Das war der große Kalibrier-Workshop
in Uhingen / Stuttgart

Lehrreicher Marathon mit teilweise überraschenden Ergebnissen…

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Im Juni 2014 war es wieder soweit: Zusammen mit dem Heimkinopartner Alex Ried luden wir zum dritten gemeinsamen Beamer-Kalibrierworkshop in Uhingen bei Stuttgart ein. Dabei konnte jeder sein eigenes Gerät mitbringen und gemeinsam mit uns und den anderen Teilnehmern live & in Echtzeit kalibrieren.



Vor der Arbeit einen Kaffee…


Und wie jedes Jahr gab es eine rege Teilnahme, die maximale Teilnehmerzahl von 12 Personen wurde schnell erreicht und so war ein langer Kalibriertag vorprogrammiert. Was uns besonders freut: Diverse Teilnehmer waren "Wiederholungstäter" und kamen zum zweiten oder dritten Mal, weil ihnen die schon die letzten Workshops viel Spaß gemacht haben und sie vom Kalibrier-Ergebnis überzeugt waren.



Der jüngste und netteste Teilnehmer…


Morgens um 10:00 ging es bereits los, denn wir hatten viel vor: Rund zehn Projektoren warteten im Empfangsraum des Heimkinopartners Stuttgart auf ihren Einsatz. Um den Workshop etwas lockerer zu gestalten verzichteten wir diesmal auf den theoretischen Powerpoint-Vortrag vorab und begaben uns direkt ans Kalibrier-Werk, bei dem wir gleichzeitig die notwendigen Grundlagen vermittelten.



Die meisten Kalibrierkandidaten waren die üblichen Verdächtigen, sprich die derzeit erfolgreichsten Heimkinobeamer von Epson, Sony und JVC. Das passte gut, denn mit diesen Modellen haben wir die meiste Erfahrung und kennen sie aus dem „Effeff“ (dachten wir zumindest).



Zunächst galt es, das Kalibrierequipment aufzubauen: Für den mobilen Einsatz und auch die Kalibrierung daheim empfehlen wir als Sensor den „i1 Pro“ aus dem Hause X-Rite (früher Gretag McBeth). Hierbei handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Tristimulus Sensor (der je nach Lichtquelle ungenaue Ergebnisse liefert), sondern um ein Spektroradiometer, das stets das gesamte Farbspektrum erfasst und so sehr genaue und konstante Ergebnisse in Sachen Farbanalyse liefert. Einzige Voraussetzung: Der Sensor muss genügend Licht erhalten, für Kontrastmessungen ist er daher nicht geeignet.



Gemessen haben wir reflektiv von der Leinwand, nachdem wir uns von deren Farbneutralität überzeugt hatten (Vergleichsmessung zum Lichtweg). Schon gute Mittelklasse-Leinwände reflektieren das Licht nahezu vollständig, ohne Farbspektralanteile zu absorbieren (und somit Helligkeit zu schlucken), insofern fallen Abweichungen in dieser Domäne nicht ins Gewicht. Sollte umgekehrt eine Leinwand die Farben des Beamers tatsächlich sichtbar verfälschen (und so auch gravierend Helligkeit kosten), so ist man mit dem Neukauf einer Leinwand besser beraten, als dieselbe Summe in eine teure Vor-Ort-Kalibrierung zu stecken.



Als Software kam das bekannte „Calman“ zum Einsatz. Zwar ist das Programm wenig intuitiv und auch auf modernen Notebooks nicht selten träge, dafür aber sehr differenziert zu konfigurieren und anschaulich in den Messgraphen. Ergänzend verwenden wir auch immernoch den Klassiker Colorfacts, der auch Jahre nach der Abkündigung individuelle Vorteile gerade für LowLight Messungen bietet.



In den Pausen gab es immer viel Zeit zum Fachsimpeln…


Auf zu den Beamern: Viele Geräte hatten schon über 1000 Stunden auf der Uhr, so dass es auch immer wieder spannend und interessant ist, die Lampen-Alterung in Sachen Helligkeit und Farbgenauigkeit zu ermitteln und zu bewerten. Die Ergebnisse wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:


Wenig Mühe hatten wir mit den Geräten von JVC, die durch X30, X500 und X75 vertreten waren. Die beiden größeren Modelle verfügen neben den obligatorischen RGB-Reglern für die Farbtemperatur auch über detaillierte Gamma-Optionen und ein komplettes Color-Management.



Einen gewaltigen Farbdrift zeigte keines der Geräte, so dass Farbtemperatur und Farbraum sich zügig kalibrieren ließen, sobald das richtige Preset gefunden wurde. Hier kam „Bühne“ der Norm vorab am nächsten, denn „Standard“ und „Custom“ zeigte ein leicht zu blasses Grün. Dies ist keine Seltenheit, so dass die Nutzer sich hier keine Sorgen über eine eventuelle Alterung ihrer Beamer machen mussten.

Das Modell X30 verfügt bekanntermaßen über kein offizielles ColorManagement, aber sein informierter Eigner wollte uns nicht mit der halben Arbeit davon kommen lassen: Gemeinsam erkundeten wir die etwas kryptsichen Parameter des im Service Menü versteckten „Color Managements light“. Und tatsächlich gelang es uns nach ca. 45 Minuten Einarbeitungszeit den Farbraum des X35 auf die Videonorm zu eichen. Schade, dass JVC dieses Modell mittlerweile nicht mehr herstellt, es gibt kaum ein besseres im Preis-Leistungsverhältnis.



Auch die mitgebrachten Epson TW9100 ließen sich dank ihrer leistungsfähigen Einstelloptionen sehr gut auf die HD-Norm kalibrieren. Ein leichter Drift der Primärfarben war im Farbsegel zu verzeichnen, konnte per ColorManagement aber korrigiert werden. Lediglich ein Gerät machte ein wenig Probleme mit einem zu flachen Gamma, die Korrektur per Equalizer war recht mühselig. Erfreulich war der geringe Lichtverlust, auch nach mehrern hundert Stunden bieten die Epsons noch richtig „Lightpower“.



Epson Light-Power? Nur mit Filter optimal…


Für optimale Ergebnisse ist aber der Einsatz des LPE-Filters unerlässlich, weshalb wir auch diesen im enstprechenden Setup berücksichtigten.

Wenn man mit einem hellen Beamer wie dem Epson 9100er unter nicht optimalen Wohnzimmerbedingungen (helle Wände) ein besonders plastisches Bild projizieren möchte, ist mit einer kontrastverbessernden Leinwand gut beraten: Durch eine graue Grundfärbung mit ausgleichender Gainbeschichtung filtern sie störendes Streulicht aus dem Bild, ohne starke Lichteinbußen zu provozieren.



Wohnzimmeroptimierte Leinwand:
Draper React 2.1


Einer der Teilnehmer ließ seinen Epson-Beamer direkt auf einen Vertreter diese Gattung, „Draper React 2.1“, kalibrieren. Dies erwies sich als unkompliziert, denn der React-Screen ist überraschend farbneutral, was bei Gain-Leinwänden sonst nicht die Regel darstellt.



Sony VPL-HW50:
Machte es uns diesmal nicht leicht…


Vor der „Kalibrier-Session“ freuten wir uns auch besonders auf die mitgebrachten Sony Modelle HW50, wissen wir doch aus Erfahrung, dass sie sich besonders leicht und effektiv kalibrieren lassen, zumindest wenn neu. So war es auch stets in den Workshops der vergangenen Jahre.

Doch diesmal bemerkten wir einen deutlichen Unterschied nach 1000 Stunden Betriebszeit, der eine Kalibrierung massiv erschwerte. Diesbezüglich haben wir Kontakt mit Sony aufgenommen und werden ausführlich und detailliert berichten, sobald wir genaue Informationen haben. Die Sonys haben diesmal am meisten Zeit gekostet…



Auch ein Vertreter der Einsteigerklasse war mit dabei: Viewsonic 7820, von uns mit externem Filter speziell optimiert. Wer jetzt hochnäsig schmunzelt, dem sei gesagt: Auch die Einstiegsprojektoren zeigen von Generation zu Generation mehr und genauere Einstellmöglichkeiten und manche Modelle stehen den bekannten Heimkinomodellen in dieser Hinsicht mehr in Nichts nach!



Pause und isotonische Erfrischung kann nicht schaden…


Jeder der Teilnehmer erkannte im Laufe des Nachmittags, dass eine Projektorkalibrierung nicht nur aus dem schnellen Eingeben von ein paar Standardparametern besteht, sondern jedes Gerät individuell analysiert und korrigiert werden muss. Und nicht selten gilt es spezielle Hürden zu überwinden, was nur mit entsprechender Erfahrung und Kenntnis über die Modell-Besonderheiten gelingt.


So vergingen die Stunden und eh wir uns versahen, war es bereits Mitternacht, eine 14 Stunden Schicht näherte sich dem Ende. Doch es war so abwechslungsreich und kurzweilig, dass alle interessierte Teilnehmer ohne Ermüdungserscheinungen mit uns durchhielten…



Danke an das interessierte und ausdauernde Publikum…


Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Teilnehmern und bei Alexander Ried / Heimkinopartner Stuttgart. Wie jedes Jahr hat es sehr großen Spaß gemacht, uns mit engagierten Heimkinofans persönlich auszutauschen und das Thema Kalibrierung näher zu bringen. Und wie jedes Jahr lernten auch wir dazu und konnten Beamer-Langzeitergebnisse messen, die wir in kommende Tests kritisch mit einfließen lassen werden…



Viele Grüße und bis zum nächsten Mal beim Heimkinopartner Stuttgart / Uhingen, garantiert!

 

Heimkinopartner Stuttgart+Ulm
Inhaber Alexander Ried
Ulmerstraße 19
73066 Uhingen
Tel.: 07161 – 3543991

 

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