwischen dem dunkelsten und hellsten Bildtönen liegen die Abstufungen mit projektorspezifischen Intensitäten. Schafft der Projektor es nicht, alle Abstufungen im Bild klar differenziert mit hoher Intensität abzubilden, wirkt das Bild trotz gutem Kontrastwert flach und teilweise sogar flau. Wir sprechen hier also von "Zeichnung" im Bild. Selbst neueste Projektoren mit Kontrastwerten über 2000:1 haben teilweise Schwierigkeiten in dunkleren Bildbereichen so zu differenzieren, wie sehr gute analoge Röhrengeräte es können. Dies liegt, je nach Technik, an der geringen Signalverarbeitungs-Bandbreite von 8 Bit pro Farbe (auch wenn in den technischen Daten oft mehr angegeben ist). Im Bild äußert sich dies folgendermaßen: Der Projektor zeichnet ein sehr gutes absolutes schwarz, zeigt dann aber Schwarzdetails über dem absoluten Schwarz meist unzureichend dunkel und mit bauartbedingten Artefakten wie Bildgrieseln und Solarisation. Hier wird Bildinformation unterschlagen. Der optische Eindruck ist aber je nach Gerät weniger schlimm, als es in der Beschreibung klingt. Dem Laien wird diese Sache definitiv nicht einmal auffallen. Echte Bildfreaks sollten aber wissen, dass diese Probleme selbst in der neuesten Generation von Projektoren nicht selten noch vorhanden sind.


Soweit zum "On / Off Kontrast", doch es gibt noch ein weiteres Kontrast-Kriterium, den sogenannten "In Bild Kontrast". Der Inbildkontrast wird nicht selten mit dem ANSI-Kontrast verwechselt, da dieser eine offizielle Messmethode eines Inbildkontrastes darstellt, diesen aber keinesfalls allgemeingültig beschreibt! Inbild bzw. ANSI Kontrast beschäftigen sich mit dem darstellbaren Helligkeitsunterschied, der innerhalb eines Bildes möglich ist. Durch diverse Faktoren fällt dieser Kontrast in jedem Fall deutlich geringer aus, als der On / Off Kontrast, der mit verschiedenen Testbildern gemessen wird (hintereinander schwarz und weiß).

Der ANSI-Kontrast wird mit Hilfe eines Schachbrettmusters ermittelt: Man misst die Helligkeit aller schwarzen Felder und setzt sie in Bezug zur Helligkeit aller weißen Felder.


Weiß und schwarz wird innerhalb eines einzigen Bildes gemessen

 

Bei aktuellen Heimkinoprojektoren liegt der gemessene Kontrast in diesem Testbild zwischen 250:1 und 600:1, je nach Projektionstechnik. Dies sind im Vergleich zum On / Off Kontrast überraschend geringe Werte, doch ist dies tatsächlich so tragisch? Nein, denn: Bei hellen Bildern ist ein tiefer Schwarzwert recht uninteressant, da das menschliche Auge hier auch hohes Restlicht in dunklen Bildbereichen (Person im Sonnenlicht mit schwarzer Jeans) als tiefes schwarz "adaptiert", dazu ein Beispiel, wie schnell sich das Auge täuschen lässt in Bezug auf die wirkliche Helligkeit einer Bildpartie. So kann man sich gut vorstellen, dass bei unterschiedlichen Szenen ein und derselbe Schwarzpegel einmal schwarz und einmal grau aussehen kann:

Feld "A" im hellen Bereich des Bildes wirkt deutlich dunkler als Feld "B" im Schatten der Säule. Doch tatsächlich haben die beiden grauen Felder (A/B) genau die gleiche Helligkeit, die selbe Farbe, es sieht nur so aus als sei Feld A viel dunkler als Feld B.

Hier der Beweis:

 

In dunklen Passagen dagegen wird das Auge für Restlicht sehr empfindlich, hier punktet der Projektor mit höherem On / Off Kontrast deutlich gegenüber dem Projektor mit hohem ANSI-Kontrast. An obigen Beispielen erkennt man bereits leicht, dass Behauptungen wie "Ab einem On / Off Kontrast von xxxx:1 ist der ANSI Kontrast wichtiger" oder "Nur der ANSI Kontrast beschreibt die Bildtiefe / Plastizität" oder "Alleine der On / Off Kontrast zählt" alle in die Welt der Märchen gehören, dennoch aber auch von angeblich erfahrenen Heimkinoenthusiasten aus falschem Verständnis heraus immer wieder propagiert werden.


Wie wichtig ist nun das Zusammenspiel aus On / Off Kontrast und ANSI-Kontrast, und wie hoch ist der tatsächlich resultierende INBILD-Kontrast bei verschiedenen Projektoren? Auch wir haben dafür keine Faustformel und wollen uns diesem Thema in diesem Special mit einem einfachen praktischen Experiment nähern. Dieses Experiment dient lediglich als Auftakt verschiedener Specials zu diesem Thema und sollte daher auch nicht als offizielle Methode angesehen werden. Es soll vielmehr zum Nachdenken anregen, wie man die Bildtiefe von Projektoren in Zukunft tatsächlich objektiv ermitteln kann.

 


2. Das Experiment

Für unser Experiment suchten wir uns zufällig verschiedene Realbilder, wie sie in ihrer Konstellation oft in Spielfilmen vorkommen. Alle Bilder haben gemeinsam, dass sie sowohl weiße als auch schwarze Bildelemente beinhalten, allerdings in unterschiedlichsten Verteilungen.

Als Testprojektoren suchten wir uns bewusst zwei Modelle mit verschiedenen Kontrastdaten aus: Ein Projektor mit hohem ON / OFF Kontrast und moderatem ANSI-Kontrast, ein Modell mit hohem ANSI-Kontrast, aber moderatem ON / OFF Kontrast.

Dazu nahmen wir uns einen LCOS-Projektor mit einem On / Off Kontrast von 4000:1 bei einem ANSI-Kontrast von "nur" 250:1. Der Gegenspieler, ein DLP-Projektor, bietet den doppelten ANSI-Kontrast (500:1), aber nur den halben On/Off-Kontrast (2000:1). Welcher Projektor wirft nun tatsächlich mehr Bildplastizität auf die Leinwand, der mit dem doppelten ANSI-Kontrast, oder der mit dem doppelten On/Off Kontrast?

Um dies zu ermitteln haben wir einfach den Kontrast innerhalb unserer Realbilder mit einem genauen Sensor gemessen, genauso wie bei dem Schachbrett-Testbild. Der Testraum war absolut schwarz und hatte keinen messbaren Einfluss auf die Kontrastmessungen. Beide Projektoren waren in Helligkeit und Gamma aufeinander abgestimmt, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Die Ergebnisse im einzelnen:

 

2.1 Milchstraße

Wir beginnen mit einer typischen Weltraum-Szenerie: Auf schwarzem Hintergrund häufen sich zahlreiche helle Sterne, im Mittelpunkt ist das Bild weiß.

Schon ohne Messinstrumente war das Ergebnis für die Augen klar: Der DLP-Projektor mit dem höheren ANSI-Kontrast zeigte das Bild sichtbar plastischer, als der LCOS-Projektor. An zwei Messstellen haben wir dies überprüft:

Wir maßen den Kontrast zwischen Zentrum (weiß) und schwarzem All: Während der LCOS Projektor in diesem Bild nur ein Viertel seines On/Off Kontrastes ausnutzen kann (ca. 1200:1) schöpft der DLP Projektor fast sein gesamtes Potenzial aus, sage und schreibe 1900:1 erreicht dieser. Dementsprechend dreidimensionaler wirkt das Bild, der Punkt geht also an den Projektor mit höherem ANSI-Kontast.

 

2.2 Garten in der Dämmerung

Als zweites Testbild suchten wir ein Bild aus, wie es viele Leute jeden Abend sehen können, wenn sie aus dem Fenster gucken: Ein Garten, der im Abendlicht die ersten Schatten wirft.

Auch hier befinden sich weiße und schwarze Teile im Bild, allerdings mit einem größeren Abstand, als im Bild zuvor, die Konstellation ist eine andere.

Diesmal dreht sich das Ergebnis um, der LCOS Projektor erzielt auf einmal mehr subjektive Bildplastizität. Die Messwerte bestätigen dies: Der LCOS-Vertreter erreichte hier 1600:1, deutlich mehr als bei der Milchstraße, der DLP nur 1050:1. Besonders das geringe Ergebnis des DLP-Projektors überraschte uns, da das Bild oben eher erwarten ließ, dass hier ein hoher ANSI-Kontrast von Vorteil sein könnte. Aber die Praxis zeigt: Die großen Schwarzpartien favorisieren den Projektor mit dem höheren On/Off Kontrast.

 

2.3. Landschaftsaufnahme mit Bäumen und Schatten

Von ganz anderer Natur ist unser drittes Testbild, es zeigt eine typische Landschaftsaufnahme. Besonders ist hierbei, dass fast die gesamte obere Bildfläche nahe an Weiß ist, während die dunklen Partien sich im unteren rechten Bildteil konzentrieren.

Eigentlich erscheint dies wie ein Bild, bei dem der hohe ANSI-Kontrast sich bezahlt machen müsste. Per Auge war zwischen den Bildern der beiden Projektoren aber kein großer Unterschied auszumachen, verblüffend.

Wir messen wieder an zwei Stellen ein Kontrastverhältnis und das Ergebnis überrascht: 650:1 erreicht der LCOS-Projektor in dieser Konstellation, 540:1 der DLP-Projektor trotz höherem ANSI. Offensichtlich gleicht der On/Off Kontrast hier den Inbild Kontrast aus, obwohl viele Partien eher hell sind. Für das Auge sind die Unterschiede in dieser Szene marginal.

 

2.4 Park bei Tag

Unser viertes Testbild beinhaltet nur wenig dunkle Partien. Bis auf einen Bach im Schatten ist das gesamte Bild hell und voller Farben. Es wäre überraschend, wenn hier der On/Off Kontrast punkten könnte.

Der DLP-Projektor wirkte hier per Auge plastischer, die Kontraste wurden stärker herausgearbeitet. Der Eindruck war insgesamt realistischer, weniger wie eine Reproduktion.

Auch die Messungen geben den Punkt an den DLP-Projektor mit mehr ANSI-Kontrast. 750:1 erreicht unser LCOS Projektor an den eingezeichneten Messpunkten, 1130:1 der DLP-Kontrahent. Die unmittelbare Nachbarschaft von hellen und dunklen Bereichen favorisieren den höheren ANSI-Kontrast.

 

2.5 Wolken mit Wiese

Wiederum eine ganz andere Konstellation zeigt unser nächstes Testbild: Hier gibt es überwiegend halbdunkle Bildelemente, schwarz und weiß ist kaum zu finden.

Auch in diesem Bild befinden sich helle und dunkle Elemente in unmittelbarer Nachbarschaft, was einen Gewinn des DLP-Projektors mutmaßen lässt. Per Auge war aber kaum ein Unterschied zu erkennen.

Auch messtechnisch waren die Ergebnisse fast gleich, 120:1 beim LCOS-Projektor, 150:1 bei der DLP-Variante. Per Auge ist dieser Unterschied nicht merkbar, es handelt sich nahezu um ein Unentschieden.

 

2.6 Stadion bei Nacht

Ein ganz anderes Bild nun in dieser Messung: Helle Scheinwerfer beleuchten ein Football-Stadion bei Nacht. Hier ist ein großer Schwarzanteil im Bild, der dem On/Off Kontrast zugute kommen könnte.

Misst man den Kontrast im Weiß der Scheinwerfer und im Schwarz des Himmels, so wird dieser Verdacht bestätigt, der LCOS gewinnt mit 830:1 gegenüber dem DLP mit 630:1.

Anders sieht es aber aus, wenn man Schwarz nicht im Himmel misst, sondern zwischen hellen Partien, sprich beim Publikum.

An dieser markanten Stelle entscheidet der DLP Projektor die Messergebnisse nun für sich: 590:1 gegenüber 320:1 des LCOS-Projektors. Dieses Beispiel zeigt: Die Bildplastizität kann innerhalb eines einzigen Bildes regional schwanken, ein allgemeingültiger Wert ist nahezu nicht anzugeben. Dieser Umstand macht die Untersuchung der Materie noch schwerer.

 

2.7 Straße bei Dämmerung

Im nächsten Bild untersuchen wir eine typische Straßenszene in der Dämmerung, die Laternen beleuchten die dunklen Straßen.

Der große Schwarzanteil spricht für den On/Off Kontrast, aber viele helle Elemente unterbrechen die Dunkelheit. Per Auge ist kein Unterschied sichtbar.

Die Messergebnisse bestätigen den Seheindruck, beide Projektoren erreichen an den Messstellen rund 900:1. An solchen Ergebnissen erkennt man übrigens auch, wie wenig aussagekräftig der absolute ANSI-Kontrastwert ist, denn in vielen normalen Bildszenen ist der InBild-Kontrast deutlich höher, als bei dem Schachbrett.

 

2.8 Straße bei Nacht (1)

In der nächsten Szene wird es dunkler, diesmal betrachten wir eine Straßenszene bei Nacht. Auch hier wechseln sich sehr helle und sehr dunkle Bildpartien ab.

Obwohl wir in der großen dunklen Fläche messen, fällt das Ergebnis erneut unentschieden aus: Rund 1350:1 erreichen hier sowohl der LCOS- als auch der DLP-Projektor.

Es ist interessant zu beobachten, wie nahe die Geräte hier beieinander sind, trotz ihrer grundlegend unterschiedlichen Eigenschaften.

 

2.9 Straße bei Nacht (2)

Jetzt wird es noch dunkler: Mehr Schwarzanteil, weniger Straßenbeleuchtung sorgen für weniger Streulicht im Bild.

Diesmal scheint der On/Off Kontrast seine Stärken ausspielen zu können, in den großen dunklen Partien wirkt das Bild des LCOS-Projektors schwärzer. Per Auge verliert der DLP hier durch einen subtilen Grauschleier.

Messtechnisch fällt das Ergebnis zu Gunsten des LCOS-Beamers aus, aber nicht so groß, wie man vermuten mag: Er erreicht in dieser Szene einen Kontrast von rund 1400:1, während der DLP auf 1250:1 kommt. Die große zusammenhängende schwarze Fläche scheint den Unterschied also für das Auge subjektiv zu verstärken.

 

2.10 Innenstadt bei Nacht

Genug von Straßen, nun betrachten wir eine stimmungsvolle Aufnahme einer Brücke, allerdings wieder im Dunklen.

Die Bildkonstellation wirkt ähnlich wie bei den vorangegangen Straßenszenen, es gibt aber größere mittelhelle Flächen, wie z.B. die gemauerte Brücke. Nach den bisherigen Ergebnissen erwartet man nun wieder ähnliche Ergebnisse, doch weit gefehlt: Die Szenerie kommt dem LCOS Projektor so zu gute, dass er sage und schreibe 1700:1 Kontrast erreicht.

Der DLP-Projektor erreicht trotz doppeltem ANSI-Kontrast nur 1100:1. Auch für das Auge ist der Unterschied in der Bildplastizität deutlich. Es zeichnet sich ab: Je dunkler eine Szene ist und je mehr Durchzeichnung erforderlich, desto besser für den Projektor mit höherem On/Off-Kontrast. Noch einmal zur Erinnerung: Beide Projektoren waren in ihrem Gamma gleich auf 2,2 abgestimmt.

 

2.11 Dunkle Seitenstraße

Wir bleiben bei halbdunklen Szenen, diesmal eine enge Seitenstraße. Allerdings ist hier ein Teil des Bildes hell erleuchtet.

Überraschender Weise ergibt sich hier ein großer Unterschied zwischen den Projektoren: Wieder erzielt der Projektor mit dem höheren On / Off Kontrast einen wesentlich höheren Kontrast (1600:1), als der mit dem hohen ANSI-Kontrast (1000:1)

 

2.12 Grünes Gebirge

Abschließend betrachten wir noch einmal ein farbige Szene, mit vielen Helligkeitsstufen mittlerer Intensität. Es gibt aber auch helle und dunkle Bereiche.

Hier wiederum halten sich beide Beamer die Waage: Beide Projektoren erreichen in dieser Szene einen Kontrast von rund 830:1 an den Messstellen.

 


3. Zwischenfazit: ANSI Kontrast ist nicht gleich InBild-Kontrast

Wie sind obige Messergebnisse nun zu bewerten? Wie bereits erwähnt sind die Tests nur als erstes Experiment zu bewerten, eine klare Gesetzmäßigkeit zwischen On/Off Kontrast, ANSI-Kontrast und tatsächlichem Inbild-Kontrast in realen (Kino-)Szenen ist hieraus sicherlich noch nicht abzuleiten. Man kann aber drei Zwischenergebnisse festhalten:

 

- ANSI-Kontrast ist nicht gleich InBild-Kontrast

Lange Zeit wurde die falsche Verallgemeinerung verbreitet, dass ein höherer ANSI-Kontrast automatisch eine größere Bildtiefe und mehr Plastizität bewirkt. Dies ist nur bedingt richtig: Zu Zeiten, wo die Projektoren "nur" einen On/Off Kontrast von unter 1500:1 ermöglichten, wirkte der Projektor mit dem höheren ANSI-Kontrast stets plastischer, zumindest in optimiert schwarzen Räumen. Doch mittlerweile sind, je nach Projektionstechnik, On / Off Kontraste von 3000:1 bis über 10000:1 möglich. Diese hohen Dynamikbereiche erlauben Projektoren, je nach Szene, einen sichtbar höheren Kontrast, auch wenn sie im ANSI-Kontrast nicht so stark sind. Obiges Beispiel zeigt aber auch, dass man keine allgemeingültigen Aussagen treffen kann, zu differenziert stellt sich jedes einzelne Realbild dar. Es gibt aber eine erste Tendenz:

 

- Dunkle Szenen favorisieren On / Off Kontrast

Dunkle Szenen mit besonders viel Schwarzanteil, subtiler Durchzeichnung und vereinzelten hellen Elementen kommen einem hohen On / Off Kontrast zu gute. Streulicht in der Optik spielt hier eine untergeordnete Rolle, der tatsächliche Schwarzwert und die dabei gleichzeitig mögliche Maximalhelligkeit sind wesentlich ausschlaggebender. Je höher hier der On / Off Kontrast, desto besser, ANSI spielt kaum eine Rolle, da hell und Dunkel sich nicht abwechseln.

 

- Hell / Dunkel -Muster favorisieren ANSI-Kontrast

Anders sieht es bei hellen Szenen mit gleichzeitig dunklen Bildpartien aus, und zwar wenn hell und dunkel nahe als Muster beieinander liegen. Beispiele wären dunkle Fenster in einer weißen Häuserwand, schwarze Autos auf hellen Straßen etc. etc. Überall da, wo sich kleine dunkle Elemente von einer hellen Fläche abheben, bietet der Projektor mit dem höheren ANSI-Kontrast einen stärkeren Hell-Dunkel-Übergang und arbeitet so die Bildtiefe stärker heraus. Diese Art von Bilder ist auch weitgehend unabhängig vom On / Off Kontrast, da hier maximal eh "nur" 800:1 erreicht wird.


Der ANSI Kontrast ist also kein Anhaltspunkt für die Bildplastizität allgemein, sondern vielmehr für die Fähigkeiten des Projektors, Hell -> Dunkel - Übergänge möglichst plastisch im Bild herauszuarbeiten. Mit anderen Worten: Wo immer ein dunkles Bildelement in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem hellen Bildelement liegt, bewirkt ein hoher ANSI-Kontrast mehr Plastizität. Doch in vielen Szenen ist dies nicht der Fall: Kinofilme sind meist voll von stimmungsvollen Szenen im Halbdunklen, hier wiederum kann der ANSI-Kontrast nicht viel bewirken, es entscheiden andere Faktoren (siehe Beispiele oben).

"ANSI-Kontrast als Anhaltspunkt für Hell->Dunkel Übergänge statt für Bildtiefe allgemein", wir verfolgen diesen Ansatz mit einem weiteren kleinen Experiment: Unser LCOS Projektor liefert mit 250:1 nur den halben ANSI-Kontrast seines DLP-Konkurrenten. Es gelingt ihm also nicht so ein scharf abgegrenzter Hell-Dunkel-Übergang, wie bei DLP. Wenn dem so ist, müsste man dies im Bild doch auch beobachten können?

 

3.1 LCOS, Technik mit "Halo" / Schweif

Nun ist unser Auge leider nicht das zuverlässigste Messinstrument, anders herum machen auch nur Messungen Sinn, die von unserem Auge auch im Bild nachvollzogen werden können. Als visuelles Testbild haben wir uns daher einen Bildinhalt ausgesucht, den jeder Heimkinofan kennt: Filmcredtis! Die Macher eines Films sind meist vor dem Film, spätestens aber im Abspann mit weißer Schrift auf schwarzem Grund aufgelistet. Sicher, nun wird der Leser sich sagen: "Viel Schwarz, wenig Weiß, eine Szene für On / Off Kontrast". Dies stimmt auch, ein Projektor mit hohem On / Off Kontrast erreicht strahlend weiße Schrift vor fast schwarzem Hintergrund. Doch wenn man bei einem LCOS Projektor genau hinsieht, wird man um die Schrift einen ganz subtil wahrnehmbaren Lichtschein wahrnehmen (Halo). Es gibt als einen wenige Zentimeter dicken Übergang von Weiß nach schwarz. Beim DLP-Projektor wiederum ist die Schrift ohne "Lichtschatten" klarer abgegrenzt vom Hintergrund, die Konturen sind schärfer.

Es zeigt sich also erneut: Der DLP-Projektor hat nicht unbedingt mehr Kontrast in der Szene, aber ihm gelingt ein schärferer Hell / Dunkel Übergang. Dazu haben wir noch einmal ein Mess-Experiment gemacht. Wie bereits erläutert, wird der ANSI-Kontrast mit Hilfe eine Schachbrett-Musters gemessen. Für unser Experiment messen wir in der Bildmitte einmal den Kontrast zwischen Weiß und Schwarz (modified ANSI).


Schachbrettkontrast: 250:1

Wie bereits erwähnt erreicht der LCOS Projektor "nur" 250:1. Tatsächlich, auch mit dem Auge kann man erkennen, dass das Schachbrett hier nicht so plastisch aussieht, wie bei dem DLP-Beamer mit mehr ANSI (500:1). Der höher On / Off Kontrast kann dem LCOS Beamer nicht helfen, warum? Das schwarze Messfeld in der Mitte ist von gleich vier weißen Feldern umringt. Es handelt sich hierbei also um einen besonders ausgeprägten Fall von Hell / Dunkel Übergängen. Durch den "Schweif" der LCOS-Technik erzeugen die vier weißen Felder um sich herum Streulicht, das in das schwarze Feld hineinleuchtet, der Schwarzwert und damit ANSI-Kontrast verringert sich.

Doch wenn unserer Theorie stimmt, dann hängt das Ergebnis nur von den Feldern in direkter Nachbarschaft ab, der restliche Bildinhalt ist für den Kontrast egal. Um dies zu überprüfen haben wir alle weiteren weißen Felder aus dem Bild gelöscht und lediglich die vier weißen Felder in der Nachbarschaft belassen.


Immernoch 250:1

Nun haben wir nicht mehr 50% Weiß im Bild sondern weitaus weniger. Das Messergebnis bestätigt aber unsere Theorie: Der LCOS Projektor erreicht wieder den selben Kontrast von 250:1 in der Bildmitte. Dies ergibt Sinn, denn der Schweif der benachbarten Felder hellt das mittlere schwarze Feld nach wie vor genauso auf, wie zuvor.

Doch wie wir bereits festgehalten haben, hat der Übergang nur eine gewisse Breite. Nach diesen Erkenntnissen muss der "InBild"-Kontrast auch bei dem LCOS Projektor deutlich höher ausfallen, wenn wir den "Schweif" verlassen, Wir haben dies probiert und tatsächlich: Schon wenige Zentimeter außerhalb der Übergangszone erreicht der Projektor einen Kontrast von über 800:1 innerhalb eines Bildes.


Kontrast in den Messpunkten: 800:1

 


4. Fazit

Auch das zweite Experiment bestätigt: Der ANSI-Kontrast umschreibt nicht die Bildtiefe allgemein, sondern die Plastizität von Hell-Dunkel Übergängen. Was kann man davon ableiten? Sicherlich sollte man die ANSI-Kontrast Messung nicht als einzigen Anhaltspunkt für die Plastizität eine Bildes heranziehen. Sie belegt aber einem Projektor eindeutig, wie stark er Hell / Dunkel Übergänge herausarbeiten kann. Je höher der ANSI-Kontrast, desto schneller der Helligkeitsabfall an starken Kontrastübergängen, desto schärfer die Kanten. Dies wirft ein völlig neues Licht auf die Techniken: Oft wird die DLP-Technologie als schärfer empfunden, LCOS mehr als "filmlike". Einer der Gründe ist sicherlich die Pixelstruktur und Füllrate, die bei LCOS noch besser ausfällt und somit keinerlei "künstliche" Schärfe mehr dazu schummelt. Viele Heimkinofans konnten sich das Phänomen aber dennoch nicht erklären, denn schließlich sind beim LCOS Projektor die Pixel aus nächster Nähe auch scharf voneinander abgegrenzt.

Es zeichnet sich also ab, dass der "Halo"-Übergang mit der daraus resultierenden Aufhellung an starken Kontrastübergängen einen wesentlich größeren Einfluss auf die subjektive Bildschärfe nimmt, als auf die Bildplastizität. Es gelingt dem DLP-Projektor mit dem höheren ANSI-Kontrast, kleine Bilddetails mit starken Kontrasten plastischer herauszuarbeiten, als dem LCOS Projektor, das Bild wirkt schärfer und teilweise (je nach Bildkomposition) plastischer.

Auf der anderen Seite gewinnt der Projektor mit hohem On / Off Kontrast in vielen Szenen, was die Bildtiefe angeht. Man bemerke, dass unser LCOS Beispiel auf 4000:1 begrenzt war, während der aktuelle D-ILA HD1 sage und schreibe 15000:1 auf die Leinwand bringt. Mit solch einem Kontrastwunder sind noch wesentlich eklatantere Unterschiede im In-Bild Kontrast zu erwarten, wir werden daher obiges Experiment mit einem HD1 noch einmal wiederholen und veröffentlichen. Gerade dunkle und halbdunkle Szenen sind in Spielfilmen sehr häufig, so dass dies ein großes Plus für einen hohen On / Off gegenüber ANSI ist.

 

Was ist nun besser, ANSI oder On / Off? Mit obigen Experimenten haben wir die Stärken und Schwächen beider Aspekte erläutert. Als Ergebnis ist klar, was niemanden überrascht: Je höher jeder der beiden Kontrasteigenschaften, desto besser. Ideal wäre also ein Projektor mit einem ANSI Kontrast jenseits der 500:1 und einem On / Off Kontrast jenseits der 10,000:1. Doch wie so oft, die eierlegende Wollmilchsau gibt es (noch) nicht.

Man muss als eine persönliche Gewichtung der Kompromisse vornehmen. Überraschend ist dabei: Der Projektor mit niedrigerem ANSI Kontrast kann in vielen Szenen dennoch mehr Bildtiefe bieten, während der Projektor mit höherem ANSI in hellen Szenen und bei harten Kontrastübergängen punktet.

Und so entscheiden wieder einmal persönlicher Geschmack, Einsatzzweck und Einsatzgebiet, welche Technik die "bessere" ist... Auf zum Fachhändler in Ihrer Nähe!!!

 

Anmerkung:
Alle Beobachtungen in diesem Special beziehen sich auf einen optimiert schwarzen Raum ohne Streulichtprobleme. Tatsächlich erhält man in normalen Wohnzimmern mit hellen Wänden wieder ganz andere Ergebnisse, man sieht die Komplexität des Themas, dem wir uns in weiteren Specials annehmen werden. In Bälde folgt daher ein Special zum On / Off Wunder JVC DLA-HD1, in dessen Rahmen wir gerade erwähnte Raum-Streulichtaspekte mit berücksichtigen werden.

 

18. März, 2007, Cine4Home

 

 

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